Sonntag 22. September 2024

27. Jänner: Kirche und Politik erinnern an Holocaust

27. Jänner ist internationaler Holocaust-Gedenktag. Die Vereinten Nationen haben 2005 offiziell dieses Datum (Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau 1945) als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus festgelegt.

Die Kirchen in Österreich bemühen sich seit Jahren darum, den 27. Jänner als offiziellen Tag des Gedenkens an die jüdischen Opfer des NS-Regimes einzuführen. Entsprechende Vorstöße des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) wurden von der Politik bislang aber noch nicht umgesetzt.

 

Erst vor wenigen Wochen hatte der frühere ÖRKÖ-Vorsitzende Pastor Lothar Pöll gegenüber "Kathpress" betont, dass er einen solchen offiziellen Gedenktag, der speziell den jüdischen NS-Opfern gewidmet ist, für notwendig halte.

 

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ging am Donnerstag, 26. Jänner 2017 in seiner Rede vor der Bundesversammlung anlässlich seiner Angelobung auf den Gedenktag ein und sprach vom "größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte". Der Holocaust sei auch Teil der Geschichte Österreichs, so Van der Bellen und weiter wörtlich: "Millionen Menschen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet. Österreicherinnen und Österreicher gehörten zu Tätern und Opfern. Jenen Menschen, die gerade noch fliehen konnten, wurde ihre Heimat genommen. Wenige der Geflüchteten wurden eingeladen zurückzukommen. Viele wurden, wenn sie doch zurückkamen, in Österreich nicht willkommen geheißen." Das halte er für die "dunkelste Seite unserer österreichischen Geschichte", die niemals vergessen werden dürfe.

 

Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" ließ Holocaust-Überlebende zu Wort kommen, etwa Eva Mozes Kor, die Auschwitz gemeinsam mit  ihrer Zwillingsschwester Miriam überlebte. Für rund zwei Jahre sorgte sie für Schlagzeilen, als sie bei einem Prozess gegen den Wachmann Oskar Gröning aussagte, der wegen Beihilfe zum Massenmord zu vier Jahren Haft verurteilt wurde. Nach der Urteilsverkündigung war sie auf Gröning zugegangen, hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt, sie vergebe ihm.

 

"Alle waren überrascht, wie kann man diesem Menschen vergeben? Ich aber sage, wie kann jemand nicht vergeben, dann fühlt man sich selbst ewig als Opfer, daher habe ich meinen Tätern vergeben, nicht aber ihren Taten", so Mozes Kor gegenüber dem "Sonntag". Für sie sei die Vergebung ein Akt der Selbstheilung. Vergebung sei aber kein Vergessen.

 

Zur Frage, was sie als das Wichtigste ansieht, damit Menschen nie wieder so viel Leid und Schrecken über andere bringen, meinte die Holocaust-Überlebende wörtlich: "Schenken Sie Ihren Kindern Liebe und lassen Sie sie glücklich aufwachsen, das sehe ich als das Wichtigste an."

 

 

Erinnerung an Nazi-Gräuel

 

Offiziell gilt in Österreich seit 1997 der 5. Mai ("Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus") als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Im historischen Sitzungssaal des Parlaments findet dazu jährlich ein Festakt statt. Anlass ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich am 5. Mai 1945.

 

Wenn auch kein offizieller Gedenktag, gibt es doch auch rund um den 27. Jänner zahlreiche Veranstaltungen, die an die Gräuel der Nazi-Zeit erinnern. Am Dienstag, 24. Jänner 2017  luden beispielsweise das Parlament und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zu einer Veranstaltung in den ÖAW-Festsaal. Unter dem Titel "Letzte Orte vor der Deportation - Die Sammellager in Wien Leopoldstadt. Überlebende berichten" wurde an die Sammellager erinnert, von wo aus für einen großen Teil der von den Nationalsozialisten ermordeten Juden in Österreich der Weg in die Vernichtung begann.

 

Mehr als 66.000 österreichische Juden und Jüdinnen wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes konnte bislang 63.863 von ihnen identifizieren. Insgesamt sind die Namen von 76.000 österreichischen Opfern der rassistischen und politischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten recherchiert, wie das DÖW in einer Aussendung mitteilte.

 

Die Vereinten Nationen in Wien laden am Freitag, 27. Jänner, ab 12 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung, in deren Rahmen auch die Ausstellung "State of Deception: The Power of Nazi Propaganda" eröffnet wird.

 

Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" lädt ebenfalls am Freitag ab 10 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung auf den Wiener Heldenplatz ein. Gemeinsam soll ein "Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus, Menschenhass und Ausgrenzung" gesetzt werden.

 

Mahnmal Konzentrationslager Dachau

Nie wieder: Holocaust-Mahnmal im ehemaligen KZ Dachau. © Alexas_Fotos / www.pixabay.com CC0 1.0

 

"Niemals wieder"

 

Bundeskanzler Christian Kern betonte in einer Aussendung am Donnerstag, 27. Jänner, dass "Erinnerung kein Ablaufdatum haben darf, sondern stetige Aufgabe sein muss. Denn aus dem Gedenken, der Erinnerung und der Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte erwächst die immerwährende Verpflichtung zum 'Niemals wieder' und zur Wachsamkeit gegenüber allen rassistischen und antisemitischen Tendenzen".

 

In gleicher Weise äußerte sich VP-Klubobmann Reinhold Lopatka. "Die millionenfachen Opfer des Holocaust müssen uns stete Mahnung und Auftrag dafür sein, entschieden für eine Kultur des Erinnerns und gegen das Vergessen zu kämpfen", so Lopatka. Es sei Verpflichtung und Verantwortung, alles zu tun, "damit Verfolgung, Terror und die Gräuel des NS-Regimes nie wieder passieren!", so Lopatka.

 

Kathpress

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