Donnerstag 25. April 2024

Gedenken im Linzer Bischofshof und „Lange Nacht der Namen“ im Linzer Mariendom

Bischof Manfred Scheuer lud zum Gedenken in den Linzer Bischofshof.

„Das Bischöfliche Ordinariat im Visier des Nationalsozialismus“: Unter diesem Titel fand am 22. November 2018 im Linzer Bischofshof ein Gedenken an diözesane Persönlichkeiten statt, die unter den Gräueltaten der Nazis zu leiden hatten.

Bei der anschließenden „Langen Nacht der Namen“ im Linzer Mariendom wurden knapp 1.600 Namen von Verfolgten aus Linz verlesen.

 

Die Machtergreifung Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten im Jahr 1938 bedeutete auch für viele Menschen aus dem kirchlichen Umfeld Verfolgung, Schikane und KZ-Haft. Bei einem Gedenken im Linzer Bischofshof am 22. November 2018, zu dem Bischof Manfred Scheuer geladen hatte, wurden exemplarisch zwei Linzer Bischöfe und sechs Mitarbeiter aus der Leitungs- und Verwaltungsebene der Diözese Linz vorgestellt – stellvertretend für all jene, die aufgrund ihrer christlichen Überzeugung und ihrer diözesanen Funktion unter den Gräueltaten des Nazi-Regimes zu leiden hatten:

  • Felix Kern (Bau- und Rechtsreferent der Diözesanfinanzkammer, ehemaliger Landesrat)
  • Ferdinand Weinberger (Kanzleidirektor Bischöfliches Ordinariat und Generalvikar)
  • Ludwig Kneidinger (Referent bzw. Direktor Diözesanfinanzkammer)
  • Franz Vieböck (Seelsorgeamtsleiter Bischöfliches Ordinariat)
  • Bischof Johannes Maria Gföllner
  • Bischof Josephus Calasanz Fließer
  • Franz Ohnmacht (Bischöflicher Sekretär)
  • Ferdinand Klostermann (Bischöflicher Sekretär)

Etwa 70 Persönlichkeiten aus Kirche, Gesellschaft und Politik nahmen am Gedenken teil. Unter ihnen Bischof em. Maximilian Aichern, Generalvikar DDr. Severin Lederhilger, Pastoralamts-Direktorin Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Schulamts-Direktor Mag. Franz Asanger, Pastoralrats-Vorsitzender Mag. Franz Froschauer, die Bischofsvikare Dr. Johann Hintermaier, Mag. Maximilian Mittendorfer und Wilhelm Vieböck, der Leiter der Abteilung Priester und Diakone Dr. Martin Füreder, die Vorsitzende der Frauenkommission Mag.a Maria Eicher, Rektor Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber und Univ.-Prof.in Dr.in Ines Weber von der KU Linz, Dr. Andreas Schmoller und Dr.in Verena Lorber vom Franz und Franziska Jägerstätter Institut an der KU Linz, Mag.a Elisabeth Jungmeier, Dr. Thomas Schlager-Weidinger und P. Dr. Ewald Volgger vom Jägerstätter-Beirat, Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser, der Klubobmann der Grünen Gottfried Hierz und der Zweite Landtagspräsident Adalbert Cramer (FPÖ) sowie Angehörige von Personen, deren Leben und Wirken beim Gedenken betrachtet wurde.

 

„Die Geschichte der Menschen, derer wir heute gedenken, hat auch unser Leben mitgeprägt“

In seinen Begrüßungsworten betonte Bischof Manfred Scheuer, Straßen, Häuser und Räume hätten eine Geschichte und ein Gedächtnis und seien „gefüllt mit Beziehungen und Ideologien“. Scheuer erinnerte daran, dass Adolf Eichmann lange in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bischofshof, in der Herrenstraße 3, gewohnt habe, dass Bischof Gföllner im Bischofshof seinen Hirtenbrief „Vom wahren und falschen Nationalismus“ verfasst habe und dass in diesem Gebäude auch das Gespräch zwischen Bischof Fließer und Franz Jägerstätter stattgefunden habe, in dem Jägerstätter Sicherheit darüber gewinnen wollte, ob er seine Entscheidung, den Dienst mit der Waffe zu verweigern, seiner Familie zumuten könne. Bischof Scheuer wörtlich: „Wir gedenken der Namen, Gesichter, Geschichten und Schicksale. Die Geschichte der Menschen, derer wir heute gedenken, hat auch unser Leben mitgeprägt.“

Von HistorikerInnen, TheologInnen und von Personen mit familiärem Bezug wurden Personen aus dem Bereich und Umfeld des Bischöflichen Ordinariats und deren Geschichte porträtiert: in einem ersten Teil Felix Kern, Ferdinand Weinberger, Ludwig Kneidinger und Franz Vieböck, in einem zweiten Teil die Bischöfe Johannes Maria Gföllner und Josephus Calasanz Fließer und die bischöflichen Sekretäre Franz Ohnmacht und Ferdinand Klostermann. Ihnen allen gemeinsam ist ihre christliche Überzeugung, die auch zu Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime führte. Die Nazis reagierten mit Haft, Kerker und Folter.

In seinen einleitenden Worten betonte der Bischofsvikar für Bildung, Kultur und Berufungspastoral Dr. Johann Hintermaier: „Beim Erinnern darf es nicht darum gehen, dass wir uns an Unmenschlichkeiten ergötzen, sondern es soll aufgezeigt werden, wohin Züge führen, die wir besteigen oder auch nicht. Dabei wollen wir heute an das Gute und die guten Beispiele, an die guten, engagierten und leidenden Menschen denken. Wir weisen bewusst auf die hin, die in schwierigen Zeiten gelebt haben und uns in schwierigen Situationen Vorbild und Ermutigung sein können.“ Im Zentrum des Gedenkens im Bischofshof stünden Menschen, die hier gewirkt und gelebt hätten. Dies verleihe dem Haus, seinen Mauern, Steigen, Türen und Fenstern „eine besondere Botschaft“.

 

„Lange Nacht der Namen“ im Linzer Mariendom

Sie waren Gärtner, Sängerin, Angestellter, Hausfrau, Journalist, Bedienerin, Geigenbauer, Beamtin oder Zimmermann: jene knapp 1.600 Menschen aus Linz, die in der NS-Zeit verfolgt, inhaftiert, gefoltert bzw. ermordet wurden. Ihre Namen wurden bei der „Langen Nacht der Namen“ im Linzer Mariendom gemeinsam mit den Berufsbezeichnungen und den Haftgründen verlesen. Initiiert wurde die Veranstaltung von Dr.in Erna Putz. Die Theologin, Publizistin und Politikwissenschafterin aus Ohlsdorf, die durch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Biografie Franz Jägerstätters dessen Seligsprechung 2007 ermöglicht hat, hat seit Herbst vergangenen Jahres die Namen von in der NS-Zeit Verfolgten aus ganz Oberösterreich zusammengetragen – es sind insgesamt mehr als 7.000. Seither hat Erna Putz zahlreiche Gedenkveranstaltungen organisiert, in denen Opfern der Nazizeit ihre Namen zurückgegeben werden. Die Gedenkfeier in Dachau am 13. März 2018 mit Bischof Scheuer machte den Auftakt, Gedenken in ganz Oberösterreich folgten. Die Namen all dieser Menschen stehen für die Tatsache: Nicht alle haben den „Anschluss“ Österreichs hingenommen oder Hitler zugejubelt.

 

Bischof Manfred Scheuer am Beginn der „Langen Nacht der Namen“: „Erinnern und Gedenken sind zutiefst christlich und zeichnen jede humane Kultur aus. Getragen von der Suche nach Wahrheit, reinigen sie das Gedächtnis, nehmen das Leid der Opfer in den Blick, machen dankbar für das bleibend Gute und ermöglichen so Gerechtigkeit, Versöhnung und ein Lernen aus der Geschichte.“

 

Österreich gedenke 2018 wichtiger Ereignisse der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart wirkmächtig seien und deren Lehren für das künftige Zusammenleben in Frieden bedeutsam blieben, so Scheuer. Habe 1918 für Österreich das Kriegsende und die Errichtung von Republik und Demokratie gebracht, so habe 1938 die Auslöschung Österreichs von der Landkarte und den Beginn einer beispiellosen Gewaltherrschaft gebracht, die Abermillionen zu Opfern des Krieges und der Shoah gemacht habe, erinnerte der Bischof. Scheuer wörtlich: „Heute gedenken wir der Opfer, die in der Folge dieser Ereignisse vertrieben, verfolgt, eingekerkert, verschleppt und ermordet wurden. Im Vordergrund stehen die, die damals gerecht waren, die sich nicht vom Sog der Ideologie mitreißen ließen, die Zeichen des Widerstands gesetzt haben und ihr Leben für andere riskierten. Jene, die zur Nummer, zum Kalkül, zur Funktion degradiert wurden, sollen beim Namen genannt werden.“

Die Namen der 1.600 Verfolgten wurden von den SchauspielerInnen Katharina Bigus und Franz Froschauer (er spielt derzeit die Hauptrolle im Thomas-Baum-Stück „Der Fall Gruber“) gelesen. Für jeden Namen wurde von SchülerInnen des BRG Schloss Traunsee und der BAKIP der Kreuzschwestern Linz eine Kerze entzündet.

 

Musikalisch berührend gestaltet wurde die „Lange Nacht der Namen“ von Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber, der zu Motiven aus „Meine Seele ist stille in dir“ (Gotteslob 892), dem Jägerstätterlied „Du rufst uns im Dunkel dieser Zeit“ (Gotteslob 968) und zum Thema „Non confundar in aeternum“ aus Anton Bruckners „Te Deum“ improvisierte.

 

 

Presseunterlagen zum Download 

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

Anlage: Acht Kurzbiografien, die beim Gedenken vorgestellt wurden (doc / PDF)

 

Fotos: © Diözese Linz / Appenzeller (honorarfrei)

 

Foto 1 und Foto 2: Bischof Dr. Manfred Scheuer lud zum Gedenken „Das Bischöfliche Ordinariat im Visier des Nationalsozialismus“ in den Bischofshof.

 

Foto 3: Gedenken im Linzer Bischofshof.

 

Foto 4: Schauspielerin Katharina Bigus und Schauspieler Franz Froschauer verlesen knapp 1.600 Namen von Verfolgten aus Linz.

 

Foto 5: Bischof Manfred Scheuer bei der Langen Nacht der Namen.

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