Donnerstag 25. April 2024

Jahrestagung der Höheren Oberinnen: Würde des Menschen unantastbar

Die Höheren Oberinnen der Frauenorden Österreichs stellten bei ihrer Jahrestagung  von 27. bis 29. Februar 2018 in Vöcklabruck das Thema Menschenwürde in den Mittelpunkt. Auf der Tagesordung: Menschenhandel.

„Der Fremde soll euch wie ein Einheimischer gelten.“ Dieses Gebot unter den Israeliten stellte die Exerzitienbegleiterin Kyrilla Schweitzer aus dem Alten Testament in die Mitte ihrer Überlegungen. Warum? „Die Begegnung mit dem Fremden kann eine Begegnung mit Gott werden.“ Sie schildert allerdings auch die andere Erfahrung im Alten Testament, wo der Fremde als „Eindringling“ gesehen wird. Aber: „Das Eintreten für Andere, für Fremde gepaart mit Großherzigkeit wäre die Spiegelung des Handeln Gottes. Gerade die Gastfreundschaft wird im Alten Testament an die oberste Stelle gerückt. Einen Fremden sollst du nicht ausnutzen oder ausbeuten. Dennoch ist die Begegnung mit dem Fremden oft unheimlich und mit Ängsten verbunden. Das braucht das Weiten-Lassen der eigenen Begrenzung.“ Auch im Neuen Testament wurde der Fremde immer unter dem Schutz Gottes gestellt. „Gewährt jederzeit Gastfreundschaft“, ruft Paulus den Römern zu: „Gastfreundschaft hat einen Wert an sich und ist nicht einfach eine milde Gabe. Hier spiegelt sich die Würde des Anderen.“ Auch die Emmausgeschichte zeigt die „Offenheit für den Fremden, der sich als Jesus herausstellt und den Verzweifelten Hoffnung bringt.“ Für Schweitzer ist klar: „Menschenwürde ist gerade aus biblischer Sicht unteilbar.“

 

Menschenhandel muss sichtbarer gemacht werden

 

Menschenhandel aufdecken, Menschenwürde stärken und vernetzt wirksam werden. Dies sehen Sr. Anna Mayrhofer, Sr. Patricia Erber, Sr. Maria Schlackl und Ordensmann P. Hans Eidenberger von den Mariannisten als Berufung. Während Sr. Anna Mayrhofer für eine Schutzwohnung in Wien zuständig ist, fungiert Sr. Patricia Erber als Vorsitzende von SLOWODI Österreich (= Solidarity with women in distress – Solidarität mit Frauen in Not). Diese Organisation wurde 1985 von Sr. Dr. Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich mittlerweile auch in Deutschland und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind.

 

„Durch Missbrauch von Macht und Vertrauen werden Mädchen und Frauen als Ware gesehen und gehandelt. Menschenhandel passiert mit dem Zweck der Ausbeutung, Zwangsdienstbarkeiten in allen Facetten. Es gibt 2,4 Millionen Betroffene weltweit. 32 Milliarden werden damit umgesetzt. In Österreich kommen 96 % der Betroffenen aus Ostländern. 120.000 Euro verdient ein Menschenhändler in Österreich pro Jahr mit einer Person. Menschenhandel ist mitten unter uns pure Realität", sagt Sr. Maria Schlackl, Aktivistin in Oberösterreich, legt damit Fakten auf den Tisch, die diese Situation ungeschminkt aufdecken wollen. „Menschenhandel steht unter einer Decke der Angst, deshalb ist es so schwer, das sichtbar zu machen. Es ist daher nicht einfach, den Missbrauch im Zeitalter der Ökonomisierung zu erfassen.“

 

Es geht um unser Dasein

 

Es geht auch darum, den Anteil der Männer klarer herauszuarbeiten. Und immer wieder braucht es Raum, Schutzraum, Freiraum, um den kriminellen Netzwerken zu entkommen. Eidenberger: „Gerade auch in den Ordenscharismen sind wir aufgerufen, Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums zu sein, besonders dort, wo das Leben bedroht ist. Das heißt auch, die Komfortzone zu verlassen und dem Ruf zu folgen: Komm vor!“ Als erste Maßnahmen sind die Unterbringung in einer Schutzwohnung, Beratung und Begleitung und aktives Aufsuchen der Betroffenen wichtig. Sr. Anna Mayrhofer über die nachhaltigen Tätigkeiten von SLOWODI: „Zuerst geht es um Stabilisierung, Normalisierung des Lebensalltages. Dann heißt es das Selbstwertgefühl aufzubauen und Ressourcen zu entdecken und zu mobilisieren, neue Lebensperspektiven zu entwickeln und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Dabei geht es auch oft darum, Traumatisierungen zu akzeptieren oder Hilflosigkeit auszuhalten. Es geht um unser Dasein, mit und bei den Frauen.“ Sr. Patricia Erber kann berichten, dass 2017 SLOWODI Ungarn als Netzwerk gegründet wurde. Das Netzwerk RENATE ist der Zusammenschluss von Ordensfrauen aus 26 Staaten, die sich des Themas des Menschenhandels angenommen haben und darin aktiv sind. „Talita Kum“ ist die weltweite Vernetzung über alle Kontinente. Erber: „Wichtig ist es, eine pointierte Öffentlichkeitsarbeit immer wieder in Gang zu bringen. Da braucht es auch aufrüttelnde Aktionen.“ Der 18. Oktober wird jährlich als „Europäischer Tag gegen Menschenhandel“ besonders begangen.

 

Außerordentliche Generalversammlung

 

Von Mittwochabend bis Donnerstagnachmittag findet die außerordentliche Generalversammlung statt. Themen sind das Zahlenwerk der Frauenorden in statistischer und finanzieller Hinsicht. Großen Raum wird den Berichten gegeben. Besonderes Thema ist die rechtliche Vorgehensweise bei Provinzzusammenlegungen oder Schließung von Niederlassungen. Außerdem stand eine gemeinsame Sitzung des Präsidiums der Vereinigung von Frauenorden und des Vorstandes der Superiorenkonferenz der Männerorden statt. „Dabei geht es um die akkordierte und aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit auf Zukunft hin“, ließ die Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer wissen.

 

Jahrestagung 2018 der Höheren Oberinnen: Würde des Menschen unantastbar

Jahrestagung der Höheren Oberinnen: Würde des Menschen unantastbar © fkaineder


Eine besondere Wertschätzung  erfährt die Jahrestagung der Höheren Oberinnen durch die Anwesenheit der Generalsekretärin der UCESM (Vereinigung der Ordensgemeinschaften in Europa) Sr. Marjolein Bruinen, Dominikanerin von Bethanien. Sie war die Initiatorin der europäischen Vernetzung gegen Frauenhandel „RENATE“.

 

Der neue Bischofsvikar für Orden in der Diözese Linz Adolf Trawöger feierte die morgendliche Eucharistiefeier mit den Ordensschwestern.

 

Die Höheren Oberinnen nutzten die Gelegenheit, um nach der Vesper der Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer zum bevorstehenden 70er und der Generalsekretärin Sr. M. Cordis Feuerstein zum kürzlich begangenen 65er dankbar und originell zu gratulieren. Grundtenor: „Danke für die offenen und mutigen Worte, auch in der medialen Öffentlichkeit.“

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