„Allianzen zwischen Christentum und neorechten Parteien in Europa“
„Ich spreche heute zu Ihnen vor allem als Philosoph, aber auch als Christ und als Staatsbürger“, begann Univ.-Prof. DDr. Hans Schelkshorn seinen Vortrag, der sich dann gemäß dieser drei Positionen an der Analyse und Geschichte der neoliberalen Bewegungen in Europa, deren Widerspruch zur christlichen Identität und den Konsequenzen und Gefahren der Erstarken dieser Bewegungen in und für Demokratien orientierte.
Sorgfältig und anschaulich stellte der Philosoph Schelkshorn die Ursprünge und Ideologien der neorechten Parteien seit den 70er Jahren, ihre Abgrenzungen und Parallelen zu Nationalsozialismus und faschistischen Bewegungen dar. Rückblicke in die europäische Geschichte und Philosophie sowie konkrete Beispiele aus Parteiprogrammen und Reden aus Österreich und Ungarn bereicherten den Abend. Als Christ erläuterte Schelkshorn, weshalb für ihn neorechte und christliche Ideen nicht zusammengeführt werden können. Dabei beschrieb er die christliche Entwicklung der Menschenrechte aus dem Frühchristentum und führte sie mit den politischen Entwicklungen, speziell um die Französische Revolution, zusammen. Er versäumte nicht, auch die Allianzen von Kirche(n) und faschistischen Systemen zu analysieren und auf deren immer wiederkehrende Koalitionen hinzuweisen.
Aus Zeitgründen musste der dritte Punkt sehr gekürzt werden, doch die staatsbürgerliche Ausführung des Universitätsprofessors wurde bei der anschließenden Diskussion gefordert und sein Engagement für als äußerst gesellschaftsrelevant gelobt. Am Ende mahnte Schelkshorn mit einem Zitat des Existentialisten und Widerstandskämpfers Albert Camus, dass es an Klarheit fehle, die die Allianzen von Christentum und Faschismus verurteilen. Zum anderen lud er gerade auch die Christen dazu ein, mit an einer Civitas des Dialogs zu bauen. Gerade dazu trug der von etwa 170 Gästen besuchte gestrige Abend mit dem Vortrag, der anschließende Diskussion und auch so manchem Gespräch beim anschließenden Empfang bei.
V. l.: Vorsitzender des fss Paul Stepanek, Referent Hans Schelkshorn, Pianist Valentin Steinsiek, Organisationsreferentin des fss Theresa Stampler. © Forum St. Severin
Für die musikalische Gestaltung sorgte der Musikstudent Valentin Steinsiek, der mit Findigkeit auch vierhändige Werke mit zwei Händen präsentierte. Die Stückauswahl wie zum Beispiel die Ungarischen Tänze von Brahms stellte eine augenzwinkernde Hommage an das Vortragsthema dar.
Theresa Stampler / Forum St. Severin
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