Freitag 19. April 2024

30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs: Pro Oriente Sektion Linz unterwegs in Tschechien

Am 11. Dezember jährt sich zum 30. Mal der Fall des Eisernen Vorhangs zu Tschechien. Aus diesem Anlass organisierte die Pro Oriente Sektion Linz eine dreitägige Studienreise in das benachbarte Südböhmen und nach Prag.

Neben einem Besuch des Klosters Hohenfurth standen Gespräche mit dem Bischof von Budweis und Kardinal Duka in Prag auf dem Programm.

 

Die Delegation unter der Leitung des Vorsitzenden der Pro Oriente Sektion Linz, Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer, und von Bischof Dr. Manfred Scheuer besuchte von 30. September bis 2. Oktober 2019 die benachbarte Tschechische Republik, um sich einen Eindruck von der Situation der römisch-katholischen Kirche drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu bilden.

 

Nach schwierigen Jahren der Verfolgung konnte sich die römisch-katholische Kirche in den letzten 30 Jahren wieder frei organisieren. Allerdings ist sie nach wie vor mit großen Widerständen konfrontiert. So wurde zwar 2012 im Prager Abgeordnetenhaus nach heftigen Debatten für die Rückgabe eines Teils des früheren Eigentums der Kirchen votiert, allerdings wurde im April 2019 eine umstrittene Besteuerung der Kirchenrestitution beschlossen. Die Causa wird vermutlich auch noch den Verfassungsgerichtshof beschäftigen.

 

Beim Besuch im Kloster Hohenfurth (Vyšší Brod), nur wenige Autominuten von Weigetschlag entfernt, gab Prior Pater Justin Berka einen Einblick in die schwierige und verfahrene Situation. Ein Budweiser Gericht befand, dass dem Stift Waldbesitz zu Unrecht zurückgegeben wurde. Der Wald soll nun wieder verstaatlicht werden, obwohl das Stift mittlerweile einen Forstbetrieb errichtet hat. Der Prior sieht das Kloster zum dritten Mal als Opfer: „Zuerst die Nazis, dann die Kommunisten und nun die Gerichte.“

 

 

Diözese Budweis

 

Bei einer Begegnung in Budweis mit Bischof Vlastimil Kročil, Generalvikar David Henzl und weiteren Vertretern der Diözese wurde am zweiten Tag der Reise über die Situation der römisch-katholischen Kirche vor allem im südböhmischen Raum gesprochen. Laut Bischof Kročil ist rund ein Drittel der 760.000 EinwohnerInnen katholisch. Die Zahl der MessbesucherInnen liegt allerdings nur bei rund 20.000 Personen. „Diese Zahl wird künftig noch geringer werden, da diese Menschen der älteren Generation angehören und nur wenige Junge nachkommen“, so Bischof Kročil.

 

Seit zwei Jahren läuft ein Strukturprozess in der Diözese Budweis. Die Zahl der Pfarren wird auf 234 sinken, wobei einige Pfarren, in denen es keine Gläubigen mehr gibt, gänzlich aufgelöst und andere zusammengeschlossen werden. Dies soll auch zu Vereinfachungen in der Verwaltung führen. So führte der Bischof an, dass etwa Pfarren, die durch den Lipno-Stausee geflutet wurden, noch immer als aufrechte Pfarren angesehen werden. „Für diese unter Wasser liegenden Pfarren müssen wir nach wie vor Steuererklärungen ausfüllen.“

 

Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer unterstrich die guten Beziehungen zwischen den Diözesen Linz und Budweis in den letzten 30 Jahren. Hier seien besonders die Theologische Fakultät, die jetzige Katholische Privat-Universität und die Caritas hervorzuheben. Auch Bischof em. Maximilian Aichern habe sich sehr für die guten Beziehungen der beiden Diözesen eingesetzt.

 

Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Bischof Manfred Scheuer und Bischof Vlastimil Kročil im Dominikanerkloster in Budweis.

Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Bischof Manfred Scheuer und Bischof Vlastimil Kročil mit TeilnehmerInnen der Delegation im Dominikanerkloster in Budweis. © Diözese Linz / Kraml

 

Gottesdienst im Veitsdom und Besuch bei Kardinal Duka

 

Nach einer Parlamentsführung in Prag und einem Treffen mit dem früheren Kreishauptmann von Südböhmen, Dr. Jan Zahradník (ein wichtiger Partner des Landes Oberösterreich beim Aufbau der nachbarschaftlichen Beziehungen), empfing der österreichische Botschafter in Prag die Delegation der Pro Oriente Sektion Linz. In der Österreichischen Residenz sprach Botschafter Dr. Alexander Grubmayr über die derzeit wichtigsten politischen Fragen zwischen Tschechien und Österreich. Da gibt es im Bereich der Forstwirtschaft etwa das drängende Problem mit dem Borkenkäfer und die klare Positionierung Österreichs gegen die Nuklearenergie und weitere Ausbauten der tschechischen Atomkraftwerke.

 

Die Delegation von Pro Oriente während einer Führung im tschechischen Parlament in Prag.
V. l.: Florian Wegscheider (Generalsekretär Pro Oriente Sektion Linz), Martin Felhofer (Altabt von Schlägl), Bischof Manfred Scheuer, Josef Pühringer (Vorsitzender Pro Oriente Sektion Linz), Alexander Grubmayr (österreichischer Botschafter in Prag)

© Diözese Linz / Kraml

 

Ein weiterer Höhepunkt der Reise war ein morgendlicher Gottesdienst mit Bischof Dr. Manfred Scheuer im Veitsdom in Prag. In seiner Predigt wünschte der Bischof der Kirche in Tschechien unter anderem ein „Healing of Memories“ eine „Heilung der Erinnerung“. „In Tschechien sind die Wunden der Vergangenheit deutlich zu spüren: die Wunden der Vertreibung, die Wunden durch den Kommunismus. Diese sind noch nicht verheilt oder vergessen“, so Bischof Scheuer.

 

Im Erzbischöflichen Palais direkt neben der Prager Burg empfing dann Kardinal Dominik Duka die Delegation aus Oberösterreich. Der Kardinal gab einen kurzen Einblick in die Geschichte der römisch-katholischen Kirche in Tschechien in den letzten 30 Jahren. Die Rolle der theologischen Fakultäten und den Aufbau der Caritas hob er dabei besonders hervor.

 

Derzeit sieht Kardinal Duka die Kirche wieder mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert: zum Beispiel mit der Frage der Restitution und der künftigen Selbstfinanzierung der Kirche. Dies erfordert neue Formen in der Administration und im wirtschaftlichen Bereich. Sorge bereitet dem Kardinal auch die derzeitige politische Lage. „Die politischen Parteien spalten die Gesellschaft, aber auch die Gläubigen und die Priester. Es gibt eine Resignation einerseits und andererseits Aktivisten der verschiedenen Richtungen. Das ist keine einfache Situation für die Bischofskonferenz oder die Ordensgemeinschaften“.

 

Als Herausforderungen für die Zukunft der Kirche in Tschechien nannte der Kardinal drei Punkte: „Die erste Priorität muss eine Öffnung der Kirche zur Gesellschaft sein. Der zweite Schwerpunkt sollte dem Religionsunterricht für die Kinder gelten, mit einer Modernisierung der Lehrpläne. Und die dritte Sorge gilt dann den Berufungen für geistliche Berufe.“

Bischof Manfred Scheuer fasste die Reise der Pro Oriente Sektion Linz nach Tschechien so zusammen: „Kirche war und ist ganz starken Veränderungen ausgesetzt. Aus Zeiten der Verfolgung ist sie zwar freier, aber auch ärmer und kleiner hervorgegangen.“

 

Der Prager Kardinal Dominik Duka und Bischof Manfred Scheuer vor einem Bild eines Vorfahren von Kardinal Christoph Schönborn im Erzbischöflichen Palais in Prag.

Der Prager Kardinal Dominik Duka und Bischof Manfred Scheuer vor einem Bild eines Vorfahren von Kardinal Christoph Schönborn im erzbischöflichen Palais in Prag. © Diözese Linz / Kraml

 

Pro Oriente Sektion Linz

 

 

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