Freitag 20. September 2024

Rückblick: Papst Franziskus in den USA

Papst Franziskus

Die Reden von Papst Franziskus am 24. und 25. September 2015 vor dem US-Kongress und vor der UN-Vollversammlung wurden weltweit mit größtem Interesse verfolgt. Seine USA-Reise endete beim Weltfamilientreffen in Philadelphia.

Nach seinem Aufenthalt auf Kuba ist Papst Franziskus am 22. September weiter in die Vereinigten Staaten von Amerika gereist, wo er bis 27. September zu Gast war. Auf dem Reiseplan standen zahlreiche Programmpunkte, deren Bedeutung weit über die USA und die katholische Kirche hinausgeht.

 

Rückblick auf Sonntag: Papst Franziskus feiert Abschlussmesse des Weltfamilientages in Philadelphia

 

"Menschheit muss Spaltungen überwinden"

 

Die Zukunft des Planeten hängt nach den Worten von Papst Franziskus vom Zusammenhalt der ganzen Menschheit ab. Die Frage, welche Welt die Menschen ihren Kindern hinterlassen wollten, müssten sie über alle Grenzen von Herkunft und Religion hinweg gemeinsam beantworten, sagte er am Sonntag bei der Abschlussmesse des Achten katholischen Weltfamilientreffens in der US-Metropole Philadelphia mit einer Million Teilnehmern, darunter Familien aller Altersgruppen und aus allen Kontinenten. "Unser gemeinsames Haus duldet keine unfruchtbaren Spaltungen mehr", so der Papst bei der Messe auf dem Benjamin-Franklin-Parkway in der Innenstadt von Philadelphia.

Alle Familien auf der Welt verbinde ein gemeinsames Band. Die Abgrenzung von anderen, weil sie "nicht zu unserer Gruppe gehören", bezeichnete er als eine gefährliche Versuchung. "Es blockiert nicht nur die Zuwendung zum Glauben, sondern ist eine Pervertierung des Glaubens." Die Freiheit Gottes, der es über Gerechte und Ungerechte regnen lasse, übergehe "die Bürokratie, den Verwaltungsapparat und die Kreise der Insider", erklärte Franziskus. Diese Freiheit Gottes "als Ärgernis zu empfinden", bedrohe allerdings "die Authentizität des Glaubens und muss daher energisch zurückgewiesen werden".

Der Papst bat um einen Geist der Offenheit auch gegenüber nichtchristlichen Familien, schließe die Botschaft Jesu doch keinen Menschen aus, im Gegenteil. "Jeder Mensch, der in diese Welt eine Familie einbringen möchte, welche die Kinder dazu erzieht, sich über jede Tat zu freuen, deren Absicht ist, das Böse zu überwinden - eine Familie, die zeigt, dass der Heilige Geist in ihr lebt und wirkt -, wird unserer Dankbarkeit und unserer Wertschätzung gewiss sein, gleich welchem Volk, welcher Region oder welcher Religion auch immer er angehört", führte der Papst aus.

Der Glaube wachse mit seiner praktischen Anwendung und werde durch Liebe geformt. Deshalb sei die Einübung der "ganz kleinen Gesten" in der Familie wichtig, die man zu Hause von den Eltern, Großeltern oder auch von Kindern lerne - "Gesten der Zärtlichkeit", wie der Papst verdeutlichte. Familien seien von daher "Hauskirchen" - "der geeignete Ort, wo der Glaube Leben wird und das Leben Glaube".

Während der Messfeier auf dem Benjamin Franklin Boulevard empfingen fünf Familien, stellvertretend für alle Erdteile, aus den Händen des Papstes ein Evangelienbuch, darunter auch eine aus Syrien geflüchtete Familie.

Die katholischen Weltfamilientreffen gehen auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Seit 1997 fanden sie alle drei Jahre in unterschiedlichen Städten auf der ganzen Welt statt.

Die Messe in Philadelphia war der Abschluss der neuntägigen Reise des Papstes nach Kuba und in die USA. Es war dies die längste Auslandsreise seines bisherigen Pontifikats. Anschließend war die Rückreise vorgesehen, mit der Ankunft des Papstes in Rom am Montagvormittag.

 

Kathpress

 

 

Rückblick auf Samstag: Papst Franziskus in Philadelphia

 

Die Kirche braucht nach den Worten von Papst Franziskus neue, kreative Formen der Glaubensverkündigung. Sie stehe heute vor der Herausforderung, sich veränderten Situationen anzupassen, sagte er am Samstag bei einer Messe mit Klerikern und Ordensleuten in der Kathedrale der US-Metropole Philadelphia. Zwar sei es gut, das Erbe der Vergangenheit und bewährte Strukturen zu erhalten. Gleichzeitig müsse sich die Kirche aber neuen Möglichkeiten öffnen, die der Geist den Menschen biete.

Der Papst rief auf zu einem "Sinn für Zusammenarbeit und für geteilte Verantwortung", um die Zukunft der Kirche zu meistern. "Das bedeutet nicht, auf die geistliche Autorität, die uns übertragen wurde, zu verzichten; es bedeutet vielmehr, die vielfältigen Gaben, die der Geist über die Kirche ausgießt, zu unterscheiden und weise zu nutzen." Bei den Gläubigen müsse man "ein Empfinden für ihre persönliche Verantwortung für die Mission der Kirche" fördern, was Kreativität verlange. Das Erbe sei "nicht nur durch die Bewahrung der Strukturen und Einrichtungen" weiterzutragen, sondern vor allem dadurch, "dass man sich den Möglichkeiten öffnet, die der Geist uns auftut".

Kleriker und Ordensleute sollten unter den Laien das Empfinden für ihre Verantwortung als missionarische Mitglieder der Kirche und "Sauerteig des Evangeliums" fördern, so Franziskus. "Wir wissen, dass die Zukunft der Kirche in einer sich schnell verändernden Gesellschaft ein aktiveres Engagement der Laien fordern wird und schon jetzt fordert." Jeder Christ sei durch die Taufe zum Missionar berufen. Katechese und katholische Erziehungsarbeit bildeten eine solide Grundlage, um den Einsatz der Laien zu stärken.

Besonders dankte Franziskus den Frauen - Laien und Ordensschwestern - für ihre Arbeit in der Kirche. Sie leisteten einen "unermesslichen Beitrag" für eine lebendige christliche Gemeinschaft.

 

Papst Franziskus: Familie ist "Hoffnungsfabrik der Gesellschaft"

Die Familie ist in den Worten des Papstes eine "Fabrik der Hoffnung, des Lebens und der Auferstehung": Ohne mehr weltweite Unterstützung für die Familien und die Absicherung besonders der jungen Familien habe die Gesellschaft keine Zukunft, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) vor den Teilnehmern des katholischen Weltfamilientreffens in Philadelphia im Rahmen der Nachtvigil. Familien seien Sinnbild für eine Welt, in der sich kein Mensch alleingelassen und überflüssig fühle und jeder seinen Platz habe, vom Kind bis zu den Großeltern. Der Papst hatte nach teils bewegenden Begegnungen mit Familien, die ihre Lebensgeschichten berichteten, sein Redemanuskript beiseite gelegt und auf Spanisch improvisiert.

"Die Familie hat ein göttliches Bürgerrecht. Den Pass für den Zugang zum Himmel hat Gott ihr übergeben", so der Papst. Der Wunsch nach Familie sei "Teil von Gottes Traum" für die Menschheit, der fortwährend wahr werde in den Träumen vieler Paare, die sich entschließen, ihr Leben als Familie zu gestalten. Gott wolle in der Familie mit seiner Liebe gegenwärtig werden, was dann gelinge, "wenn die Familie fähig ist, die Arme zu öffnen und diese ganze Liebe zu empfangen". In einer derartigen Familie sei Gott in Jesus auch Mensch geworden. In der Familie lerne der Mensch "schrittweise die Bedeutung und den Wert der menschlichen Beziehungen kennen"; er lerne, "aus Liebe alles aufs Spiel zu setzen". Deshalb, so Franziskus, lohne es sich, für eine familienfreundliche Gesellschaft zu kämpfen.

Freilich sei das Familienleben nicht immer leicht, gestand der Papst ein. "Es fliegen auch schon mal Teller. Und Kinder machen Kopfschmerzen - von den Schwiegermüttern gar nicht erst zu sprechen." Kinder bescherten den Eltern Arbeit, so der Papst, der auf seine Begegnung mit den im Vatikan tätigen Jungeltern verwies, die manchmal mit tiefen Augenringen in der Arbeit erschienen, wenn ihr Neugeborenes die ganze Nacht nicht geschlafen habe. "In der Familie gibt es Schwierigkeiten, doch diese werden mit Liebe überwunden. Hass löst nie etwas", betonte Franziskus. Bei Streitigkeiten in der Familie sei es wichtig, abends immer Frieden zu schließen und nicht "im Krieg" ins Bett zu gehen.

Seinen Zuhörern legte der Papst vor allem die Sorge für die junge und die älteste Generation ans Herz. "Ein Volk, das sich nicht um seine Kinder und um seine Großeltern kümmert, hat nicht die Kraft und das Gedächtnis, um nach vorne zu gehen", so Franziskus. "Familie ist schön, aber es kostet auch etwas."

Viele Probleme auf der Welt seien leicht lösbar, wenn diese Gesellschaften materielle Mindeststandards für das Leben von Familien gewährleisteten, hieß es im vorab verbreiteten Redemanuskript des Papstes. Dazu zählten u.a. menschenwürdige Arbeit, ausreichender Wohnraum und angemessene Gesundheitsversorgung. "Wir dürfen nicht meinen, eine Gesellschaft, die dem Familienleben keinen konkreten Raum gibt, sei gesund", so Franziskus. "Wir dürfen nicht meinen, dass eine Gesellschaft Zukunft hat", deren Gesetzgebung nicht die Mindestanforderungen dafür verteidige und absichere, dass sich Familien entwickeln könnten - "besonders jene, die gerade am Anfang stehen", verwies der Papst auf die spezielle Situation jung verheirateter Paare.

Soul-Legende sang für den Papst

Direkt vor der Papstrede hatte die 73-jährige US-amerikanische Soul-Ikone Aretha Franklin die Hymne "Amazing Grace" (Erstaunliche Gnade), eines der beliebtesten Kirchenlieder der Welt, gesungen. Franklin, die auch im Jänner 2009 zur Amtseinführung von Barack Obama gesungen hatte, schüttelte im Gegensatz zu den meisten Künstlern und Familien auf der Bühne des Weltfamilientreffens dem Papst nach ihrem Auftritt nicht die Hand, sondern tanzte an ihrem Pianisten vorbei hinter den Vorhang.

Die Weltfamilientreffen gehen auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zurück. Die erste Begegnung dieser Art fand 1994 in Rom statt. Die im Drei-Jahres-Rhythmus organisierten Welttreffen verbinden mehrere Einzelveranstaltungen: einen internationalen Kongress für TheologInnen und Laien, die Präsentation christlicher oder zivilgesellschaftlicher Gruppen und Initiativen sowie eine große Abschlussmesse.

 

Papst kündigte nach Treffen mit Missbrauchsopfern Durchgreifen an

Papst Franziskus ist in den USA mit Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Das teilte er bei einer Begegnung mit rund 300 Bischöfen in Philadelphia am Sonntag mit. Dabei kündigte er auch an, dafür zu sorgen, dass "alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden". Im Juni hatte Franziskus ein eigenes vatikanisches Gericht für Bischöfe eingerichtet, die sexuellen Missbrauch von Mitarbeitern vertuschen.

Gott "weine" über den sexuellen Missbrauch von Kindern, sagte Franziskus in einer Einfügung vor der geplanten Ansprache an die Bischöfe. Er selbst sei zutiefst beschämt, dass Geistliche ihren schutzbefohlenen Kindern Gewalt angetan und ihnen schwere Wunden zugefügt hätten. Die Verbrechen könnten nicht länger geheim bleiben. "Ich verspreche, dafür zu sorgen, dass Minderjährige geschützt und alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der Papst.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi anschließend mitteilte, hatte Franziskus am Morgen drei Frauen und zwei Männer empfangen, die als Minderjährige von Geistlichen und Kirchenmitarbeitern missbraucht worden waren. An dem rund halbstündigen Treffen nahmen auch Angehörige und Freunde teil. Franziskus habe die Berichte der Opfer angehört, mit ihnen gebetet und sie gesegnet.

Laut Lombardi wurde die Gruppe begleitet von Kardinal Sean Patrick O'Malley, Erzbischof von Boston und Chef der von Franziskus eingesetzten Kinderschutzkommission.

Schwere Bürde für die Kirche

Schon früher während der USA-Reise hatte Franziskus die sexuellen Missbrauch verurteilt und als schwere Bürde für die Kirche bezeichnet. Es bedürfe großer Anstrengungen, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Im Juni hatte Franziskus die Rücktritte von Erzbischof John Nienstedt in Minneapolis und dessen Weihbischof Lee Piche angenommen. Ihr Amtsverzicht erfolgte zehn Tage nach Vorwürfen der Staatsanwaltschaft, das Erzbistum habe beim Schutz Minderjähriger vor sexuellem Missbrauch versagt.

Zuvor hatte im April Bischof Robert Finn die Leitung seiner Diözese Kansas abgegeben. Finn war im September 2012 von einem US-Gericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil er einen Priester nicht angezeigt hatte, auf dessen Computer Kinderpornografie gefunden worden war. Finn war der erste ranghohe katholische Geistliche, der sich für einen solchen Fall vor einem US-amerikanischen Gericht verantworten musste.

 

Kathpress

 

 

Rückblick auf Freitag: Papst Franziskus vor der UN-Vollversammlung und auf Ground Zero

 

Papst: Kirche braucht kreative Verkündigung und mehr Laienarbeit

 

Am Freitag, 25. September hielt Papst Franziskus vor der UN-Vollversammlung in New York eine Rede. Darin prangerte er Armut und Ungerechtigkeit an. Mit Kapitalismuskritik hielt er sich zurück, ein anderes kontroverses Thema - die Gender-Theorie - ließ er sich aber nicht nehmen.

Franziskus war nicht der erste Papst, der vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York sprach. Aber er war der erste Papst, der den Schutz der Umwelt und den Kampf gegen die Armut ins Zentrum einer Rede vor den Vertretern der internationalen Gemeinschaft stellt. Noch nie hat ein Oberhaupt der katholischen Kirche zudem seine moralische Autorität für eine konkrete Vereinbarung der Vereinten Nationen derart in die Waagschale gelegt wie Franziskus dies am Freitag für die "2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung" tat. Sein Besuch des UN-Hauptsitzes in New York fiel nicht zufällig auf den Tag, an dem die UN-Konferenz dazu beginnt, an der mehr als 150 Staats- und Regierungschefs anreisen.

Der Papst nutzte die Gelegenheit für einen Appell an die Regierenden in aller Welt. Die Annahme der "2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung" sei zwar ein "wichtiges Zeichen der Hoffnung" und ein "notwendiger Schritt", sagte er. Solche feierlich übernommenen Verpflichtungen reichten jedoch allein nicht aus. Die Welt verlange "von allen Regierenden einen wirklichen, praktischen, beständigen Willen zu konkreten Schritten und unverzüglichen Maßnahmen, um die natürliche Umwelt zu bewahren", forderte Franziskus. In seiner Enzyklika "Laudato si" hatte er im Juni harsche Kritik an den bisherigen UN-Konferenzen zum Klimaschutz geübt.

In der rund einstündigen auf Spanisch vorgetragenen Rede ging es nicht nur um Umweltschutz. Der Papst bekräftigte auch seine Forderung, einer weltweiten Abschaffung von Nuklearwaffen. In einem Moment, in dem die Nato das Konzept der Abschreckung angesichts der Ängste vor einer russischen Aggression wieder aus der Schublade holt, erhält diese Forderung neue Brisanz. Franziskus erteilte diesem Konzept aus der Zeit des Kalten Krieges eine klare Absage. Eine Ethik und ein Recht, "die auf der Bedrohung gegenseitiger Zerstörung - und möglicherweise einer Zerstörung der gesamten Menschheit" beruhten, stellten "einen Betrug am gesamten Gefüge der Vereinten Nationen dar".

Ein Armutszeugnis stellte Franziskus der internationalen Staatengemeinschaft im Kampf gegen die Christenverfolgung im Nahen Osten und Afrika aus. Hier zeigten sich "die negativen Folgen politischer und militärischer Interventionen, die unter den Mitgliedern der Internationalen Gemeinschaft nicht abgestimmt wurden", so der Papst. Er nennt in diesem Zusammenhang auch die Verfolgung von anderen kulturellen und ethnischen Gruppen sowie "Mitgliedern der Mehrheitsreligion", die sich dem "Hass und Wahnsinn" verweigerten. Auffallend ist, dass er auf die Frage der Legitimität militärischer Mittel nicht näher eingeht.

Auch auf konkrete internationale Konflikt geht der Papst in seiner Rede nicht näher ein. Er zählte die Ukraine, Syrien, Irak, Libyen, den Südsudan und die Region der großen afrikanischen Seen lediglich auf.

Franziskus hat sich während seiner USA-Reise bislang zumindest in seinen politischen Reden von einer ungewohnten Seite gezeigt. Sowohl in seiner Begrüßungsansprache vor dem Weißen Haus und in der Rede vor dem Kongress in Washington verzichtete er weitgehend auf Kapitalismuskritik.

Einiger Sprengstoff birgt eine Spitze des Papstes gegen die sogenannte Gender-Theorie, die Geschlechterrollen als soziales, gesellschaftliches und kulturelles Produkt versteht. Wie schon in seiner Enzyklika "Laudato si" erklärte er, dass Naturschutz, sich nicht nur auf Wald, Luft und Wasser beschränkt. Er erfordere auch die Anerkennung eines "Sittengesetzes", das der menschlichen Natur eingeschrieben sei. Dieses Gesetz schließe "die natürliche Unterscheidung zwischen Mann und Frau" ein, so Franziskus.

Es war die Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen, die 1995 in Peking auf der Grundlage dieser Theorie das sogenannte Gender Mainstreaming als Richtlinie festlegte. Die hochumstrittene Ideologie geht davon aus, dass die Geschlechteridentität von Männern und Frauen fließend ist und in erster Linie durch die Vorgaben und Klischees der Umwelt geformt beziehungsweise manipuliert wird.

Bei aller Wertschätzung, die der Papst für die Vereinten Nationen als Institution äußert, hält er mit Kritik an ihren Finanzbehörden in Zeiten der Griechenland-Krise nicht hinter dem Berg. Diese müssten die Länder "vor einer erstickenden Unterwerfung durch Kreditsysteme" schützen, die Bevölkerungen "unter das Joch von Mechanismen zwingen, die zu noch größerer Armut, Ausschließung und Abhängigkeit" führten.

Hier war sie dann doch wieder, die gewohnte päpstliche Kritik am Weltfinanzsystem, auf die Franziskus bislang während seines Besuchs im Kernland des Kapitalismus weitgehend verzichtet hat.

 

Kathpress

 

Papst mahnt am "Ground Zero" zur Versöhnung der Kulturen

 

Papst Franziskus hat am Freitag außerdem das Ground Zero Memorial in Manhattan besucht, um der Opfer der Terroranschläge auf das World Trade Center 2001 zu gedenken. Papst Franziskus hat am New Yorker "Ground Zero" die Kulturen und Religionen der Welt zum Schulterschluss gegen Gewalt und Terror aufgerufen. Gemeinsam könnten sie ein "machtvolles Zeichen" setzen für den Wunsch nach Versöhnung und Frieden, sagte er am Freitag bei einem interreligiösen Treffen an der Gedenkstätte für die Opfer der Terroranschläge des 11. September 2001.

"Bei all unseren Unterschieden und Meinungsverschiedenheiten können wir doch in einer Welt des Friedens leben", appellierte der Papst. Dazu müsse aber jeder Hass aus den Herzen verbannt und jedem Streben nach "starrer Uniformität" entgegengetreten werden. Noch immer würden in der Welt Tränen wegen interreligiöser Konflikte vergossen. Ziel müsse eine "versöhnte Verschiedenheit" sein.

Die Anschläge von 2001 verurteilte der Papst als ein Werk von Menschen, "die meinen, dass Zerstörung und Niederreißen der einzige Weg zur Lösung von Konflikten ist". Die Toten von Ground Zero seien unschuldig einer Mentalität zum Opfer gefallen, "die nur Kummer, Leiden, Zerstörung und Tränen verursachen kann".

Gleichzeitig steht Ground Zero nach den Worten des Papstes aber auch für Hilfe und Solidarität in einer Metropole, die oft unpersönlich und einsam erscheine. Über die Grenzen von Rasse, Religion und Nationalität hätten die New Yorker damals Liebe und Selbstaufopferung für den anderen bewiesen.

Am Ground Zero Memorial verweilte Franziskus in schweigendem Gebet an dem Brunnen, auf dem die Namen von fast 3.000 Opfern des Anschlags verzeichnet sind. Anschließend legte er dort eine weiße Rose nieder. Danach stellte ihm der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg Angehörige von Rettungskräften vor, die im Einsatz bei den Twin Towers ihr Leben gelassen hatten. Mit jedem wechselte er mit Hilfe eines Dolmetschers einige Worte.

Im vierten Untergeschoss der Gedenkstätte erwarteten den Papst zwölf Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften. Neben jüdischen und muslimischen Geistlichen waren auch Repräsentanten von Hindus, Buddhisten, Sikh und indigenen Religionen zugegen. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte eine Umarmung des jüdischen und islamischen Vertreters vor der Papstrede.

Bereits am Vorabend hatte Franziskus seine Trauer über die vielen Hundert Tote und Verletzte der Massenpanik in Mekka bekundet und sein Gebet zugesagt.

 

Kathpress

 

Rückblick auf Donnerstag: Papst Franziskus vor dem US-Kongress

 

Papst Franziskus hat am Donnerstag als erstes katholisches Oberhaupt der Geschichte vor dem Kongress in Washington gesprochen. Unter Verweis auf die katholische Sozialaktivistin Dorothy Day (1897-1980), Mitgründerin der katholischen Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten, und auf seine Enzyklika "Laudato si" rief er zu einem sozialen Wirtschaften auf und betonte die Bedeutung der USA für den Umweltschutz. Franziskus appellierte zu Dialog mit den Gegnern und zur Aufmerksamkeit für die jungen Menschen, die allzu oft "desorientiert und ziellos" seien, und er ging auf die wichtige Rolle der Weltmacht USA im Kampf gegen Armut, Hunger, Krieg und Flüchtlingselend ein.

In seiner einstündigen englischen Rede verlangte der Papst mehr Einsatz für eine Gesellschaft, die niemand ausschließt. Politik dürfe nicht Einzelinteressen dienen, sondern müsse immer die Gerechtigkeit und das Gemeinwohl im Blick haben. "Wenn die Politik wirklich im Dienst des Menschen stehen soll, folgt daraus, dass sie nicht Sklave von Wirtschaft und Finanzwesen sein kann", sagte Franziskus vor den Abgeordneten der führenden kapitalistischen Macht der Erde.

Amerika sei für viele immer noch ein Land der Träume. "Träume, die das tiefste und wahrste im Leben eines Volkes hervorbringen." Als einen wichtigen Vertreter eines solchen Traums würdigte der Papst Martin Luther King. Weiters nannte er Präsident Abraham Lincoln, der nach dem Bürgerkrieg (1861-1865) die Sklaverei abgeschafft hatte, als Vorbild.

"Eine Nation kann als bedeutend angesehen werden, wenn sie wie Abraham Lincoln die Freiheit verteidigt; wenn sie eine Kultur pflegt, welche die Menschen befähigt, vom vollen Recht für alle ihre Brüder und Schwestern zu träumen, wie Martin Luther King es ersehnte; wenn sie so nach Gerechtigkeit strebt und sich um die Sache der Unterdrückten bemüht, wie Dorothy Day es tat in ihrer unermüdlichen Arbeit, der Frucht eines Glaubens, der zum Dialog wird, und wenn sie Frieden sät im kontemplativen Stil Thomas Mertons", sagte der Papst, der Lincoln, King, Day und den Autor und Ordensmann Merton (1915-1968) als Leitfiguren für Amerika präsentierte.


Flüchtlingsblick statt Abkehr


Im globalen Süden wie auch in der entwickelten Welt seien die Auswirkungen ungerechter Strukturen und Handlungen allzu offensichtlich, beklagte Franziskus. Ausführlich ging er auf die weltweite Flüchtlingskrise ein, die ein seit dem Zweiten Weltkrieg unerreichtes Ausmaß angenommen habe. Auch die USA seien das Ziel Tausender, die sich ein besseres Leben erhofften.

Der Papst appellierte an das Land, den Nachbarn nicht den Rücken zuzukehren und "in einer Weise zu reagieren, die immer menschlich, gerecht und brüderlich ist". Anstatt angesichts der Flüchtlingszahlen aus der Fassung zu geraten, sollen sich die Amerikaner in die Lage der Menschen versetzen. "Behandeln wir die anderen mit derselben Hingabe und demselben Mitgefühl, mit dem wir behandelt werden möchten."

Der Papst vermied in seinem Appell zum Umweltschutz den in den USA umstrittenen Begriff "Klimawandel". "Ich bin überzeugt, dass, dass wir etwas verändern können, und habe keinen Zweifel, dass die Vereinigten Staaten - und dieser Kongress - dabei eine wichtige Rolle zu spielen haben." Jetzt sei der Moment für mutige Handlungen und Strategien für eine "Kultur der Achtsamkeit" und "einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern", zitierte er aus seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si". Dies betrifft nach seinen Worten insbesondere den Kampf gegen den Hunger. Er müsse vor allem den Ursachen von Ernährungskrisen gelten.

Kein Schwarz-Weiß-Malen


Mit Blick auf die Weltpolitik warnte Franziskus die USA zudem vor einem "grob vereinfachenden Reduktionismus", der die Welt in Gut und Böse einteile. Die heutigen Weltprobleme erlaubten keine solche Form von Polarisierung. Vor diesem Hintergrund lobte Franziskus in seiner immer wieder von stehenden Ovationen unterbrochenen Rede die politische Entspannung zwischen den USA und dem kommunistischen Kuba, zu der er im vergangenen Jahr maßgeblich beigetragen hatte.

Scharf kritisierte Franziskus in seiner Ansprache auch den Waffenhandel. Dessen einziger Zweck sei das Streben nach Geld. "Geld, das von Blut - oft unschuldigem Blut - trieft", so der Papst.

 

Gegen Todesstrafe


In deutlichen Worten wandte er sich auch gegen die Todesstrafe und unterstützte nachdrücklich einen Aufruf der US-Bischöfe zu deren Abschaffung. Jeder Mensch sei mit einer unveräußerlichen Würde ausgestattet und das Leben unantastbar.

Vor der Ansprache war Franziskus mit dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, John Boehner, zusammengekommen. Auf dem Kongress-Gelände versammelten sich etwa 50.000 Menschen, die der Rede auf Videoschirmen folgten. Boehner empfing den 78-Jährigen sichtlich nervös in seinem Büro, wo die beiden zunächst eine private Unterhaltung führten. Franziskus bediente sich dabei seiner Muttersprache Spanisch. Boehner ist selbst Katholik.

Kathpress

 

 

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