Freitag 29. März 2024

„In 24 Monaten Corona-Pandemie ist jeder Tag ein Tag der Kranken“

Christiane Roser, Referentin für Krankenhauspastoral

Am 11. Februar ist Welttag der Kranken. Durch die Corona-Pandemie ist Krankheit von der Krisensituation Einzelner zum gesellschaftlichen Dauerthema geworden.

Christiane Roser, Referentin für Krankenhausseelsorge in der Diözese Linz: „Menschliche Nähe und Zuwendung ist für kranke Menschen wichtiger denn je.“

 

Der „Welttag der Kranken“ wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. eingeführt und will das Gedenken an alle von Krankheiten heimgesuchten und gezeichneten Menschen in den Mittelpunkt stellen – was in der derzeitigen Situation fast überflüssig scheint: „In 24 Monaten Corona-Pandemie ist jeder Tag ein Tag der Kranken“, stellt Christiane Roser fest. Sie ist Referentin für Krankenhauspastoral in der Diözese Linz und als Seelsorgerin in einer Reha-Klinik in Bad Ischl tätig. Gemeinsam mit ihren KollegInnen bietet sie PatientInnen, deren Angehörigen und dem Gesundheitspersonal seelsorgliche Begleitung an. In den 22 Kliniken Oberösterreichs, neun davon in kirchlicher Trägerschaft, sind derzeit 65 hauptamtliche KrankenhausseelsorgerInnen tätig. Zusätzlich unterstützen 69 dafür ausgebildete Frauen und Männer die Krankenhauspastoral ehrenamtlich und schenken Zeit und ein offenes Ohr.

 

Aus Rosers Sicht ist die Corona-Pandemie eine gewaltige Herausforderung für den gesamten Gesundheitsbereich – für PatientInnen und ihre Angehörigen ebenso wie für das Spitalspersonal. „Bei erkrankten Menschen bewirkt Covid-19 eine große Verunsicherung. Im Grunde ist beinahe jedes Kranksein eine krisenhafte Situation für alle Betroffenen, steht doch immer die Frage im Raum: Werde ich wieder gesund? Habe ich etwas falsch gemacht? Wie geht es weiter? Krankheitszeiten sind immer auch Krisenzeiten, weil sie uns mit unserer Zerbrechlichkeit und unserer Gefährdetheit in Verbindung bringen. Durch Covid-19 hat diese Verunsicherung und Gefährdung auch gesellschaftliche Ausmaße bekommen.“ Auch für PatientInnen, die mit anderen Krankheiten als Corona ins Krankenhaus eingeliefert werden oder sich Eingriffen unterziehen müssen, bringen die mit Corona verbundenen Präventionsmaßnahmen zusätzliche Belastungen mit sich. Vor allem ist die Besuchsmöglichkeit – und damit die Nähe vertrauter Menschen – durch die Corona-Präventionsmaßnahmen stark eingeschränkt. Durch das notwendige Distanz-Halten wurde ein existentielles menschliches Bedürfnis noch deutlicher: „Wir sind darauf angewiesen, dass jemand ‚leibhaftig‘ da ist, wenn es uns nicht gut geht“, so Roser. Zwar erschwert die FFP2-Maske die Kommunikation, aber weder Maske noch Schutzkleidung oder Handschuhe sind echte Hindernisse beim Da-Sein für kranke Menschen: „Liebevoller Augenkontakt, echte Präsenz und verantwortete Berührungen sind möglich und schaffen heilsame Nähe.“

 

 

„Wunsch nach seelsorglicher Begleitung enorm gestiegen“

 

KrankenhausseelsorgerInnen sind Bestandteil des therapeutischen Teams und sowohl für PatientInnen und deren Angehörige als auch für das Pflegepersonal da. Roser: „Wir sind 24 Stunden rufbereit. Gemeinsam mit all den anderen Berufsgruppen tun wir die sinnvollen und Not-wendenden Dinge bzw. suchen nach Möglichkeiten, angstvollen, stressigen und anstrengenden Situationen in irgendeiner Weise zu begegnen und kranke Menschen bestmöglich zu unterstützen.“ Der Wunsch nach spiritueller, seelsorglicher Begleitung, nach Nähe und Zuwendung sei in Corona-Zeiten enorm gestiegen, so Roser. Nähe und Begleitung hat viele Facetten: „Es kann bedeuten, auf der Intensivstation bei einem schwerkranken Menschen einfach da zu sein. In anderen Fällen können wir durch Gebete, Rituale, Feiern mit Kommunionspendung, Krankensalbung oder Krankensegen spürbar machen, dass Gott auch an diesem Ort, in dieser schwierigen Situation da ist.“ Die SeelsorgerInnen übernehmen auch Boten- und Mittlerdienste: Sie übergeben Geschenke, nehmen frische Kleidung in Empfang, übermitteln Nachrichten oder verbinden Kranke via Tablet mit ihren Angehörigen. Ein wichtiger Dienst ist die Begleitung von Hinterbliebenen zum Verabschiedungsraum. „Manchmal gestalten wir Verabschiedungen mehrfach nacheinander, um den Angehörigen, die ja immer nur in kleinen Gruppen anwesend sein können, ein gutes Abschiednehmen zu ermöglichen.“

 

 

„Ich bin froh, dass Sie da sind!“

 

Für Mitarbeitende im Gesundheitswesen war die Belastung in den letzten beiden Jahren außergewöhnlich groß, wie Roser betont: „Die Abläufe im Krankenhaus haben sich völlig verändert. Alle Beteiligten standen vor einer bis dahin gänzlich unbekannten Situation – die Führungskräfte eingeschlossen. Teams wurden neu zusammengestellt, Pflegende und ÄrztInnen mussten sich in kürzester Zeit auf fachfremden Stationen einarbeiten. Hinzu kam die permanente Bedrohungslage und die Angst, sich selbst anzustecken, aber natürlich auch Angst um die eigenen Angehörigen.“ Jetzt, nach knapp zwei Jahren Corona-Pandemie, ortet Roser im Krankenhaus eine gewisse „Covid-Routine“: „Man hat gelernt, damit umzugehen – Abläufe sind inzwischen klar, Hygienemaßnahmen vertraut. Stationen können inzwischen wieder zurückgebaut werden, Normalstationen nehmen ihren Dienst auf. 

 

Doch zwei Jahre „Ausnahmezustand“ haben Spuren hinterlassen und die Menschen körperlich und psychisch ausgelaugt. Viele – PatientInnen, ÄrztInnen und Pflegende – haben liebe Menschen durch Covid-19 verloren; häufig war ein gutes Abschiednehmen nicht möglich. „Vieles ist offengeblieben und macht den Trauerprozess noch schwieriger“, weiß die Seelsorgerin. Das Krankenhauspersonal hat in den letzten beiden Jahren erleben müssen, wie Corona-Kranke um ihr Leben gekämpft und diesen Kampf häufig doch verloren haben. Diese Belastung zu verarbeiten, dafür bleibt meist keine Zeit.

 

Roser empfindet großen Respekt vor ÄrztInnen und Pflegenden, die in Zeiten von Corona fast Übermenschliches leisten. Besonders berührt hat sie der Bericht eines jungen Mediziners in Ausbildung, der eine ältere Patientin auf der Covid-Intensivstation begleitete. „Die Patientin kämpfte lange Zeit eisern, zuerst auf der Normalstation, dann auf der Intensivstation. Sie ertrug auch die Überdruck-Maske, die extrem belastend ist, weil sie ganz eng ans Gesicht geschnallt ist und die ganze Zeit pfeift. Eines Nachts konnte sie nicht mehr und hatte einen Nervenzusammenbruch: Sie wollte sich die Maske vom Gesicht ziehen, hatte Angst, dass sie es nicht schafft, hat gefragt, warum es sie trifft, wo sie doch geimpft ist. Der junge Mediziner hatte Nachtdienst, hat sich zu ihr gesetzt, mit ihr gesprochen, ihr gesagt, wie gut er sie verstehen kann, und sie ermutigt, noch durchzuhalten. Das hat ihr Kraft gegeben, sie hat weitergekämpft – und ist letztlich einige Tage später doch verstorben. Für mich ist dieser junge Mediziner ein Beispiel für seelsorgliches Handeln: Er hat sich dem Elend und der Verzweiflung der Patientin ausgesetzt, hat die Angst mit ihr ausgehalten und ihr durch sein Da-Sein Mut zum Weitermachen gegeben.“

 

Auch beim Gesundheitspersonal ist der Bedarf nach seelsorglicher Zuwendung größer geworden.

Roser erzählt: „Für lange Gespräche fehlt meist die Zeit – aber schon kurze Begegnungen beim Mittagessen oder in einer Pause können stärken. ‚Ich bin froh, dass Sie da sind!‘: Diesen Satz hören wir SeelsorgerInnen derzeit oft. Wir freuen uns darüber, würden gern noch so viel mehr tun – aber es ist schön zu erfahren, dass es häufig schon genügt, einfach da zu sein, Schweres mitzutragen, Situationen mit auszuhalten. Allein das kann Kraft zum Weitermachen geben – uns SeelsorgerInnen und hoffentlich auch all den anderen.“ Die Referentin für Krankenhausseelsorge freut sich, dass in der herausfordernden Corona-Zeit KrankenhausseelsorgerInnen noch mehr als vorher als wichtige Stütze im System erfahren werden.

 

 

Welttag der Kranken

 

Am 11. Februar, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes, begeht die Katholische Kirche den Welttag der Kranken. Papst Johannes Paul II. hat diesen 1993 eingeführt – anlässlich des Gedenkens an alle von Krankheit betroffenen Menschen. Der diesjährige 30. Welttag der Kranken steht unter dem Motto „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36). Jährlich veröffentlicht der Papst im Vorfeld eine Botschaft dazu.

 

In seiner heurigen Botschaft ruft Papst Franziskus zu beständiger menschlicher Nähe zu PatientInnen auf und dankt dem Gesundheitspersonal für seine Arbeit. Zugleich würdigt er den medizinischen Fortschritt, der allerdings längst nicht allen Menschen zugutekomme, wie die ungleiche Verteilung von Corona-Impfstoffen zeige. Hier gebe es noch viel zu tun. „Patienten sind immer wichtiger als ihre Krankheiten", so der Papst. Daher könne keine Therapie „davon absehen, dem Patienten zuzuhören, seiner Geschichte, seinen Ängsten und Sorgen“. Franziskus würdigte besonders die Beschäftigten im Gesundheitswesen. ÄrztInnen, Krankenschwestern und -pfleger, LaborantInnen, Hilfspersonal sowie die zahlreichen Freiwilligen würden kostbare Zeit opfern, um den Leidenden beizustehen. „Liebes Gesundheitspersonal, Ihr Dienst an der Seite der Kranken, den Sie mit Liebe und Kompetenz ausüben, geht über die Grenzen Ihres Berufs hinaus und wird zu einer Mission", schreibt der Papst in seiner Botschaft. Dieses Engagement könne ein Zeichen göttlicher Barmherzigkeit sein. „Seid euch der großen Würde eures Berufes bewusst, aber auch der Verantwortung, die er mit sich bringt“, so Franziskus. Die Sorge um Kranke und Sterbende, vor allem wenn sie einsam sind, sind dem Papst zufolge aber keine ausschließliche Aufgabe des Gesundheitspersonals. „Wie viele kranke und alte Menschen leben zu Hause und warten auf einen Besuch! Der Dienst des Trostes ist eine Aufgabe für jeden Getauften", betont Franziskus.

 

Die Botschaft von Papst Franziskus zum 30. Welttag der Kranken im Wortlaut:

https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/sick/documents/20211210_30-giornata-malato.html

 

 

Krankenhausseelsorge in der Diözese Linz

 

Die katholische Krankenhausseelsorge in Oberösterreich erfolgt in Kooperation zwischen Pastorale Berufe der Diözese Linz (Personalreferent Mag. Alois Mayer) und dem Referat Krankenhauspastoral im Pastoralamt (Leiterin Mag.a Christiane Roser). In der Evangelischen Kirche H. B. in Oberösterreich ist Pfarrer Mag. Herbert Rolle Diözesanbeauftragter und Ansprechpartner für Krankenhausseelsorge. Die ökumenische Zusammenarbeit ist unverzichtbar und wird in den Krankenhäusern sehr geschätzt.

 

In den 22 Krankenhäusern Oberösterreichs, von denen sich neun in kirchlicher Trägerschaft befinden, arbeiten derzeit 65 hauptamtliche KrankenhausseelsorgerInnen. Die Zahl umfasst Priester, Ordensfrauen und PastoralassistentInnen. Zusätzlich unterstützen 69 Frauen und Männer die KrankenhausseelsorgerInnen ehrenamtlich. Um die Tätigkeit ausführen zu können, gilt eine adäquate Ausbildung als Voraussetzung: Für hauptamtliche KrankenhausseelsorgerInnen werden österreichweit jährlich zwei Kurse zur Klinischen Seelsorgeausbildung (KSA) angeboten. Diese dauern jeweils sechs Wochen und werden von allen hauptamtlichen SeelsorgerInnen in den ersten drei Arbeitsjahren absolviert. Den ökumenisch geleiteten Ausbildungslehrgang für ehrenamtliche SeelsorgerInnen besuchen aktuell 29 Personen. (http://klinische-seelsorgeausbildung.at)

 

Krankenhausseelsorge erfährt die Notwendigkeit, in das Gespräch mit anderen Religionen zu treten. Pflegende in den Krankenhäusern und Krankenhaushausleitungen erwarten von der Seelsorge eine hilfreiche Verständigung mit den Mitgliedern verschiedener Religionen bzw. mit Menschen ohne Bekenntnis. Im Bereich Qualitätsentwicklung hat die Diözese Linz eine Vorreiterrolle. Bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren wurden hier neue Wege beschritten, etwa durch die Formulierung und Weiterentwicklung eines Berufsbildes, durch die Förderung spezifischer Aus- und Weiterbildungen und die fachliche Begleitung. Die Einbindung der SeelsorgerInnen in multiprofessionelle Teams (z. B. Ethikkommissionen, Ethikkonsile, Palliative Care, Unterricht an der FH Gesundheitsberufe) und Projekte der Häuser haben die Entwicklung zu einer umfassenden und professionellen Sicht der Seelsorge besonders gefördert.

 

Kontakt für Rückfragen:

Mag.a Christiane Roser

Referentin für Krankenhauspastoral

T: 0732 76 10-3530

M: 0676 87 76 35 30

E: christiane.roser@dioezese-linz.at

W: www.dioezese-linz.at/krankenhauspastoral

 

 

Links:

 

Welttag der Kranken

https://www.dioezese-linz.at/welttag-der-kranken

 

Krankenhausseelsorge in der Diözese Linz

https://www.dioezese-linz.at/krankenhauspastoral

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

Pressefoto: © Diözese Linz (honorarfrei):

Christiane Roser, Referentin für Krankenhausseelsorge in der Diözese Linz

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