Neue Papst-Autobiografie "Hoffe" in über 80 Ländern erschienen

Klare Worte, emotionale Erzählungen: Am 14. Jänner 2025 ist die Autobiografie von Papst Franziskus veröffentlicht worden - zeitgleich in über 80 Ländern. Auf knapp 400 Seiten schildert Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, nicht nur seine eigene Geschichte. Das Buch erzählt zunächst das Aufwachsen und Kennenlernen seiner italienischen Großeltern, die 1929 mit seinem Vater nach Argentinien migrierten. Von dort entspinnt sich die Geschichte der Familie Bergoglio. Seiner Zeit als regionaler Ordensleiter der Jesuiten während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) räumt Franziskus viel Platz ein, ebenso Berichten über seine eindrücklichsten Reisen als Papst.
Eingewoben in zum Teil emotional geschilderte Stationen und Begegnungen seines Lebens erläutert Franziskus in langen Passagen zudem die politischen Kernanliegen seines Pontifikats: Frieden, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit. Der 88-Jährige spricht sich gegen Populismus und die Ausgrenzung von Migrant:innen aus und mahnt zur Vorsicht beim Umgang mit neuen Technologien. Ebenso erklärt er seine optimistische Sicht auf die Zukunft der katholischen Kirche.
Zugleich kritisiert er nur auf Tradition beharrende Vertreter seiner Institution scharf. Vor allem jene, die weiterhin an der sogenannten "Alten Messe", gefeiert auf Latein und mit dem Rücken zum Kirchenvolk, festhalten. Diese rigide Einstellung gehe meist einher mit kostbaren, kostspieligen Gewändern, mit Stickerei, Spitzen und Stolen. Dies sei keine Freude an der Tradition, sondern blanke Zurschaustellung von Klerikalismus, so Franziskus.
"Manchmal verbergen sich hinter diesen Kostümierungen ernsthafte Unausgeglichenheit, Affektstörungen, Verhaltensprobleme oder ein persönliches Unwohlsein, das instrumentalisiert werden kann", schreibt der Papst. Laut eigener Aussage musste er sich mit dieser Problematik während seiner bisherigen Amtszeit in vier Fällen befassen - drei davon in Italien, einer in Paraguay.
Scharfe Kritik an Hamas und Israel
Doch nicht nur kirchenpolitisch bezieht Franziskus Stellung. Mit deutlichen Worten verurteilt er den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. An jenem Tag habe eine "neue Barbarei" begonnen - "mit dem Gemetzel, das die Schergen der Hamas angerichtet haben". Sie hätten israelische Soldaten und Zivilpersonen "gnadenlos massakriert".
Ebenso ächtet er die israelischen Militärschläge: "Ein Krieg, der hilf- und wehrlose Zivilisten trifft, ja sogar Mitarbeiter der Caritas, die humanitäre Hilfe verteilen, ein Krieg, der die Zivilbevölkerung ununterbrochen Qual und Hunger aussetzt, bringt den gleichen sinnlosen Terror hervor."
Persönliche Einblicke
Aus der Perspektive des Erzählers gibt Franziskus außerdem Einblicke in sein Seelenleben. Er beschreibt sich als melancholisch, schildert immer wieder Momente, die ihn zum Weinen brachten. Der 88-Jährige erzählt von Besuchen bei einer Psychiaterin in Zeiten der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983), seinen Neurosen und seiner Ungeduld, die ihn auch im Vatikan hin und wieder ins Stolpern gebracht hätten.
Päpstliche Füße
Dabei dürfte er seine orthopädischen Schuhe getragen haben. Diesen und nicht dem roten Schuhwerk gab er nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 den Vorzug, wie er schreibt, denn: "Ich habe leider leichte Plattfüße." Neben detaillierten Schilderungen rund um die erste Zeit im Vatikan berichtet Franziskus ausführlich über seine Kindheit. In dieser spielte Fußball für ihn eine große Rolle - als Fan des argentinischen Vereins San Lorenzo, aber auch als Spieler. Der kleine Jorge stand dabei zumeist im Tor. Denn ein großer Ballkünstler sei er nicht gewesen, habe zwei linke Füße, gesteht der Papst.
Über seinen Start als Papst
Zwar nicht zum ersten Mal, doch sehr detailliert plaudert der 88-Jährige in "Hoffe" über die entscheidenden Tage um seine Papstwahl. Dokumentiert werden die nachträglichen Notizen zu seiner Rede vor den Kardinälen, die zur entscheidenden Einlassung vor seiner Wahl werden sollte. Er spricht über seine ersten Telefonate und den ersten Besuch seiner römischen Lieblingsbasilika Santa Maria Maggiore als Papst. Dabei bedauert Franziskus, bis heute nur sehr wenige Kirchen in Rom zu kennen: "Es ist einfach schwierig, als Papst eine Stadt kennenzulernen."
Zu seinen ungewöhnlichen Entscheidungen auf persönlicher Ebene zählt die Wahl seines Wohnorts. Franziskus entschied sich nach seiner Wahl für ein kleines Apartment im vatikanischen Gästehaus Santa Marta und ließ die Gemächer im Apostolischen Palast leer stehen. "Sobald ich an Ort und Stelle war und mit Pater Georg sprach, dem damaligen Präfekten des Päpstlichen Hauses, wusste ich, dass ich dort nicht bleiben würde." Er habe ihm für seinen Besuch gedankt und angefangen, nach einer Lösung zu suchen, erzählt Franziskus von seiner Begegnung mit der offiziellen Papstwohnung nach seiner Wahl 2013 und dem deutschen Erzbischof Georg Gänswein, den er nur an dieser Stelle im Buch namentlich erwähnt. Es liege einfach an seiner Persönlichkeit, dass er dort nicht leben könne, so Franziskus. "Ich brauche es, mein Leben mit anderen zu teilen."
Papst Franziskus:
Hoffe. Die Autobiografie
Kösel-Verlag, München 2025
384 Seiten
25,50 Euro.