Donnerstag 18. April 2024

Franziskus öffnet am Josefstag Kurienspitze auch für Frauen

Lang erwartet und doch überraschend hat Papst Franziskus am 19. März 2022 seine neue Kurienverfassung veröffentlicht. Viele Maßnahmen sind bereits in Kraft. Neu ist: Auch Frauen sollen Kurienbehörden leiten.

Die neue Verfassung der römischen Kurie sollte nach Ostern kommen. Es seien noch nicht alle Übersetzungen fertig. Am Samstag wurde die Kurienreform dann überraschend doch veröffentlicht. Auf Italienisch, ohne Übersetzungen. Dass die meisten Reformen bekannt und schon in Kraft sind, hatte Franziskus zuletzt mehrfach gesagt. Gleichwohl bietet die Apostolische Konstitution "Praedicate evangelium" (Verkündet das Evangelium) einige wichtige Neuigkeiten: Kurienchefs können künftig auch Laien sein, ob Mann oder Frau. Eine Behörde leitet der Papst selbst. Sein Sozialarbeiter wird aufgewertet. Und spätestens mit 80 Jahren muss jeder Kuriale künftig in Pension gehen.

 

Betroffen sind rund 2.500 Menschen, ein Großteil davon Kleriker, die in der Kurie und im Vatikanstaat arbeiten. Doch auch für die Weltkirche ändert sich einiges. So sollen künftig mehr Laien als besser ausgebildete Fachkräfte am zentralen Leitungsorgan der katholischen Kirche arbeiten. Zugleich soll die Kurie den Ortskirchen zuarbeiten, statt sich zwischen Papst und Bischöfe zu stellen.

 

Mit der neuen Verfassung relativiert Franziskus traditionelle Hierarchien zwischen den Behörden. Alle heißen nun Dikasterium, nicht mehr "Kongregation" oder "Rat". Inwiefern die Reihenfolge ihrer Nennung bedeutsam wird, muss sich zeigen. Dass die neue Behörde für Evangelisierung an erster Stelle genannt wird, vor der altehrwürdigen Glaubenskongregation, ist ein Zeichen. Zumal der Papst selbst sie leiten will.

 

Dass eine Kurienbehörde von einem Papst persönlich geleitet wird, ist nicht neu. Pius XII. (1939-1958) war über etliche Jahre sein eigener Kardinalstaatssekretär. Noch früher hatten Päpste auch die Glaubenskongregation, damals Heilige Römische Inquisition, unter sich. Der Glaubenskongregation wird nun die päpstliche Kinderschutzkommission einverleibt; eine eigene Leitung soll sie indes behalten. Ob dies den kurialen Kampf gegen Missbrauch stärkt, steht dahin. Ihr bisheriger Chef, US-Kardinal Sean O'Malley, sieht darin eine Aufwertung des Kampfes gegen Missbrauch.

 

Direkt nach der Glaubenskongregation folgt das "Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe". Damit steht - zumindest im Inhaltsverzeichnis - der päpstliche Sozialbeauftragte noch vor den Präfekten, die für Bischöfe, Orden, Klerus zuständig sind. In der Praxis muss das nicht viel heißen; gleichwohl ist es ein klares Signal an die traditionsbewusste Kurie.

 

Die nun offiziell festgelegte Öffnung höchster Kurienämter für Laien, hatte sich angedeutet. Seit 2018 leitet Paolo Ruffini als erster Laie eine Vatikanbehörde, jene für Kommunikation. Im Synoden- und im Staatssekretariat, in der Entwicklungsbehörde sowie im Governatorat des Vatikanstaates hatte Franziskus zuletzt mehrere Frauen in hohe Aufgaben berufen. Bald könnte die erste Präfektin folgen.

 

Wichtigste Aufgabe der ganze Kirche ist es laut Franziskus, den Menschen die christliche Botschaft nahezubringen. Diesem Ziel soll sich auch die Kurie unterordnen. Neben strukturellen Veränderungen will Franziskus der weltkirchlichen Zentralverwaltung einen neuen Teamgeist einflößen: missionarischer, vielfältiger, professioneller, synodaler und dienstleistungsbereiter für die Weltkirche soll sie werden. Sowie effektiver - nicht nur angesichts knapper Kassen.

 

Was dem Papst vorschwebt, machte er schon früh durch seine teils berüchtigten Weihnachtsansprachen an die Kurie klar - etwa mit den kurialen Krankheiten. Er meinte aber nicht nur die Kardinäle und Bischöfe vor ihm, sondern jeden Katholiken. Eine Aufgabe des neuen, aufgewerteten Dikasteriums für Evangelisierung ist es, bei allen Getauften das Bewusstsein und die Verantwortung zu einem missionarischen Leben zu fördern.

 

Der vorgelegte Wurf bietet Chancen für eine neue Art kirchlicher Zentralverwaltung. Entscheidend wird aber sein, wie die gesetzten Impulse umgesetzt werden. So sind wie bereits in der 1988 erlassenen Kurienverfassung "Pastor Bonus" von Johannes Paul II. wieder regelmäßige Treffen aller Kurienchefs vorgesehen - ähnlich den Kabinettssitzungen einer staatlichen Regierung. Ob die stattfinden, hängt vom Papst ab. Franziskus selbst pflegte diese Form kollegialer Verwaltung bisher so gut wie nicht.

 

Die neue Kurienverfassung, veröffentlicht am Tag des von Franziskus hoch geschätzten heiligen Josef, hat in den fast neun Jahren ihrer Entstehung etliche Bearbeitungsrunden hinter sich. Entwürfe gingen in jeweils mindestes zwei Runden an Bischofskonferenzen, Ordensleitungen, Kurienbehörden und Kirchenrechtler. Von handwerklichen Mängeln in Entwürfen war die Rede. Einige seiner bisherigen Erlasse musste Franziskus nachjustieren.

 

Bei der endgültigen Verfassung, die zu Pfingsten in Kraft tritt, sollte das nicht geschehen. Immerhin stellt Franziskus sich damit in die Reihe früherer Kurienreformer: Sixtus V. (1588), Pius X. (1908), Paul VI. (1967) und Johannes Paul II. (1988). Allein daran zeigt sich: Der Reformbedarf der Weltkirchenzentrale hat sich in den vergangenen 100 Jahren deutlich beschleunigt. Das dürfte nicht nur für die Kurie gelten.

 

 

Kardinal Schönborn: Papst setzt auf "gesunde Dezentralisierung"

 

Die Kurienreform von Papst Franziskus zielt wesentlich auf eine "gesunde Dezentralisierung" der Kirche ab. Darauf hat Kardinal Christoph Schönborn am 21. März 2022 in einer Reaktion zur Veröffentlichung der neuen Apostolischen Konstitution zur internen Organisation der Römischen Kurie hingewiesen. "Mit diesem Leitwort will Papst Franziskus die Verstärkung der gemeinsamen Verantwortung zwischen Papst und Römischer Kurie einerseits und den Ortskirchen anderseits zum Ausdruck bringen", erklärte der Wiener Erzbischof auf Anfrage der Nachrichtenagentur Kathpress. "Praedicate Evangelium" (Verkündet das Evangelium): Dieser Titel der neuen Kurienordnung verweise ganz generell darauf, "in welchem Geist die Organisation und die Tätigkeit ihrer Organe gestaltet werden soll", hob Schönborn zudem hervor.

 

Papst Franziskus hatte die lange erwartete Kurienordnung am Samstag veröffentlicht. Das 54 Seiten lange Dokument, das zu Pfingsten in Kraft tritt, regelt in 250 Paragrafen den Aufbau der Römischen Kurie, darunter die Zuschnitte der im Vatikan "Dikasterien" genannten Ministerien, Justiz- und Wirtschaftsorgane sowie weiterer Büros und Einrichtungen des Heiligen Stuhls. Dezentralisierung und Evangelisierung waren zentrale Punkte bereits im am Beginn des Pontifikats von Franziskus 2013 veröffentlichten programmatischen Schreiben "Evangelii Gaudium". Etliche Teile der Kurienreform, die in der neuen Ordnung nun festgeschrieben sind, wurden in den vergangenen Jahren auch bereits umgesetzt.

 

Neu ist unter anderem die Fusionierung der bisherigen Missionskongregation ("Propaganda fide") mit dem Päpstlichen Rat für Neuevangelisierung zu einem vom Papst selbst geleiteten "Dikasterium für Evangelisierung". Außerdem wertet Franziskus das bisherige Amt des päpstlichen Almosenmeisters auf zu einem "Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe".

 

Große mediale Beachtung fand nach der Veröffentlichung von "Praedicate Evangelium" zunächst insbesondere eine Änderung im Vergleich zur bisher geltenden Kurienordnung "Pastor bonus" Johannes Pauls II. aus dem Jahr 1988: Demnach können künftig auch Laien, Männer und Frauen, in die Leitungspositionen der Kurie berufen werden.

 

Da die Autorität der Organe der Römischen Kurie eine "potesta vicaria" (stellvertretende Vollmacht) darstellt, folgert die Apostolische Konstitution, dass bei entsprechender Kompetenz "jeglicher Gläubige einem Dikasterium oder einem Organ vorstehen kann", zitierte Kardinal Schönborn gegenüber Kathpress aus dem Papsterlass. Gleichzeitig erinnerte der Kardinal, dass dies etwa im vatikanischen Dikasterium für die Medien bereits verwirklicht ist. Dort amtiert mit Paolo Ruffini (65) seit Herbst 2018 ein Laie als Präfekt des Dikasteriums.

 

Auch die mit der Kurienreform einhergehenden Erneuerungen im Bereich der wirtschaftlichen Führung seien "vielversprechend", so Kardinal Schönborn. Er betonte insgesamt, dass er sich über die lange erwartete Veröffentlichung der Apostolischen Konstitution freue. Papst Franziskus entspreche damit dem von den Kardinälen deutlich ausgesprochenen Wunsch vor dem Konklave von 2013.

 

Der 77-jährige Wiener Erzbischof ist selbst seit vielen Jahren Mitglied in mehreren Behörden und Einrichtungen der Römischen Kurie. Aktuell gehört der Kardinal der Glaubenskongregation, der Kongregation für die orientalischen Kirchen und dem Neuevangelisierungsrat an, viele Jahre lang wirkte er auch als Mitglied der Bildungskongregation. Schönborn gehört zudem dem Rat des vatikanischen Synodensekretariats und dem für die Vatikanbank IOR zuständigen Kardinalsrat an.

 

Kathpress

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