Wie weit können wir das Wir denken?
In Zeiten, die von Krieg geprägt seien und vom betrüblichen Willen, die Unterschiede zu betonen und Auseinandersetzungen zu schüren, sei es wichtig, allen Menschen mit neuem Eifer die gute Nachricht der Bibel zu überbringen, heißt es in einem Brief des Papstes an den Chef der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Fernando Filoni. Der Gebetsmonat solle die missionarische Umgestaltung des Lebens und der Seelsorge fördern. Der besondere Monat steht in der Tradition des Apostolischen Schreibens „Maximum illud“, in dem Papst Benedikt XV. am 30. November 1919 die Eckpunkte der Missionsarbeit dargelegt hat.
Krise und Neuanfang
Mitten in die Zeit von Krisen kommt der Impuls, sich auf die Taufe und den missionarischen Aspekt der Kirche zu besinnen. „Das scheint auf den ersten Blick sehr gewagt. Neues kann aber nur wachsen, wenn man mit Mut und Demut nach vorne blickt und sich neu auf die Wurzeln des Glaubens besinnt“, meint Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier, der den Missionsmonat auf Österreich-Ebene mitgeplant hat.
„Getauft und gesandt“ ist das Motto des außerordentlichen Monats der Weltmission, den Papst Franziskus für Oktober ausgerufen hat. Bischofsvikar Dr. Johann Hintermaier hat den Missionsmonat auf Österreich-Ebene mitgeplant. Foto (c) Diözese Linz / Appenzeller.
Christsein und Öffentlichkeit
Wichtig ist Hintermaier auch das Zusammendenken von innerer Haltung und äußerem Ausdruck. Dieser Monat richte den Blick nach innen und auf die Frage, wie ChristInsein heute gelebt werde. Dazu käme aber auch der Blick nach außen und die weltweite Sorge füreinander. Die Stärkung und Vertiefung nach innen seien die Grundlage und das Fundament jeder Sendung nach außen, so Hintermaier.
Liebe kann nicht anonym bleiben
Für den Bischofsvikar ist klar, dass Liebe nicht anonym bleiben kann: „Menschen erwarten sich von der Kirche, dass etwas mehr Liebe in die Welt kommt. Liebe und missionarische Tätigkeit leben von der Begegnung. Begegnung ist zutiefst missionarische Tätigkeit. Es ist klar, dass nicht jeder überall sein kann, manche unterstützen die Mission auch finanziell. Aber Begegnung ist zentral.“
Das „Wir“ weit denken
Jede einzelne Christin und jeden einzelnen Christen betrifft das Thema „Getauft und Gesandt“: „Ich gehöre wo dazu. Die Frage ist, wie weit wir das Wir denken können. Das ist Mission. Nicht jeder kann das Wir gleich groß denken. Aber wenn ich das Wir auf das Ich, auf das Ego, einschränke, werde ich mich letztlich nicht verwirklichen“, erläutert Hintermaier das Motto des weltweiten Missionsmonats.
Auch Mag. Andreas Reumayr von der Missionsstelle der Diözese verstärkt diese Lesart von Mission: „Jeder hat seine Sorgen, seinen angefüllten Alltag. Aber man kann auch einen gewissen Freiraum offen lassen, den anderen wahrzunehmen und miteinander zu leben. Mission fängt in der nächsten Umgebung an.“
Reumayr initiierte im Zusammenhang mit dem Missionsmonat eine Ausstellung im Linzer Bischofshof, die ab 3. Oktober 2019 bis Ende des Monats im Festsaal zu sehen ist. Gezeigt werden Porträts von Menschen, die durch die ProjektpartnerInnen kirchlicher entwicklungspolitischer Organisationen sowie durch die Initiative „Christlicher Orient“ unterstützt werden. Außerdem werden diese Organisationen auf Informationstafeln im Bischofshof vorgestellt.