Donnerstag 25. April 2024

Theologische Ethik im Schatten des Kolonialismus?

Eine Tagung an der Katholischen Privat-Universität Linz untersuchte am 4. November 2021 "postkoloniale Perspektiven" für die christliche Sozialethik.

 

"Es ging immer darum, ein imaginiertes Ganzes zusammenzuhalten." Mit diesen Worten beschrieb die Münsteraner Theologin Marianne Heimbach-Steins eine teilweise bis in die 1980er Jahre reichende und zum Teil heute noch wirksame Tendenz der Abschottung der katholischen Soziallehre und theologischen Ethik gegenüber den Irritationen durch liberale Ethiken, durch die Theologie der Befreiung, durch feministische und Gendertheorien und durch Ideen der Diversität. Auf diesem Weg einer "erschlichenen Universalisierung" eines partikularen Moralkonzepts konnten auch die kolonialen Strukturen der sozialethischen Wissensordnung mit androzentrischer und exklusiv europäischer Prägung lange Zeit stabilisiert werden. Erst nach und nach und im Rahmen eines zähen Ringens in der Disziplin konnte die heute für die christlichen Sozialwissenschaften typische Pluralität unterschiedlicher Ansätze in einem offenen Diskurs erreicht werden, betonte Heimbach-Steins, die als Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften (ICS) der Universität Münster zu den prägenden Persönlichkeiten des Faches gehört. Die Herausforderung der Gegenwart ist es nun, die Anfragen der postcolonial studies an die "westlich" geprägten Wissenschaftsstandards in den sozialethischen Diskurs aufzunehmen. Mit Heimbach-Steins diskutierten diese Herausforderung Wissenschaftlerinnen der KU Linz bei einer von Katja Winkler und Christian Spieß vom Institut für Christliche Sozialwissenschaften am 4. November 2021 an der Katholischen Privat-Universität Linz veranstalteten Tagung zu "postkolonialen Perspektiven" für die theologische Sozialethik.

 

Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Heimbach-Steins (Wilhelms-Universität Münster)

Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Heimbach-Steins (Wilhelms-Universität Münster). © KU Linz 

 

 

Lukas Kaelin, Assistenzprofessor am Institut für Praktische Philosophie/Ethik der KU Linz, untersuchte die brisanten Anfragen der postcolonial studies und die "sozialen Bedingungen politischer Öffentlichkeit" aus der Perspektive einer an Habermas geschulten liberalen politischen Philosophie. Gregor Buß, Professor für Theologische Ethik und Anthropologie an der Katholischen Hochschule Paderborn, erörterte unter dem Titel "Paternalismus – Kannibalismus – Eucharistie" sowohl grundsätzliche Fragen der transkulturellen Plausibilität der Menschenrechte als auch einige kolonialistische Eigenheiten der "westlich" geprägten Theologie, insbesondere aus der Perspektive afrikanischer Theologien. Katja Winkler diskutierte mögliche Anknüpfungspunkte für die christliche Sozialethik an Überlegungen zur reflexiven Repräsentation und zum Subalternitätsproblem im Anschluss an Gayatri Chakravorty Spivak.

 

Das Anliegen dieser Tagung war vor allem, NachwuchswissenschafterInnen der KU Linz mit einer profilierten Vertreterin der theologischen Sozialethik ins Gespräch zu bringen. In den christlichen Sozialwissenschaften wurden postkoloniale Konzepte bisher wenig rezipiert. Dabei können sie, wie die Diskussionen zeigten, wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des sozialethischen Diskurses liefern, nicht zuletzt in den beiden zentralen Forschungsschwerpunkten des Linzer Instituts für Christliche Sozialwissenschaften, der liberalen Menschenrechtsethik und einer politischen Sozialethik der Inklusion.

 

V. l.: Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin (KU Linz), Prof. Dr. Gregor Buß (Katholische Hochschule Paderborn), Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Heimbach-Steins (Wilhelms-Universität Münster), Ass.-Prof.in Dr.in Katja Winkler (KU Linz) , Univ.-Prof. Dr. Christian

V. l.: Ass.-Prof. Dr. Lukas Kaelin (KU Linz), Prof. Dr. Gregor Buß (Katholische Hochschule Paderborn), Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Heimbach-Steins (Wilhelms-Universität Münster), Ass.-Prof.in Dr.in Katja Winkler (KU Linz) , Univ.-Prof. Dr. Christian Spieß (KU Linz).

 

 

Hermine Eder / KU Linz 

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