Dienstag 23. April 2024

Andorf: Vortrag zum Verhältnis von Islam und Christentum

Etwa 150 BesucherInnen kamen am 23. Mai 2016 in den Pfarrsaal Andorf zu einem Vortrag über Islam und Christentum. Es sprachen ein muslimischer und ein christlicher Referent.

Der Islam bewegt die Menschen in Österreich. Viele verbinden Angst mit dieser Religion, ausgelöst durch den Umstand, dass viele Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern vor dem Krieg in ihrem Heimatland nach Österreich fliehen und man damit nicht umzugehen weiß, durch Berichte von den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht, von Gewalt durch den IS oder von den Terroranschläge in Europa. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede, aber auch um ein realistisches Bild auf den Islam ging es den beiden Referent Dr. Stefan Schlager und Lic. Murat Baser bei ihrem Vortrag im Pfarrsaal Andorf.

 

Worum es im Islam geht

 

Murat Baser ist der Vorsitzende der Muslimischen Glaubensgemeinschaft in Oberösterreich. Zu Beginn seines Vortrages bedauerte er einen jahrhundertelangen Stillstand in der islamischen Theologie und erklärte dann die Grundlagen des Islam. „Islam bedeutet Hingabe, Unterwerfung unter Allah. Wer dies beherzigt ist Muslim, der Gottergebene.“ Fünf Säulen machen das Leben eines Muslim aus: das Glaubensbekenntnis, die fünf Pflichtgebete am Tag, Almosen, das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka. Wichtig ist, dass die islamische Lebensweise äußerlich und innerlich gelebt wird, wobei der Referent die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit nicht verschwieg.

 

Murat Baser bei seinem Vortrag: Viele Personen des Alten Testamentes gelten im Islam als Propheten. Der wichtiste nach Muhammad ist Jesus. © Fredi Steininger

Überraschendes brachte der Blick von Seiten des Islam auf das Christentum und die anderen Religionen. Christen und Juden werden nie als Ungläubige bezeichnet, denn sie sind „Leute der Schrift“. Aus beiden Religionen sind viele Elemente in den Islam eingeflossen. Viele Personen des Alten Testaments gelten im Islam als Propheten, der wichtigste Prophet nach Muhammad ist Jesus.

 

Wie das Christentum zu anderen Religionen steht

 

Stefan Schlager, der Leiter der Theologischen Erwachsenenbildung der Diözese Linz, begann seinen Beitrag mit einem Blick auf das 2. Vatikanische Konzil (1962 bis 1965), bei dem die Katholische Kirche sich der modernen Zeit öffnete. Während über Jahrhunderte die anderen Religionen fundamental abgelehnt worden waren, rang sich nun die Kirche zu echter Wertschätzung durch: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ Aus diesem respektvollen Blickwinkel ist auch der Islam zu beurteilen.

 

Stefan Schlager über das II. Vatikanische Konzil, das den Blick der ChristInnen auf andere Religionen veränderte. © Fredi Steininger

 

Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum

 

An Gemeinsamkeiten strich Schlager hervor, dass Christentum mit Judentum und Islam im Unterschied zu den indischen und fernöstlichen Religionen zur gleichen „Religionsfamilie“ gehören würden. Ebenso eint uns der Glaube an einen Gott, der Schöpfer der Welt und barmherzig ist, der Glaube an die Auferstehung, die Überzeugung, dass der Glaube Folgen für das Handeln im Alltag hat, das Orientieren an Geboten. Auch die fünf Säulen des Islam finden im Christentum Entsprechungen: Bekenntnis des Glaubens, Gebet, Hilfe für die Armen, Fastenzeit, Wallfahrten.

 

Was das Islam und Christentum unterscheidet

 

Als zentralen Unterschied strich Schlager hervor, dass im Islam ein Buch (Koran) im Zentrum steht, während die Mitte des Christentums eine Person (Jesus Christus) bildet. Auch das Gottesbild und das Verständnis von der Offenbarung Gottes ist in beiden Religionen unterschiedlich. Im alltäglichen Umgang gibt es sehr unterschiedliche Tabugrenzen.

 

Vom Vergleich zwischen Ideal und Schattenseiten

 

Die Referate boten viel Gesprächsstoff, wie die zahlreichen Anfragen zu theologischen und praktischen Themen, aber auch zu Fragen von Religion und Gewalt zeigten. Große Zustimmung fand dabei ein Hinweis von Schlager auf ein Grundprinzip des Gesprächs zwischen den Religionen: Man darf nicht das Ideal der einen Religion mit den Schattenseiten der anderen vergleichen.

Auch bei einem Buffet, das AsylwerberInnen aus Andorf zubereitet hatten, wurde noch lange und intensiv weiterdiskutiert. Organisiert wurde der Abend von der Flüchtlingskoordination Schärding, in Gemeinschaft mit dem Kath. Bildungswerk, dem „Regionalen Kompetenzzentrum für Integration und Diversität“ (REKI) und dem türkischen Verein ATIB.

 

Martin Brait, Dekanatsassistent Schärding (ma)

 

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