Bischöfliche Garten-Gespräche

So mancher Gast äußerte die Vermutung nach einem besonderen „Draht nach oben“, hätte doch das Wetter an diesem Abend schöner nicht sein können. Bischof Scheuer meinte launig, diesbezüglich sei sein Einfluss gering – und er sei froh darüber, weil dann auch die Verantwortung für das schlechte Wetter bei ihm läge. Bei wolkenlosem Himmel und sommerlichen Temperaturen begrüßte Bischof Manfred Scheuer VertreterInnen der oö. Medienlandschaft in seinem Garten. Immer wieder öffnet er diese grüne Oase für Gäste. So waren etwa am Vorabend des Medienempfangs obdachlose Menschen in den Garten des Bischofshofs eingeladen, und auch beim Herrenstraßenfest am 22. Juni wird der Bischof Interessierte durch das blühende Paradies führen.
Der Abend mit den MedienvertreterInnen war ein Dankeschön für die mediale Begleitung der Katholischen Kirche in Oberösterreich und bot den JournalistInnen, die zahlreich erschienen waren, die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre mit Bischof Scheuer und VertreterInnen der Diözesanleitung ins Gespräch zu kommen. Gekommen waren Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, die Bischofsvikare Mag. Maximilian Mittendorfer, Dr. Johann Hintermaier und Wilhelm Vieböck, der geschäftsführende Vorsitzende des Pastoralrats Mag. Wolfgang Froschauer, Finanzdirektor Mag. Reinhold Prinz, Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer, MAS, die Direktorin von Pastorale Berufe Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger PMM, Schulamts-Direktor Mag. Franz Asanger, Ordinariatskanzler Mag. Johann Hainzl, der Leiter der Abteilung Priester Dr. Martin Füreder, Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser, der Sprecher der Diakone Herbert Mitterlehner, der Präsident der Katholischen Aktion (KA) OÖ Dr. Bert Brandstetter und KA-Generalsekretär Dipl.-Päd. Bernhard Rudinger.
„Hüter der Nachrichten und Werkzeuge des Friedens“
Am Beginn des Abends richtete Bischof Manfred Scheuer das Wort an die etwa 70 Gäste. In seiner Ansprache nahm der Diözesanbischof auf die Botschaft zum Sonntag der sozialen Kommunikationsmittel (24.1.2018) von Papst Franziskus Bezug, in der dieser die „Fake News“ thematisiert hatte. Die Botschaft wolle einen Beitrag leisten, „der Verbreitung von Falschmeldungen zuvorzukommen und den Wert des Journalistenberufes neu zu entdecken“, zitierte Scheuer den Papst. Papst Franziskus definiere Fake News als „die im Internet oder in den traditionellen Medien verbreitete Desinformation: gegenstandslose Nachrichten also, die sich auf inexistente oder verzerrte Daten stützen und darauf abzielen, den Adressaten zu täuschen, wenn nicht gar zu manipulieren“. Indem sie sich Stereotype und Vorurteile zunutze machten, die in einem bestimmten sozialen Gefüge vorherrschten, sei es ihnen ein Leichtes, die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen auf sich zu lenken und Gefühle anzusprechen, die schnell und unmittelbar ausgelöst werden könnten: Angst, Verachtung, Wut und Frustration. Die Verbreitung solcher Meldungen erfolge durch manipulative Nutzung der sozialen Netzwerke und dank deren spezifischer Funktionsweise. Scheuer zitierte Papst Franziskus: „So erhalten auch Inhalte, die eigentlich jeder Grundlage entbehren, eine so große Sichtbarkeit, dass der Schaden selbst dann nur schwer eingedämmt werden kann, wenn von maßgeblicher Seite eine Richtigstellung erfolgt.“
Jeder und jede Einzelne sei aufgerufen, Fake News entgegenzutreten und „durch sorgfältiges Abwägen Tatsachen von Unwahrheiten zu trennen“, meinte Scheuer. Die Wahrheit von Aussagen erkenne man nach Papst Franziskus „an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen“.
Der Bischof hob mit dem Papst den Berufsstand der JournalistInnen als „Hüter der Nachrichten“ hervor, die Sprache verantwortungsvoll gebrauchen sollten. Ihre Mission sei es, „trotz der Kurzlebigkeit der Nachrichten und im Strudel der Sensationspresse“ nicht zu vergessen, dass im Zentrum der Nachricht immer konkrete Menschen stünden – und nicht, wie schnell eine Nachricht verbreitet werde und welche Wirkung sie auf das Publikum habe. Bischof Scheuer: „Informieren hat mit ‚formen‘ zu tun, es betrifft das Leben der Menschen: Es kann etwas kaputtgemacht oder aufgebaut werden.“
Der Diözesanbischof zu den Medienschaffenden: „Sie sind AgentInnen des Friedens und des Konflikts.“ Mit Papst Franziskus lud Bischof Scheuer zu einem „Journalismus des Friedens“ ein. Gemeint sei damit ein Journalismus, „der sich nicht verstellt; der der Unwahrheit, der Effekthascherei und dem prahlerischen Reden den Kampf ansagt; ein Journalismus, der von Menschen und für Menschen gemacht ist und der allen Menschen zugutekommt – vor allem jenen, die keine Stimme haben.“
© Diözese Linz/Appenzeller
In Anlehnung an einen Songtext des deutschen Liedermachers Hans Söllner („Hey, liaba Gott, i mecht di heid amal a bissal loben, i mecht di preisen, mecht dankschön sogn zu dir“) dankte Bischof Manfred Scheuer den JournalistInnen für ihre Arbeit. Der Bischof mit einem Augenzwinkern: „Im Tiroler Oberland habe ich gelernt: ‚Net gschimpft ist globt gnua.‘ Ich möchte Sie nicht über alles, aber ein bisschen loben. Lob macht Freude – unsere Sprache zeigt: Loben, leben und lieben gehören zusammen. Wo nicht mehr gelobt wird, wird nicht mehr geliebt und nicht mehr gelebt. Menschen, die nicht gelobt werden, können nicht wachsen. Im Beruf braucht es die Fähigkeit zu konstruktiver Kritik, aber auch Lob für das, was gelingt.“ Bischof Scheuer dankte den „Hütern der Nachrichten“ dafür, dass sie mit ihrer Kommunikation „Werkzeuge des Friedens“ seien. Der Bischof wörtlich: „Sie haben auch damit zu tun, wie gerecht es in unserer Gesellschaft zugeht.“
Ansprache von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Botschaft von Papst Franziskus zum 52. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel: