In der Gesellschaft gibt es immer noch Barrieren
Markus Moser (22) ist blind und lebt in einer vollbetreuten Wohnungsgemeinschaft der Caritas. Ihn ärgert es, dass er immer sofort in die Schublade 'beeinträchtigt' gesteckt wird: „Es gibt wenig Möglichkeiten in der Öffentlichkeit, bei denen Menschen mit Beeinträchtigungen mit nicht-beeinträchtigten Menschen zusammenkommen. Die wenigen Angebote, die es gibt, sind oft auf eine ältere Zielgruppe zugeschnitten. Ich würde gerne Ausflüge in der Gruppe unternehmen. Die Ausflüge gehen dann aber zu Destinationen für die Altersgruppe 60+.“ Auch die gehörlose Barbara Kloß, die im Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung der Caritas in Linz arbeitet, ist schon oft beim Versuch der Teilhabe an Grenzen gestoßen: „Ich würde gerne Sprach- oder Fotografiekurse machen. Wenn ich allerdings bei Bildungsveranstaltungen dabei sein will, muss ich immer selbst nachfragen, ob es GebärdendolmetscherInnen gibt. Falls es keine gibt – was meistens der Fall ist – muss ich mir die DolmetscherInnen selbst finanzieren."
Auch die gehörlose Barbara Kloß (mitte), die im Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung der Caritas in Linz arbeitet, wünscht sich mehr Unterstützung bei Bildungsveranstaltungen. © Caritas OÖ
Mag. Stefan Pimmingstorfer, Geschäftsführer der Caritas für Menschen mit Behinderungen, kennt die Barrieren, mit denen Menschen mit Beeinträchtigungen konfrontiert sind: „Diese Barrieren bedeuten Diskriminierung in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben etwa in Lokalen und Krankenhäusern, bei Veranstaltungen, bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Freizeitaktivitäten, Aus- und Weiterbildungen oder im Beruf. Menschen mit Beeinträchtigungen haben kaum Möglichkeiten, öffentlich über ihre Probleme zu sprechen und auch gehört zu werden. Menschen mit Beeinträchtigungen haben, wie andere auch, unterschiedliche Bedürfnisse, viele Fähigkeiten und Wünsche. Sie haben wie alle anderen das Recht, am kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilzuhaben. „Aber die Realität sieht oft anders aus“, weiß Stefan Pimmingstorfer.
So sieht es auch Karin Höller: „Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn ich mich bei Firmen bewerbe und aufgrund einer Beeinträchtigung nicht aufgenommen werde oder wenn manche Leute nichts mit mir zu tun haben wollen, weil ich eine Beeinträchtigung habe". Weiters erzählt Susanne K. (Name wurde von der Redaktion geändert) von ihren Erfahrungen mit ÄrztInnen: „Sie gehen sprachlich grob mit mir um und nehmen mich nicht ernst, wenn ich über meine Schmerzen rede. Die einzige Alternative ist, mit einer Begleitung zum Arzt zu fahren. Dann ist man wieder fremdbestimmt und der Arzt oder die Ärztin redet nur mit der Begleitperson, obwohl man selbst daneben steht."
Auch bauliche Barrieren im öffentlichen Raum oder fehlende Informationen in einer leicht verständlichen Sprache verhindern die Teilhabe in der Gesellschaft. Michael Wilhelm, der in Peuerbach lebt und am Caritas-Standort St. Pius arbeitet, freut es, wenn seine Individualität von anderen Menschen erkannt wird: „Ich fühle mich als Teil der Gemeinschaft, wenn ich spüre, dass ich meine Fähigkeiten einbringen kann und meiner Kompetenz vertraut wird."
Christine Sallaberger ist stolz, den Führerschein geschafft zu habe. Für sie ist dadurch Teilhabe möglich geworden. © Caritas OÖ
Maria Knapp / Caritas OÖ