„KHG im Gespräch mit Irmgard Griss“
Dabei stellte sie sich den Fragen über Privates, Berufliches und Zukünftiges der Moderatorinnen Magdalena Hrastnig und Nora Krassnig-Plaß sowie des Publikums.
Prägend war für Frau Griss der familiäre Hintergrund einer Landwirtschaft in der Steiermark. Früh lernte sie im bäuerlichen Betrieb, dass sich die Arbeit nicht vom Leben trennen lässt. Diese Identifikation, das Verantwortungsgefühl und die Freude an den Tätigkeiten waren vermutlich eine große Stütze und auch ein Antrieb für ihre steile Karriere.
Die Moderatorinnen Magdalena Hrastnig und Nora Krassnig-Plaß im Gespräch mit Irmgard Griss. © Katholische Hochschulgemeinde Linz / Stampler
Bevor Irmgard Griss selbst zur Richterrobe griff, arbeitete sie in einer Anwaltskanzlei. Sehr früh stieß sie sich in den Verhandlungen daran, dass sich RichterInnen oft nicht eingehend mit den Sachverhalten beschäftigten. Um als Anwältin überzeugen zu können, müsse man lernen, wie Richter zu denken, sagte sich Griss - der Grundstein der Karriere als Richterin war gelegt. Rückblickend war diese Tätigkeit genau das Richtige - selbstverantwortlich etwas zu bewirken und so zu einer friedlicheren Gesellschaft beizutragen. Die Begeisterung für ihre Aufgabe hat sie nie verloren und man merkt deutlich, wie sie im Erzählen aufblüht und ihren Enthusiasmus teilen will. Eine Erkenntnis ihrer langjährigen Berufserfahrung war die Notwendigkeit, als Juristin eine verständliche Sprache zu sprechen, mit der man verstanden wird, ohne sich selbst zu erniedrigen; eine Rhetorik, die auch während des gesamten Abends vorherrschte. Ihre Anliegen, Wünsche und Berichte wurden punktgenau, unmissverständlich und nicht verkompliziert formuliert, doch stets war den Anwesenden bewusst, eine Frau mit Niveau, Weitblick und Tiefe vor sich zu haben.
„Es geht um was in Österreich und wir haben großartige Bedingungen, etwas weiterzubringen!“ Dies war ihre Antwort auf die Frage, warum sie sich im Rahmen der Bundespräsidentenwahl 2016 engagierte. Sie selbst habe ausgesorgt und benötige weder ein Amt noch Verdienstzeichen oder Orden. Es gehe ihr viel mehr darum, der Gesellschaft, von der sie profitierte, und dem Staat für den sie jahrelang arbeitete, etwas zurückzugeben. Griss sieht Politik nicht nur als Systemerhaltung, sondern als Verpflichtung große Themen neu zu überdenken und zu reformieren. Diese Reformen kann es nicht „zum Nulltarif“ geben, bestehende Privilegien müssen gekürzt werden, um die gesamtgesellschaftliche Situation zu verbessern. Diesen Weg, verkrustete Gegebenheiten aufzubrechen, will Irmgard Griss jedoch nicht alleine oder als Mitglied einer bestehenden Partei gehen. Wenn interessierte Menschen mit gleichen Zielen auf sie zugehen, freut sie sich darauf, auch im Rahmen der kommenden Nationalratswahl, diesen als Allianz zu beschreiten.
Als Vorstandsmitglied Nora Krassnig-Plaß Irmgard Griss anlässlich des KHJ-Jahresthemas „Just Trust!“ zu ihren Ansichten über Vertrauen fragte, war die schlichte Antwort: „Vertrauen ist die Grundlage für alles.“ Ohne Vertrauen sei gemeinschaftlich nichts umsetzbar und Vertrauen bedeute, das Gegenüber voll zu respektieren, die Lebensentwürfe anderer und deren dahinter liegende Werte zu akzeptieren. Nur so entstehe daraus echte Toleranz und eben Vertrauen. Außerdem sei Selbstvertrauen essentiell, da Vertrauen nur aufgebaut werden könne, wenn es gelinge, sich selbst zu vertrauen.
Die Moderatorinnen Magdalena Hrastnig und Nora Krassnig-Plaß, Irmgard Griss und Hochschulseelsorger Markus Schlagnitweit. © Katholische Hochschulgemeinde Linz / Stampler
„Glaubt an euch! Traut euch etwas zu und nehmt euer Leben in die Hand!“ Mit diesen auffordernden Worten an die Studierenden beschloss Dr.inIrmgard Griss einen Gesprächsabend, der durch Enthusiasmus, Selbstverantwortlichkeit und Lebenserfahrung bereichert war.
In diesem Sinne waren die Schlussworte von Irmgard Griss wohl nicht nur eine Motivation und Inspiration, sondern auch ein Auftrag für die Studierenden, die Gesellschaft nachhaltig, positiv und vertrauensvoll mitzugestalten.
Isabella Bachleitner / Vorsitzende der KHJ
