Dienstag 7. Mai 2024

Katholische Jugend OÖ: Bewegendes „Geh-Denken“ für die NS-Opfer von Gunskirchen

Die Katholische Jugend OÖ lud am 6. Mai 2023 zum „Geh-Denken“ von Wels nach Gunskirchen ein. Erinnert wurde dabei heuer an Frauen, die die Todesmärsche von KZ-Häftlingen im April 1945 nach Gunskirchen gehen mussten.

Die Gräueltaten des Naziregimes und die unzähligen Opfer nicht vergessen und zugleich Freiheit, Demokratie und Menschenrechte feiern. Das ist die Intention der jährlichen Gedenkfeiern im Mai, bei denen auch die Katholische Jugend (KJ) Oberösterreich eine wichtige Rolle einnimmt. Sie lud am 6. Mai 2023 bereits zum dritten Mal zum „Geh-Denken“ ein: zu einem Gedenkmarsch von Wels nach Gunskirchen. „Wir geh-denken dabei der Opfer, die den Weg und das Lager nicht überlebt haben, und auch der Überlebenden. Wir wollen wertschätzend geh-denken und niemanden ver- oder beurteilen. Es geht darum aufzuzeigen, was war – in dem Wissen, dass es nie wieder geschehen darf“, so die Projektverantwortliche Ela Klein, die diese Aktion seit Beginn an ehrenamtlich begleitet.


Die Idee zur Veranstaltung entstand im Oktober 2020, als einige Jugendliche und junge Erwachsene der KJ Wels-Land an einem Abend im Schloss Puchberg Augenzeugenberichte und Erinnerungen von Überlebenden vorlasen. „Die Lesenden im Alter von 16 bis 23 Jahren waren von Anfang an berührt von den Schicksalen dieser Menschen, die in ihrem Alter ein so ganz anderes Leben mit ungewisser Zukunft hatten. Bei der Heimfahrt entstand die Idee, in Erinnerung an diese Menschen die letzten Kilometer von Wels ins KZ-Außenlager Gunskirchen zu gehen“, erinnert sich Ela Klein. 2021 gab es das erste „Geh-Denken“, das nun jährlich stattfinden soll.

 

 

Den Frauen ihre Namen und ihre Würde zurückgeben


Am 6. Mai 2023 um 15 Uhr machten sich 20 Teilnehmende – Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene – von der Eishalle Wels auf den Weg nach Gunskirchen. Bei der ersten Geh-Denk-Station wurden Namensbänder von Überlebenden des NS-Regimes ausgeteilt – heuer ausschließlich die Namen von Frauen. „Es ist etwas Besonderes, einen Namen auf diesen Kilometern mitzutragen – in Erinnerung an diese Person zu gehen und immer mehr über sie zu erfahren“, erklärt Ela Klein. Bei zwei „Gedenk-Stationen“ auf dem Weg wurden Erfahrungsberichte der Frauen gelesen, danach gab es einen Austausch in Kleingruppen über das Gehörte. So wurden die Frauen und ein Bruchteil ihrer Lebensgeschichten den Teilnehmenden Stück für Stück vertrauter. Immer mehr wurde den Mitgehenden bewusst, dass dieser Weg und die Ankunft in Gunskirchen die Hölle gewesen sein müssen: Die menschenunwürdigen Zustände kamen in jedem der Berichte vor.


Die Namen und Berichte wurden auch heuer von der Historikerin Angelika Schlackl zur Verfügung gestellt. Sie selbst ging den Weg mit und berichtete von den Zuständen im Lager. Am Ende ging sie mit den Teilnehmenden durch jenen Wald, in dem sich das KZ-Außenlager befunden hatte. Nach dem Rundgang durch das Lagergelände wurden Teile aus den Erfahrungsberichten vorgelesen und auch die Namen der Frauen genannt. Durch das Aussprechen der Namen und das Anbinden der Bänder an die Erinnerungstafel soll ihnen ein kleines Stück Würde zurückgegeben werden, die ihnen von den Nationalsozialisten abgesprochen wurde. „Wir alle haben eine Telefonnummer, eine Kontonummer, eine Hausnummer, … Nummern sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken – doch wir sind keine Nummer, wir sind Menschen. In der NS-Zeit wurden Menschen zu Nummern. Ihre Namen wurden ihnen genommen und damit ihre Identität, ihre Würde, ihr Menschsein. Durch unser kleines Zeichen, im Namen dieser verfolgten Menschen zu gehen, geben wir ihnen ein kleines Stück Würde und Menschsein zurück. Denn sie waren wie wir, Kinder und Enkel, Ehefrauen, Schwestern … Eben Menschen und keine Nummern“, erklärt Ela Klein.

 

 

Bewegende Auseinandersetzung mit Menschen und ihren Lebensgeschichten


Ela Klein berichtet, dass die Teilnehmenden sich auf diese besondere und intensive Art des Gedenkens sehr gut eingelassen haben: „Es war für alle im wahrsten Sinne des Wortes bewegend und berührend, Schritt für Schritt mehr über diese Frauen zu erfahren. Wir gingen für Józsefné, Adorjánné, Ágnes, Sári, Sandorné … Sie waren Kindergärtnerin, Näherin, Haushälterin, Friseurin, Beamtin … Sie waren Frauen, wie wir sie heute sind, mit einem Traum von einem Leben in Frieden und einer Zukunft, in der alles möglich ist. Weil sie nicht in das nationalsozialistische Menschenbild passten, mussten sie Schreckliches und für uns Unvorstellbares erleiden.“


Lisa Doppelbauer, eine Teilnehmerin, bekräftigt: „Beim Gedenkmarsch durften wir die Geschichten hinter den Menschen hören, die damals nur als Nummern galten. Wir dürfen nicht aufhören, uns an dieses menschliche Leid zu erinnern.“ Lisa Weingartsberger ergänzt: „Das Geh-Denken war für mich eine berührende, emotionale und fordernde Art des Gedenkens. Wir machten uns auf den Weg, um Frauen ihre Geschichte und ihren Namen zurückzugeben und sie niemals zu vergessen.“


Auch Projektverantwortliche Ela Klein selbst ist jedes Jahr aufs Neue tief berührt von der Auseinandersetzung mit den Lebensgeschichten konkreter Menschen. Sie beim Geh-Denken anderen nahezubringen, ist ihr ein Herzensanliegen: „Seit drei Jahren schreibe ich Anfang Mai Namen auf Stoffbänder – Namen von Menschen, die vom KZ Mauthausen ins KZ-Außenlager Gunskirchen getrieben wurden. Jedes Jahr wieder ist es für mich bewegend, diese Menschen ein bisschen kennenzulernen und in ihrem Namen diese Kilometer von Wels nach Gunskirchen zu gehen. Heuer habe ich erstmals Namen von Überlebenden aufgeschrieben. Ich wusste, dass all diese Frauen die Hölle und das schlimmste Lager von allen überlebt haben. Mich berühren ihre Erzählungen, sie schockieren mich und rühren mich zu Tränen. Es erscheint mir unfassbar, wozu Menschen fähig sind. Wie kann ein Mensch das aushalten? Wie kann eine Frau das alles überstehen? Wie danach weiterleben? Diese Fragen sind noch immer da. Ich habe keine Antworten darauf, doch eines weiß ich: Ich will mehr Liebe in die Welt bringen und Hass und Gewalt keine Chance geben.“ 

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Fotos: honorarfrei © Ela Klein (honorarfrei)


Foto 1 & Foto 2: Geh-Denken von Wels nach Gunskirchen – mit den Namen und Lebensgeschichten von Frauen, die das NS-Regime überlebt haben
Foto 3 & und Foto 4: Historikerin Angelika Schlackl gab auf dem Weg Einblicke in die Grausamkeiten, denen Häftlinge im KZ-Außenlager Gunskirchen ausgesetzt waren. 
Foto 5 – und Foto 7: Durch das Aussprechen der Namen und das Anbinden der Namensbänder an die Erinnerungstafel soll den Frauen ein kleines Stück Würde zurückgegeben werden.

 

Foto Ela Klein: © privat (honorarfrei)

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