Donnerstag 18. April 2024

Synodenvorschlag: Die Neuerung liegt im Detail

Bei der Familiensynode zeichnet sich eine vorsichtige Öffnung ab. Die deutsche Sprachgruppe macht einen Vorschlag, wie wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion kommen können. Ihre Initiative stößt in Rom auf große Resonanz.

Ein Kathpress-Hintergrundbericht von Ludwig Ring-Eifel


Die von Kardinal Christoph Schönborn geleitete deutsche Sprachgruppe ("Circulus Germanicus") hat bei der Familiensynode einen Vorschlag in der Frage gemacht, wie wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion kommen können. Die Initiative stieß in Rom auf große Resonanz. Ausgangspunkt des "germanischen" Vorschlags ist die Überlegung, dass sich die Kirche stets in einem Spannungsfeld bewegt.

Denn auf der einen Seite steht die von den Jesusworten im Evangelium begründete Klarheit der Lehre: "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen!" Auf der anderen Seite steht der Auftrag an den Seelsorger, auch jene zu begleiten und zum Heil zu führen, die in einer Ehe gescheitert sind. Anders ausgedrückt: Es gilt, die Gültigkeit der Norm ("Die Ehe ist unauflöslich") zu verbinden mit der Biographie des konkreten Menschen, der auch scheitern kann.

Lange Zeit sah es so aus, als könne man nur einem von beiden Aspekten gerecht werden und müsse dabei zwangsläufig den anderen missachten: Gilt die Norm ohne Ausnahme, werden Gescheiterte lebenslang ausgegrenzt. Lässt man in Einzelfällen Ausnahmen zu, wird die Gültigkeit der Norm untergraben, und am Ende fällt die Norm. Um diese moraltheologisch schwer schiffbaren Gewässer quasi auf dem Landweg zu umgehen, hat die deutschsprachige Gruppe sich an zwei Hilfskonstruktionen entlang gehangelt.

Zum einen nutzt sie einen von Johannes Paul II. im Jahr 1981 entwickelten Kriterienkatalog, mit dessen Hilfe ein Seelsorger die Situationen von Schuld oder Unschuld bei geschiedenen Wiederverheirateten untersuchen kann. Dabei wird etwa gefragt, ob jemand ohne eigene Schuld vom Partner verlassen wurde. Oder ob jemand nach einer Scheidung eine neue Beziehung deshalb einging, weil es um das Wohl der Kinder ging. Der polnische Papst lehrte damals, dass nach einer solchen Prüfung eine zweite Zivilehe das geringere Übel sei; allerdings nur, sofern die beiden neuen Partner in ihrer Beziehung auf jene sexuellen Akte verzichten, die Ehegatten vorbehalten sind.

Diesen Ausschluss der sexuellen Dimension in der neuen Partnerschaft erwähnt der "deutsche Vorschlag" nicht. Stattdessen erweitert er den Kriterien-Katalog um einige Fragen: Wie ist die Situation des verlassenen Partners? Wie reagieren die Verwandten und die Gemeinde auf die neue Partnerschaft? Wie ist das Verhältnis zu den Kindern aus der früheren Beziehung?

Die Prüfung dieser Fragen soll, und das ist die zweite Hilfskonstruktion, in Gesprächen mit einem Beichtvater erfolgen. Die letzte Entscheidung geschieht dann im "Forum internum", also im Gewissen des einzelnen - und nicht, wie es andere vorgeschlagen hatten, in einem kirchenrechtlichen Gremium.


Entscheidung anhand klarer Kriterien


Die neue Lösung hat mehrere Vorteile: Man muss nicht vor einer kirchlichen Instanz "schmutzige Wäsche waschen". Die Entscheidung hängt aber auch nicht an der subjektiven Befindlichkeit des Betroffenen, sondern sie wird entlang der genannten Kriterien im Blick auf die "objektive Situation" im seelsorgerischen Gespräch gefunden.

Dieser Vorschlag löst auch ein anderes Problem: Ähnlich wie ein Sünder nach Mord oder Abtreibung erst einmal wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen werden muss, um überhaupt beichten zu dürfen, so ist auch dem in zweiter Ehe lebenden Geschiedenen die Beichte zunächst prinzipiell verwehrt. Wenn aber allein die Sündenvergebung in der Beichte die einzige Tür ist, die den Zugang zur Kommunion eröffnet, dann fehlt dem Sünder der Schlüssel, um diese Tür zu öffnen.

Dem Mörder wird der Schlüssel durch die Aufhebung der Exkommunikation zurückgegeben. Beim wiederverheirateten Geschiedenen läuft der deutsche Vorschlag darauf hinaus, dass der Beichtvater ihm den Schlüssel nach dem klärenden Gespräch und einem "Weg der Besinnung und der Buße" wieder an die Hand geben kann. Ob er ihn dann nutzt und zu den Sakramenten geht, muss er letztlich immer noch mit seinem Gewissen ausmachen.

Falls dieser Vorschlag übernommen wird, bleiben immer noch einige Fragen zu klären. So wäre es denkbar, dass jeder Bischof (oder der Papst verbindlich für alle Bischöfe) den Kriterienkatalog genau definiert. Ferner könnte die Erlaubnis für diese seelsorgerische Begleitung nur bestimmten Priestern zugeordnet werden, die eine besondere Befähigung für die heiklen Gespräche besitzen. Doch auch wenn der Spalt, den der Vorschlag neu eröffnet hat, im weiteren Verfahren noch einmal verengt werden sollte, so weist er doch einen Weg, den bis vor kurzem kaum jemand für gangbar hielt.

 

 

Schönborn: Situation von Wiederverheirateten differenziert sehen


Die katholische Kirche muss die Situation von wiederverheirateten Geschiedenen differenziert betrachten. Das hat Kardinal Christoph Schönborn einmal mehr betont. Er hoffe sehr, so Schönborn im Interview mit "Kathpress" am Donnerstag in Rom, dass der entsprechende Vorschlag der deutschen Sprachgruppe von der Synode aufgegriffen und weiterentwickelt werde. Die Gruppe hatte in die Synode eingebracht, dass künftig ein Priester im Gespräch und anhand bestimmter Kriterien mit dem jeweils Betroffenen klären soll, ob nach der Schließung einer weiteren Zivilehe "ein Zugang zu den Sakramenten möglich ist".

Schon Papst Johannes Paul II. habe 1981 in seinem Schreiben "Familiaris consortio" klar Unterscheidungsmerkmale angesprochen. Mit ihrer Hilfe sollten Seelsorger die Situationen von Schuld oder Unschuld bei geschiedenen Wiederverheirateten untersuchen könnten, führte Schönborn aus, der bei der Synode als Moderator der deutschsprachigen Arbeitsgruppe fungiert.

Wörtlich heißt es in dem Schreiben von Johannes Paul II.: "Die Hirten mögen beherzigen, dass sie um der Liebe willen zur Wahrheit verpflichtet sind, die verschiedenen Situationen gut zu unterscheiden. Es ist ein Unterschied, ob jemand trotz aufrichtigen Bemühens, die frühere Ehe zu retten, völlig zu Unrecht verlassen wurde oder ob jemand eine kirchlich gültige Ehe durch eigene schwere Schuld zerstört hat. Wieder andere sind eine neue Verbindung eingegangen im Hinblick auf die Erziehung der Kinder und haben manchmal die subjektive Gewissensüberzeugung, dass die frühere, unheilbar zerstörte Ehe niemals gültig war."

Freilich habe der Papst damals etwaige pastorale Umsetzungen noch nicht ausformuliert, erläuterte Schönborn. Diesen Ansatz müsse man aber weiterentwickeln. Das sei jedenfalls die klare und einstimmig angenommene Bitte der deutschsprachigen Arbeitsgruppe an den Papst.

Zu den Kriterien, nach denen im seelsorglichen Gespräch die Situation der wiederverheirateten Geschieden beleuchtet werden soll, gehören nach Ansicht der deutschsprachigen Gruppe etwa die Fragen, wie sie mit ihren Kindern umgegangen sind, als die eheliche Gemeinschaft in die Krise geriet? Habe es Versuche der Versöhnung geben und wie sei die Situation des verlassenen Partners jetzt? Was seien die Auswirkungen der neuen Partnerschaft auf die weitere Familie und die Gemeinschaft der Gläubigen? Oder wie sei die Vorbildwirkung auf die Jüngeren, die sich auf die Ehe entscheiden sollen?

Ob es im Rahmen der Synode noch machbar sei, solche konkreten Kriterien in das Schlussdokument aufzunehmen "wird man sehen", zeigte sich Schönborn abwartend.  De facto sei es freilich schon in vielen Bischofskonferenzen der Fall, dass man sich um solche Hilfen für die Seelsorge bemühe. Der Wiener Erzbischof verwies in diesem Zusammenhang einmal mehr auf die "Fünf Aufmerksamkeiten", an denen man sich in der Erzdiözese Wien orientiere. (Aufmerksamkeit gegenüber den Kindern, dem getrennt lebenden Partner, gegenüber der Schuldfrage, gegenüber treuen Ehepaaren, gegenüber dem Gewissen und Gott.)

Einen weiteren Aspekt, den die deutsche Sprachgruppe erarbeitet hat, und von dem  sich Schönborn erhofft, dass er in das Schlussdokument aufgenommen wird, betrifft eine neue Sicht von Scheitern. "Scheitern ist nicht nur etwas Negatives. Scheitern hat im menschlichen Leben eine ganz wichtige Rolle und ist oft auch Anlass, für eine Neuorientierung und Neubesinnung und neue Gotteserfahrung im eigenen Leben", sagte der Kardinal. Dieser positive Aspekt von Scheitern werde in der Seelsorge noch zu wenig benannt.

Intensive Diskussionen, einstimmige Beschlüsse

Sehr positiv hob der Kardinal hervor, dass es bei dieser Synode erstmals so  viel Zeit für das Gespräch und die Arbeit in den kleinen Sprachgruppen gegeben habe wie nie zuvor. Unterschiedliche Standpunkte habe man in den insgesamt 40 Stunden in der Sprachgruppe in Ruhe ausdiskutieren können, was sich sehr positiv auf das Klima in der Gruppe ausgewirkt habe. Dieses Mehr an Gesprächen aufgrund der geänderten Arbeitsweise der Synode verbunden mit einer relativ großen kulturellen Homogenität in der deutschsprachigen Arbeitsgruppe hätten das Zustandekommen von einstimmigen Ergebnissen sehr begünstigt.

Besonders intensiv habe sich die deutsche Sprachgruppe beispielsweise in die theologische Frage vertiefen können, wann überhaupt eine Ehe zu einer sakramentalen Ehe wird, führte Schönborn aus. Ein Sakrament sei Zeichen für die Verbundenheit Gottes mit den Menschen. Schönborn: "Wenn zwei Getaufte, die aber keinen Glauben haben, heiraten, ist diese Ehe dann tatsächlich eine sakramentale Ehe?"

Viele Themen zu kurz gekommen

Bei der Synode seien aber auch viele Themen zu kurz gekommen, bedauerte der Kardinal. So seien beispielsweise die sozialen Bedingungen, unter denen heute Familien leben, zu wenig als pastorale Herausforderungen thematisiert worden. Selbiges gelte für den geschichtlichen Aspekt: Die Familie habe sich im Laufe der Zeit unglaublich entwickelt, so Schönborn. Freilich unter Beibehaltung der "Grundkonstante von Mutter, Vater und Kindern".

Er hätte sich zudem gewünscht, dass nicht nur von Problemen, sondern auch mehr von den Stärken der Ehe gesprochen worden wäre. "Ehe und Familie sind das sicherste und nachhaltigste Beziehungsnetz, dass es unter Menschen gibt", betonte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.

 

Kathpress

 

 

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