Bischof Scheuer: Gesellschaft schuldet der Jugend guten Start ins Leben
Bei Kindern und Jugendlichen ist eine deutliche Zunahme psychischer Beschwerden und Erkrankungen beobachtbar. Um den steigenden Bedarf der medizinischen Versorgung gewährleisten zu können, wurde am Klinikum‐Standort Grieskirchen eine neue Abteilung für Kinder‐ und Jugendpsychiatrie (KJP) und Psychotherapeutische Medizin mit zwölf stationären und fünf Tagesklinik‐Behandlungsplätzen eingerichtet.
Adrian Kamper ist Leiter der neuen Abteilung, zu der auch das Department für Psychosomatik für Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit 15 Betten zählt. Am 9. Juni 2022 wurde die neue Abteilung für Kinder‐ und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin offiziell eröffnet und von Bischof Manfred Scheuer gesegnet.
Ein gutes Lebensfundament sind Scheuer zufolge Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen. "Junge Menschen müssen wissen, wer sie sind, was sie wollen, was sie können, wenn sie im Leben einen guten Weg gehen möchten", so der Bischof. Der gute Start ins Leben habe "mit offenen Türen und echten Gelegenheiten" zu tun. Kurz: "Die Gesellschaft schuldet den jungen Menschen die Möglichkeit, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und an einer Existenz zu bauen."
Junge Menschen bräuchten zu einem erfüllten Leben "eine Lebensrichtung, eine Lebenstiefe, Lebenskraft, ein 'Warum' im Leben", so der Bischof weiter, und: "Sie brauchen einen Lebensplatz." Ein "Lebensplatz" sei analog zum "Arbeitsplatz" mehr als nur "Leben", so wie ein Arbeitsplatz mehr als nur Arbeit sei.
Es gehe um eine "Verankerung im Leben mit wichtigen Bezugspersonen, mit wichtigen Tätigkeiten, mit dem Wissen um Zugehörigkeit". Junge Menschen bräuchten Anerkennung durch Gruppe von Gleichgestellten, Anerkennung durch Begleiterinnen und Begleiter, Anerkennung durch Gruppen, denen sie angehören, Anerkennung durch erbrachte Leistung. Freunde gehörten nach wie vor zu den wichtigsten Prioritäten von jungen Menschen, so Scheuer: "Freundschaft mit Menschen, Freundschaft mit Gott, Erfahrungen von Güte."
Der Bischof ermutigte zur Begleitung der Jugend durch Menschen, die nicht nur an sich selbst und der eigenen Autonomie in erster Linie interessiert sind, sondern "generative Menschen" sind, also Menschen, die selbst auf festem Grund stehen, Vertrauen vermitteln und Freude am Blühen anderer haben. Ohne generative, schöpferische Fürsorge und Verantwortung für andere verarme das Leben, es stagniere. "Keine Generation fängt beim Nullpunkt an und jede Generation gibt an kommende Generationen etwas weiter", sagte der Bischof. und er stellte die Frage: " Was hinterlässt die gegenwärtige Generation der zukünftigen: einen Schuldenberg, verbrannte Erde, einen Scherbenhaufen? Oder können wir ein Wort von Hilde Domin anwenden: 'Fürchte dich nicht, es blüht hinter uns her'?"