Donnerstag 28. März 2024

477 oberösterreichische MissionarInnen in Buch porträtiert

Andreas Reumayr, Manfred Scheuer, Monika Würthinger, Josef Pühringer, Gerold Lehner, Sr. Margret Obereder.

Das Buch „Mission und kirchliche Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich“ wurde am 27. Oktober 2016 im Landhaus präsentiert ein Geschichtswerk und Lexikon mit Erlebnisberichten.

Landeshauptmann und Gastgeber Dr. Josef Pühringer, Bischof Dr. Manfred Scheuer und Superintendent Dr. Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B. in Oberösterreich, Herausgeber) saßen am Podium wie auch Dr.in Monika Würthinger (Direktorin des Diözesanarchivs und Herausgeberin), Mag. Andreas Reumayr (Leiter Missionsstelle der Diözese Linz und Herausgeber) und Sr. Margret Obereder, Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser und Generaloberin).

 

Andreas Reumayr, Manfred Scheuer, Monika Würthinger, Josef Pühringer, Gerold Lehner, Sr. Margret Obereder.

v.l.: Andreas Reumayr, Manfred Scheuer, Monika Würthinger, Josef Pühringer, Gerold Lehner, Sr. Margret Obereder © Land Oberösterreich/Schauer

 

477 MissionarInnen im Porträt

 

Die ökumenische Dokumentation porträtiert 477 oberösterreichische MissionarInnen, davon 253 Frauen und 203 Männer, die von 54 verschiedenen Gemeinschaften entsendet worden sind. Die Biogramme und Berichte gehen zeitlich zurück bis auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Jene von ein paar Persönlichkeiten reichen sogar weiter zurück. Aktuell leben 48 Frauen und 20 Männer aus Oberösterreich als MissionarInnen in verschiedenen Einsatzländern.

 

Entstanden ist die Dokumentation auf Initiative von Landeshauptmann Pühringer, der das Anliegen, die Arbeit der oberösterreichischen MissionarInnen in einem Buch zu dokumentieren, an die Missionsstelle der Diözese Linz herantrug. Gemeinsam mit dem Diözesanarchiv entschloss man sich, die Herausforderung anzunehmen.

 

Mission meint nicht Bekehrung

 

Bei der Pressekonferenz revidierten alle VertreterInnen den etwas schalen Nachgeschmack des Wortes Mission, der vom Missionsverständnis des 19. Jahrhunderts kommt. Damals ging es darum, die „Heidenkinder“ zu bekehren. Heute ist Mission v. a. Entwicklungshilfe – Hilfe zur Selbsthilfe und somit ein wichtiger Beitrag zu mehr Gerechtigkeit auf der Welt. Das Zweite Vatikanische Konzil und die Weltmissionskonferenz von Edinburgh der protestantischen Kirchen im Jahre 1910 brachten dieses veränderte Verständnis.

 

Antwort auch in der Flüchtlingskrise

 

Verstärkte Entwicklungszusammenarbeit sei eine wichtige Antwort auch in der Flüchtlingskrise, so Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer: „Wer will, dass Menschen in der Dritten Welt nicht aufbrechen und sich auf den Weg machen, muss die Lebensverhältnisse vor Ort entscheidend verändern. Große Flüchtlingsbewegungen haben ihre Ursache auch in den Lebensverhältnissen der Menschen in ihren Herkunftsländern, die oft auch gepaart sind mit lokalen kriegerischen Konflikten.“ Er freue sich, dass es mit Hilfe der beiden Kirchen gelungen sei, ein Buch über die oberösterreichischen MissionarInnen herauszubringen, so der Landeshauptmann. Er wies auf die Entwicklungshilfe-Arbeit des Landes Oberösterreichs hin. Fast 600.000 Menschen profitierten 2015 davon. 360 OberösterreicherInnen sind derzeit in über 40 Ländern im Einsatz – als VolontärInnen, aber auch als MissionarInnen. Das Land Oberösterreich leistet Entwicklungshilfe seit 1965. Es gibt dafür eigens ein Entwicklungshilfe-Budget.

 

Landeshauptmann Josef Pühringer: Verstärkte Entwicklungszusammenarbeit sei eine wichtige Antwort auch in der Flüchtlingskrise. © Diözese Linz/Appenzeller

 

Mission ist kein Nebenprodukt der Kirche

 

Bischof Dr. Manfred Scheuer: „Mission ist ein Grundvollzug der Kirche – Grundvollzug, nicht Nebenprodukt. Mission heißt Sendung, Auftrag. Ich glaube, dass jeder Mensch in seinem Leben einen Auftrag, eine Sendung zu verwirklichen hat. Es gibt keinen unnützen oder gar nutzlosen Menschen. Wir können unseren Lebensauftrag verfehlen, aber wir können ihn auch finden und allmählich verwirklichen.“ Die katholische Kirche habe in den letzten Jahren eine grundlegende Änderung erlebt. Die meisten aller KatholikInnen befänden sich außerhalb Europas, so Bischof Scheuer, Kirche sei zur Weltkirche geworden, also global. Zur Globalisierung sagte der Bischof: „Es ist nicht Globalisierung erreicht, wenn ich mein Urlaubsparadies in Thailand oder Amerika suche. Ich kenne dort die Menschen nicht. Auch nicht ihre Religion, ihre Lebenswelt etc.“ MissionarInnen würden darauf abzielen, Gemeinschaften von Liebe und Gerechtigkeit, von Freiheit und Frieden zu schaffen. „Die in diesem Buch porträtierten Männer und Frauen haben sich hinausgewagt und das eben nicht nur im geographischen Sinne, sondern vor allem auch in ihrer Hinwendung zu den Ärmsten der Armen.“

 

Statement von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Bischof Manfred Scheuer.

Bischof Manfred Scheuer: Mission ist ein Grundvollzug der Kirche – Grundvollzug, nicht Nebenprodukt © Diözese Linz/Appenzeller

 

Lied mit unterschiedlichen Klangfarben

 

„Eine Dimension von Mission ist es, Grenzen zu überwinden“, sagte Superintendent Dr. Gerold Lehner, „eigene Grenzen der Sprache, der Kultur und auch der vorgefassten Meinungen“. Zu Recht sei festgestellt, so Lehner, dass es Mission im klassischen Sinn des früheren Verständnisses, kaum mehr gibt. Sehr wohl aber gebe es eine vielfältige missionarische Dynamik, die sich im Engagement von jungen Menschen in Auslandseinsätzen, in der Mithilfe bei diakonischen Projekten zeigt. Dies weise auf den größeren Horizont hin, in dem sich das menschliche Leben bewegt. „Menschen, die bereit sind das eigene berufliche Fortkommen, die eigenen Wünsche und Pläne zugunsten eines größeren Horizontes zurückzustellen, sind ein Hoffnungszeichen und Hoffnungsträger. Ihre Hingabe macht deutlich, dass es etwas Größeres gibt“, so der Superintendent. Über das ökumenische Verständnis von Mission seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Weltmissionskonferenz von Edinburgh sagte Lehner: „Die Kirchen sind die Instrumente beim Singen eines neuen Liedes. Es ist das Lied, das von einer Liebe singt, die die anderen Menschen nicht als Konkurrenten um den Platz an der Sonne begreift, sondern als Gabe Gottes, als Bereicherung für ein beglückendes Gegenüber.“

 

Superintendent Dr. Gerold Lehner, Herausgeber.

Superintendent Gerold Lehner: Menschen, die bereit sind das eigene berufliche Fortkommen, die eigenen Wünsche und Pläne zugunsten eines größeren Horizontes zurückzustellen, sind ein Hoffnungszeichen und Hoffnungsträger © Diözese Linz/Appenzeller

 

Missionsverständnis hat sich geändert

 

Dr.in Monika Würthinger sprach als Leiterin des Diözesanarchivs und als eine der HerausgeberInnen über die Geschichte der Mission, die ab Ende des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit erlebte. Viele Ordens- und Missionsgemeinschaften wurden damals gegründet – zum Beispiel die Mariannhiller Missionare oder die Steyler Missionare. Das Verständnis von Mission änderte sich seither. Zum Beginn sprach man in den Kolonialgebieten von der „Bekehrung der Heiden“ zum Katholizismus. Ebenso versuchte man den anderen die europäische Kultur aufzudrängen. Das änderte sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gesteht man den Einheimischen die eigene Religion und Kultur zu und setzt auf Entwicklungszusammenarbeit. Das nun vorliegende Buch sei ein biografisches Lexikon mit spannenden Erlebnisberichten.

 

Dr.in Monika Würthinger (Diözesanarchiv, Herausgeberin).

Monika Würthinger: Das vorliegende Buch sei ein biografisches Lexikon mit spannenden Erlebnisberichten. © Diözese Linz/Appenzeller

 

Missionarische Ordensneugründung heute

 

Sr. Margret Obereder, MSsR, gründete eine missionarische Frauengemeinschaft in der Ukraine und lebte von 2001 bis 2013 dort. Aus der Zeit der Gründung durch ihre Ordensgemeinschaft, der Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser, berichtet sie: „In der Generalleitung unserer Gemeinschaft gab es eine längere Phase des Ringens und Suchens. Einerseits fühlten wir uns nicht in der Lage, eine Gruppe junger Frauen in ein uns völlig fremdes, ostkirchlich geprägtes Ordensleben einzuführen. Andererseits spürten wir von Anfang an den Anruf, uns darauf einzulassen.“ Schließlich entschieden sich die Schwestern, sich auf das Wagnis einzulassen. Sehr wichtig war Sr. Margret, dass die jungen ukrainischen Schwestern in der neuen Ordensgründung ihr eigene Identität finden und in Eigenverantwortung ihren Weg gehen. Aktuell leben 27 Schwestern in der Ukraine. Seit 2013 ist Sr. Margret Obereder Generaloberin der Missionsschwestern vom Heiligen Erlöser, die in vielen Ländern als Missionarinnen tätig sind. Sr. Margret: „Es ist wichtig, dass wir da sind und dorthin gehen, wo sonst niemand hin geht, dorthin, wo Menschen uns brauchen.“ Sie zählte einige Beispiele hierfür auf: Das Erdbeben in Chile, der Super-Gau in Fukushima, ein katastrophales Hochwasser in Bolivien im vergangenen Jahr. „Unsere Schwestern waren zusammen mit den Patres die ersten, die manche von der Umwelt abgeschnittenen Dörfer besuchten, und ihnen lebensnotwendige Versorgung brachten.“

 

Sr. Margret Obereder (Missionsschwester vom Heiligsten Erlöser und Generaloberin).

Missionsschwester Margret Obereder: „Es ist wichtig, dass wir da sind und dorthin gehen, wo sonst niemand hin geht, dorthin, wo Menschen uns brauchen“ © Diözese Linz/Appenzeller

 

Missionsstelle der Diözese Linz unterstützt

 

Mag. Andreas Reumayr, Leiter der Missionsstelle der Diözese Linz und Herausgeber: „Aktuell leben 48 Frauen und 20 Männer aus Oberösterreich als MissionarInnen in verschiedenen Einsatzländern. Es sind zum Großteil Ordensleute.“ Dazu kommen aktuell vier Priester der Diözese Linz, ein Priester und ein Diakon, die für Diözesen in Brasilien geweiht sind, und eine Salesianische Mitarbeiterin in Mexiko. Im Schnitt etwa alle drei Jahre kommen sie nach Oberösterreich auf Heimaturlaub. Über die Missionsstelle der Diözese stehen sie mit ihrer Heimatdiözese Linz in Verbindung. Diese unterstützt sie bei diversen Anliegen. „Zum Beispiel, wenn jemand eine neue Brille braucht.“ Aber auch beim Referat für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Oberösterreich klopft die Missionsstelle der Diözese Linz für die oberösterreichischen MissionarInnen an.

 

Mag. Andreas Reumayr (Missionsstelle der Diözese Linz, Herausgeber).

Andreas Reumayr: Über die Missionsstelle der Diözese stehen sie mit ihrer Heimatdiözese Linz in Verbindung. Diese unterstützt sie bei diversen Anliegen © Diözese Linz/Appenzeller

 

Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Josef Pühringer, Superintendent Gerold Lehner.
Landeshauptmann Josef Pühringer und Bischof Manfred Scheuer im Gespräch.
Nach der Pressekonfernz nutzten noch einige Medien die Gelegenheit für ein persönliches Interview.

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