Donnerstag 25. April 2024

Papst Franziskus stößt in Armenien an Grenzen

Drei Tage lang, von 24. bis 26. Juni 2016, war Papst Franziskus auf Friedensmission in Armenien unterwegs. Ein Hintergrundbericht von "Kathpress"-Korrespondent Burkhard Jürgens.

Drei Tage war Papst Franziskus in Armenien auf Friedensmission: Versöhnung der Kirchen, Versöhnung der Völker. Es handelte sich, so der Vatikan, nur um die erste Etappe einer Reise, die im September in Aserbaidschan fortgesetzt werden soll. Wie angespannt die Nerven zwischen beiden Staaten sind, zeigten im April die Gefechte an der Grenze zu Berg-Karabach. Die OSZE bemüht sich um Vermittlung, in den nächsten Tagen wird der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Jerewan erwartet. Und jetzt kam der Papst. Vielleicht kam er einfach zu früh.

Der Papst ist Oberhaupt von 1,2 Milliarden KatholikInnen und weltpolitisch kein Leichtgewicht. Als solcher ist er in Armenien willkommen. Doch seine religiöse Autorität in diesem Land erstreckt sich nur auf vielleicht 160.000 Gläubige, eine verschwindende Minderheit gegenüber der armenisch-apostolischen Kirche, die faktisch Staatskirche ist. Katholikos Karekin II. und Präsident Sersch Sargsjan ließen bei allen Ehren für ihren Gast keinen Zweifel daran, wer den Ton angibt.

Sie beide begleiteten Franziskus während der drei Tage, beginnend mit dem Gebet zum Auftakt in der Kathedrale des Katholikos in Etschmiadzin und der Rede des Papstes im Präsidentenpalast, dann bei der Ehrung der Opfer der Armenier-Massaker am Mahnmal Zizernakaberd und in der Stadt Gjumri, dem Zentrum der katholischen Minderheit, schließlich auch noch zum Abschied beim Kloster Khor Virap, der Gedenkstätte des Nationalheiligen Gregor, dem die Nation ihre Christianisierung vor 1.700 Jahren verdankt.

Karekin II. und Sargsjan nutzten die Gelegenheiten, ihre Themen zu setzen: Gerechtigkeit, Anerkennung vergangenen Leidens. Acht Mal in zwei Grußworten und einer Rede sprach der Katholikos ausdrücklich vom "armenischen Genozid". Als Franziskus, abweichend vom Redeskript, den Begriff einmal verwendete, applaudierten im Pressezentrum armenische Medienvertreter. Der Staatspräsident lobte Franziskus, dass er das Wort schon früher einmal in den Mund genommen hatte. "Wir wollen nur, dass die Dinge beim Namen genannt werden", sagte Sargsjan. Erst das könne "zwei benachbarte Völker zu echter Versöhnung führen".



Papst versucht Fronten zu öffnen


Den eindringlichsten Versuch, die Fronten zu öffnen, unternahm Franziskus am Samstagabend bei einem ökumenischen Gebet in Jerewan, dem teilnehmerstärksten Ereignis seiner am Freitag begonnenen Reise. Papst und Katholikos saßen auf gebührend entfernten Thronen vor einer Fotokulisse des Berges Ararat, dem Wahrzeichen Armeniens. Man hatte das staatliche Philharmonieorchester aufgeboten, prominent darin zwei Harfen, Himmelsmusik.

Zuerst redete Karekin II. Er begann bei der Friedenshoffnung zu Beginn des Jahrtausends, um über aktuelle Gewalt und Vertreibungen bei den Erfahrungen des armenischen Volks zu landen: Genozid, Landverlust, anderthalb Millionen Märtyrer. Sein Land lebe in einem "nicht erklärten Krieg", um "das Recht der Menschen in Berg-Karabach auf ein Leben in Freiheit" zu schützen. Aserbaidschan zieh er der militärischen Aggression. Wie um die Worte zu unterstreichen, zerrte der Abendwind auf dem Platz der Republik an der spitzen schwarzen Kapuze des Katholikos, die den mythischen Berg Ararat symbolisieren soll, auch er unerreichbar auf türkischem Feindesland.

Dann trat Franziskus ans Pult, sprach von Liebe, die die Erinnerung und alte Wunden heilen kann, und vom Mut, starre Überzeugungen aufzugeben. Karekin II. auf seinem Thronsitz hörte unbewegt zu, während Bildschirme zu den Seiten der Bühne die italienische Rede des Papstes auf Armenisch untertitelten, wie zuvor die armenischen Worte des Katholikos ins Englische übersetzt wurden. Für einen Moment wird augenfällig, dass die beiden vielleicht wirklich verschiedene Sprachen sprechen.

Vereinzelt gab es Beifall auf dem Platz, etwa als Franziskus Armenier und Türken zu Versöhnung aufrief oder zu Frieden in Berg-Karabach. Einmal verglich er die Leiden des armenischen Volks mit den Wunden Christi. Weiter kann auch kein Papst gehen. Selbst der größte Schmerz, sagt er, könne durch Liebe zur Quelle der Vergebung und des Friedens werden. Karekin II. sagt: "Es kann keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben." Gerechtigkeit gegen Vergebung. Wort gegen Wort.

 

Kathpress

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