Freitag 29. März 2024

Bischofskonferenz: Menschlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht

Vollversammlung Bischofskonferenz Juni 2015 Mariazell

Vermehrte Hilfe und Unterstützung für Flüchtlinge war eines der Hauptthemen bei der Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell.

 

Scheuer: Hilfe für Flüchtlinge verstärken

 

Zu mehr Anstrengungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen und zu einem wohlwollenderen Klima für Menschen auf der Flucht hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer aufgerufen. In seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst der Bischofskonferenz Mittwochmittag in Mariazell sagte Scheuer, dass die Flüchtlingsströme mit Sicherheit noch zunehmen würden: "Kirche und Politik, Zivilgesellschaft, Sozialpartner und Medien, sind gefragt und angefragt für weitere Flüchtlings-Unterkünfte zu sorgen." Es brauche ein neues wohlwollendes Klima für Menschen auf der Flucht, so Scheuer, der wörtlich von einer "Willkommenskultur" für verzweifelte und notleidende Menschen.

Scheuer: "Menschen gehen nicht aus bloßer Neugier, Abenteuerlust oder Eroberungssucht von zu Hause weg. Fremde, Asylanten, Flüchtlinge sind nicht selten Entwurzelte, Rechtlose, materiell Arme, von den Narben des Krieges Gezeichnete." Die Schauplätze der Not, der kriegerischen Konflikte, der Verfolgung, das Elend in den Flüchtlingslagern Afrikas und Nahen Ostens dürfen niemanden unberührt lassen, forderte Scheuer. Die internationale Gemeinschaft, alle Staaten, Europa, Bund, Länder und Gemeinden stünden vor großen Herausforderungen. Viele Österreicher hätten schon Flüchtlingen geholfen und wollten weiter helfen. Dafür wolle er ein großes Danke sagen, so der Bischof.

Scheuer hob zugleich auch hervor, dass die Sorgen und Ängste in Teilen der Bevölkerung ernst genommen werden müssten man ihnen mit Sachlichkeit und Information begegnen müsse. Papst Franziskus fordere die Überwindung von Vorurteilen und Vorverständnissen bei der Betrachtung der Migranten und Flüchtlingen.

Der Bischof verwies auf die Angst vieler Menschen,  "dass sich Umwälzungen in der sozialen Sicherheit ergeben, dass man Gefahr läuft, die eigene Identität und Kultur zu verlieren, dass auf dem Arbeitsmarkt die Konkurrenz geschürt wird oder sogar dass neue Faktoren von Kriminalität eindringen". Auf diesem Gebiet hätten die sozialen Kommunikationsmittel eine verantwortungsvolle Aufgabe, indem sie "feste, eingebürgerte Vorurteile entlarven und korrekte Informationen bieten, wo es darum geht, den Fehler einiger öffentlich anzuklagen, aber auch, die Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Seelengröße der Mehrheit zu beschreiben". Es brauche einen "Übergang von einer Haltung der Verteidigung und der Angst, des Desinteresses oder der Ausgrenzung zu einer Einstellung, deren Basis die 'Kultur der Begegnung' ist". Diese allein könne eine gerechtere und bessere Welt aufbauen.

 

Bischof Manfred Scheuer

Bischof Manfred Scheuer. © Pulling / Kathpress

Schönborn: "Hinschauen und Flüchtlinge wie Menschen behandeln"

 

Zu einem menschlichen Umgang mit Flüchtlingen hat Kardinal Christoph Schönborn aufgerufen und zugleich jede Angstmacherei zurückgewiesen. Das Flüchtlingsproblem sei so groß, dass es sicher nicht von Österreich alleine gelöst werden kann, sagte Schönborn am Mittwoch  zum Abschluss der Sommervollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell im Kathpress-Gespräch: "Es ist ein europäisches Probleme und muss gemeinsam angegangen werden." Auf der anderen Seite müsse aber gelten: "Was immer auch die Gründe für die Flucht gewesen sind, es sind Menschen, die zu uns kommen und wir müssen sie wie Menschen behandeln." Es dürfe nicht sein, dass etwa im Flüchtlingslager Traiskirchen Menschen unter primitivsten Verhältnissen untergebracht sind. Kirche, Politik, Wirtschaft, Medien und zivilgesellschaftliche Organsiartionen seien gefordert zusammenzustehen statt sich gegenseitig Schuld zuzuweisen.

Der Kardinal erinnerte an sein eigenes Schicksal als sudentendeutscher Flüchtling, als er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Kleinkind mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Österreich gekommen war. Dem Land sei es damals weit schlechter gegangen als heute, "und trotzdem ist es gegangen". Das sei möglich, "wenn man hinschaut und nicht wegschaut".

Den Begriff "Wirtschaftsflüchtling" müsse man differenzieren, so der Kardinal weiter: Wer etwa in Afrika aufgrund ökologischer Katastrophen ohne jede Lebensperspektive seine Heimat verlasse könne nicht in einen Topf geworfen werden mit anderen, "die aus einer relativ guten Situation in eine bessere gehen wollten".

Angesprochen auf den jüngsten Sager von FPÖ-Mandatarin Dagmar Belakowitsch-Jenewein, die Asylsuchende in Transportmaschinen abschieben will ("Da können sie so laut schreien, wie sie wollen."), sagte Schönborn: "Solche Aussagen können nur Menschen tätigen, die so etwas nicht erlebt haben oder nicht hingeschaut haben."

Die nicht vorhandene Solidarität unter den europäischen Staaten bereite ihm große Sorgen, räumte Schönborn ein. Denn in aller Nüchternheit müsse man sagen: "Diese Völkerwanderung wird nicht mit Gewalt aufzuhalten sein."

Mehr Ehrlichkeit bei Asyl- und Migrationsthema

Ängste und Sorgen der Bevölkerung müsse man ernst nehmen, man müsse aber zugleich ehrlich sagen, dass Österreich Zuwanderung brauche. Das werde etwa im Pflegebereich deutlich und ohne Immigranten seien künftig auch die Pensionen nicht gesichert.

Die große Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Wohlstandes sei wohl vorüber, sagte Schönborn. Er sprach u.a. die Verschuldung des Landes aber auch die Überalterung an. Für die nächste Generation werde es wohl schwieriger sein, einen vergleichbaren Lebensstandard zu halten. Umso mehr seien Solidarität und Ehrlichkeit gefragt, "aber sicher keine Angstmacherei".

Große Bedeutung komme gerade in diesem Zusammenhang auch der Familie zu, betonte der Kardinal weiter. Schließlich sei die Familie "das Überlebensnetzwerk der Zukunft, wo das Miteinander eingeübt wird und man füreinander sorgt". Nachsatz: "Auch Patchworkfamilien sind natürlich Familien."

Das besondere Verdienst der vatikanischen Familiensynode sei es, die Familie weltweit wieder zur Sprache zu bringen. Er verstehe die Synode vor allem auch als eine Ermutigung für die Familien und als Ermutigung, "in die Familie Vertrauen zu haben".

O-Töne von Kardinal Schönborn sind unter www.kathpress.at/audio verfügbar

 

Kardinal Christoph Schönborn (vorne)

Kardinal Christoph Schönborn (vorne). © Wuthe / Kathpress

 

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