Freitag 29. März 2024

Symposium in Linz-Auwiesen will „Kirchenräume weit denken“

Kirchenräume weit denken

Wie können Kirchenräume so belebt werden, dass sie die Seelsorge unterstützen und den Menschen vor Ort dienen? Diese und andere Fragen diskutieren ExpertInnen beim Symposium „Kirchenräume weit denken“, das von 28. bis 30. März 2019 im Pfarrzentrum Linz-Marcel Callo in Auwiesen stattfindet.

Gemeinsam loten die ExpertInnen etwa aus, wie sich bauliche und sakrale Identität von Kirchenräumen mit einer erweiterten Nutzung „verträgt“, ob sich eine räumliche Grenze zwischen Heiligem und Profanem ziehen lässt und was geschieht, wenn diese Pole einander berühren, bzw. wie eine mögliche „Nachnutzung“ von Kirchen aussehen könnte, in denen kein Gottesdienst mehr gefeiert wird.

 

 

„Die Aura des Sakralraums ermöglicht auch Kirchenfernen Erfahrungen der Transzendenz“

 

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Donnerstag, 28. März um 19 Uhr mit einem Abendlob mit Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer. In seinen Impulsgedanken betonte Bischof Scheuer: „Räume verleiblichen die Seele. Räume nehmen Grundhaltungen dem Leben gegenüber auf und spiegeln sie wider. Räume sind gefüllt oder auch geleert von unseren Beziehungen. Sie drücken die Kultur oder auch die Verwahrlosung unseres Miteinanders aus. Das gilt auch für die Kirche und für die Kirchen. Wer ein Gotteshaus betritt, der nimmt wahr, ob da Anbetung und Sammlung die Atmosphäre prägen, ob er ein Museum betritt, ob der Mief der Vergangenheit die Gegenwart überwiegt. Menschen, die eine Kirche betreten, bringen ihre Leidenschaft für Gott mit, ihre Freundschaft mit und ihre Nähe zu Jesus Christus. Auch Zuschauerhaltung, Distanz, Beobachterrolle, Vergiftungen werden in einem Raum hinterlassen. Die Atmosphäre, der Geist eines Kirchenraumes ist geladen von Lebensfreude, Zuversicht, Trost, Gebet oder auch von Geschäftigkeit, Geld, Formalität, von Moder, Ruß und Feuchtigkeit.“

 

Religiöse Gebäude besäßen eine innere Qualität, die anderen Gebäuden in diesem Maße nicht zukomme. Sie seien „Orte der Anbetung, mit denen die Lebensgeschichten von Menschen mit ihrer Beziehung zum Transzendenten verflochten sind“, so Scheuer. Religiöse Gebäude würden selbst dann noch als Orte der Ehrfurcht und der Kontemplation funktionieren, wenn Menschen sie vorrangig als TouristInnen aufsuchten und nicht mehr als Mitglieder einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Scheuer wörtlich: „Die Aura des realen Sakralraums ist ein Fest für die Sinne und ermöglicht auch Kirchenfernen Erfahrungen der Transzendenz. In jedem Fall haben Kirchenräume für viele anscheinend noch immer etwas Unabgegoltenes.“ Kirchenräume hätten ihre Anziehungskraft aufgrund ihrer spirituellen Dimension keineswegs verloren, wie der Bischof unterstrich, sondern gewännen an Attraktivität, auch für Menschen, die nicht religiös sozialisiert seien. Scheuer: „Sie können in ihrer Funktion als Ort der Zuflucht wiederentdeckt werden, als ein ‚Obdach für die Seele‘ für alle, die auf der Suche nach einem zweckfreien, nicht fremdbestimmten Platz sind. In diesem diakonischen Konzept können sie auch wieder Mittelpunkt von Stadt und Land sein und positiven Einfluss nehmen auf das Leben der Gesamtbevölkerung wie auch auf das Leben der christlichen Gemeinde vor Ort.“

 

 

„Kirchenräume werden intuitiv als etwas Besonderes wahrgenommen“

 

Im Anschluss an den Gottesdienst referierte Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Pastoralamts-Direktorin und Leiterin des Zukunftswegs der Diözese Linz, zum Thema „Kirchenräume weit denken in neuen Zeiten: Wie die Gegenwart auf das kirchliche Leben wirkt“. Eder-Cakl nannte den umfassenden Wandel als „markantestes Kennzeichen unserer Zeit“, sei es durch neue digitale Technologien oder durch Herausforderungen, denen politische, soziale, wirtschaftliche und wohlfahrtsstaatliche Systeme gegenüberstünden. Mittendrin stehe eine Kirche, die in Europa in ihrer selbstverständlichen volkskirchlichen Ausprägung an ihr Ende komme. „Es geht darum, den Wandel wahrzunehmen, anzunehmen und zu gestalten“, so Eder-Cakl. Sie zitierte den österreichischen Quantenphysiker Anton Zeilinger, der zum Austausch mit anderen Wissenschaften – auch mit der Theologie – einmal meinte: „Je offener man ist, je mehr verschiedene Dinge man in sich aufnimmt, umso größer ist die Chance, etwas wirklich Interessantes zu finden.“ Die Leiterin des diözesanen Zukunftsweges plädierte dafür, auch in der Pastoral in dieser Offenheit „Dinge zusammenzudenken, die wir normalerweise nicht im Entferntesten zusammenbringen, Möglichkeiten für wahr zu halten, die uns ganz fremd sind, Zusammenhänge zu erkennen, die wir erst auf den zweiten Blick sehen“.

 

Viele Menschen besuchten am Sonntag zwar nicht mehr den Gottesdienst, hätten aber den Wunsch, in einer Kirche zu sitzen, wenn sie einen Kraftort, die Stille und den sakrale Raum für sich brauchten, so Eder-Cakl. „Und sie merken intuitiv, dass dieser Raum etwas Besonderes ist, dass er ANDERS ist als andere Räume.“ Gefragt, was sie an der Kirche schätzten, würden viele OberösterreicherInnen antworten: Kunst und Kultur. Eder-Cakl wörtlich: „Glaube drückt sich auch immer in Kunst aus. Die Kirchenfenster, Bilder, Statuen oder Altarräume eröffnen uns ein Stück Transzendenz, Himmel, Glaubensräume. Menschen tragen aber umgekehrt auch ihre Lebenswelt in den Kirchenraum hinein. Sie möchten ihre Lieblingslieder hören bei der Hochzeit, sie möchten ihr Engelbild aus ihrer Wohnung gesegnet bekommen und gehen deshalb in die Kirche. Kinder probieren im Kirchenraum immer wieder aus, wie ihre Stimme so klingt – wie laut sie sein müssen, damit es wirklich gut hallt. Menschen möchten in Ruhe einen Gedanken an Gott richten, ins Gebet kommen, Bitten und Dank aussprechen. Und: Menschen freuen sich über Gemeinschaft, sie schätzen lebensnahe Gottesdienste zu einer Zeit, wo sie hingehen können. Sie hungern nach Segen.“ In diesem Kontext müsse beim Symposium auch die Frage gestellt werden, wie Kirche Räume existentieller Erfahrung anbieten und der Vielfalt Raum geben könne, betonte die Pastoralamts-Direktorin.

 

 

Es braucht die Anbindung an das Heilige

 

Die ursprünglich aus Deutschland stammende Ärztin, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin Dr.in Veronica Gradl aus Innsbruck erläuterte in ihrem Vortrag, warum Menschen Sakralräume brauchen: „Das ‚Heilige‘ gibt uns vom Hintergrund her unser menschliches Maß. Ohne gültige Anbindung an das, was wir als ‚heilig“ erkennen, verliert unsere Bewusstheit ihren angemessenen Rahmen im Ganzen der Wirklichkeit“, so Gradl. Das Wirkliche und das Sakrale gehörten untrennbar zusammen, so die Psychoanalytikerin: „Es sind zwei zusammengehörige Aspekte der einen wirklichen Beziehung zur Welt und zum Ganzen – zu Gott –, die wir erlernen sollen.“ Sakrale Orte seien heute wichtiger denn je und müssten geschützt werden, weil sie zerstört würden „durch eine Art spiritueller Nachlässigkeit, die sich vielerorts breitmacht mit Achtlosigkeit, Desinteresse und respektloser Taubheit für diesen feinen Pulsschlag des Seins“, betonte Gradl.

 

 

Vom „Beratungsraum“ bis zum „heiligen Raum“

 

Am Freitag, 29. März, zeigt der Bonner Liturgiewissenschaftler Prof. Albert Gerhards auf, wie leerstehender Raum für eine humane Gesellschaft genutzt werden kann. Der Innsbrucker Pastoraltheologe Prof. Dr. Christian Bauer eröffnet anhand der Kirche St. Maria in Stuttgart einen Blick auf die „Heiligkeit jenseits des Sakralen“. Am Nachmittag sprechen der Innsbrucker Pastoraltheologe Prof. Dr. Christian Bauer und der Innsbrucker Architekt Dr. Walter Klasz zum Thema „Selbstbildende Formfindungsprozesse – ein Bohm'scher Dialog zur erweiterten Kirchennutzung“. Eine Wanderung zur Kirche Linz-St. Quirinus in Kleinmünchen, in der Dr. Christoph Freilinger vom Österreichischen Liturgischen Institut erläutern wird, wie Symbolerfahrungen im Sakralraum gestiftet werden können, beschließt den inhaltlichen Teil der Tagung am Freitag. Am Samstag, 30. März wird anhand konkreter Beispiele aufgezeigt, wie eine erweiterte Nutzung des Kirchenraumes möglich ist und welche pastoraltheologischen und liturgiewissenschaftlichen Fragen sich daraus ergeben.

 

Die Veranstaltung ist Teil des 2017 gestarteten Zukunftsweges der Katholischen Kirche in Oberösterreich und richtet sich vor allem an Pfarrer, PfarrassistentInnen und weitere hauptamtliche MitarbeiterInnen sowie Pfarrgemeinderats-Leitungen, Finanzausschuss-Obleute und Projekt-Planungsgruppen. Das Symposium gliedert sich in die Themenbereiche „Gottesdienstraum“, „Beratungsraum“, „Kulturraum“, „Menschen-Raum“, „Kunst- und Gesellschaftsraum“ und „Heiliger Raum". Ziel ist ein praxisnahes Herangehen an das Thema. Neben Impulsen, Vorträgen und Austauschmöglichkeit beinhaltet das Symposium auch ein Konzert, eine Weinverkostung, Kunstfilme und die Möglichkeit zur Raumwahrnehmung. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Pastoralamts, der Finanzkammer und des Bischöflichen Ordinariats der Diözese Linz.

 

Infos & Kontakt:
Mag.a Beate Schlager-Stemmer

Referentin für Pfarrgemeinderäte und Pfarrgemeindliches Bauen

Abteilung Pfarrgemeinde und Spiritualität im Pastoralamt der Diözese Linz

Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz
T: 0732 7610 3145

M: 0676 87 76 31 45

E: beate.schlager-stemmer@dioezese-linz.at

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

Programmfolder zum Download (PDF)

 

Pressefotos zum Download: © Diözese Linz / Haijes (honorarfrei)

 

Foto 1 und Foto 2: Bischof Manfred Scheuer bei der Eröffnung des Symposiums „Kirchenräume weit denken“ in der Pfarre Linz-Marcel Callo in Auwiesen.

 

Foto 3: Abendlob bei der Eröffnung des Symposiums „Kirchenräume weit denken“ in der Pfarre Linz-Marcel Callo in Auwiesen.

 

Foto 4: Mag.a Gabriele Eder Cakl, Pastoralamts-Direktorin und Leiterin des Zukunftsweges, war Vortragende am Eröffnungsabend.

 

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