Donnerstag 25. April 2024

Gedenken an seligen NS-Märtyrer P. Jakob Gapp

Märtyrers P. Jakob Gapp

Am Samstag, 13. August, jährte sich zum 73. Mal der Tag der Hinrichtung des selig gesprochenen Märtyrers P. Jakob Gapp.

Marianisten feierten in Tragwein Gedenkgottesdienst für ihren vor 73 Jahren von den Nazis hingerichteten Mitbruder - Bischof Scheuer: "Jakob Gapp hasste jede Lüge und wollte sich nicht das Leben mit einer Lüge erkaufen"

Der Ordensmann Jakob Gapp wurde ein Opfer der NS-deutschen "Justiz". Die Marianisten gedachten am Samstagabend in der Kirche Greisinghofs (Tragwein) im Rahmen eines Gottesdienstes ihres Mitbruders. Die Predigt hielt der Linzer Bischof Manfred Scheuer. Das Glaubens- und Lebenszeugnis des Seligen sei auch heute noch Vorbild für ein christliches Leben im Einsatz für die Armen und Schwachen, im Einsatz für den Frieden und Versöhnung  und die Bewahrung der Würde aller Menschen, betonte der Bischof.

Jakob Gapp wurde 1897 in Wattens (Tirol) geboren. Als Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg trat er am 13. August 1920 am Greisinghof in die Ordensgemeinschaft der Marianisten ein. Nach einigen Jahren als Erzieher studierte er an der Schweizer Universität Fribourg Philosophie und Theologie. 1930 wurde er zum Priester geweiht. Es folgten acht Jahre intensiven Wirkens in Schule und Seelsorge, vor allem in Lanzenkirchen (Niederösterreich) und Graz.

In Graz lernte er die soziale Not konkret kennen und bemühte sich nach Kräften, den "Ausgesteuerten" zu helfen und auch bei den Schülern die soziale Verantwortung zu wecken. In dieser Zeit befasste er sich intensiv mit der nationalsozialistischen Ideologie und erkannte in aller Schärfe ihre Unvereinbarkeit mit dem christlichen Glauben.

Nach dem "Anschluss" 1938 war er einige Zeit in seiner Tiroler Heimat, vor allem in Reutte-Breitenwang, in der Seelsorge tätig, bis ihm Anfang November 1938 von der NS-Schulbehörde die Erlaubnis zum Religionsunterricht entzogen wurde. Nach einer deutlichen Predigt in Wattens gelang ihm noch im Jänner 1939 die Flucht aus Österreich. Er war dann in Instituten des Ordens in Frankreich und Spanien tätig.

Die Gestapo ließ ihn jedoch nie aus den Augen; im November 1942 gelang es jungen Gestapo-Agenten, die sich als verfolgte jüdische Flüchtlinge ausgegeben hatten, P. Gapp ins besetzte Frankreich zu entführen. Es folgten neun Monate Haft in Berlin, ohne Möglichkeit der Kommunikation.

Am 2. Juli 1943 wurde P. Gapp vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und am 13. August in Berlin-Plötzensee von den verbrecherischen NS-Schergen hingerichtet. Am 24. November 1996 sprach ihn Johannes Paul II. zugleich mit dem Tiroler Pfarrer Otto Neururer selig. 

 

Nationalsozialismus mit Glauben unvereinbar

 

"Jakob Gapp hasste jede Lüge und wollte sich nicht das Leben mit einer Lüge erkaufen", hielt Bischof Scheuer in seiner Predigt fest. Gapp sei bald zu der Überzeugung gekommen, dass der Nationalsozialismus mit dem katholischen Glauben unvereinbar sei. Gegenüber jeder Vergottung der Heimat oder der Rasse wollte er Gott mehr gehorchen als den Menschen. Für ihn seien das Gebot der Kirche und ihr Interesse über der Stimme des Blutes, über Volkszugehörigkeit und Vaterland gestanden, so Scheuer: "Das zeigt sich in seiner Ablehnung der Symbolik wie des Hitlergrußes oder des Hakenkreuzabzeichens. Das zeigt sich aber vor allem in der Anerkennung der Menschenwürde und der Solidarität mit denen, die für die Herrenmenschen als minderwertige Wesen galten." 

Gegenüber Lehrern, die zu Kindern in der Schule meinten, man müsse Tschechen und Juden hassen und umbringen, habe er sich als Judenfreund und als Gegner des Führers bekannt. In seinem Unterricht habe Gapp "die Liebe zu allen, gleich welcher Rasse und Religion und auch zu den Feinden" gelehrt. Scheuer: "Bei der Unterscheidungs- und Entscheidungskraft des Glaubens stellt sich also die Alternative: Gott oder Führer, Liebe oder Hass, universale Solidarität oder nationaler Egoismus, Option für die Armen oder Ideologie der Stärkeren."

Zum Zeugnis für die Wahrheit habe bei Jakob Gapp in einem hohen Maß sein soziales Engagement gehört, seine Liebe zum einfachen Volk, hob Scheuer weiter hervor. Das Evangelium prägte zudem Gapps Bewusstsein der Menschenrechte aller, seine öffentliche Beziehungskultur der Anerkennung und Wertschätzung gerade der anderen und der Fremden. Scheuer: "Der Glaube wurde für ihn zum Symbol der universalen Versöhnung und des Friedens."


Integration statt Ausgrenzung


Wie der Linzer Bischof weiter sagte, würden Religion und Politik dann ein konstruktives Verhältnis eingehen, "wenn sie mit der persönlichen und politischen Entschlossenheit verbunden sind, Identität nicht auf Ausgrenzung und Freund-Feind-Unterscheidung aufzubauen, sondern nach Wegen des Friedens und der Versöhnung zu suchen, in denen die Anerkennung der Würde aller Menschen in einer unerlösten Welt wachsen kann".

Bildungsarbeit sei in diesem Sinne auch gegenwärtig mit dem Auftrag verbunden, zum Verständnis zwischen Kulturen und Sprachgruppen beizutragen, Versöhnung zu stiften und Verzeihen zu ermöglichen. So sei Bildung auch ein Schlüssel zur Integration, zeigte sich der Bischof überzeugt. 


Widerstand gegen Gapp


Bischof Scheuer räumte in seiner Predigt auch ein, dass die Verehrung des Seligen nicht immer in gleicher Weise vorhanden gewesen sei: "War er nicht auch ein normaler Mensch mit Stärken und Schwächen, mit Ängsten, mit allzu menschlichen Seiten? Auch Mitbrüder haben damals gefragt: Warum sollte er heilig sein? War er denn besser?" Es gebe nicht nur die Verehrung gegenüber den Heiligen, sondern auch einen inneren Widerstand, besonders wenn einem die betreffende Person sehr nahe gestanden sei und nicht von vornherein auf einem Sockel stand. 

Manche hielten es auch nicht aus, "dass es Menschen gibt, die anders sind, besser sind, einen intensiveren Glauben haben". Sie wollten das Niveau der anderen auf die eigene mittelmäßige oder niedere Ebene herabziehen. Scheuer: "Man hält es nicht aus, dass ein anderer, JakobGapp, klarer und deutlicher die Barbarei erkannt und ihr widerstanden haben soll. Weil man selbst verblendet war, darf ein anderer auch nicht mehr gesehen und erkannt haben. Die eigene Verblendung oder auch Dummheit wird dann zum absoluten Kriterium."

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Jakob-Gapp-Preis


Das Gedenken an den seligen Jakob Gapp ist Bischof Scheuer ein großes Anliegen. Als Innsbrucker Bischof stiftete er beispielsweise (auf Initiative der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Tirol) den Pater-Jakob-Gapp-Preis. Diese Auszeichnung für Betriebe in Tirol ab fünf Mitarbeitern wird an Firmen verliehen, die sich gemäß den Grundsätzen der Katholischen Soziallehre um Nachhaltigkeit und um ein gutes Betriebsklima bemühen und deren Leitung soziale Verantwortung wahrnimmt. 

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