Donnerstag 28. März 2024

Schönborn: Machtverlust der Kirchen ist Chance für Ökumene

Der Machtverlust der christlichen Kirchen ist eine Chance für die Ökumene und ermutigt auf neue Weise zum Zeugnis für die Kraft des Evangeliums, so Kardinal Christoph Schönborn beim traditionellen Ökumenischen Empfang in Wien.

Mit diesem Befund hat Kardinal Christoph Schönborn am Abend des 29. Jänner 2019 beim traditionellen Ökumenischen Empfang anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen aufhorchen lassen. Dankbar könnten die verschiedenen christlichen Kirchen heute feststellen, dass sie friedlich miteinander leben können. Dies sei im Rückblick keine Selbstverständlichkeit, zumal "jede Kirche von anderen Kirchen in der Vergangenheit verfolgt wurde und selbst verfolgt hat". Im Hintergrund sei dabei meist eine weltliche Macht gestanden, die Christen für politische Zwecke missbraucht habe, so Schönborn vor den Spitzen der Ökumene im Wiener Erzbischöflichen Palais.

 

Eine "Marginalisierung der Kirchen, die oft weh tut", habe diese "an den Rand gerückt", so der Wiener Erzbischof, der darin aber auch einen tieferen Sinn erkannte. So seien die "Kirchen jetzt näher dort, wo der Herr selbst war: am Rand". So habe sich Jesus am Beginn seines öffentlichen Wirkens bei der Taufe am Jordan bewusst unter Sünder eingereiht. Für die Kirchen könne der Machtverlust daher auch als eine "gnadenhafte Zeit" begriffen werden, denn: "Das Zeugnis des Evangeliums bekommt aus dieser Machtlosigkeit sein volle Kraft." Im Blick auf das Miteinander der Kirchen erinnerte der Kardinal an ein Wort von Papst Benedikt XVI. beim "Schülerkreistreffen" 2012 in Castel Gandolfo, der damals resümierte: "Im Grunde geht es bei der Ökumene darum, dass wir aufeinander hören und voneinander lernen, was es heißt, heute Christ zu sein."

 

Kardinal Christoph Schönborn lud zum Ökumenischen Empfang 2019 ins Erzbischöfliche Palais in Wien.

Kardinal Christoph Schönborn lud zum  traditionellen Ökumenischen Empfang ins Erzbischöfliche Palais in Wien. © Kathpress / Paul Wuthe

 

 

Erinnerung an Kardinal Innitzer

 

Beim Ökumenischen Empfang erinnerte der Wiener Erzbischof an eine nach wie vor wenig bekannte Initiative von Kardinal Theodor Innitzer, die 1933 weltweite Beachtung fand. Dieser hatte am 16. Oktober 1933 im Erzbischöflichen Palais das "Interkonfessionelle und Internationale Hilfskomitee für die Hungergebiete in der Sowjetunion" gegründet. Es war eine konkrete Aktion und in ihrer Weise einzigartig, um den Millionen vom Hungertod bedrohten Menschen in der Ukraine zu helfen. Ursache für den sogenannten "Holodomor" war eine Politik auf Befehl Stalins, die bewusst eine Hungerkatastrophe mit Millionen Toten herbeiführte. Die Reaktion Kardinal Innitzers mache ihn heute zu einem "Vorbild an Solidarität und Wachsamkeit", hielt Schönborn fest.

 

Über die Auswertung der Archive zum damaligen Wirken Innitzers berichtete der Generalvikar für die griechisch-katholischen Gläubigen in Österreich, Yiriy Kolasa. Bemerkenswert sei gewesen, dass Kardinal Innitzer zur Gründung der Hilfsaktion ökumenisch vorging und Repräsentanten der evangelischen, der orthodoxen, der griechisch-katholischen und der armenisch-katholischen Kirche versammelt hatte. Darüber hinaus war auch die Israelitische Kultusgemeinde durch ihren Oberrabbiner eingebunden. Diese Aktion mache deutlich: "Die gemeinsame Stimme der Ökumene kann das Schicksal von Millionen wenden", so Kolasa.

 

 

Vorstellung neuer Akteure in der Ökumene

 

Der Ökumenische Empfang bot darüber hinaus die Möglichkeit, neue Akteure und wichtige Initiativen in der Ökumene vorzustellen. Diese Gelegenheit nutzte der am vergangenen Sonntag in sein Amt offiziell eingeführte evangelische Superintendent für Wien, Matthias Geist. Aus seiner bisherigen Tätigkeit in der Gefangenenseelsorge wisse er um die gute ökumenische Zusammenarbeit in diesem Bereich. Es gelte als Kirche Menschen neu anzusprechen, "vor allem, die, die sich schon aus der Kirche verabschiedet haben", so Geist.

 

Für Alfons Kloss, den ehemaligen Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl, war der Ökumenische Empfang eine Premiere in seiner neuen Aufgabe als Präsident der Stiftung "Pro Oriente". "Wir wollen eine unabhängige Plattform bleiben für den inoffizielle und somit vertrauensvollen ökumenischen Dialog", bekräftigte Kloss die Aufgabe der Stiftung, die 1964 von Kardinal Franz König gegründet wurde. "Pro Oriente" habe seither theologisch auf dem Gebiet der Ökumene viel erreicht. Damit das Erreichte nicht vergessen werde, wolle man gezielt junge Theologinnen und Theologen fördern, die in der ökumenischen Forschung aktiv sind. 

 

Den 1887 gegründeten "Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen" stellte deren Vorsitzende, Brigitte Zinnburg, vor und bezeichnete ihn als "älteste ökumenische Basisbewegung". Er wird immer an jedem ersten Freitag im März in mehr als 170 Ländern begangen. Heute ist das der 1. März und rund 340 Gemeinden in Österreich beteiligen sich daran. Im Zentrum des diesjährigen Weltgebetstags steht Slowenien, von wo auch die liturgischen Gestaltungsvorschläge stammen. Mit dem ökumenischen Gottesdienst verbunden ist auch immer eine Sammlung für Projekt im jeweiligen Schwerpunktland. Im nächsten Jahr steht Simbabwe im Zentrum, und erstmals wird es zum "Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen" eine Feier am 6. März 2020 im Wiener Stephansdom geben, kündigte Zinnburg an.

 

"Meilensteine" auf dem "Weg der Versöhnung", präsentierte die gleichnamige ökumenische Basisinitiative in Form eines Buches am Ende der ökumenischen Begegnung. Der Wiener Diakon und Mitbegründer vom "Weg der Versöhnung", Johannes Fichtenbauer, erinnerte daran, dass diese Initiative vor 30 Jahre als eine Art "ökumenischer Stammtisch" von katholischen, evangelischen und freikirchlichen Christen aus dem Bereich der Erneuerungsbewegungen gegründet wurde. 1998 wurde daraus ein Verein, der sich für ein versöhntes Miteinander der Kirchen einsetzt. Das jetzt erschienene Buch wolle einige "Meilensteine" "zeugnishaft und narrativ" aufzeigen, so Fichtenbauer, der in diesem Zusammenhang auf die Aufarbeitung der Täufergeschichte in Österreich verwies. Konkrete öffentliche Aktionen waren u. a. der zweimal durchgeführte "Marsch für Jesus" oder der 2015 in Linz stattgefunden "Christustag".

 

 

Orthodoxe Vesper

 

Vor dem Ökumenischen Empfang wurde eine orthodoxe Vesper in der griechisch-orthodoxen Kathedrale in der Wiener Innenstadt gefeiert. Eingeladen hatte dazu der griechisch-orthodoxe Erzbischof, Metropolit Arsenios (Kardamakis). Unter den zahlreichen Mitfeiernden waren u. a. Kardinal Schönborn und Weihbischof Franz Scharl. Weiters nahmen daran teil der evangelische Bischof Michael Bünker, der reformierte Landessuperintendent und derzeitige Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Thomas Hennefeld, sowie der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin.

 

Gebet wurde die Vesper zu Ehren der "drei Hierarchen": Basilius der Große, Gregor der Theologe und Johannes Chrysostomos. Allen drei gemeinsam sei der Kampf gegen die Individualisierung des Denkens, aber auch der Einsatz für Soziales gewesen. Sie schufen eine bis heute fruchtbare Synthese aus christlichem Glauben und altgriechischer Philosophie, so Metropolit Arsenios.

 

Kathpress

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