Samstag 20. April 2024

Gedenken in Neuhofen: Aufruf zu Mut und Zivilcourage – auch heute

Über 200 Menschen nahmen am 19. September 2015 in Neuhofen an der Krems an der Gedenkfeier für die Opfer des Todesmarschs der ungarischen Juden und der Opfer des nationalsozialistischen Regimes teil.

Im April 1945 marschierten tausende völlig entkräftete Jüdinnen und Juden von KZ-Lagern aus Westungarn, Wien etc. nach Mauthausen. Da das dortige KZ bald überfüllt warm wurde ein Teil der Evakuierten ins Lager Gunskirchen überstellt. Die hungernden, völlig erschöpften Menschen mussten den langen Weg von Mauthausen über Ennsdorf, Asten, St. Florian, Fleckendorf, Pucking, Weißkirchen usw. zu Fuß gehen. ZeitzeugInnen waren noch Jahrzehnte später erschüttert, wenn sie von dem berichteten, was sie aus ihren Wohnungen oder von der Straße aus gesehen hatten: Die KZ-Häftlinge – auch Kinder, Frauen und Greise – wurden gequält und gestoßen, wenn sie etwas Essbares, das ihnen zugesteckt wurde, annehmen wollten, aber auch ermordet, wenn sie vor Schwäche nicht mehr weiterkonnten.

 

Eine Route führte auch durch Neuhofen. Am 19. April 1945 gingen 5.000 Gefangene über Lining durch Gries und Markt weiter über Dambach und Guglberg. Wer nicht mehr konnte, wurde erbarmungslos niedergeschossen. Im Ortsbereich Neuhofen waren dies 24 Menschen, die am Friedhof Neuhofen begraben wurden.

 

Dr.in Charlotte Herman beim Gedenkstein für die Opfer auf dem Neuhofener Friedhof. © Franz Lina

 

Ein Gedenken für diese Menschen initiierten 70 Jahre danach die Marktgemeinde Neuhofen an der Krems, die Pfarre Neuhofen und das Mauthausen Komitee Österreich. 200 Menschen waren zur Veranstaltung gekommen, darunter auch Landesrätin Mag.a Gertraud Jahn, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz Dr.in Charlotte Herman und Bischof em. Dr. Maximilian Aichern.

 

Begonnen wurde im Landespflege- und Betreuungszentrum Schloss Gschwendt, wo Landesrätin Gertraud Jahn in einer sehr emotionalen Rede die Parallelen von der Vergangenheit zur heutigen Zeit zog. Sie erinnerte daran, dass damals Menschen vorverurteilt, von der Gesellschaft ausgeschlossen und schließlich in Konzentrationslagern bzw. im Schloss Hartheim ermordet wurden. Sie ermahnte dazu, den Opfern ein ehrendes Andenken zu bewahren und zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Sie spannte aber auch den Bogen zur heutigen Flüchtlingssituation und ersuchte alle Anwesenden um Solidarität mit diesen Hilfesuchenden.

 

© Franz Lina


Alle Mitfeiernden zogen anschließend weiter in den Park gegenüber dem Friedhof. Dieser Park wurde an diesem Tag feierlich nach Rosa Stummer benannt. Die Klavierlehrerin Rosa Stummer hatte einem KZ-Häftling das Leben gerettet, indem sie ihn am Heuboden versteckt, ihn dort gepflegt und versorgt hatte, bis nach drei Wochen der Krieg vorbei war. Damals wäre sie für diese Tat möglicherweise mit dem Tod bestraft worden. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Dr.in Charlotte Herman, sprach berührende Worte bei der Eröffnung des Rosa-Stummer-Parks. Sie wies darauf hin, dass der Todesmarsch der ungarischen Juden an diesem Park vorbeiführte.

 

Eröffnung des Rosa-Stummer-Parks. © Franz Lina

 

Willi Merny, der Vorsitzende des Mauthausenkomitees Österreich, rief am Grab der beim Durchmarsch durch Neuhofen erschlagenen oder erschossenen KZ- Häftlinge zu mehr Mut und Zivilcourage auf. Er betonte, vor allem in der heutigen Zeit sei Zivilcourage nötiger sei denn je.

 

Den Abschluss des Gedenkens bildete die Abendmesse mit Bischof em. Maximilian Aichern, Pfarrer P. Klaus Zarzer und Abt Ambros Ebhart vom Stift Kremsmünster. Auch Bischof em. Aichern fand klare Worte für das damals geschehene Unrecht. Er rief alle Anwesenden auf, Nächstenliebe auch im täglichen Leben zu leben. Es genüge nicht, nur wöchentlich in die Kirche zu gehen, jede/r habe die Verantwortung, auch aktiv etwas für die Gesellschaft beizutragen und Menschen in Not zu unterstützen, so Aichern.

 

Gedenk-Gottesdienst, u. a. mit Bischof em. Maximilian Aichern, Abt Ambros Ebhart und Pfarrer P. Klaus Zarzer. © Franz Lina

 

So führte die Veranstaltung vom Schloss Gschwendt über den neu benannten Rosa-Stummer-Park zum Friedhof. Das Besondere an der Veranstaltung war der Gang zu den unterschiedlichen Orten. Gerade das Gehen wurde von vielen Anwesenden als sehr große Bereicherung empfunden. Man kam mit völlig Fremden ins Gespräch, tauschte sich aus über das eben Gehörte oder diskutierte über erhaltene Informationen. Bei allen Anwesenden war die Bereitschaft spürbar, sich mit den Themen Euthanasie und Todesmarsch auseinanderzusetzen.

 

Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkveranstaltung Neuhofen an der Krems
Gedenkstein Rosa-Stummer-Park

© Franz Lina 

 

Christina Schwarzberger / Vorsitzende Mauthausen Komitee Neuhofen

 

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