Freitag 26. April 2024

TelefonSeelsorge – Notruf 142: „Ja, ich habe Zeit“

Als Telefonberaterin bei der TelefonSeelsorge hört Gerlinde Hofer in ihrer Freizeit vielen Menschen zu.

Gerlinde Hofer aus St. Florian ist eine von 75 ehrenamtlichen BeraterInnen am Telefon in Oberösterreich. „Zuhören ist der Schlüssel, um Menschen bei der Suche nach ihren eigenen Lösungen zu helfen“, sagt sie im Interview.

Hauptberuflich arbeitet Gerlinde Hofer in St. Isidor. Die Kraft für ihre Tätigkeit bei der TelefonSeelsorge, die sie seit mehr als sechs Jahren ausübt, holt sie sich beim Wandern.

 

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich bei der TelefonSeelsorge?

 

Ich hatte schon lange die Idee, mich zu engagieren. Als meine Kinder größer wurden, wusste ich jetzt habe ich Zeit. Es gibt eine gute Ausbildung, es ist eine geschätzte ehrenamtliche Tätigkeit, und Männer und Frauen sind gleich­berechtigt tätig.

 

Mit welchen Themen melden sich die Menschen?

 

Viele Menschen fühlen sich allein und haben in Krisen niemanden, der zuhört. Bei manchen gibt es Lebensthemen, die sie immer wieder beschäftigen. Diese Menschen rufen dann öfter an. Es gibt auch aktuelle Krisen wie Streit. Eltern, die am Elterntelefon anrufen, oder Menschen, deren Beziehung gerade zerbrochen ist. Menschen, die jemanden verloren haben und wieder Boden unter den Füßen haben wollen. Telefon­Seelsorge ist nicht nur Krisenintervention, sondern auch Begleitung und Seelsorge. Im Gespräch ist es möglich, das eigene Leben zu reflektieren, zu entdecken, wo Veränderungsmöglichkeiten bestehen, aber auch dabei zu helfen, Unveränderliches in die Lebensgeschichte zu integrieren. Eine Therapie kann die TelefonSeelsorge natürlich nicht ersetzen.

 

Wie läuft Ihr „Arbeitsalltag“ ab?

 

Es gibt verschiedene Dienste, denn das Telefon ist rund um die Uhr besetzt. Abends, im Advent und in der Urlaubszeit ist besonders viel los. Jedes Gespräch verläuft anders, da gibt es keine Norm. Vertraulichkeit ist ganz wichtig. Manche beginnen das Gespräch mit den Worten: „Haben Sie Zeit für mich?“ Das ist dann die „Eintrittskarte“ für ein Gespräch. Manchmal kommt gleich der Ärger, die Ungerechtigkeit, die empfunden wurde, zum Ausdruck.

 

Als Telefonberaterin bei der TelefonSeelsorge hört Gerlinde Hofer in ihrer Freizeit vielen Menschen zu.

Als Telefonberaterin bei der TelefonSeelsorge hört Gerlinde Hofer in ihrer Freizeit vielen Menschen zu.  © SAER

 

Was muss man für diesen Dienst mitbringen?

 

Man sollte gut zuhören können und sich mit Ratschlägen zurückhalten. Mitbringen sollte jeder und jede die Bereitschaft zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung sowie zur Aus- und Weiterbildung.

 

Wo sind die eigenen Grenzen?

 

Für mich ist es hilfreich, dass die Gespräche in den Räumen der TelefonSeelsorge stattfinden. Auf dem Nach­hauseweg habe ich genug Zeit zum Reflektieren und zum Abstand-Gewinnen. Supervision für die MitarbeiterInnen ist verpflichtend, das ist wichtig. Am Telefon kann den Anrufer­Innen vermittelt werden, dass man da ist und aufmerksam zuhört. Aber ich bin nicht die Person, die alles lösen kann. Ich vertraue darauf, dass der Mensch nicht nur das Problem besitzt, sondern auch die Lösung in sich trägt. Wenn eine Lösung oder Entlastung zustande kommt, ist das sehr schön. Ein Kollegin sprach z. B. mit einer Anruferin, die ich öfter am Telefon hatte. Sie befand sich in einer wirklich schwierigen Lebenssituation. In diesem Gespräch berichtete sie von einem großen Entwicklungs­schritt. Auf die Frage, was ihr geholfen hat, war die Antwort spontan und klar: „Dass ich bei euch anrufen konnte.“

 

TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142

 

TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142 ist eine Einrichtung der Katholischen und der Evangelischen Kirche AB. Sie wurde am 1. Oktober 1966 gegründet und feiert heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum.

 

 

 

Das Interview führte Mayella Gabmann für "informiert", die MitarbeiterInnen-Zeitung der Diözese Linz. Es ist in der Ausgabe 9/2016 abgedruckt.

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