Freitag 26. April 2024

Kinderwunsch und das neue Fortpflanzungsmedizingesetz

Pressekonferenz Fortpflanzungsmedizingesetz (v. l.: Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl, Mag.a Martha Leeb und Dipl.-Päd.in Erika Kirchweger

Am 21. Jänner soll im Nationalrat über ein neues Fortpflanzungsmedizingesetz abgestimmt werden. Dieses beinhaltet gravierende Änderungen, etwa im Bereich der Eizellenspende und der Präimplantationsdiagnostik, die viel (kirchliche) Kritik ausgelöst haben und für Diskussionen sorgen.

Zu einer Pressekonferenz zum Thema luden am Montag, 19. Jänner 2015 das Bildungszentrum Haus der Frau, Beziehungleben.at sowie die Beratungseinrichtung ZOE und das OÖ. Journalistenforum in den OÖ. Presseclub. Am 6. und 7. Februar wenden sich zwei Veranstaltungen im Haus der Frau zu diesem Thema speziell an Betroffene.

Kinder sind ein Geschenk und der größte Wunsch vieler Paare. Geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung, leiden die Betroffenen meist sehr darunter. Die Diskussion um den Entwurf zum Fortpflanzungsmedizingesetz erreicht diese Woche ihren Höhepunkt. Beide Aspekte, die Sicht der Betroffenen und die Kritik an gravierenden Änderungen im Gesetz, waren Thema der Pressekonferenz. GesprächspartnerInnen waren Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl (Leitender Oberarzt am Kinderwunsch Zentrum an der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz), Mag.a Martha Leeb (Dipl. Ehe-, Familien-, Lebensberaterin / Beratungseinrichtung ZOE) und Dipl.-Päd.in Erika Kirchweger (Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung OÖ, stellv. Präsidentin der Kath. Aktion OÖ).

Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl, Leitender Oberarzt am Kinderwunsch Zentrum an der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz, skizzierte zunächst die Veränderungen im neuen Gesetzesentwurf (Inanspruchnahme der In-vitro-Fertilisation auch für lesbische Paare, erweiterte Möglichkeiten bei der Präimplantationsdiagnostik, Erlaubnis der Eizellenspende). Shebl betonte, die Paare, die ins Kinderwunsch Zentrum kämen, hätten bereits eine lange Vorgeschichte hinter sich stünden unter einem entsprechend hohen Leidensdruck. Die Veränderungen im Fortpflanzungsmedizingesetz würden nur eine sehr eingeschränkte Klientel betreffen, so der Mediziner. Er betonte die Verantwortung der Reproduktionsmedizin. Gerade dem Team des Kinderwunsch Zentrums der Landes- Frauen- und Kinderklinik sei ein achtsamer, verantwortungsvoller Umgang ein großes Anliegen – in der Beratung und Behandlung der Betroffenen, aber beispielsweise auch bei Informationsmaterial. „In unseren Räumlichkeiten hängen keine Babyfotos – wir führen keine Verkaufsgespräche, sondern beraten umfassend und lassen Zeit für eine durchdachte Entscheidung“, so Shebl.

Mag.a Martha Leeb, Dipl. Ehe-, Familien-, Lebensberaterin / Beratungseinrichtung ZOE, schilderte aus ihrer Beratungserfahrung heraus die Situation betroffener Frauen und Männer. Sie schilderte, wie die Sehnsucht nach einem Kind das Leben der Betroffenen und ihren Alltag prägt und welche Auswirkungen Kinderlosigkeit bzw. Unfruchtbarkeit auf die Psyche, aber auch auf die Beziehung der Betroffenen hat – bis hin zu schweren, umfassenden Krisen und massiven Schuldgefühlen dem Partner gegenüber. Paare, die sich für eine Unterstützung durch die Fortpflanzungsmedizin entschieden, würden häufig die behandelnden MedizinerInnen als eigentliche handelnde und kontrollierende Instanz erleben, so Leeb.

Dipl.-Päd.in Erika Kirchweger, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung OÖ und stellvertretende Präsidentin der Katholischen Aktion OÖ, forderte dazu auf, die Begrenztheit des Lebens in den Blick zu nehmen, die eine Herausforderung sei. Gegenwärtig würden Diskussionen über das Eingreifen am Beginn und am Ende des Lebens geführt, so Kirchweger. „Die Medizin gaukelt uns vor, dass beinahe alles machbar ist. Aber vergessen wir nicht: Wir haben nicht alles in der Hand.“ Wichtig sei es, den Umgang mit unerfülltem Kinderwunsch zu thematisieren, besser zu informieren und mehr unterstützende Beratung anzubieten. „Wo beginnt die Selektion? Wer entscheidet, ob ein Kind zur Welt kommen darf oder nicht?“, so Kirchweger kritisch. Es sei bedenklich, dass Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung so wenig Unterstützung erhielten, dass es so wenige Betreuungseinrichtungen gebe. Kirchweger forderte mehr Zeit für eine differenzierte Auseinandersetzung mit kritischen Punkten des Gesetzesentwurfs. Vieles sei noch zu wenig erforscht, etwa die psychischen Folgen für die betroffenen Kinder, oder brauche mehr Aufklärungsarbeit, etwa die gesundheitlichen Folgen für die Eizellenspenderinnen.

 

PK Fortpflanzungsmedizingesetz, v.l. Mag.a Martha Leeb, Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl, Dipl.-Päd.in Erika Kirchweger

V. l.: Mag.a Martha Leeb (Dipl. Ehe-, Familien-, Lebensberaterin / Beratungseinrichtung ZOE), Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl (Leitender Oberarzt am Kinderwunsch Zentrum an der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz) und Dipl.-Päd.in Erika Kirchweger (Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung OÖ, stellv. Präsidentin der Kath. Aktion OÖ) © Diözese Linz _ Pressefoto zum Download

 

PK_Statement Omar Josef Shebl

PK_Statement Martha Leeb

PK_Statement Erika Kirchweger
 

 

Veranstaltungen zum Thema Kinderwunsch und Fortpflanzungsmedizingesetz

 

Das Bildungszentrum Haus der Frau, BEZIEHUNGLEBEN.AT und ZOE bieten speziell für betroffene Paare am 6. und 7. Februar zwei Veranstaltungen an, bei denen ExpertInnen und Betroffene den Umgang mit unerfülltem Kinderwunsch thematisieren.

Fr., 6. Februar 2015, 18.30 – 21.00 Uhr: Podiumsdiskussion
TeilnehmerInnen:
• Priv.-Doz. Dr. Omar Josef Shebl, Leitender Oberarzt im Kinderwunsch Zentrum an der Landes- Frauen- und Kinderklinik Linz
• Dr.in Gunda Zegermacher, Gynäkologin
• Dr.in Gertraud Ladner, Moraltheologin
• Mag.a Martha Leeb, Dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberaterin
• Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger und Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber

Sa., 7. Februar 2015, 9.00 – 17.00 Uhr: Paarseminar
ReferentInnen:
• Mag.a Michaela Kaiser, Akademische Beraterin und Coach, Pränatalberaterin und stv. Vorsitzende von ZOE
• Josef Hölzl MSc, Dipl. Ehe-, Familien- und Lebensberater, Männerberater

Ort und Anmeldung:
Haus der Frau
Volksgartenstraße 18, 4020 Linz
Tel.: 0732 66 70 26
E-Mail: hdf@dioezese-linz.at

 

 

Kirchliche Plattform fordert rechtlich sorgfältige Regelung

 

Von kirchlicher Seite gibt es zahlreiche kritische Stimmen gegen den vorliegenden Entwurf des Fortpflanzungsmedizingesetzes. Nun wurde die kirchliche Plattform www.kinderbekommen.at gegründet, deren Ziel es ist, dass die Fortpflanzungsmedizin rechtlich sorgfältig geregelt wird. Die Forderung: Diese Regelungen müssen ethisch und wissenschaftlich fundiert sein, finanzielle und parteipolitische Interessen dürfen dabei keine Rolle spielen. „Qualität braucht Zeit“, formuliert die Plattform und verlangt die Einbindung unabhängiger, auch internationaler ExpertInnen, eine Analyse der Folgen des Fortpflanzungsmedizingesetzes für alle Betroffenen und die Diskussion mit allen Beteiligten.

Mitglieder der Plattform:
Aktion Leben Österreich www.aktionleben.at
Katholische Aktion Österreich www.kaoe.at
Katholischer Familienverband Österreich www.familie.at
Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände www.akv.or.at
Ordensgemeinschaften Österreichs www.ordensgemeinschaften.at

Die Plattform lädt ein, sich über www.kinderbekommen.at sowie auf Twitter und Facebook an die österreichischen Abgeordneten zu wenden mit der Bitte, das neue Fortpflanzungsmedizingesetz am 21. Jänner nicht zu beschließen. Bisher wurden 600.000 E-Mails an die Abgeordneten gesendet, die Mailaktion läuft noch bis Mittwoch.

 

 

Pressemitteilung zum Download

 

(be, ej)

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