Freitag 29. März 2024

Jesuitenorden nahm Abschied von Steyr

Mit 31. August 2019 endete das jahrhundertelange Wirken der Gesellschaft Jesu in Steyr. Am 18. September verabschiedeten sich die Jesuiten von den Menschen in Steyr bei einem Dankgottesdienst in der Marienkirche und einem Festakt im Dominikanerhaus.

Die Präsenz der Jesuiten in Steyr erstreckt sich über zwei lange Zeiträume: 1631 eröffnete der Orden eine erste Niederlassung in Steyr. In den folgenden Jahrzehnten führten die Jesuiten vor allem eine Schule für etwa 200 Schüler. Diese Phase endete mit der Aufhebung des Ordens 1773. Die damalige Jesuitenkirche ist heute die Pfarrkirche St. Michael, das damalige Ordensgebäude ist ein Gymnasium. 1814 wurde der Jesuitenorden vom Papst wiedererrichtet. Nach der Aufhebung des Dominikanerklosters in Steyr bot Bischof Franz Josef Rudigier von Linz im Jahr 1865 den Jesuiten die Marienkirche an. Für ein halbes Jahrhundert lang diente Steyr dann vorwiegend als Haus für jene Jesuiten, die in den Volksmissionen tätig waren. 1911 wurden die Volksmissionare auf verschiedene Kommunitäten aufgeteilt. In Steyr blieben vier Patres, die sich um die Seelsorge in der Stadt und um die Marianischen Kongregationen kümmerten.

 

Nach dem plötzlichen Tod von P. Paul Mühlberger am 18. Dezember vorigen Jahres stellte sich für den Orden die Frage, wie die Seelsorge an der Marienkirche in Steyr von den Jesuiten aufrechterhalten werden könnte. Nach vielen Überlegungen, Beratungen und Gesprächen zeigte sich, dass die personelle Situation der Ordensgemeinschaft einen weiteren Verbleib in Steyr unmöglich machte. So wurde von P. Provinzial Dr. Bernhard Bürgler SJ die Entscheidung getroffen, den seelsorglichen Einsatz der Jesuiten an der Marienkirche zu beenden und die Kommunität in Steyr aufzulösen. Zuletzt waren P. Josef A. Pilz und P. Erich Drögsler in Steyr tätig.

 

Marienkirche in Steyr
Marienkirche in Steyr

© SJ-Bild/Christian Bargehr

 

In den letzten Jahrzehnten wirkten in Steyr P. Erich Drögsler, P. Vitus Geisler, P. Hans Grasböck, P. Konstantin Haasler, P. Edmund Karlinger, P. Emil Kettner, P. Franc Kramberger, P. Karl Länger, P. Friedrich Matter, P. Paul Mühlberger, P. Anton Müller, P. Josef Pilz, P. Vladimir Šatura, P. Heinz Urban, P. Ewald Vonblon, P. Ferdinand Weiß, P. Albert Wimmer und P. Bruno Zerlauth.

 

 

Den Seelen helfen und Menschen aufbauen

 

Bei einem Dankgottesdienst in der Marienkirche am 18. September 2019, den zahlreiche Menschen aus Steyr und der Umgebung mitfeierten, wurde das lange Wirken der Jesuiten in Steyr gewürdigt. Mit den Gläubigen feierten Bischof Dr. Manfred Scheuer, Bischof em. Dr. Maximilian Aichern OSB, der Provinzial der Jesuiten in Österreich P. Dr. Bernhard Bürgler SJ, der Superior der Linzer Jesuitengemeinschaft P. Dr. Peter Gangl SJ, der Steyrer Stadtpfarrer Mag. Nikola Prskalo, der Bürgermeister von Steyr Gerald Hackl, Jesuiten aus allen Kommunitäten in Österreich und zahlreiche SeelsorgerInnen aus dem Raum Steyr.

 

Dankgottesdienst in der Steyrer Marienkirche mit Bischof Manfred Scheuer und Bischof em. Maximilian Aichern anlässlich des Abschieds der Jesuiten aus Steyr.
Dankgottesdienst in der Steyrer Marienkirche mit Bischof Manfred Scheuer und Bischof em. Maximilian Aichern anlässlich des Abschieds der Jesuiten aus Steyr.
Dankgottesdienst in der Steyrer Marienkirche mit Bischof Manfred Scheuer und Bischof em. Maximilian Aichern anlässlich des Abschieds der Jesuiten aus Steyr.
V. l.: Superior P. Peter Gangl SJ, Stadtpfarrer Nikola Prskalo, Bischof em. Maximilian Aichern, Bischof Manfred Scheuer, P. Josef A. Pilz SJ, P. Erich Drögsler SJ, Provinzial P. Bernhard Bürgler SJ.

© SJ-Bild/Christian Bargehr

 

Bischof Dr. Manfred Scheuer betonte in seiner Predigt, Wirklichkeitsverweigerung und Weltflucht sei den Jesuiten von jeher fremd. Ihr Anspruch, Gott in allen Dingen zu finden und seine Gegenwart mit allen Sinnen zu suchen, mache deutlich, dass der Glaube „sinnen- und lebensfreundlich“ sei, so Scheuer. Angefangen mit ihrem Gründer Ignatius von Loyola seien die Jesuiten stets bereit gewesen, Neuland unter die Füße zu nehmen, wie der Bischof unterstrich: „An ihren Wirkungsstätten gingen Jesuiten in die Gefängnisse, sie atmeten den Geruch der Pestkranken ein. Ignatius wollte ‚den Seelen helfen‘ und das Volk auferbauen als einer, der die Zeichen der Zeit erspürt hat. Und die Jesuiten gingen an die existentiellen und geografischen Grenzen.“ Heute werde der Jesuit Jorge Bergoglio, Papst Franziskus, nicht müde, das Profil einer missionarischen Kirche zu zeichnen und zu leben: Die Kirche müsse sich an die Grenzen menschlicher Existenz vorwagen. Den Seelen helfen, Menschen aufbauen und ihnen zur personalen Begegnung mit dem lebendigen Gott verhelfen: das sei das Anliegen der Jesuiten durch den Dienst an der ureigenen Berufung, an der Freiheit und an der Sendung eines jeden Einzelnen, erinnerte Scheuer. Der Diözesanbischof dankte den Jesuiten herzlich für ihren segensreichen seelsorglichen Dienst in Steyr.

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Bischof Manfred Scheuer bei seiner Predigt.

Bischof Manfred Scheuer. © SJ-Bild/Christian Bargehr

 

Abschied in Dankbarkeit und hoffnungsvoller Blick nach vorn

 

Beim anschließenden Festakt im Dominikanerhaus schilderte der Provinzial der Jesuiten in Österreich P. Dr. Bernhard Bürgler SJ, wie schwer es ihm gefallen sei, die Entscheidung über die Beendigung des seelsorglichen Dienstes der Jesuiten in Steyr zu treffen. „Das war und ist schmerzlich – für uns Jesuiten, für die Verantwortlichen der Diözese, vor allem aber für viele Menschen, die sich mit der Marienkirche verbunden fühlen.“ Der Abschied von Steyr führe den Nachwuchsmangel der Orden mit schmerzlichen pastoralen und strukturellen Konsequenzen in Diözesen und Gemeinden ernüchternd vor Augen, so der Provinzial. Es gelte, den Sprung ins Ungewohnte zu wagen, Neues zu entwickeln und zu gestalten. „Vielleicht wohnt nicht nur jedem Anfang ein Zauber inne, sondern auch einem Ende – das ist meine Hoffnung. Darauf lässt uns auch unser Ordensgründer, der hl. Ignatius von Loyola, im Vertrauen auf Gott immer bauen“, betonte P. Bürgler. Der Provinzial dankte allen Menschen, die die vielfältigen Angebote der Jesuiten an der Marienkirche – Gottesdienste, Beichtgelegenheit, Vorträge, geistliche Begleitung, Lebensberatung, Jugendarbeit – geschätzt und genutzt haben. Auch allen Verantwortlichen in Stadt, Pfarre, Diözese, haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und WohltäterInnen sprach P. Bürgler Dank für die Unterstützung aus. Besonders dankte er auch seinen Mitbrüdern P. Josef Pilz und P. Erich Drögsler, die bis zuletzt in Steyr wirkten und „die dieser Abschied besonders getroffen hat“. Sie hätten viel zu einem guten Übergang beigetragen, so der Provinzial. Sein Wunsch für die Zukunft: dass die Marienkirche weiterhin „ein Ort ist, wo die Gegenwart Gottes spürbar ist, seine kräftigende, heilende, lebenspendende, versöhnende Nähe“. Abschließend bat er: „Behalten Sie uns Jesuiten in guter Erinnerung, bleiben Sie uns verbunden, nicht zuletzt mit den und durch die Jesuiten in der Ignatiuskirche/Alter Dom in Linz.“

 

Provinzial P. Bernhard Bürgler SJ

Provinzial P. Bernhard Bürgler SJ. © SJ-Bild/Christian Bargehr

 

Deren Superior P. Dr. Peter Gangl SJ gab einen Überblick über die wechselvolle Geschichte der Jesuiten in Steyr. Es sei ein Blick zurück „in großer Dankbarkeit“ für das seelsorgliche Wirken der Mitbrüder in Steyr und für jede Unterstützung durch die Menschen in Steyr, so P. Gangl. Er könne sich vorstellen, dass der Abschied der Jesuiten von der Marienkirche für nicht wenige Menschen schmerzlich sei. P. Gangls Wunsch für die Gläubigen in Steyr: „Dass die Kirche auch nach dem Weggang der Jesuiten weiterhin besondere Bedeutung im Rahmen der Seelsorge in der Stadt Steyr und deren Umgebung hat.“

 

Superior P. Peter Gangl SJ

Superior P. Peter Gangl SJ. © SJ-Bild/Christian Bargehr

 

Abschließend skizzierte der Steyrer Stadtpfarrer Mag. Nikola Prskalo die Zukunft der Seelsorge in der Marienkirche. Auch wenn der Anlass der Feier mit der Verabschiedung der Jesuiten ein trauriger sei, bleibe der Grundanlass doch „die Freude und das Leben, das die Patres in den vergangenen Jahren verkündet und bezeugt haben – Freude und Leben, das zählt und bleibt als Ernte dessen, was ihr gesät habt“. Auch in Zukunft sei der Auftrag der ChristInnen und SeelsorgerInnen ein prophetischer: weiterhin Leben, Freude und Hoffnung zu verkündigen und zu bezeugen, so Prskalo. Der Stadtpfarrer von Steyr dankte den Patres der Jesuiten für ihr Wirken und wünschte ihnen für die Zukunft Gottes Segen.

 

Stadtpfarrer Nikola Prskalo

Stadtpfarrer Nikola Prskalo. © SJ-Bild/Christian Bargehr

 

Details zur Geschichte der Jesuiten in Steyr

Jesuiten am Alten Dom / Ignatiuskirche Linz

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