Kunstgespräch zur Mittagszeit
Im Sommersemester 2016 hat Birgit Petri mit "Waldhaarmützenmoos" im Rahmen der Ausstellungsreihe „Im Vorbeigehen II-10“ in den Räumen der Katholischen Privat-Universität Linz Spuren hinterlassen, Fährten gelegt, Zeichen gesetzt. Beim Kunstgespräch zur Mittagszeit am 10. Mai 2016 sprach die in Wien lebende Künstlerin mit Kuratorin Monika Leisch-Kiesl über die gezeigten Arbeiten, ihre Herangehensweise und ihre künstlerische Entwicklung.
Künstlerin Mag. Birgit Petri (li) und Kuratorin Univ.-Prof. DDr. Monika Leisch-Kiesl © KU Linz/Eder
Waldhaarmützenmoos ist entstanden aus der Auseinandersetzung Petris mit den Räumen der KU Linz. In einem geschichtsträchtigen Haus wie der Universität gebe es zahlreiche Winkel und Ecken, ja auch – wie sie es nennt – Wunden, die zu erkunden sind; ein klassischer ‚White Cube‘ dagegen sei als Raum für eine solche Auseinandersetzung uninteressant. Sie gehe dabei vor wie eine „neugierige Maus“, spüre die Eigentümlichkeiten der Räume auf, folge ihnen, lasse Stimmungen und Atmosphären wirken. Den Alt- und Neubau der KU Linz etwa empfand Petri wie ein ungleiches Schwesternpaar.
Buchstäblich an allen Ecken und Enden des Hauses, in jedem Stockwerk, jedem Winkel, jedem unscheinbaren Gang begegnen Petris Werke. Begriffe wie „Gehen“, „Vergänglichkeit“ und „Erinnerung“ dienten als Inspiration für die stilistisch vielfältigen, oft filigranen, bisweilen kaum wahrnehmbaren Arbeiten. Der Titel Waldhaarmützenmoos ist nicht nur eine botanische Bezeichnung, sondern steht für das Gefühl des Versteckten und Unscheinbaren, das aber genau am rechten Platz ist. Damit lassen sich die poetischen Werke Petris beschreiben: Sie wirken nicht nur, wie für die Gänge und Hörsäle gemacht, sie sind es: bewusste, abgestimmte Setzungen der Künstlerin, die – auch weil nicht immer sofort als Kunst erkennbar – überraschen und neugierig machen.
Die Kombination aus Radierungen, Schriftzügen und alltäglichen Objekten fordert die BetrachterInnen zum genauen Sehen auf und führt zu neuen Denkanstößen. Unauffälligen Dingen wird mittels Umdeutung und Sprache Gewicht verliehen. Die zarten Zeichnungen werden zu präzisen und unverrückbaren Markierungen im Raum.
Objekt "Dochtwald" in der Ausstellung „Im Vorbeigehen II/10: Birgit Petri – Waldhaarmützenmoos“ © KU Linz/Eder
Die Ausstellung „Im Vorbeigehen II/10: Birgit Petri – Waldhaarmützenmoos“ ist von Montag bis Freitag, 8–17 Uhr, bei freiem Eintritt noch bis 1. Juli 2016 an der KU Linz zu sehen.
