Dienstag 23. April 2024

Oberösterreicherin bei Jugend-Vorsynode in Rom: „Die Kirche muss im Dialog mit jungen Menschen bleiben“

Eva Wimmer (ganz re.) mit anderen deutschsprachigen Delegierten

Jugendliche sollen mehr Platz in der Kirche haben und ernstgenommen werden: Dafür setzt sich Theologiestudentin Eva Wimmer (20) aus Pichl bei Wels ein.

Als eine von etwa 300 jungen Delegierten hat sie Österreich beim vorösterlichen Vorbereitungstreffen für die Jugendsynode in Rom vertreten.

 

Von 19. bis 25. März 2018 versammelten sich 300 Jugendliche und junge Erwachsene aus fünf Kontinenten im Kolleg der „Legionäre Christi“ am Stadtrand von Rom, um ein Diskussionsdokument für die Bischöfe zu erarbeiten. In insgesamt 20 Kleingruppen in vier Sprachen diskutierten sie über die Themen Lebenswelt, Kirche und persönliche Lebensentscheidungen. Daraus trugen sie Stichworte für das Abschlussdokument der Vorsynode zusammen, das am Ende der Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz an Papst Franziskus übergeben wurde. Unter den jungen Delegierten: Eva Wimmer, 20 Jahre alt, aus Pichl bei Wels stammend, ausgebildete Kindergarten- und Hortpädagogin und derzeit Theologiestudentin an der Universität Graz. Bis Oktober 2017 war sie in der Diözese Linz zwei Jahre lang ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend. Die Oberösterreicherin wurde von der Katholischen Jugend Österreich und von der Koordinierungsstelle JAKOB für die Teilnahme an der Jugendsynode als Vertreterin Österreichs vorgeschlagen und von Jugendbischof Stephan Turnovszky nominiert.

 

 

Kritik und Mitsprache erwünscht

 

Bewusst sind zur Vorsynode auch kritische Jugendliche, unter ihnen Atheisten, Buddhisten und Muslime, eingeladen worden. Eva Wimmer hat diese Mischung als bereichernd erlebt. Die Oberösterreicherin war Mitglied in einer von neun englischen Sprachgruppen. Sie diskutierte mit 13 anderen jungen Menschen: ChristInnen aus Australien, Indien, Russland, Bulgarien, Schottland, Nordamerika und dem Libanon, einer Muslimin aus dem Libanon sowie Atheisten aus Frankreich und der Schweiz.

 

In das vorösterliche Treffen der Jugendlichen flossen auch 220.000 weltweite Rückmeldungen einer Online-Umfrage ein, die das vatikanische Synodensekretariat im Vorfeld durchgeführt hatte. Jugendliche verschiedenster Religionszugehörigkeit zwischen 16 und 29 Jahren hatten dazu Fragen über Lebensziele, Familie, Arbeit und Religion beantwortet. Dabei ging es auch um das Vertrauen in Institutionen wie Kirche, Parteien und Medien sowie um Vorstellungen von Familiengründung. An den Diskussionen beteiligten sich auch weltweit insgesamt rund 15.000 Jugendliche über spezielle Facebook-Seiten, darunter etwa 1.370 aus dem deutschsprachigen Raum.

 

 

Papst Franziskus: Ermutiger einer „jugendlichen Kirche“

 

Den Papst hat Eva Wimmer als „extrem authentisch“ erlebt. „Geplant war, dass Papst Franziskus die Eröffnungsrede hält und dann etwa eine Stunde mit uns verbringt. Geblieben ist er drei bis vier Stunden, und man konnte spüren, dass er sehr gern unter jungen Menschen ist“, erzählt Wimmer. Seine Eröffnungsrede empfand sie als inspirierend für das gesamte Vorbereitungstreffen: „Der Papst hat uns ermutigt, dass wir offen sagen, was wir denken, dass wir etwas riskieren und auch kritisieren. Er meinte, wenn junge Menschen keine Risikobereitschaft haben, sind sie auch mit 20 schon alt. Franziskus hat betont, dass die Kirche den Visionen der Jungen folgen muss. Er hat uns versichert, dass unser Beitrag ernstgenommen wird.“ Diese Eröffnungsworte seien sehr bestärkend gewesen, so Wimmer, auch für die Arbeit in den Gruppen. „Wenn in Diskussionen jemand gemeint hat, dass etwas kirchenrechtlich nicht möglich ist, gab es immer jemanden, der meinte: ‚Der Papst hat gesagt, wir sollen etwas riskieren und auch kritisieren.‘ Das hat sich positiv auf die Arbeit in den Kleingruppen ausgewirkt.“ Auch vom Humor des Papstes ist die Theologiestudierende angetan: „Er hat uns mit seiner Rede immer wieder zum Lachen gebracht und kann auch über sich selbst lachen. Die Offenheit, zu der er uns ermutigt hat, hat er schon in seiner Rede verkörpert.“

 

Die Ermutigung, Dinge offen auszusprechen, habe der Papst auch in seiner Predigt beim Palmsonntagsgottesdienst wiederholt. Am Ende der Messe auf dem Petersplatz wurde dem Papst das Abschlussdokument der Vorsynode überreicht, mit dem die Bischofssynode im Oktober arbeiten wird. Danach wich der Papst einmal mehr vom Protokoll ab und stand den Jugendlichen spontan für Selfies zur Verfügung. „Er hat sich einfach unter die 300 Jugendlichen gemischt – das hat sein Sicherheitspersonal sichtlich nervös gemacht“, schmunzelt Wimmer. Sie selbst hat kein Selfie mit dem Papst, weil sie „diesen Moment einfach genießen“ wollte.

 

 

Offener Austausch und hohe Dialogbereitschaft

 

Gefragt nach ihren Erwartungen und ihrer Bilanz von der Vorsynode, meint Wimmer: „Ich wusste im Vorfeld nicht genau, was mich erwartet und wie alles ablaufen wird. Im Vorfeld habe ich mir gewünscht, dass sich der Papst Zeit für uns nimmt und dass er unsere Anliegen ernst nimmt. Diese Erwartung hat sich voll erfüllt.“ Ein weiterer Wunsch: ein offener Austausch unter den Jugendlichen und die Möglichkeit, ein Gefühl für Jugendliche aus anderen Ländern und deren Themen zu bekommen. Auch diese Erwartung hat sich erfüllt, wie Wimmer berichtet: „Keine/r in der Gruppe war negativ gestimmt, alle waren im Dialog – auch Jugendliche aus Ländern, deren politische Situation ein Miteinander erschwert. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es uns so leichtfallen wird, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Bei manchen Themen wurden schon kontroverse Standpunkte deutlich, etwa bei der Stellung der Frau in der Kirche. Aber auch hier konnten wir uns darauf einigen, dass dieses Thema in der Kirche diskutiert werden muss, etwa was Frauen in ‚sichtbaren Führungspositionen‘ oder ein breiteres Berufungsverständnis für Frauen betrifft.“ Gerade auch der Dialog mit der Muslimin in ihrer Gruppe, die zu einer Freundin geworden ist, und der Austausch mit Atheisten war bereichernd. „Wir haben Dinge so lange diskutiert, bis wir für das Protokoll eine Formulierung gefunden haben, mit der sich alle identifizieren konnten“, so Wimmer. Diese Erfahrung von Dialog und Offenheit hat die Oberösterreicherin als sehr wertvoll empfunden. Ihr Wunsch: „Dass dieser Dialog zwischen den Ländern fortgeführt wird und vor allem auch, dass die Kirche im Dialog mit den jungen Menschen bleibt.“ So ist etwa eine Forderung der jungen Delegierten, dass es in der Kurie eine Kommission aus Jugendlichen gibt, die zu allen kirchenpolitischen Themen – nicht nur zum Thema „Jugend in der Kirche“ – befragt wird.

 

 

Hoffnung auf breite jugendliche Beteiligung bei der Bischofssynode

 

Eva Wimmers Wunsch für die Bischofssynode zum Thema „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung“, die von 3. bis 28. Oktober 2018 in Rom stattfinden wird: „Dass Jugendliche mehr Platz in der Kirche bekommen, dass sie mehr Verantwortung übernehmen dürfen und als vollwertige Menschen wahr- und ernstgenommen werden. Und: Dass es in der Kirche gelingt, die Logik des ‚Das war schon immer so‘ zu überwinden.“ Das Dokument, das Papst Franziskus am Palmsonntag überreicht wurde, soll „Bischöfen als Kompass dienen, junge Menschen besser zu verstehen“, wie es im Dokument heißt. Ein Wunsch, den die Jugendlichen darin formuliert haben: „Besonders der Hierarchie sagen wir: Seid transparent, offen, ehrlich, einladend, kommunikativ, zugänglich, freudig und eine Gemeinschaft im Austausch. Eine glaubwürdige Kirche hat keine Angst, als verletzlich zu gelten (…). Diesen Austausch wünscht sich Eva Wimmer auch für die Bischofssynode im Oktober. Derzeit ist geplant, dass 20 Jugendliche bei der Synode mit Rederecht, aber ohne Stimmrecht dabei sein können. „Diese Zahl ist einfach nicht repräsentativ. Wir wollten im Dokument festschreiben, dass auf jeden Bischof ein/e Jugendliche/r kommen soll, damit die Anliegen der Jugendlichen wirklich gehört werden. Dieser Wunsch ist aber im letzten Korrekturdurchlauf nicht in das Dokument hineingekommen. Wir haben das Thema aber so oft wie möglich deponiert, auch bei Kurienkardinal Lorenzo Baldisseri, dessen Sekretariat die Bischofssynode organisiert“, hofft Wimmer auf eine breitere Beteiligung junger Menschen im Oktober.

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Fotos (honorarfrei): © Fotonachweis siehe einzelne Bilder

 

Foto 1: Eva Wimmer mit den TeilnehmerInnen ihrer Arbeitsgruppe. © Dalia Al Mokdad

 

Foto 2: Eva Wimmer (ganz re.) mit anderen deutschsprachigen Delegierten. © Thomas Andonie

 

Foto 3: Eva Wimmer (vorne Mitte) mit anderen Delegierten am Palmsonntag vor der Messe mit Papst Franziskus. © Thomas Andonie

 

Foto 4: Die Eröffnungsrede des Papstes am Beginn der Vorsynode. © Eva Wimmer

 

Foto 5: Eva Wimmer © Jakob Ulbrich

 

 

Kontakt für Rückfragen:

Eva Wimmer

0043 664 88680650

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