Freitag 29. März 2024

Freude über Heimkehr der vor 30 Jahren gestohlenen Hallstätter Altarbilder

'Feiertags-Reihe' der vier Altartafeln von Hallstatt.

Sie sind nach 30 Jahren endlich nach Oberösterreich heimgekehrt: jene vier Tafelbilder aus dem gotischen Altar der Pfarrkirche Hallstatt, die 1987 bei einem nächtlichen Einbruch gestohlen wurden.

Eine kurze Chronologie der Ereignisse: Im März 1987 wurden bei einem nächtlichen Einbruch aus der Pfarrkirche in Hallstatt vier Tafelbilder aus dem gotischen Altar gestohlen. Die Gemälde, die aus dem 15. Jahrhundert stammen, sind auf beiden Seiten gestaltet. Auf der einen Seite, die an Feiertagen bei geöffneten Altarflügeln zu sehen ist, sind der hl. Ruprecht (Schutzpatron des Salzbergbaus und der Salzarbeiter und damit untrennbar mit Hallstatt verbunden), der hl. Wolfgang, der hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf der Schulter und Anna mit Jesus und Maria auf dem Schoß zu sehen.

 

Feiertags-Reihe

Die Feiertags-Reihe. © Diözese Linz / Haijes

 

Die Rückseite, die bei geschlossenen Altarflügeln während des Kirchenjahres zu sehen ist, zeigt die Eltern Marias Joachim und Anna in zwei Gemälden, Anna im Gebet und Joachim als Schafhirte.

 

Kirchenjahres-Reihe

Die Seite der Altarbilder, die während des Kirchenjahres zu sehen ist. © Diözese Linz / Haijes


Nach dem Diebstahl wurden gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und dem Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz die gestohlenen Bilder mit Repliken nach den vorhandenen Fotos ersetzt, um das gesamte Erscheinungsbild des Altars zu wahren. Im Jahr 2016 wurden die Bilder von der italienischen Kriminalpolizei bei einer Razzia sichergestellt. Von Seiten der Diözese Linz wurden die Bilder im November 2016 von Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch in Rom begutachtet und identifiziert. Seit 5. Oktober 2017 befinden sich die Bilder wieder in Oberösterreich.


Bei einer Pressekonferenz am 10. Oktober 2017 im Bischöflichen Gymnasium Petrinum, wo die Bilder in der Studiensammlung des Kunstreferats der Diözese Linz derzeit gelagert werden, erläuterten ein Vertreter der Pfarre Hallstatt sowie ExpertInnen der Diözese Linz, des Landeskriminalamtes und des Bundesministeriums für Inneres die Bedeutung der Bilder, wie sie wiedergefunden werden konnten und wie der Diebstahl von Kulturgut in Kirchen verhindert bzw. erschwert werden kann. Anschließend wurden die wiedergefundenen Bilder den JournalistInnen live präsentiert.

 

V. l.: Reinhard Kerschbaumer (PGR-Obmann Pfarre Hallstatt), MMMag. Hubert Nitsch (Kunstreferat Diözese), MinRätin Mag.a Anita Gach, MA (Bundesministerium f. Inneres, BKA, Abt. Kulturgutfahndung), Brigadier Gottfried Mitterlehner, BA (Leiter LKA OÖ) u
Großes Interesse bei der Pressekonferenz im Festsaal des Bischöflichen Gymnasiums Petrinum.
V. l.: Hubert Nitsch (Kunstreferat), Gabriele Eder-Cakl (Pastoralamt), Reinhard Kerschbaumer (Pfarre Hallstatt) und Eva Voglhuber (Kunstreferat).

© Diözese Linz / Haijes

 


Pfarre Hallstatt: Sehnliches Warten auf die Heimkehr der Altarbilder


Reinhard Kerschbaumer, Obmann des Pfarrgemeinderates der Pfarre Hallstatt, brachte als Vertreter der Pfarre seine Freude über die Wiederauffindung der Bilder und seinen Dank an alle an der Auffindung Beteiligten zum Ausdruck. Die Pfarre habe nach dem Diebstahl im Jahr 1987 die Hoffnung nie aufgegeben, dass die Bilder wieder auftauchen würden. Umso größer sei die Freude gewesen, als man im März 2017 von der Auffindung der Bilder in Italien informiert worden sei. Die Bildtafeln sollen nach ihrer Rückführung wieder in den gotischen Flügelaltar eingebaut werden und dort die langjährigen Kopien ersetzen – und dann besser gesichert werden, wie Kerschbaumer betont: „Es ist den Verantwortlichen der Pfarre Hallstatt bewusst, dass man solche Kunstwerke nicht ungesichert lassen darf. Wir werden einen Weg finden, um dieses kostbare Kleinod in unserer Pfarrkirche gesichert aufzubewahren und es den Hallstättern sowie den vielen Gästen aus nah und fern zeigen zu können.“ Wunsch der Pfarre ist es, dass die Bilder noch in diesem Jahr heimkehren können – etwa Anfang Dezember, rechtzeitig zum Fest der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, zu deren Gedenken am 3. Dezember die traditionelle „Barbaramesse“ gefeiert wird. „Der Altar stand ja ursprünglich in der Hauerkapelle am Hallstätter Salzberg und auch die Tafelbilder haben mit dem Bergbau zu tun“, erklärt Kerschbaumer die Bedeutung des Datums. Fronleichnam 2018 wäre ein zweites Wunschdatum der Pfarre für die Rückkehr der Bilder.

 

R?ckkehr der gestohlenen Hallst?tter AltarbilderBild: Reinhard Kerschbaumer, Obmann des Pfarrgemeinderates der Pfarre HallstattFoto: Jack Haijes

Reinhard Kerschbaumer. © Diözese Linz / Haijes

 

Kunstreferat der Diözese Linz: Kunstgutinventar trug zum Fahndungserfolg bei


MMMag. Hubert Nitsch, Kunstreferent und Diözesankonservator in der Diözese Linz, hat die Altarbilder nach deren Auffindung im November 2016 in Rom begutachtet und als jene Bilder identifiziert, die 1987 aus dem gotischen Hallstätter Flügelaltar gestohlen wurden. Seit 5. Oktober 2017 befinden sich die vier Bilder in der Studiensammlung der Diözese Linz. Nitsch zur Bedeutung der nach 30 Jahren wiedergefundenen Bilder: „Der gotische Altar in Hallstatt stellt gemeinsam mit dem Marienaltar in der Kirche einen kunsthistorischen Schatz dar, der die 1505 fertiggestellte zweischiffige gotische Kirche über die Landesgrenzen hinaus berühmt gemacht hat. Da es in der Diözese Linz nur wenige gotische Bestände gibt, freuen wir uns besonders, dass die Hallstätter Bilder wiedergefunden wurden.“ Das Kunstgutinventar der Diözese Linz, in dem über 130.000 Kunstobjekte mit Foto und Datenblatt erfasst sind, ist ein wichtiges Instrument im Falle von Kunstgutdiebstahl in Kirchen, wie Kunstreferent Nitsch erläutert: „Bei Diebstählen wird mit diesen Fotos und Angaben auf kurzem Wege mit der Kriminalpolizei kommuniziert und sofort nach dem Diebstahl die Fahndung eingeleitet. Im Falle von Hallstatt haben diese Angaben nach 30 Jahren durch die bemühte Arbeit der Kriminalpolizei in Italien zum Fahndungserfolg geführt.“ Die Tafeln, die laut Nitsch „in relativ gutem Zustand“ sind, werden kommende Woche restauratorisch begutachtet. Der Diözesankonservator erläutert, wie es nun weitergeht: „Zwei Tafeln sind gerahmt, da diese bei dem Sammler wohl in dessen Galerie montiert waren. Die beiden ungerahmten sind in etwas schlechterem Zustand; sie haben einige Stellen, die Blasen oder Fehlstellen aufweisen. Diese gefährdeten Stellen müssen gefestigt und damit gesichert werden. Nach der Bestandssicherung muss abgeklärt werden, wie die Tafeln wieder in den Altar eingefügt werden können und wie der gesamte Altar zukünftig gesichert wird.“ Erst dann könne man sagen, wann die Tafeln wieder in die Pfarre zurückkehren würden. Klar ist, dass die Bilder auf jeden Fall in die Pfarre zurückgebracht werden. Bis dahin werden die Bilder fachlich begleitet und fachgerecht untergebracht bzw. (in Klimakisten) transportiert. „Wir werden mit dem Wiener Arsenal – der Abteilung für Konservierung und Restaurierung – des Bundesdenkmalamtes die nächsten Schritte klären“, so Nitsch.

 

MMMag. Hubert Nitsch (Kunstreferat der Diözese Linz)

MMMag. Hubert Nitsch. © Diözese Linz / Haijes

 

Bundeskriminalamt: Inventarisierung in Pfarren hilft bei der Fahndung


MinRätin Mag.a Anita Gach, MA, vom Bundesministerium für Inneres und Bundeskriminalamt, Abteilung Kulturgutfahndung, wies darauf hin, dass 2017 Kirchen wieder häufiger von Kunstdiebstählen betroffen seien. In den vergangenen Wochen sei in Österreich – vor allem in Oberösterreich, Niederösterreich, Tirol, Salzburg und Wien – besonders oft liturgisches Gerät gestohlen worden: Monstranzen, Kelche und Ziborien (Kelche zur Aufbewahrung konsekrierter Hostien). Gach wies auf das Procedere nach einem solchen Diebstahl hin: Sofort wird die nationale und internationale Fahndung eingeleitet, zur nationalen Fahndung gehört auch die Veröffentlichung der gestohlenen Kunstgegenstände auf der Internetseite des Bundeskriminalamts (www.bmi.gv.at/fahndung). Die internationale Fahndung erfolgt via Interpol, auch hier gibt es eine sehr gute Internetseite, auf der die aktuellen Kunstdiebstähle weltweit abgerufen werden können (https://www.interpol.int/notice/search/woa). Interpol betreibt eine allgemein zugängliche Kunstdatenbank, in der gestohlene Kunstgegenstände gespeichert werden. „Durch diese internationale Fahndung war es möglich, dass die Carabinieri die sichergestellten Tafelbilder Diebstählen in Hallstatt zuordnen konnten“, so die Expertin des Bundesministeriums für Inneres. Gach unterstrich die Bedeutung der Prävention von Kunstdiebstählen: einerseits durch die Sicherung beweglicher Objekte in Kirchen, andererseits durch die fotografische Dokumentation von Kunstobjekten, um eine Fahndung zu ermöglichen. Gach appellierte daher an die Pfarren, eine genaue Inventarisierung mit qualitativ guten Fotos vorzunehmen.

 

MinRätin Mag.a Anita Gach, MA (Bundesministerium f. Inneres, BKA, Abt. Kulturgutfahndung)

MinRätin Mag.a Anita Gach, MA (Bundesministerium f. Inneres, BKA, Abt. Kulturgutfahndung). © Diözese Linz / Haijes

 

Landeskriminalamt: Ermittlungen im Kunstbereich gestalten sich schwierig


Brigadier Gottfried Mitterlehner, BA, Leiter des Landeskriminalamtes OÖ, bekundete ebenfalls seine Freude über die wiedergefundenen Bilder. Der inzwischen pensionierte Kriminalbeamte Erwin Handlos habe vor 30 Jahren die Anzeige entgegengenommen und den Fall bearbeitet. Schon bald habe es Hinweise auf italienische Täter gegeben, die auch rasch in Zusammenhang mit anderen Diebstählen in Kärnten und der Steiermark gebracht wurden. Danach sei es in der Causa still geworden. Dem befassten Beamten habe die Unaufgeklärtheit des Diebstahls der Hallstätter Bilder über die Jahre keine Ruhe gelassen. „Der Diebstahl der Hallstätter Altarbilder war bei der Pensionierungsfeier von Erwin Handlos sogar Thema seiner Abschiedsrede. Umso mehr freut sich auch er, dass die Bilder wieder aufgetaucht sind und in die Pfarre zurückkehren wollen“, so Mitterlehner. Ermittlungen im Kunstbereich seien immer schwierig, da der Kunstmarkt einen sehr abgegrenzten Bereich darstelle und es nicht viele deklarierte Kunstliebhaber gebe, sondern vieles im illegalen Bereich ablaufe. „Umso mehr sind wir in diesen Fällen auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, betonte der Leiter des Landeskriminalamtes OÖ. Den Carabinieri gratulierte er zum Fahndungserfolg: „Ich kann nur den Hut vor den italienischen Kollegen ziehen.“ Zu den Tätern sei nichts Näheres bekannt, man wisse, dass die Bilder im illegalen Bereich weitergegeben worden seien und dass eine internationale Veräußerung angedacht gewesen sei. „So gesehen war es der letzte Moment, um die Bilder noch aufzufinden“, so Mitterlehner.

 

Brigadier Gottfried Mitterlehner, BA (Leiter LKA OÖ)

Brigadier Gottfried Mitterlehner, BA (Leiter LKA OÖ). © Diözese Linz / Haijes

 

 

Pastoralamt der Diözese Linz: Hallstätter Altarbilder schreiben Kirchengeschichte und Geschichte Oberösterreichs weiter


Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamtes der Diözese Linz, betonte, das Kunstgutinventar des Kunstreferats der Diözese Linz habe wesentlich zum Fahndungserfolg beigetragen. Eder-Cakl wies auf die Verwobenheit von Kunst und Kultur mit dem Christentum auch in Oberösterreich hin. Die Geschichten und Glaubenszeugnisse der Altarbilder von Hallstatt würden auch Antworten auf heutige Fragen geben, so Eder-Cakl: „Historisch diente der Altar in Hallstatt zur gut verständlichen Vergegenwärtigung von Heiligenlegenden und biblischen Zeugnissen. Die Menschen sollten mit ihrem Alltag und ihrer Lebenserfahrung anknüpfen können und ihre persönlichen Lebensfragen mit dem Blick auf Christus und das Christentum beantworten. Genauso geht es den Menschen heute: So wie der hl. Christophorus den kleinen Christus trägt, so kann der Glaube an Gott und die gute Beziehung zu den Mitmenschen im Leben tragen. So wie die hl. Anna mit Maria und Jesus als normale Familie dasitzt, so erleben auch wir in unseren Familien Stärkung. So wie der hl. Rupert die Salinenarbeiter beschützt und das Salz als Lebensmittel thematisiert, so können auch wir in unserer Arbeit auf die Begleitung Gottes vertrauen.“ Die Pastoralamtsdirektorin betonte, die Altarbilder von Hallstatt würden ein künstlerisches Glaubenszeugnis geben und dadurch „die Kirchengeschichte, aber auch die Geschichte Oberösterreichs weiterschreiben“.

 

Mag.a Gabriele Eder-Cakl (Pastoralamt Diözese Linz).

Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamts der Diözese Linz. © Diözese Linz / Haijes

 

 

Alle Statements zum Nachlesen finden Sie hier

 

 

 

Veranstaltungshinweis: AEC: Kunst im Advent 2017


Hallstatt ist für die malerische Lage, den Salzberg und die archäologischen Funde bekannt – und für die Flügelaltäre der katholischen Pfarrkirche. Leonhard Astls Marienaltar (1515-1520) ist ein Doppelflügelaltar mit drei Schauseiten, die Szenen aus dem Leben Jesu und Mariens zeigen. Der Seitenaltar von 1450 hat jüngst Schlagzeilen gemacht: Vier 1987 gestohlene Tafelbilder wurden 2016 von der italienischen Kriminalpolizei wiederentdeckt, 2017 zurückgebracht und stehen derzeit unter restauratorischer Beobachtung für die Rückführung 2018 in die Pfarrkirche Hallstatt.


Der Kunsthistoriker Dr. Lothar Schultes und der Theologe Dr. Michael Zugmann begleiten Sie bei „Kunst im Advent“ durch die reiche Gigapixelbildwelt des Marienaltars und der vier Tafelbilder.


Eröffnung: Donnerstag, 7. Dez. 2017, 19.00 Uhr
Führungen: Sonntag, 10. Dezember / Sonntag, 17. Dezember 2017, jeweils 11.00 Uhr
Ort: Ars Electronica Center Linz, Deep Space

 

Lesen Sie auch: "Das ist ein Wunder!" Die Rückkehr der gestohlenen Hallstatt-Tafeln (KirchenZeitung online)

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