Caritas Oberösterreich: Wünsche für das neue Jahr
Zusammenhalt leben statt Menschen gegeneinander ausspielen
„Im vergangenen Jahr mussten wir erleben, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausgespielt, Neid und Hass geschürt wurden und damit die Haltung genährt wird, dass jeder sich selbst der Nächste ist“, so Caritas-Direktor Kehrer. Gerade die Debatten rund um die Mindestsicherung, die beschlossenen Kürzungen in Oberösterreich und das Scheitern einer bundesweit einheitlichen Regelung hätten das gesellschaftliche Klima enorm belastet und neuen sozialen Problemen Tür und Tor geöffnet. „Wenn bei den Ärmsten der Sparstift angesetzt wird, mit der Begründung, dass wir nur dadurch unser Sozialsystem weiter erhalten können, dann ist das ein Armutszeichen für unsere Gesellschaft.“ Der Anteil der Mindestsicherung an den gesamten Sozialausgaben beträgt rund ein Prozent. Einsparungen würden also dem Staat wenig bringen und dagegen mehr Menschen in die Armut treiben – was dann wieder Folgekosten nach sich ziehe. „Ich bin überzeugt, dass wir nur durch Zusammenhalt und solidarisches Handeln die Herausforderungen der heutigen Zeit meistern können. Nur wenn wir das Wohl aller Menschen im Blick haben, können wir eine für uns alle lebenswerte Gesellschaft gestalten“, so Kehrer.
Maßnahmen gegen die Armut auf Platz eins der politischen Agenda
„Ich wünsche unserer Gesellschaft, dass die Politik 2017 jene Energie, die sie für Debatten verwendet hat, die mehr Verunsicherung als Nutzen geschaffen haben, in wirkungsvolle Maßnahmen gegen die Armut und für soziale Stabilität setzt“, so Kehrer. Dringend auf Platz eins der politischen Agenda müssten die „brennendsten“ Probleme unserer Zeit: der Mangel an leistbarem Wohnraum, die hohe Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse mit geringem Einkommen. „Von Armut betroffene Menschen, die in unseren 12 Caritas-Sozialberatungsstellen in Oberösterreich Hilfe suchen, haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Ein zentrales Problem sind allerdings die hohen Kosten für die Miete oder kein Geld für Kautionen zur Anmietung einer neuen Wohnung. Rund 40 Prozent ihres Einkommens müssen sie für die Wohnkosten berappen. Bei einem kleinen Einkommen bleibt da nicht mehr viel für die sonstigen Ausgaben“, berichtet Kehrer. Unter anderem brauche es daher dringend eine Ausbauoffensive im sozialen Wohnbau mit tatsächlich wirksamen Maßnahmen zur Dämpfung der Baukosten.
Globalisierung der Solidarität, um Ursachen von Krisen und Flucht an der Wurzel zu packen
„Wir müssen uns bewusst werden, dass das derzeit enorme soziale ,Ungleichgewicht‘ in der Welt eine der Ursachen der aktuellen Krisen und Fluchtbewegungen ist. Die Globalisierung der Wirtschaft hat neben Positivem auch einige negative Nebenwirkungen gebracht, welche die ,Gesundheit‘ unseres Zusammenlebens nicht nur gefährden, sondern bereits stark beeinträchtigen. Wenn es nur noch um die Profitmaximierung einzelner Unternehmen und Finanzspekulanten geht, auf Kosten von Mensch und Umwelt, dann ist einiges aus dem Ruder gelaufen. Wir müssen dieses Ruder wieder in die Hand nehmen“, so Kehrer. Es brauche Maßnahmen einer gerechteren weltweiten Wirtschaft, ein Überdenken der eigenen Lebensweise und deren Auswirkungen auf ärmere Länder. „Es braucht eine Globalisierung der Solidarität“, so Kehrer.