Firmung heißt ins Leben senden
FirmkandidatInnen sind in Oberösterreich zum Großteil zwischen zwölf und vierzehn Jahren alt. Als Mädchen und Buben stehen sie an einem Übergang – es heißt Abschied zu nehmen von der Kindheit und einzutreten in die Pubertät. Eine Zeit, in der sich vieles verändert. „Mann-werden“ oder „Frau-werden“ ist oft zentrales Thema. Gute Firmvorbereitung muss diese Lebensrealität Jugendlicher ernstnehmen.
Starke Jungs und Powergirls
Um gute Firmvorbereitung ging es beim Firmstudientag am 11. Oktober 2014 im Linzer Priesterseminar. Titel war: „Starke Jungs und Powergirls – Mädchen und Burschen bestärken in der Firmarbeit.“ Vierzig Firmverantwortliche und FirmbegleiterInnen trafen zusammen. Die ReferentInnen Otto Kromer und Karin Mayer reisten aus Wien an. Beide sind in der Jungschararbeit verwurzelt und spezialisiert auf geschlechtersensible Jugendarbeit. Anschaulich zeigten Kromer und Mayer die Lebensrealität Jugendlicher auf – aber auch, wozu Firmvorbereitung dienen soll und wozu nicht.
„Oft ist es Ziel der Firmvorbereitung, die Firmlinge in die Pfarre zu integrieren“, brachten es Kromer und Mayer auf den Punkt und führten sogleich aus, was damit gemeint sei, nämlich: „die Jugendlichen sollen sich in der Pfarre engagieren, öfter im Gottesdienst zu sehen sein, eine fixe Jugendgruppe soll entstehen.“ Die Firmung wird oft als Initiationssakrament der Kirche gesehen – also als das Einführen der Jugendlichen in die Kirche.
… dann haben wir unser Aufgabe gut gemacht
„Aber eigentlich“, sagten Kromer und Mayer, „ist die Firmung ein Sendungssakrament – vorausgesetzt man nimmt die Lebensrealität der Jugendlichen ernst.“ Vom Erwachsenwerden ist im Alter von zwölf bis vierzehn noch lange nicht die Rede. Vielmehr vom Abschiednehmen von der Kindheit und dem Übergang in eine neue Lebensphase, die Jugendzeit. Es geht um die Loslösung – vom Elternhaus, vom Kinderglauben, von übernommenen Wertvorstellungen. Es ist eine Entwicklungsaufgabe, die Jugendliche in dieser Zeit zu leisten haben. „Wenn wir diese Entwicklungsaufgabe ernstnehmen, müssen wir die Jugendlichen mit der Firmung aussenden. Wir müssen sie loslassen, damit sie ihren Weg finden. Vielleicht kommen sie irgendwann zurück. Oder sie finden einen andere Ort“, betonen Kromer und Mayer und appellieren an die in der Firmvorbereitung Tätigen: „Wenn es uns gelingt, unsere Firmlinge so zu bestärken, dass sie sich trauen loszuziehen, um ihren Ort zu finden, dann haben wir unsere Aufgabe in der Firmvorbereitung sehr gut gemacht.“
Otto Kromer und Karin Mayer beim Firmstudientag 2014 in Linz © Kirchenzeitung, Stütz
Baumgartner, Julia (ma)