Samstag 13. Dezember 2025

Jahrestagung von Österreichs Ständigen Diakonen

200 Ständige Diakone und ihre Ehefrauen aus ganz Österreich kamen von 24. bis 26. Oktober 2025 im Bildungshaus Puchberg in Wels zum Austausch zusammen. Im Zentrum der Tagung stand der christliche Kernauftrag der Solidarität mit armen, benachteiligten Menschen und einer daraus folgenden diakonischen Pastoral.

In der Diözese Linz gibt es 123 aktive Ständige Diakone. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist das Diakonenamt nicht mehr vorwiegend eine Station auf dem Weg zum Priesteramt, sondern steht auch (verheirateten) Männern offen, die „ständig“ Diakone bleiben wollen – daher die Bezeichnung „Ständige Diakone“. Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden. In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen.

 

Zum spezifischen Profil eines Diakons gehört der Dienst an den Armen und Benachteiligten. Die soziale Dimension von Kirche ist somit stark mit dem Dienen und Helfen – dem diakonalen Amt – verbunden. In diesem Dienst liegt auch der Ursprung des Diakonats: In der Apostelgeschichte der Bibel ist nachzulesen, dass sieben Diakone, unter ihnen Stephanus, ausgewählt wurden, um für die benachteiligten Witwen der Gemeinde zu sorgen.

 

Mehrmals im Jahr kommen die Diakone und ihre Ehefrauen bei Vernetzungstreffen zum Austausch und zur inhaltlichen Auseinandersetzung zusammen. Der Sprecher der Diakone aus jeder Diözese vertritt die Anliegen der Diakone bei der „ARGE Diakone Österreichs“. Alle zwei Jahre vernetzen sich die Ständigen Diakone österreichweit, jeweils in einer anderen Diözese. Heuer fand die Jahrestagung von 24. bis 26. Oktober 2025 im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels statt. Organisiert wurde sie von einem Team um Peter Schwarzenbacher, Referent für Diakone. Im Zentrum stand das Thema „Diakonische Pastoral“. Etwa 120 Diakone, viele begleitet von ihren Ehefrauen und vereinzelt auch von ihren Kindern, nahmen daran teil. Moderatorin Christine Haiden begleitete mit viel Gespür durch die drei Tage.

 

Am Freitag eröffnete ein Impuls von Weihbischof Anton Leichtfried, dem Referatsbischof der Bischofskonferenz für die Ständigen Diakone, die Tagung. Am Samstag fanden Exkursionen und Workshops statt, die gelungene Beispiele diakonischer Pastoral in der Diözese Linz in den Blick nahmen. Referent:innen bei der Tagung waren Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoraltheologin und Seelsorgerin der Caritas St. Pölten, und Franz Gmainer-Pranzl, stellvertretender Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg. Den Abschlussgottesdienst feierte Bischof Manfred Scheuer mit den Teilnehmer:innen. In seiner Predigt betonte er, Diakone seien dazu berufen, hellhörig zu sein für Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen und Kraft und Lebensmut, Freude und Hoffnung zu vermitteln.

 

In allen Redebeiträgen und Programmpunkten wurde deutlich, dass der Dienst an den Armen und Benachteiligten im Zentrum des diakonalen Amtes steht – und dass Armut und Benachteiligung heute viele Gesichter haben. Aufgabe von Diakonen ist es, besonders jene Menschen in den Blick zu nehmen, die vergessen werden oder am Rand stehen. Mehrmals wurde bei der Jahrestagung Papst Leo XIV. zitiert, der in seinem Schreiben „Dilexi te“ („Ich habe dich geliebt“) daran erinnert: „Vergesst die Armen nicht!“

 

Weihbischof Leichtfried: Mehrfache „Erinnerungsfunktion“ der Diakone

 

Weihbischof Anton Leichtfried, als Referatsbischof in der Bischofskonferenz für die Ständigen Diakone zuständig, lud in seinem Impuls an Beginn der Tagung zu einer Annäherung an die Bedeutung von diakonischer Pastoral ein. Er attestierte den Diakonen in mehrfacher Hinsicht eine wichtige „Erinnerungsfunktion“. Diakone seien schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus mit ihrer Person für die Frage gestanden: Wofür gibt es uns als christliche Gemeinde? Für wen sind wir da? Auch heute gebe es in den Pfarrgemeinden viele diakonisch lebende Menschen, die aufeinander schauen, Not wahrnehmen und sich anderen zuwenden würden. Die Funktion des Diakons sei es, „uns durch seine Präsenz in der Liturgie daran zu erinnern, was alles an Gutem geschieht – und manchmal muss er auch ‚anschieben‘ und einen kräftigen Impuls geben“, so Leichtfried. Der Weihbischof wörtlich: „Diakone erinnern uns an den kostbaren Kern unseres Glaubens, der die tiefste Freude beinhaltet, weil Christus jeden Menschen so sehr liebt, weil Christus jedem und jeder seine Liebe und Zuwendung schenkt. Daraus versuchen wir zu leben und ihn versuchen wir nachzuahmen. Diesen inneren Kern dürfen wir nicht verlieren.“

 

Auch bei der Sammlung von Menschen in den Pfarrgemeinden komme den Diakonen wesentliche Bedeutung zu. „In der Kirche kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Berufszugehörigkeit, unterschiedlichen Alters zusammen. Manchmal sagen wir sehr schnell: ‚Wir sind alle versammelt.‘ Ein Diakon soll im Blick haben: Da fehlen noch welche, wir sind nicht vollständig. Daran mitzuwirken, dass auf niemanden vergessen wird, ist aus meiner Sicht eine Aufgabe des Diakons“, so Leichtfried.

 

Der Weihbischof erinnerte daran, dass die Sendung am Ende des Gottesdienstes Aufgabe des Diakons sei: „Das letzte Wort hat der Diakon, der sagt: „Gehet hin in Frieden. Das lateinische ‚Ite, missa est‘ ist schwer zu übersetzen. Es bedeutet so viel wie: Geht, jetzt ist die Messe des Lebens – jetzt geht’s weiter, mit Schwung, Sammlung, Ruhe, mit Unaufgeregtheit. Wir sind gesendet, hinauszugehen und die nächsten Schritte zu tun.“ Auftrag von Christ:innen sei es, dazu beitragen, dass sich Friede ausbreite in verschiedenen Lebenssituationen: „Wo ich hingehöre, wo ich hingehe, wohin ich gesendet bin. Nicht in unserer Gruppe bleiben, nicht selbstgenügsam sein: Das lebt uns der Diakon vor“, betonte der Weihbischof.

 

Kern der christlichen Botschaft: Solidarischer Einsatz für die Armen

 

Der achtsame Blick auf Menschen in Not und das solidarische Handeln von Diakonen standen auch im Mittelpunkt der beiden Fachvorträge bei der Jahrestagung.

 

Veronika Prüller-Jagenteufel, Pastoraltheologin und Seelsorgerin der Caritas St. Pölten, betonte in ihrem Vortrag die Verpflichtung der gesamten Kirche, sich für die Armen einzusetzen. Diese sei kein „Add-on“ oder „Nice-to-have“, sondern gehöre zum Kern der christlichen Botschaft. Sie unterstrich, beim Christsein gehe es nicht nur um eine persönliche Gottes- oder Christusbeziehung, sondern immer auch um die anderen: „Es geht um Gerechtigkeit, Solidarität, Menschenwürde; um echten Frieden; um ein gutes Leben für alle und nicht nur für die, die es leicht haben und/oder die es sich richten können“, so die Vortragende. Diakone seien nach ihrer Überzeugung genau diesem Liebesdienst, der Diakonie als Grunddimension von Kirche zugeordnet. „Eure erste und zentrale Aufgabe, so sehe ich es, liegt darin, euch der Armen, Kranken etc. konkret anzunehmen und mit anderen dafür zu sorgen, dass Menschen in Not durch die Christ:innen am Ort Hilfe erfahren“, meinte Prüller-Jagenteufel an die Diakone gewandt. Die Aufgabe der Diakone in der Liturgie stehe mit dieser Sorge um eine solidarische Praxis in Zusammenhang, ja sie erhalte von dort her ihre eigentliche Kraft.

 

Franz Gmainer-Pranzl, stellvertretender Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg, ging in seinem Vortrag auf wesentliche Aspekte diakonischer Pastoral ein. Ausgehend vom Dreischritt Sehen – Urteilen – Handeln betonte Gmainer-Pranzl, als Diakon gelte es zuerst eine soziale und kulturelle Realität wahrzunehmen und bereit zu sein, die eigene Perspektive zu erweitern bzw. zu verändern. Das anschließende Urteilen charakterisierte er als Teilnehmen: „Ich tauche ein in eine neue Realität.“ Schritt drei sei das Setzen diakonischer bzw. karitativer Initiativen; gleichzeitig gelte es, „die Notwendigkeit grundlegender Veränderung“ zu sehen. Als wesentliche Elemente diakonischer Spiritualität nannte der Referent Interesse für das soziale und kulturelle Umfeld, Präsenz durch das Zeugnis des eigenen Lebens, durch Verkündigung und Sakramente und die befreiende Vision von der verändernden Macht des Reiches Gottes.

 

Bischof Scheuer: Dazu berufen, Freude und Hoffnung zu vermitteln

 

Den Abschlussgottesdienst am Sonntag, 26. Oktober feierte Bischof Manfred Scheuer mit den Teilnehmer:innen. In seiner Predigt betonte er, Diakone seien dazu berufen, hellhörig zu sein für Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen und Kraft und Lebensmut, Freude und Hoffnung zu vermitteln. Scheuer wörtlich: „Es gibt in der Bibel ein so genanntes ‚Quartett der Verwundbaren‘: Es sind dies die Witwen, die Waisen, die Fremden und Immigranten und die Armen Heute gehören zu diesen Verwundbaren etwa Alleinerzieherinnen, kinderreiche Familien, Flüchtlinge, Asylwerber, Schubhäftlinge, Armutsgefährdete, Arbeitslose und Sündenböcke aller Art.“ Verwaist seien auch besonders vulnerable Personen und Personengruppen, die keine ausreichende seelische, materielle, soziale oder auch rechtliche Unterstützung hätten. Dazu gehörten demenzkranke oder pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, aber auch die Pflegekräfte selbst, erinnerte Scheuer.

 

Gerade in den Belastungen stelle sich die Frage nach der Lebensfreude, nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit und auch der inneren Widerstandskraft, der Resilienz in Schwierigkeiten und Krisen und damit auch die Frage nach dem Glauben, nach dem Fundament des eigenen Lebens in Gott. In diesem Zusammenhang stellte der Bischof einige Fragen in den Raum: „Was heißt es heute, Lebensfreude zu vermitteln angesichts von Depression und Resignation? Wie können Lebensräume erschlossen werden für Menschen, die unter psychischer Obdachlosigkeit leiden? Wie kann Bindungsunfähigen, Süchtigen, Asylanten, Arbeitslosen gesagt werden: Du bist etwas wert, du hast einen Platz, ich schreibe dich nicht ab? Wie können Vereinsamung und Vereinzelung, Lebensunfähigkeit, Arbeitsunfähigkeit überwunden werden?“ Bischof Manfred Scheuer dankte den Diakonen für ihren wertvollen Dienst und ihr Bemühen, Menschen in Krisensituationen Freude und Hoffnung zu schenken.

 

Mitgehen, begleiten, verbinden

 

Alexander Niederwimmer, Sprecher der Diakone der Diözese Linz, zog in seinem Schlusswort am Ende der Tagung ein sehr positives Resümee: „Wir haben in diesen drei Tagen viele Facetten von diakonischer Pastoral kennengelernt – und erlebt, dass sie nicht zuerst ein Programm ist, sondern eine Haltung. Eine Haltung, die das Herz öffnet, die Nähe sucht, die das Leben teilt. Wir haben gespürt, dass Gemeinschaft trägt und stärkt und uns den Dienst am Menschen und an Gott neu verstehen lässt. Wir haben in diesen Tagen erfahren, was diakonische Pastoral meint: eine Pastoral, die nicht von oben herab spricht, sondern mitgeht, die nicht belehrt, sondern begleitet, die nicht trennt, sondern verbindet. Lasst uns dort diakonische Pastoral leben, wo wir sind. Lasst uns Menschen werden, die lieben, weil sie zuerst von Gott geliebt sind.“

 

Die nächste Jahrestagung der Ständigen Diakone findet in zwei Jahren Ende Oktober 2027 in der Diözese St. Pölten statt.

 

Ständiger Diakonat

 

Grundvoraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung zum Diakonat sind eine bereits bewährte diakonale Lebenspraxis in Beruf und Familie sowie die mehrjährige Verwurzelung in einer Pfarrgemeinde bzw. kirchlichen Gemeinschaft. Als theologische Grundqualifikation ist zumindest der „Theologische Fernkurs“ erforderlich. Der berufsbegleitende diözesane Ausbildungsweg dauert mindestens dreieinhalb Jahre.

 

Diakone und Diakonat in der Katholischen Kirche in Oberösterreich

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc/pdf)

 

Fotos zum Download: © Jack Haijes (honorarfrei)

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