Donnerstag 28. März 2024

Ökumenischer Gottesdienst: „Trennende Mauern der Feindschaft überwinden“

Vertreter:innen von acht christlichen Kirchen in Oberösterreich feierten am Mittwoch, 25. Jänner 2023 einen gemeinsamen Gottesdienst in der Serbisch-orthodoxen Kirche in Linz.

Serbisch-orthodoxe Kirche als Gastgeberin


Den vom Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich getragenen Gottesdiensten feierten Repräsentant:innen von acht christlichen Kirchen mit: Vertreten waren von der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche Diakon Nemanja Micic und Bischof Andrej Ćilerdžić; von der Altkatholischen Kirche Pfarrer Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger; von der Baptistengemeinde Pastor Alexander Strecker; von der Evangelischen Kirche A. B. Superintendent Gerold Lehner und Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf (Pfarrgemeinde Linz – Innere Stadt); von der Evangelischen Kirche H. B. Kurator Johann Lamb; von der Evangelisch-methodistischen Kirche Pastor Martin Obermeir-Siegrist; von der Rumänisch-orthodoxen Kirche Pfarrer Sorin Bugner und Pfarrer Stefan Lungeanu sowie von der Römisch-katholischen Kirche Ökumene-Referentin Gudrun Becker, Dompfarrer Maximilian Strasser und Bischof Manfred Scheuer. Eine Schola von serbisch-orthodoxen Priestern und Diakonen trug orthodoxe Gesänge vor.

 

 

Einheit und Frieden als wesentlicher Auftrag


Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte Diakon Nemanja Micic von der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche alle Mitfeiernden. Micic erinnerte daran, dass die Kirche im Linzer Hafen ursprünglich die Pfarrkirche der katholischen Pfarre St. Severin gewesen sei und 1991 an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben wurde. Bischof Andrej Ćilerdžić eröffnete die ökumenische Feier. Bischof Manfred Scheuer betonte in seinen einleitenden Worten: „Wir sind heute bereits am Ende der Gebetswoche für die Einheit der Christen angelangt. In vielen Teilen der Welt wurde dieser Tage über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Überwindung von Spaltung und Ausgrenzung unter Christinnen und Christen gebetet. In Christus ist Einheit, Frieden und Versöhnung. Einheit und Frieden zu stiften, ist also auch ein wesentlicher Auftrag an uns, die wir an ihn glauben.“

 

 

Die Taufe und das Bekenntnis zum dreieinen Gott als Verbindung zwischen Christ:innen


Anschließend leitete Ökumene-Referentin Gudrun Becker zum gemeinsamen Taufgedächtnis mit Psalm 42 über: „Durch das Wasser der Taufe sind wir Glieder des einen Leibes Christi geworden und sind hineingenommen in das Heilgeheimnis von Tod und Auferstehung. Die Taufe und das Bekenntnis zum dreieinen Gott verbindet uns als Christinnen und Christen. Das Wasser erinnert uns an die Taufe und an unseren gemeinsamen Glauben. Es erinnert uns auch an die Sehnsucht nach Gott und an die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Hilfe“, leitete Ökumene-Referentin Gudrun Becker das Taufgedächtnis ein. Der Psalm, der die Sehnsucht nach Gott thematisiert, wurde aufgeteilt auf mehrere Teile von Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf, Pastor Martin Obermeir-Siegrist und Kurator Johann Lamb gebetet. Nach jeder Passage gingen die Liturg:innen zum Taufbecken und gossen aus einem Krug etwas Wasser in das Taufbecken.

 

 

Ökumenisches Beten und Feiern als Beitrag zur Überwindung der „trennenden Wand“


In seiner Predigt nahm Dompfarrer Maximilian Strasser auf die Lesung aus dem neutestamentlichen Epheser-Brief Bezug. Darin sei von der „trennenden Wand der Feindschaft“ in der Kirche von Ephesus die Rede – möglicherweise hätten sich Christen, die zuvor Juden gewesen waren, sich schwer getan mit Christen, die aus dem sogenannten Heidentum gekommen waren, so Strasser. Solch „trennende Wände der Feindschaft“ seien vielerorts erlebbar: etwa an den EU-Außengrenzen, zwischen Mexiko und den USA, in Israel rund um die jüdischen Siedlungen im arabischen Gebiet. Es gebe sie aber auch im übertragenen Sinne, so Strasser: „‘Trennende Wände der Feindschaft‘ bestehen – ohne Mauern oder Stacheldraht – zwischen Gruppen unserer Gesellschaft, die unterschiedliche Interessen von Menschen vertreten, zwischen ‚eingesessenen Österreichern‘ und ‚Menschen mit Migrationshintergrund. ‚Trennende Wände der Feindschaft‘ gab und gibt es zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen – gegenseitige Bannsprüche, Verfolgung, Vertreibung von Christen, die der ‚anderen Konfession‘ angehörten.“ Er, Strasser, frage sich manchmal, ob diese „trennenden Wände der Feindschaft“ nicht in den Köpfen oder Herzen geblieben seien, selbst wenn Kirchenleitungen und einzelne Christ:innen Wege zueinander gesucht und gefunden hätten. „Warum wissen Christen so wenig von einer anderen christlichen Kirche, von dem, wie andere Christen ihren Glauben leben und feiern? Warum erleben sie die andere Kirche als so fremd?“ Der gemeinsame ökumenische Gottesdienst sei ein Versuch, ein Stück dieser „trennenden Wand“ zu überwinden, wie Strasser betonte – „gerade in der orthodoxen Kirche, in der die Ikonostase und ihre vielen schönen Bilder für evangelische Christen, aber auch für Katholiken erst einmal fremd wirken“.

 

Der Brief an die Gemeinde von Ephesus verdeutliche, dass die „trennende Wand der Feindschaft“ durch Jesus Christus bereits niedergerissen wurde. „Er stiftete Frieden, er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. In ihm sind die, die Ferne waren, zu Nahen geworden. Er bringt unterschiedliche Menschen und auch Gruppen in der einen Kirche zusammen“, betonte Strasser. Er sei Realist genug, um zu wissen, dass die Ökumene noch einen langen Weg vor sich habe. Wenn es jedoch gelinge, das eine oder andere Trennende immer wieder zu benennen, darüber zu sprechen und das Gemeinsame zu suchen, das letztliche dahinterstehe, werde dies ein Beitrag sein, die „trennende Wand“ langsam abzutragen. Strasser wörtlich: „Es ist schon viel geschehen, wenn Christen unterschiedlicher Kirchen einander ganz bewusst das Christsein zusprechen und nicht absprechen. Dann können die Unterschiede und auch das, was uns immer noch trennt, anders betrachtet werden. Unser Gottesdienst ist getragen von der Zusage, dass wir alle zu Christus gehören. Er ist ein Zeichen der Hoffnung für die Einheit der Christen; sie hat im Glauben an Jesus Christus ihr Fundament und kommt im Zeichen der einen Taufe zum Ausdruck.“

 

 

Weltgebetswoche für die Einheit der Christen


Von 18. bis 25. Jänner 2023 fand die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ statt. Während der Gebetswoche kommen jährlich weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. Sie wurde 1909 in den USA ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. mit einem Apostolischen Schreiben auf die ganze katholische Kirche ausgeweitet. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land, heuer stammen sie von einer Arbeitsgruppe in Minnesota.


In der Diözese Linz wird seit vielen Jahren im Rahmen der Weltgebetswoche ein Gottesdienst mit unterschiedlichen christlichen Konfessionen gefeiert, der jedes Jahr in einer anderen Kirche stattfindet. Die Gastgeber gestalten einzelne Elemente entsprechend ihrer Tradition und laden zur anschließenden Agape ein. Ob katholisch, evangelisch, altkatholisch, methodistisch oder orthodox: Die beteiligten Kirchen bemühen sich, trotz aller Unterschiede und Stolpersteine das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen.

 

Informationen zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen unter:
https://www.oekumene-ack.de/themen/geistliche-oekumene/gebetswoche/2023/

 

 

Sozialdiakonisches Engagement der orthodoxen Kirche für alte Menschen und Menschen mit Behinderung in Bulgarien


Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich schlägt jedes Jahr Projekte vor, denen die „ökumenische Kollekte“ in der Gebetswoche für die Einheit der Christen zugutekommt. Heuer wird u. a. für das sozialdiakonische Engagement der orthodoxen Kirche für alte Menschen und Menschen mit Behinderung in Bulgarien gesammelt.

In Bulgarien sind alte Menschen und Menschen mit Behinderungen besonders hilfsbedürftig. Vor allem in kleineren Städten und Dörfern fehlt es bis heute an sozialen und kulturellen Angeboten sowie medizinischer Versorgung, die ein würdevolles Leben trotz geringer Einkommen ermöglichen. Dabei ist jede dritte Person über 65 Jahre von Armut gefährdet; viele alte Menschen leben isoliert und ohne familiäre Unterstützung.


Die Stiftung Diakonie und Mission (Fondaciya Dyakoniya i Misiya) widmet sich alten und behinderten Menschen im Norden Bulgariens. Die kleine Stiftung ist Teil der theologischen Fakultät in Veliko Tarnovo und verbindet Theorie und Praxis in der sozialdiakonischen Arbeit. Dabei werden ehrenamtliche Helfer:innen aus orthodoxen Gemeinden sowie Studierende der Universität für das diakonische Engagement gewonnen und in die Aktivitäten eingebunden. Die Freiwilligen besuchen regelmäßig bedürftige Menschen, pflegen sie, machen Einkäufe oder helfen auch einfach dabei, Smartphones zu bedienen, um den Kontakt mit der Familie und Freund:innen zu halten. Alte und behinderte Menschen nehmen zudem an gemeinsamen Ausflügen, öffentlichen Veranstaltungen und Feiern teil und werden auf diese Weise in die Gemeinschaft integriert.


Die Stiftung hat das Ziel, diakonische Arbeit in Bulgarien nachhaltig aufzubauen, zu qualifizieren und in Kirche und Gemeinden zu verankern. Die Freiwilligen nehmen daher gemeinsam mit Studierenden der theologischen Fakultät an Fortbildungen teil, um ihre Kenntnisse zu verbessern, die sie dann in der Praxis umsetzen. Die Stiftung Diakonie und Mission leistet auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zum Aufbau diakonischer Arbeit in der orthodoxen Kirche, sowie zur Inklusion alter und behinderter Menschen in der bulgarischen Gesellschaft.

 

Spendenkonto Österreich:
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich
IBAN: AT87 3200 0000 0747 9157
BIC: RLNWATWW Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien
Stichwort: „Gebetswoche, Projekt 1“

 

Kontakt für Rückfragen:
Dr.in Gudrun Becker
Referentin für Ökumene und Judentum
Katholische Kirche Diözese Linz
Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz
E-Mail: oekumene@dioezese-linz.at
Mobil: 0676 8776 3256
https://www.dioezese-linz.at/oekumene 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Fotos: © Diözese Linz / Kienberger (honorarfrei)


Foto 1: Ökumenischer Gottesdienst in der Serbisch-orthodoxen Kirche in Linz am 25. Jänner 2023


Foto 2: Bischof Andrej Ćilerdžić von der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche


Foto 3: „Das Wasser erinnert uns an die Taufe und an unseren gemeinsamen Glauben.“ Im Bild: Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf von der Evangelischen Pfarrgemeinde A. B. Linz – Innere Stadt.


Foto 4: Dompfarrer Maximilian Strasser von der Römisch-katholischen Kirche bei der Predigt


Foto 5: Bischof Manfred Scheuer


Foto 6: Die Liturg:innen beim Friedensgruß


Foto 7: Musikalisch wurde der Gottesdienst von einer Schola von serbisch-orthodoxen Priestern und Diakonen gestaltet.


Foto 8: Ökumenischer Gottesdienst in in der Serbisch-orthodoxen Kirche in Linz am 25. Jänner 2023
V. l.: Diakon Nemanja Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Ökumene-Referentin Gudrun Becker (Römisch-katholische Kirche), Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Kurator Johann Lamb (Evangelische Kirche H. B.), Bischof Manfred Scheuer (Römisch-katholische Kirche), Dompfarrer Maximilian Strasser (Römisch-katholische Kirche), Bischof Andrej Ćilerdžić (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Samuel Ebner (Altkatholische Kirche), Superintendent Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B.), Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf (Evangelische Pfarrgemeinde A. B. Linz – Innere Stadt), Vikarin Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche), Pastor Alexander Strecker (Baptistengemeinde), Pfarrer Stefan Lungeanu (Rumänisch-orthodoxe Kirche).


Foto 9: Kirchenführung für die Mitfeiernden mit Nemanja Micic im Anschluss an den Gottesdienst.

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