Samstag 21. September 2024

Delegation der Ordensgemeinschaften Österreich bei Papst Franziskus

Zum offiziellen Abschluss des JAHRES DER ORDEN traf Papst Franziskus bei der Generalaudienz in Rom am 3. Februar 2016 eine Delegation der Ordensgemeinschaften Österreich. Mit dabei: der Benediktiner Pater Bernhard Eckerstorfer vom Stift Kremsmünster.

Am Petersplatz übergaben ihm Sr. Beatrix Mayrhofer (Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden), Abtpräses Christian Haidinger (Vorsitzender der Superiorenkonferenz), Sr. Ruth Pucher (Missionarin Christi), P. Bernhard Eckerstorfer (Stift Kremsmünster) und Ferdinand Kaineder, Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften, ein Summary der umfangreichen Aktivitäten in Österreich zum vergangenen Themenschwerpunkt.

 

Mayrhofer, Haidinger, Pucher und Eckerstorfer vertreten Österreich auch bei der Europäischen Ordensoberen-Konferenz (Unione delle Conferenze Europee dei Superiori Maggiori/UCESM) am 3./4. Februar 2016 in Rom.

 

Die österreichischen Ordensvertreter sagten gegenüber "Kathpress" im Anschluss an die Audienz, die Begegnung mit dem Papst sei beeindruckend und ein starkes Zeichen der Ermutigung gewesen. Die heimischen Ordensgemeinschaften hätten sich im "Jahr der Orden" intensiv bemüht, den Impuls des Papstes aufzunehmen. Sehr viel sei passiert, "viele neue Früchte sind gewachsen, auf die wir nun aufbauen können", so Sr. Mayrhofer. Sie hob den starken Eindruck der ermutigenden Worte des Papstes an die Ordensleute in Österreich hervor, mit aller Kraft den Weg des Evangeliums weiterzugehen, trotz aller Schwierigkeiten.

Wie P. Eckerstorfer und Sr. Ruth Pucher gegenüber "Kathpress" berichteten, seien dem Papst vor allem auch die jungen Ordensleute in Österreich ein großes Anliegen. Er wisse um die schwierige Situation für die wenigen jungen Ordensfrauen und -männer, umso mehr wolle er sie auf ihrem Weg bestärken und auch für sie beten, so Pucher und Eckerstorfer. Pucher: "Diese Ermutigung wollen wir nun nach Österreich tragen."

P. Eckerstorfer zeigte sich zugleich beeindruckt von den internationalen Abschlussfeiern zum Jahr der Orden in Rom in den vergangenen Tagen. Es seien keine triumphalistischen Veranstaltungen gewesen. Im Mittelpunkt seien stets die Fragen gestanden: "Wie könne wir tiefer aus den Quellen schöpfen? Wie können wir unsere Charismen neu entfachen und wie können wir der Kirche und Gesellschaft dienen?"

 

Als eine Frucht des Ordensjahres hoben die heimischen Ordensvertreter gegenüber "Kathpress" das neue "Freiwilliges Ordensjahr" hervor. Das Projekt ist analog zum "Freiwilligen sozialen Jahr" angelegt, richtet sich aber nicht nur an junge, sondern auch an ältere Menschen. Die künftigen "Ordensjahr"-Teilnehmer werden zwischen drei und zwölf Monaten in einer ausgewählten Gemeinschaft wohnen, am täglichen Leben der Brüder und Schwestern teilnehmen und können auch in sozialen Einrichtung mitarbeiten. Projektstart ist im September 2016.

 

O-Töne von den heimischen OrdensvertreterInnen sind unter www.kathpress.at/audio abrufbar.

 

 

Papst Franzsikus trifft P. Bernhard Eckerstorfer, Abtpräses Christian Haidinger, Sr. Beatrix Mayrhofer und Sr. Ruth Pucher. © Ordensgemeinschaften Österreich / Ferdinand Kaineder

Wahre Gerechtigkeit nur durch Barmherzigkeit


In seiner Audienzansprache sagte der Papst, wahre Gerechtigkeit sei immer nur über Barmherzigkeit möglich. Das Strafrecht kann nach den Worten von Franziskus niemals volle Gerechtigkeit herstellen. "Es besiegt das Böse nicht, sondern dämmt es nur ein". Die Bibel zeige demgegenüber einen anderen Königsweg. Dabei wende sich das Opfer direkt an den Schuldigen, appelliere an sein Gewissen, fordere ihn zur Umkehr auf und biete ihm Vergebung an. Das sei etwa eine erprobte Methode der Konfliktbeilegung in Familien. "Niemals die Beziehung abbrechen", riet der Papst.

Dieser Weg sei allerdings nicht leicht, müsse doch der Geschädigte dafür bereit sein, zu vergeben, und den Wunsch haben, das Seelenheil des Angreifers zu retten. Auch Jesus habe immer an das Gewissen der Sünder appelliert und sie an die Notwendigkeit ihrer Rettung erinnert, so Franziskus vor Tausenden auf dem Petersplatz.

Gott bezeichnete der Papst als unendlich barmherzig und absolut gerecht. Er wolle nicht die Verurteilung der Menschen, sondern deren Heil - dass sie sich aus sich selbst heraus vom Bösen befreien. Deshalb biete er ihnen stets seine Vergebung an. Alle Propheten der Bibel hätten davon gesprochen, dass die Menschen umkehren müssten, dann aber auch die väterliche Liebe Gottes erwarten dürften.

Gegen Ende der Audienz lieferten einige Artisten, ähnlich wie in der Woche zuvor, eine kleine Zirkuseinlage. Spontan bedankte sich der Papst bei ihnen für ihr Beispiel: "Euer Beruf verlangt viel Training, andauerndes Training, das ist ermüdend. Doch ein Leben ohne Anstrengung ist ein mittelmäßiges Leben!" Darauf habe schon der Völkerapostel Paulus hingewiesen.

 

 

Positive Bilanz

 

Eine durchwegs positive Bilanz zum "Jahr der Orden", das am 2. Februar 2016 zu Ende ging, haben die heimischen Spitzenvertrer der Orden gegenüber "Radio Vatikan" gezogen. Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, und Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, halten sich derzeit zu den Abschlussfeierlichkeiten mit Papst Franziskus in Rom auf.

Sr. Mayrhofer wies im "Radio Vatikan"-Gespräch u.a. auf die vielen Sozialprojekte der Frauenorden hin, die durch das "Jahr der Orden" in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit bekommen hätten. Mayrhofer erwähnte das Projekt "Solwodi", "wo wir uns als Ordensfrauen gemeinsam für Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind, einsetzen". Wien sei leider eine Drehscheibe für Menschenhandel, "und wir Ordensfrauen sind genau dort".

Abtpräses Haidinger zeigte sich positiv überrascht darüber, wie viel mediale Aufmerksamkeit die Orden durch das Themenjahr erhalten hätten, auch von säkularen Medien. Bewährt habe sich beispielsweise der wöchentliche  "Ordenstag" jeweils am Mittwoch, der durch wöchentliche Gebetsinitiativen und unterschiedliche regionale Veranstaltungen Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe.

Sr. Pucher stellte das neue Projekt "Freiwilliges Ordensjahr" vor, das sich aus Erfahrungen im "Jahr der Orden" heraus entwickelt habe: "Wir haben erlebt, dass im 'Jahr der Orden' viele Ordensgemeinschaften ihre Türen für Gäste geöffnet haben. Das setzt sich jetzt in diesem Projekt fort." Drei, sechs, oder zwölf Monate können Personen verschiedenen Alters, die sich für Ordensleben interessieren, in einer Ordensgemeinschaft ihrer Wahl mitleben.

Pucher: "Wir öffnen uns bewusst für jedes Alter, denn viele Menschen suchen eine Betreuung und Orientierung in ihrem Glauben und wollen nicht mehr alleine glauben, sondern in Gemeinschaft. Wir bieten an, in unserer Ordensgemeinschaft mit zu leben und in einem Projekt der Ordensgemeinschaft mitzuarbeiten, um auch Begleitung zu erfahren und auch konkret in allen Vollzügen des Ordensleben dabei zu sein."

Sr. Mayerhofer wies im "Radio Vatikan"-Gespräch auch auf das Engagement der Orden für Flüchtlinge und die große Hifsbereitschaft in der Bevölkerung hin. Mayrhofer gehört dem Orden der Schulschwestern an, die u.a. (über einen Trägerverein) das Schulzentrum Friesgasse in Wien betreiben. In ihrem Ordenshaus würden nun Deutschkurse für Flüchtlinge angeboten, so Mayrhofer: "Das ganz besonders Schöne daran ist, dass Lehrer freiwillig und kostenlos diese Kurse anbieten. In jedem Kurs sind Schülerinnen aus unserer eigenen Oberstufe, die ursprünglich aus diesen Herkunftsländern kommen, die diese Sprache auch sprechen und die als Übersetzerinnen und Vermittlerinnen, für Deutsch als Fremdsprache, mit den Lehrern zusammenarbeiten. Es gibt so viel Gutes in der Welt, und ich habe so viel Freude damit."

 

Die Delegation der Ordensgemeinschaften Österreich (v. l.) Ferdinand Kaineder (Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften Österreich), P. Bernhard Eckerstorfer (Stift Kremsmünster), Sr. Ruth Pucher (Missionarin Christi), Abtpräses Christian Haidinger (Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs) und Sr. Beatrix Mayrhofer (Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs). © Ordensgemeinschaften Österreich / Ferdinand Kaineder

 

 

Papst: Ordensleute sollen Menschen "Straße des Glücks zeigen"

 

Ordensleute müssen nach den Worten von Papst Franziskus Propheten in der Welt sein: Das sagte er am Montag, 31. Jänner 2016 bei einem Treffen mit mehreren tausend Ordensleuten im Vatikan, darunter auch mehrere ÖsterreicherInnen, aus Anlass des zu Ende gehenden "Jahr der Orden" der katholischen Kirche.

Das Themenjahr war aus Sicht des Papstes ein Erfolg. Es habe den Wert und die "Schönheit des gottgeweihten Lebens aufleuchten" lassen. Aus Berichten wisse er, dass viele Ordensleute ihre Berufung mit neuer Freude erlebten, sagte Franziskus. Er betonte, dass die Prophetie der Ordensmänner und -frauen darin bestehe, "den Menschen zu sagen, dass es eine Straße des Glücks gibt - nämlich die, Jesus nahe zu sein".

Teil des prophetischen Wirkens sei auch, wenn Ordensleute aus Gehorsam Dinge auch dann vollbringen, wenn sie dem eigenen Willen widerstreben, so der Papst. Dieser Gehorsam sei nicht militärische Disziplin, sondern ein "Geschenk des Herzens" und Nachahmung von Jesus, der selbst seinem Vater gegenüber gehorsam gewesen sei.

Neben der prophetischen Mission in der Nachfolge Jesu hob der Papst auch die Nähe zu Armen, Kranken und Bedürftigen sowie das Spenden von Hoffnung in einer oft verzagten und ängstlichen Menschheit als Grundpfeiler für gelingendes Ordensleben hervor. Mehr noch als mit Worten sollten Ordensleute die Botschaft Jesu durch ihr praktisches Leben bezeugen, so der Papst, der selbst dem Jesuitenorden angehört. "Wichtig ist, nicht für sich selbst zu leben, so wie Jesus nicht für sich selbst gelebt hat, sondern für den Vater und für uns."

Nähe zum Nächsten sollten die Ordensleute zuallererst gegenüber den anderen Mitgliedern ihrer eigenen Gemeinschaft praktizieren, mahnte der Papst in seiner Rede, für die er das Manuskript beiseitelegte. Besonders die alten Ordensschwestern und -brüder sollten sie als ihre "ersten Nächsten" sehen. Dass auch Klausurorden anderen Menschen nahe sein könnten, habe die heilige Therese von Lisieux vorgezeigt, die durch ihr Gebet und ihre Briefe sogar zur "Patronin der Mission und der Missionare" geworden sei. Ordensleben müsse immer zur physischen oder spirituellen Nähe zu den Menschen und zu deren Kennenlernen führen.

 

 

"Lasst das Staunen der ersten Berufung nicht schwächer werden!"

 

Mit einer feierlichen Messe im Petersdom hat Papst Franziskus am Fest der Darstellung des Herrn (2. Februar) das katholische "Jahr der Orden" beendet. Die Aufgabe der Gemeinschaften sei vor allem die Mission in der Welt von heute, sagte er am Dienstagabend bei dem Gottesdienst mit mehreren tausend Ordensleuten aus aller Welt. Sie sollten die Freude und das Leid, die Hoffnungen und Ängste ihrer Mitmenschen teilen und stets nahe bei den Armen und Leidenden sein, so der Papst.

Franziskus erinnerte an das Vorbild der Ordensgründer. "Sie hatten keine Angst, sich im Alltagsleben mit den Problemen der Leute die Hände schmutzig zu machen und gingen mutig in die geografischen und existenziellen Randgebiete." Das Charisma gehöre nicht in versiegelte Falschen, sei kein Museumsstück und keine abstrakte Doktrin. "Wehe der Gewohnheit", mahnte Franziskus.

"Wie ein Fluss" münde das Ordensjahr nun "in das Meer der Barmherzigkeit", spielte der Papst auf das laufende "Heilige Jahr" an. Ordensleute sollten "Menschen der Begegnung" sein, auf andere Menschen zugehen und ihnen dabei helfen, die je eigene Selbstbezogenheit zu überwinden. Kraft dafür könnten sie aus der Begegnung mit Gott schöpfen: Schließlich sei die eigene Berufung ein Geschenk Gottes und eine Gnade, die nicht wie ein Projekt vom Schreibtisch aus erdacht werden könne. Diese Form der Gotteserfahrung könne bis ins hohe Alter mit Freude erfüllen und sei Grund zur Dankbarkeit, so Franziskus.

Am Schluss der Messfeier ging Papst vom Altar zu den Bänken und wandte sich dort in spontanen Worten nochmals an die Ordensleute. "Jeder von uns hat einen Platz, eine Aufgabe in der Kirche", sagte er. Niemals sollten sie ihre erste Berufung vergessen. "Hütet diese Erinnerung! Und mit dieser Liebe, mit der ihr einst berufen wurdet, ruft euch der Herr auch heute noch. Lasst die Schönheit, lasst das Staunen dieser ersten Berufung nicht schwächer werden!"

Besondere Gäste der Feier waren vierhundert Ordensfrauen aus allen Teilen der Welt, die das letzte Jahr hindurch eine Weltgebetskette der Klöster geknüpft hatten. Zusammen mit dem Papst zogen u.a. Schwestern ein, die sich gegen Menschenhandel oder für die in Sizilien strandenden Flüchtlinge engagieren. In Erinnerung an die von ihnen abgelegten Gelübde hielten die Teilnehmer der Messe im dämmernden Petersdom Kerzen in Händen.

 

 

Jahr der Orden

 

Papst Franziskus hatte das Ordensjahr am 30. November 2014 eröffnet. Es sollte dazu beitragen, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für geistliche Orden zu stärken und ihre aktive Rolle in der modernen Gesellschaft bewusst zu machen. Weltweit gibt es rund 900.000 katholische Ordensleute; mehr als drei Viertel davon sind Frauen. Während die Orden in westlichen Ländern wegen Überalterung und fehlendem Nachwuchs unter einer starken Schrumpfung leiden, verzeichnen sie in vielen Ländern Afrikas und Asiens deutliche Zuwächse.

 

www.jahrderorden.at

 

Kathpress

 

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