"Aufbruch bewegt" als Themenfokus der Ordensgemeinschaften in Österreich
Im Vorfeld des Ordenstages und der Herbsttagungen der Ordensgemeinschaften, die von 27. bis 30. November 2017 im Kardinal König Haus stattfinden, wurde das Thema von verschiedenen Seiten ausgelotet.
Die Vorsitzenden der Frauen- und Männerorden, Sr. Beatrix Mayrhofer und Abt em. Christian Haidinger, sowie die beiden GeneralsekretärInnen Sr. M. Cordis Feuerstein und P. Franz Helm, nahmen zu Aufbruchbewegungen in den Orden hierzulande und weltweit Stellung und richteten den Blick auf junge Ordensleute und das Zeugnis der Ordensgemeinschaften in der Welt von heute.
Internationalität in Interkulturalität wandeln
„Unsere Kirche ist eine Weltkirche. Und in vielen Ordensgemeinschaften wird das konkret sichtbar“, betonte Sr. Mayrhofer in ihrem Statement. Beim Generalkapitel der Schulschwestern im Oktober in den USA, bei dem 45 Frauen aus 16 Ländern über die Ausrichtung der Kongregation berieten, sei das deutlich geworden. Die neue Generalleitung bestehe aus der Generaloberin aus den USA und Generalrätinnen aus den USA, Kanada, Brasilien und Slowenien mit Arbeitserfahrungen in Afrika. „In den Ordensgemeinschaften wird Internationalität gelebt“, so Sr. Beatrix. „Und wir müssen von einer Internationalität zu einer Interkulturalität kommen.“ Nur das schaffe Gemeinschaft, in der das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird. Auch hier könnten die Orden Vorbild sein. Ganz geprägt war Sr. Beatrix von der Veranstaltung in Rom mit dem Titel „ReThinking Europe“, an der sie als Delegierte der Österreichischen Bischofskonferenz teilnahm. „Europas Auftrag bestehe darin, ein Raum der Solidarität, eine Quelle der Entwicklung und so einer Friedensverheißung zu sein“, sagte Papst Franziskus in einer Rede an die TeilnehmerInnen. Und er wies dabei besonders auf den hl. Benedikt hin, den Vater Europas.
Aufbrüche in der Kirche
Vorsitzender Christian Haidinger erzählte aus persönlicher Sicht vom Aufbruch, der durch das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen wurde und der ihn bis heute prägt. Während andere von einem „Niedergang“ des Ordenslebens sprechen, wählte er dafür das Wort „Wandel“. Zwar gebe es einen Mangel an Ordensberufungen, aber gleichzeitig hätten sich noch nie so viele Frauen und Männer in haupt-oder ehrenamtlich in den Gemeinden, in sozialen Einrichtungen auch in und um die Orden engagiert. Ordensleute tragen und gestalten wesentlich das Leben in den Pfarren mit. Die Mitfeier der Eucharistie an Sonn- und Feiertagen sei für viele zwar nicht mehr selbstverständlich, aber „es gibt ein spürbares Suchen nach tiefen spirituellen Erfahrungen“: im sozial-caritativen Bereich, bei der Begleitung in besonderen Lebenssituationen. Haidinger verwies auf das Benediktinische Jugendbrevier „Oremus“, das vor wenigen Wochen von seinem Ursprungskloster Kremsmünster aus erschien. Er selber habe „damals“ als Jugendseelsorger in Kremsmünster den „Vorläufer“ angeregt. Noch heute würden ihn drei Zielsetzungen bewegen, die Papst Franziskus für das Jahr der Orden ausgerufen hatte: „dankbar in die Vergangenheit schauen, die Gegenwart mit Leidenschaft leben und die Zukunft voll Hoffnung ergreifen“.
Junge Ordensleute artikulieren und gehen ihren Weg
„Jung ist heute der, der eintritt. Oder eben auch sie.“ Sr. M. Cordis Feuerstein widmete sich in ihrem Statement dem Aufbruch der junge Ordensleute. Wer heute das Ordensleben wähle, hätte schon eine Lebensgeschichte, ein Studium, Berufs- und Auslandserfahrung, ja manchmal auch eine berufliche Karriere hinter sich. Da es nur wenige junge Ordensleute gebe, werden die Noviziate internationaler. Immer wichtiger würden daher der Austausch und die Vernetzung untereinander. „Sprache und Kultur sind da immer wieder auf Augenhöhe zu verbinden.“ Wie bereiten wir die jungen Ordensleute gezielt auf das Ordensleben vor? Das sei die große Herausforderung. Man habe bereits den 5. Noviziatslehrgang gestartet, der immer wieder evaluiert werde. Eines der Themen dabei sei: „An meinem Ich vorbei kann ich nicht heilig werden!“
Aufbruchserfahrungen sichtbar und fruchtbar machen beim Ordenstag
P. Franz Helm richtete in seinem Statement den Fokus auf den Ordenstag und die Herbsttagungen der Ordensgemeinschaften. Vom Missionstag am 27. 11. über den Ordenstag bis hin zum Tag der Gesundheit und Pflege gehe es um die Frage: Was ist in den Ordensgemeinschaften lebendig und was bedeutet die gelebte Sendung der Orden heute? Besonderes Augenmerk richtete P. Helm auf den heuer erstmals stattfindenden Ordenstag Young am 27. November 2017, der jungen Ordensleuten Austausch, Gebet und Begegnungsmöglichkeit bietet. Von spürbarem Aufbruch und Erneuerung in der Zisterzienserinnenabtei Walsassen, der Jesus-Bruderschaft im Kloster Volkenroda und der Dormitio-Abtei Jerusalem werden die Ordensleute beim Ordenstag am 28. November hören. Um gelebten Dialog mit Muslimen wird es beim Missionstag gehen. Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur im Klosterleben? Was ist die Rolle der Ordensschulen zwischen Stabilität und Aufbruch? P. Helm: „Ich freue mich auf diese Tage. Denn sie sind eine ermutigende und bestärkende Erfahrung.“
V. l.: Sr. M. Cordis Feuerstein, Sr. Beatrix Mayrhofer, Abt em. Christian Haidinger und P. Franz Helm. © Ordensgemeinschaften Österreich / Ferdinand Kaineder
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