Donnerstag 25. April 2024

Bischof Kapellari gibt baldigen Rücktritt bekannt

Dr. Egon Kapellari, Bischof der Diözese Graz-Seckau

In wenigen Tagen endet die mittlerweile 33-jährige Amtszeit von Bischof Egon Kapellari. Wie der Grazer Diözesanbischof in einem am Samstag, 24. Jänner 2015 veröffentlichten Hirtenbrief mitteilte, wird Papst Franziskus "in wenigen Tagen" dem "wiederholten Ersuchen um Entpflichtung" vom Amt entsprechen, so der dienstälteste Bischof Österreichs in seinem "letzten offiziellen Schreiben".

Gleichzeitig gibt er bekannt, dass der Papst jetzt noch keinen neuen Bischof ernennen wird, und dass daher das Grazer Domkapitel für die Zeit der Sedisvakanz einen Diözesanadministrator wählen wird.

In dem Hirtenwort mit dem Titel "Ein Wort zum Abschied" verweist Kapellari darauf, dass er bereits vor vier Jahren mit Vollendung seines 75. Lebensjahres um seine Entpflichtung gebeten habe. Papst Benedikt XVI. habe damals dieses Gesuch "nunc pro tunc" ("jetzt für später") angenommen und zugleich wurde seine Amtszeit um zwei Jahre verlängert. Diese Frist sei aber "kein verbindlicher Rahmen" gewesen und auch die Zeit seither "wurde keineswegs als Provisorium gestaltet". Inzwischen im 80. Lebensjahr stehend und aufgrund einiger gesundheitlicher Probleme habe er "erneut eindringlich um Entpflichtung gebeten". Dem werde nun entsprochen und die bischöfliche Amtszeit endet mit dem Datum der Veröffentlichung der päpstlichen Entscheidung.

"Mein Abschied von der Leitung der Diözese ist zeitlich nicht schon mit der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs verbunden", führt Bischof Kapellari weiter aus. Von daher wird das Grazer Domkapitel in seiner Eigenschaft als "Collegium Consultorum" innerhalb von acht Tagen nach der offizielle Annahme seines Rücktritts einen Diözesanadministrator wählen.

Vor diesem Hintergrund ersucht Bischof Kapellari, die erneute Verzögerung bei der Besetzung des Bischofssitzes mit dem Gebet zu begleiten und darauf zu vertrauen, dass sich "alles gut fügen wird". Ein wichtiger Grund für diese Verzögerung habe auch mit der Berufung des früheren Grazer Weihbischofs Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg zu tun. In dieser Situation müssten alle innerhalb der Kirche die "Bemühungen um ein gutes Miteinander nicht nur beibehalten, sondern sogar verstärken".

Für die Zeit seiner Emeritierung schreibt der Bischof, dass er in der Diözese bleiben und helfen werde, wo er noch kann und gebraucht werde. "Ich werde mich aber keineswegs in Entscheidungen irgendwelcher Art einmengen. Und ich hoffe, wie ich schon öfter gesagt habe, dass sich dann auch der 'Mönch in mir' stärker entfalten kann."

 

 

"Ein Wort zum Abschied"

 

"Kathpress" dokumentiert im Folgenden den Wortlaut des Hirtenbriefs:

Liebe katholische Christen in der Steiermark - Frauen, Männer und junge Leute und in ihrer Mitte liebe Priester, Diakone, Ordensfrauen und Ordensmänner!

Diesen Brief schreibe ich Ihnen auf den Tag genau 33 Jahre nach meiner Bischofsweihe im Dom von Klagenfurt und ich schreibe ihn, weil Papst Franziskus in wenigen Tagen meinem wiederholten Ersuchen um Entpflichtung vom Amt und Dienst des Diözesanbischofs entsprechen wird. Vor vier Jahren habe ich aus Anlass der Vollendung meines 75. Lebensjahres, entsprechend dem Kirchenrecht, Papst Benedikt XVI. um meine Entpflichtung gebeten. Der Papst hat dieses Gesuch "nunc pro tunc" ("jetzt für später") angenommen und zugleich wurde meine Amtszeit um zwei Jahre verlängert. Diese Frist war aber kein verbindlicher Rahmen und ich bin seither durch weitere zwei Jahre Diözesanbischof von Graz-Seckau gewesen. Diese Zeit wurde keineswegs als Provisorium gestaltet. Gemeinsam mit den Hauptverantwortlichen in der Leitung der Diözese und den zuständigen Gremien wurden aktuelle Herausforderungen betreffend Gegenwart und Zukunft wahrgenommen und angenommen und es wurde mit dem Projekt "Diözesaner Weg" eine Perspektive in die Zukunft gelegt. Dies insbesondere, aber weitaus nicht nur im Blick auf das 800-Jahr-Jubiläum der Diözese im Jahr 2018.

Vor wenigen Tagen ist mein 79. Lebensjahr zu Ende gegangen. Auch deshalb, aber besonders weil ich bei im Ganzen guter Gesundheit durch Probleme betreffend die Funktionsfähigkeit beider Knie mehr und mehr beeinträchtigt war und bin, habe ich im Einvernehmen mit dem Apostolischen Nuntius und der römischen Kongregation für die Bischöfe erneut eindringlich um meine Entpflichtung gebeten. Diesem Wunsch wird nun entsprochen und ich beende mit dem Datum der Veröffentlichung dieser Entscheidung meine 33 Jahre in der Leitung zunächst der Diözese Gurk-Klagenfurt und seit März 2001 der Diözese Graz-Seckau. Entsprechend den Canones des Codex Iuris Canonici 416-430 wird durch das Collegium Consultorum (in unserer Diözese hat das Domkapitel diese Funktion) innerhalb von acht Tagen ein Diözesanadministrator gewählt werden.

Mein Abschied von der Leitung der Diözese ist zeitlich nicht schon mit der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs verbunden. Wenn ein Gesamtblick auf die vergangenen vier Jahre und auf die Suche nach Kandidaten nicht gegeben ist, wird man leicht geneigt sein, dies zu kritisieren. Ein wichtiger Grund für diese Verzögerung lag beziehungsweise liegt in der Berufung unseres bisherigen Weihbischofs Dr. Franz Lackner zum Erzbischof von Salzburg. Ich bitte Sie alle, liebe katholische Christen in unserer Diözese, in dieser Verzögerung auch eine Fügung zu erkennen und anzunehmen.

Ein 90-jähriger Priester in Vorarlberg wurde aus Anlass seines 60-Jahre-Priesterjubiläums von Bischof Benno Elbs gefragt, ob er im Rückblick auf diese lange Zeit etwas Zusammenfassendes sagen wolle. Der alte Mann hat nach kurzem Nachdenken gesagt: "Es hat sich alles durch die göttliche Vorsehung gut gefügt." Erzbischof Lackner und ich haben in Kenntnis dieser Erzählung gesagt, dass auch jeder von uns beiden dies im Blick auf seine bisherige Lebens- und Glaubensgeschichte in voller Überzeugung sagen kann.

Ich bitte Sie, liebe Katholiken der Steiermark, mit mir gemeinsam darauf zu vertrauen, dass sich auch betreffend die Frage meiner Nachfolge im Bischofsamt alles gut fügen wird, weil die für eine diesbezügliche Entscheidung Verantwortlichen in Kenntnis der Gesamtsituation der Kirche in Österreich und in Steiermark gewiss höchst verantwortlich handeln und entscheiden werden. Gerade in der jetzigen Situation von Kirche und Gesellschaft europaweit und weltweit müssten wir unsere Bemühungen um ein gutes Miteinander nicht nur beibehalten, sondern sogar verstärken. Und vor allem bitte ich Sie, diese Entscheidung mit inständigem Gebet zu begleiten.

Dieser Brief ist mein letztes offizielles Schreiben als Diözesanbischof. Ich werde in der Diözese bleiben und helfen, wo ich noch kann und gebraucht werde. Ich werde mich aber keineswegs in Entscheidungen irgendwelcher Art einmengen. Und ich hoffe, wie ich schon öfter gesagt habe, dass sich dann auch der "Mönch in mir" stärker entfalten kann.

Ich beende dieses Schreiben zunächst mit einem großen Dank an Gott, dessen Führung und Fügung ich in vielen Jahrzehnten immer neu erfahren habe. Mein besonderer Dank gilt dann vielen lebenden oder schon verstorbenen Menschen, Christen, aber auch Nichtchristen und Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Ich danke dabei aber besonders den Priestern und allen anderen amtlich in der Kirche Tätigen und den unzähligen ehrenamtlich wirkenden Katholiken. Mein zutiefst empfundener Dank gilt den sogenannten "Stillen im Lande", den Beterinnen und Betern, die oft verborgen und stellvertretend für viele andere Gott eine lobende, bittende und dankende Antwort auf das Wort geben, das er in Schöpfung und Erlösung gesprochen hat und immer neu spricht. Mein Dank gilt auch vielen Medienschaffenden und vielen in Politik und Kultur prägend tätigen oder tätig gewesenen Frauen und Männern.

Und nun wirklich am Schluss dieses Briefes angekommen, zitiere ich, was der heilige Augustinus in den letzten Zeilen eines seiner Hauptwerke, nämlich "De civitate Dei" - auf Deutsch: "Der Gottesstaat" -, gesagt hat. Der Bischof von Hippo schreibt dort, er habe nun mit Gottes Hilfe dieses Werk vollendet und jene, für die es zu viel oder zu wenig sei, mögen ihm dies verzeihen. Jene aber, die dies für genug erachten, mögen nicht ihm, dem Bischof von Hippo, sondern Gott mit ihm danken. Und Augustinus, dessen Namen auch unser großes Zentrum für Bildung und Berufung trägt, hat wie ein Siegel auf diesen langen Text zweimal das Wort "Amen" hinzugefügt: "Amen. Amen."

Liebe katholische Christen!

Der Segen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, sei und bleibe mit Ihnen auf dem Weg Ihres Lebens und Glaubens.

+ Egon Kapellari, Diözesanbischof

Graz, am 24. Jänner 2015, dem Fest des heiligen Bischofs Franz von Sales

 

 

Dr. Egon Kapellari, Bischof der Diözese Graz-Seckau

Dr. Egon Kapellari, Bischof der Diözese Graz-Seckau. © Kathpress / Wuthe

 

Dienstältester Diözesanbischof

 

Bischof Kapellari leitete die Diözese Graz-Seckau seit dem Jahr 2001, davor war er ab 1982 Bischof der Kärntner Diözese Gurk-Klagenfurt. Mit dem Rücktritt enden auch Kapellaris Ämter innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz. Dort war er in den vergangenen Jahren stellvertretender Vorsitzenden und für die Themenbereiche Europa, Medien, Liturgie sowie Kunst und Kultur zuständig. Seit 1997 vertrat Kapellari die österreichischen Bischöfe auch in der Kommission der Bischofskonferenzen des EU-Raumes (ComECE).



33 Jahre Diözesanbischof

Geboren wurde Egon Kapellari 1936 in der steirischen Industriestadt Leoben. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. 1961 wurde er zum Priester geweiht. Nach mehreren Kaplansjahren übernahm er 1964 das Amt des Hochschulseelsorgers in Graz und wurde Geistlicher Assistent der dortigen Katholischen Hochschuljugend. Von 1968 an war Kapellari für die Leitung des Grazer Priesterseminars mitverantwortlich. Bis zu seiner Bestellung zum Bischof führte er auch die Geschäfte des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz.

Im Dezember 1981 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kapellari zum Bischof von Gurk. Die Leitung der Kärntner Diözese übernahm er am 3. Jänner 1982, am 24. Jänner empfing er die Bischofsweihe. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die "St. Georgener Gespräche" mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer "Jugendbischof" und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.

In die flächenmäßig größte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber am 14. März 2001. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt gemacht haben.



"Mitte" der Kirche stärken

Als Diözesanbischof stand Kapellari für eine an Erneuerung und Tradition, spiritueller Tiefe, sozialem Engagement und kultureller Offenheit orientierte kirchliche Haltung und hatte eine wesentliche Rolle als ein Brückenbauer zwischen Kirche und Kunst. Immer wieder betonte er, die Kirche brauche "viele ehrliche Allianzen auch mit Politik, Kultur, Medien und anderen die Gesellschaft tragenden Kräften".

In den vergangenen Jahrzehnten sei "das Miteinander in der katholischen Kirche Österreichs aus bekannten Gründen immer wieder beeinträchtigt" gewesen, blickte Kapellari erst vor wenigen Tagen bei einer Predigt im Rahmen der Salzburger Pastoraltage zurück. Die damit verbundenen Leiden seien "teilweise zerstörerisch, aber in manchem auch läuternd" gewesen. Er hoffe, sagte der Bischof, dass dieser Schmerz "nicht vergeblich gewesen ist" und dass die Kirche in Zukunft das Miteinander in ihren eigenen Reihen "und damit verbunden auch in der Zivilgesellschaft", in der viel Nebeneinander, Gegeneinander und Durcheinander herrsche, stärken kann.

Ihre Zukunft werde "in vielem anders sein als die Gegenwart", sagte Kapellari weiter. Das "Loslassen von vertrauten Ordnungen" sei oft mit Schmerzen verbunden "und führt auch zu Konflikten, mit denen wir allseits auf dem Niveau des Evangeliums umgehen müssten, was freilich nicht immer gelingt".

Dennoch sei die Kirche trotz aller Umbrüche und Abbrüche die zahlenmäßig größte Gemeinschaft in Österreich. Es gelte volkskirchliche Elemente nicht zu vernachlässigen, zugleich aber offen zu sein für den Weg in die Zukunft, betonte Kapellari. "Unsere Kirche kann im Ganzen nur sehr breit sein, wenn sie zugleich eine starke dynamische Mitte hat und dort mit tiefen Wurzeln im Quellgrund des Glaubens verankert ist." Die Mitte der Kirche sei Christus selbst, weiters jene Christen, die dem biblischen Wort "Gott ist Liebe" am meisten entsprechen, sowie jene, die sich - fest verankert in Gebet und Sakramenten - mit den Zeichen der Zeit auseinandersetzen.

 

 

Schönborn: Kapellari prägte Österreichs Kirche

 

Kardinal Christoph Schönborn hat den Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari angesichts dessen Rücktrittsankündigung gewürdigt. Als Bischof zunächst von Gurk-Klagenfurt und dann von Graz-Seckau habe Kapellari nicht nur die Geschichte dieser Diözesen, sondern überhaupt der Kirche in Österreich geprägt, hob Schönborn am Samstag gegenüber "Kathpress" hervor.

Besonders betonte der Wiener Erzbischof dabei Kapellaris "große Einsatzfreude, seine Konsequenz, seine Treue im intellektuell reflektierten Glauben, seinen brillanten Verstand, seinen wachen Blick für das, was uns unsere Zeit sagt, seine tiefe Einsicht in Kunst und Kultur und seine Sprachmächtigkeit".

Verbunden sind sich der Kardinal und der scheidende Grazer Bischof schon seit 42 Jahren, als Kapellari Studentenpfarrer in Graz und Schönborn dessen Kaplan war. Er werde seinen Weggefährten und Stellvertreter als Vorsitzender in der Bischofskonferenz vermissen, so der Wiener Erzbischof.

"Ich freue mich für Bischof Egon Kapellari, dass er nun, nach 33 Jahren im Bischofsamt, diese Bürde ablegen darf", erklärte Schönborn. Dem "Menschen und Priester, dem Freund Egon Kapellari" wünsche er, "dass ihm noch viele gute, freudvolle und fruchtbare Jahre als Mensch und Priester geschenkt sein mögen".

 

Kathpress (be)

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