Freitag 29. März 2024

Bischof Manfred Scheuer zur Ethik der Wirtschaft

Während seiner Visitationswoche im Dekanat Gmunden nahm Bischof Manfred Scheuer am 24. April 2018 auch zwei Termine mit der Wirtschaftskammer Gmunden wahr: eine Pressekonferenz und eine abendliche Podiumsdiskussion.

Am 24. April 2018 hatte die WKO Gmunden zu einer Pressekonferenz ins Seehotel Schwan in Gmunden geladen. Thema: "UnternehmerInnen im Spannungsfeld zwischen Erfolg und Überlastung: Vereinbarkeit von Spiritualität und Leistungsdenken". Gesprächspartner waren neben Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden, und Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden.

 

V. l.: Robert Oberfrank (WKO Gmunden), Bischof Manfred Scheuer, Martin Ettinger (WKO Gmunden).

V. l.: Robert Oberfrank (Leiter WKO Gmunden), Bischof Manfred Scheuer, Martin Ettinger (Obmann WKO Gmunden). © Diözese Linz / Appenzeller

 

„Ich weiß, welchen Wert gute Arbeit und die Wirtschaft für eine Region haben“

 

Bischof Scheuer betonte eingangs, die Welt der Unternehmer sei ihm nicht fremd: „Ich komme selbst aus einem kleinen Unternehmen, ein kleiner Bäckereibetrieb mit kleiner Landwirtschaft, Kühen, Schweinen. So gesehen hatte ich nie das Gefühl, dass wir ein Unternehmen waren, mehr eine Landwirtschaft. Aber was das Haus beschäftigte, habe ich natürlich mitbekommen.“ Ihm sei wichtig, dass die Visitation im Dekanat Gmunden sich nicht nur auf die Pfarren beschränke, sondern dass auch Betriebe und Einrichtungen der Region in den Blick genommen würden. Auch Begegnungen mit den Bürgermeistern des Bezirks seien eingeplant, so Scheuer, denn es gehe bei der Visitation auch um Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesundheit. Der Bischof wörtlich: „Die Wirtschaft ist mir ein Anliegen, weil ich weiß, welchen Wert gute Arbeit und die Wirtschaft für eine Region haben – in all ihren Facetten. Es geht um ein gutes Zusammenspiel, eine gute Mischung aus allem. Eine Monokultur in der Wirtschaft ist auf Dauer für die Region nicht gesund, das betrifft auch die Landwirtschaft, die mir ebenfalls ein Anliegen ist. Damit unser Leben einen Sinn hat, braucht es die Erfahrung: Ich bin etwas wert, man braucht mich.“

 

Scheuer unterstrich, es gehe bei der Arbeit nicht nur ums Geldverdienen oder Überleben, sondern um ein Gebrauchtwerden, um Sinnstiftung. Komme es zu einer Entfremdung von Sinnstiftung und Geldverdienen, mache Arbeit krank. In diesem Zusammenhang erwähnte der Bischof den Wert eines guten Betriebsklimas. Auch Gewalt am Arbeitsplatz, die sogenannte workplace violence, komme häufig vor: in Form von schlechtem Betriebsklima, mangelnder Wertschätzung sowie im Umgang miteinander. Scheuer meinte, ein Unternehmen zu führen, sei auch immer eine Frage der Wertschätzung und Verantwortung füreinander.

 

Letztlich brauche ein Unternehmen aber auch eine Strategie und Erfolg, so Scheuer realistisch. „UnternehmerInnen tragen eine große Verantwortung: für die gesunde Entwicklung ihres Unternehmens, für die Umwelt, für die MitarbeiterInnen, die Zulieferer, die KundInnen, die Region, in gesellschaftlichen Bereichen, für die Kultur. Ein Unternehmen zu führen, darf etwas zu tun haben mit der Freude an der Gestaltung.“

 

Bischof Manfred Scheuer

Bischof Manfred Scheuer: „Die Wirtschaft ist mir ein Anliegen.“ © Diözese Linz / Appenzeller

 

Freude über leicht ansteigende Lehrlingszahlen im Bezirk Gmunden

 

Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden, bedankte sich bei Bischof Scheuer für dessen Besuch in der Region. Ettinger verdeutlichte anhand von Zahlen den Beitrag der Unternehmen zum Wohlstand und zum gesellschaftlichen Leben in der Region: Im Bezirk Gmunden gibt es 6.352 Unternehmer, davon 2.129 Arbeitgeberbetriebe, die 26.721 MitarbeiterInnen in der Privatwirtschaft beschäftigen. Knapp 60 Prozent sind Ein-Personen-Unternehmen. Rund 460 Lehrbetriebe sorgen dafür, dass 1.579 Lehrlinge eine Berufsausbildung bekommen. Ettinger: „Die Lehrlingszahlen steigen im Bezirk leicht, darauf ist die WKO stolz. Denn die Lehrlinge sind die Fachkräfte der Zukunft. Die WKO versucht deshalb mehr Jugendliche für das Handwerk zu begeistern, indem sie Schülerinnen und Schüler in die Betriebe führt.“

 

Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden

Martin Ettinger, Obmann der WKO Gmunden. © Diözese Linz / Appenzeller

 

Unausgeglichene Work-Life-Balance macht Übernahme von Familienunternehmen unattraktiv

 

Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden, gab zu bedenken, dass die KonsumentInnen durch einen Einkauf in der Region die heimischen Unternehmen stärken könnten. Arbeits- und Lehrplätze würden dadurch gesichtert.

 

Oberfrank unterstrich auch, die Wirtschafkammer versuche immer wieder, die Situation der UnternehmerInnen in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Oberfrank: „Wie oft ist schon der 12-Stunden-Tag diskutiert worden. Dass Unternehmer, egal ob Ein-Personen-Unternehmen oder größere Betriebe, oft so viel oder mehr arbeiten, wird in der Öffentlichkeit wenig gesehen. Auch hier sind Menschen am Werk, die Berufs- und Privatleben unter einen Hut bringen möchten oder müssten. Dass die Work-Life-Balance oft unausgeglichen ist, macht es gerade in Familienbetrieben schwierig, einen Übernehmer oder eine Übernehmerin zu finden. Es braucht großes Geschick, um in den Nachkommen die Begeisterung zu wecken und wachsen zu lassen.“

 

Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden

Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden. © Diözese Linz / Appenzeller

 

Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion

 

Auch bei der abendlichen Podiumsdiskussion in der WKO Gmunden, zu der etwa 130 Interessierte gekommen waren, wurde das Spannungsfeld zwischen Erfolg und Überlastung diskutiert. Am Podium: Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Gertrude Schatzdorfer-Wölfel (Schatzdorfer Gerätebau GmbH & Co KG), Dipl.-Ing. Karl Neumann (CEO Stern Holding GmbH) und Gottfried Huemer (Institut Huemer Fachwerk für Stressprävention, Familien- und Erwachsenenbildung).

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

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