Donnerstag 25. April 2024

Obdachlosen-Seelsorger: „Gott ist ja schon dort“

Helmut Eder ist Dekanatsassistent für Linz-Mitte und -Süd und als solcher für die Obdachlosen-Seelsorge zuständig. Im Dorthingehen wo die Menschen sind, sieht er eine wesentliche pastorale Aufgabe. Er selbst tankt Energie im Training für Triathlons und Ultraläufe.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Obdachlosen-Seelsorger aus?

 

Eder: Ich habe Eckpunkte, die wöchentlich fix sind, da eine gewisse Regelmäßigkeit für die Betroffenen wichtig ist. Montag­nachmittag bin ich im Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern, Mittwoch­vormittag im Of(f)n-Stüberl der Diakonie und am Hessenplatz-Park,
Mittwochnachmittag in der Wärmestube der Caritas und Montag und Freitag bin ich manchmal mit dem HELP-Mobil unterwegs.

 

Der Linzer Obdachlosen-Seelsorger Helmut Eder.

Begegnung auf Augenhöhe ist Helmut Eder in seiner Arbeit mit den obdachlosen Menschen wichtig. © Heinz Zauner

 

Das bedeutet, Sie sind nicht dauernd auf der Straße anzutreffen.

 

Eder: Nein. Denn über diese Einrichtungen lernen mich die Obdach­losen kennen und können Vertrauen fassen. Obwohl ich nicht unbedingt auf die Menschen aktiv zugehe. Meine Grund­haltung ist, Aufmerksamkeit zu schenken. Einfach da zu sein. Wenn mich keiner braucht, dann braucht mich keiner – aber meist bleibe ich nicht lange alleine. Für mich war es wichtig, erst die Szene kennenzulernen. Inzwischen ist es so, dass ich für kurze Strecken in der Stadt viel Zeit einplane, weil sich auf den Wegen laufend Gespräche ergeben. Die Leute kennen mich.

 

Das heißt, die Einrichtungen sind wie Ice-Breaker?

 

Eder: Ja. Ohne diese passieren so Sachen, wie bei meinen ersten Aufenthalten am Hessen­platz. Dort wurde ich zuerst für einen Polizisten gehalten. Doch dann kam einer von den „schweren Jungs“ auf mich zu, ein Moslem, mit dem ich sofort tiefst religiöse Gespräche geführt habe. Der hat mich dann den anderen vorgestellt.

 

Was berührt Sie an Ihrer Arbeit?

 

Eder: Ich lerne Persönlichkeiten kennen, die ich sonst nicht kennengelernt hätte, die mein Leben bereichern. Auch wenn sie keine „Heiligen“ sind, habe ich eine sehr hohe Achtung vor ihnen. Oft habe ich das Gefühl, mehr beschenkt zu werden als sie. Sie sind so etwas wie Spezialisten darin, was Überleben ausmacht. Besonders berührend war für mich Weihnachten. Da hat ein Lokal für uns geöffnet und ca. 40 Menschen bekamen ein Mittagessen. Auch der Bischof war zwei Stunden da. Für manche war es das ganz Große. Er hat mit uns gegessen. Wir haben gemeinsam gesungen. Es herrschte eine besondere Atmosphäre getragen von Dankbarkeit. Viele hatten Tränen in den Augen. Dabei ging es nicht nur um das Essen. Die Obdachlosen haben sich gefreut, dass ein Lokal extra für sie aufsperrt. Es ist ein Stück Normalität, das Gefühl gesehen zu werden. Theologisch wurde für mich deutlich, was es heißt, das Leben zu teilen, Brot zu teilen. Das war ein sakramentaler Akt. Seit April reden sie davon, ob wir das wieder machen. So berührende Weihnachten habe ich noch nie erlebt. Die Arbeit mit den Obdachlosen entspricht auch dem, was Papst Franziskus immer wieder betont. Es geht um das Hingehen zu den Menschen. Was sich dort auftut, ist oft ein Geschenk. Denn Gott ist ja schon dort, auf der Straße, im Schmutz, im Hintergrund, man muss ihn nicht erst hinbringen.

 

Bei der Langen Nacht der Kirchen 2017 führte Helmut Eder Interessierte durch das Linz für Obdachlose.

Die etwas andere Stadtführung bei der Langen Nacht der Kirchen 2017: Helmut Eder führte Interessierte durch das Linz für Obdachlose. © Diözese Linz/Appenzeller

 

Wie sorgen Sie bei so einer intensiven Arbeit für sich selbst?

 

Eder: Wichtig ist der Ortswechsel. Beim Heimfahren überantworte ich alles im Gebet an Gott. Was mir hilft, ist das Wissen, dass ich für das Leben der anderen nicht verantwortlich bin. Ich höre aus einem Gespräch nicht gleich einen Auftrag heraus. In meiner Freizeit bewege ich mich viel. Ja und natürlich auch meine Familie – es ist die Vielfalt, die es möglich macht, dass mich das Schwere nicht runterzieht.

 

Dieses Interview erschien in der Sommer-Ausgabe des "informiert", der MitarbeiterInnen-Zeitung der Diözese Linz. Das Interview führte Melanie Wurzer

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