Donnerstag 25. April 2024

8. Februar: Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel

Achtzig Prozent der Opfer von Menschenhandel sind Frauen und Mädchen.

Papst Franziskus hat 2015 den 8. Februar als „Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ ausgerufen. Bischof Manfred Scheuer betont die Verantwortung der Kirche als Anwältin für Menschenwürde.

Laut Schätzungen sind weltweit rund 35 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel als moderner Form der Sklaverei. Unter Menschenhandel versteht man die unterschiedlichsten Formen krimineller Aktivitäten, insbesondere zum Zweck sexueller Ausbeutung und zur Ausbeutung der Arbeitskraft. Aber auch Zwangsverheiratung, erzwungene Betteltätigkeit, Organhandel oder illegale Adoption gehören zu den Erscheinungsformen des Menschenhandels. Die Opfer werden als ZwangsarbeiterInnen oder für den Organhandel ausgebeutet und als Prostituierte missbraucht – etwa 80 Prozent der Betroffenen sind Mädchen und Frauen. In Europa sind ca. 880.000 Menschen vom Menschenhandel betroffen. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) werden allein in Europa 500.000 Frauen und Mädchen gezwungen, sich zu prostituieren.

 

Dieses organisierte Verbrechen bringt mittlerweile so große Milliardengeschäfte ein wie der Waffen- und Drogenhandel: Etwa 32 Milliarden US-Dollar Gewinn machen Schlepper und Menschenhändler jährlich mit der „Ware Mensch“.

 

 

Information, Sensibilisierung und Gebet

 

Der „Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ soll jährlich am 8. Februar in den Diözesen der Weltkirche begangen werden. Dazu sollen Gebetswachen, Besinnungstexte und Informationsveranstaltungen über das Unrecht des Menschenhandels informieren und sensibilisieren. Initiatoren sind die Zusammenschlüsse der Ordensoberen von Männer- und Frauenorden; unterstützt werden sie vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, von der Vatikanischen Ordenskongregation und dem Päpstlichen Migrantenrat.

 

Die moderne Sklaverei sei ein global wachsendes Verbrechen, gegen das die Kirche weltweit mobilisieren müsse, so der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, im Jahr 2015 bei der Vorstellung der neuen Initiative. Nötig sei eine Bewegung „vom Bewusstsein zum Gebet, vom Gebet zur Solidarität und von der Solidarität zur konzertierten Aktion“.

 

 

Bischof Scheuer: Kirche als Anwältin für Menschenwürde

 

Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer zum Thema Menschenhandel: „Gewalt hat viele Facetten. Es gibt die offensichtliche körperliche und verbale Gewalt, aber auch viele Formen der versteckten Gewalt: Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule, strukturelle Gewalt durch undemokratische Gefüge. Gewalt wird manchmal aber auch verdrängt oder tabuisiert – das trifft massiv auf die Praxis des Menschenhandels zu. Nach Jahrhunderten, in denen die Sklaverei offiziell abgeschafft wurde, begegnen vielfach Formen von missbräuchlichen und ausbeuterischen Abhängigkeitsverhältnissen. Darunter fallen zahlreiche Frauen und Mädchen, die als Prostituierte sexuell ausgebeutet werden. Es handelt sich hier in vielen Fällen um Frauen aus dem nahen oder fernen Ausland, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an Bordelle regelrecht verkauft werden und unter ausbeuterischen Bedingungen angestellt sind. Die Würde des Menschen wird hier durch Fremdbestimmung, Machtmissbrauch und Erniedrigung massiv in Frage gestellt.“

 

Mit Papst Franziskus, der den 8. Februar zum Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel bestimmt habe, sei die Kirche der Überzeugung, „dass dem Menschenhandel ein Verständnis vom Menschen zugrunde liegt, ‚das die Möglichkeit zulässt, ihn wie einen Gegenstand zu behandeln. Der Mensch, der als Abbild Gottes und ihm ähnlich erschaffen ist, wird mit Gewalt, mit List oder durch physischen bzw. psychologischen Zwang seiner Freiheit beraubt, kommerzialisiert und zum Eigentum eines anderen herabgemindert; er wird als Mittel und nicht als Zweck behandelt‘“, zitiert Bischof Scheuer den Papst. Die Kirche müsse sich hier als Anwältin für Menschenwürde einbringen, so Scheuer weiter: „Es geht um politische und rechtliche Arbeit, es geht um Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit. Es geht aber auch um Bewusstseinsbildung auf vielen Ebenen. Und es geht um menschliche Beziehungen mit jenen, deren Würde getreten wird, von der Kontaktaufnahme durch heißen Tee in der kalten Jahreszeit auf dem Straßenstrich, über die Bereitstellung von Wohnungen für Ausstiegswillige bis hin zur finanziellen, existentiellen und therapeutischen Begleitung. Was verwandelt, was heilt, was ruft die vergessene Würde wach?“ Bischof Scheuer dankte in diesem Zusammenhang allen, die sich offensiv gegen Menschenhandel einsetzen und hier wesentliche Pionierarbeit leisten. Allen voran nannte Scheuer die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“ in Oberösterreich, die von der Salvatorianerin Schwester Maria Schlackl SDS koordiniert wird.

 

Die Initiative wurde am 28. Jänner 2018 zum Ordenstag der Diözese St. Pölten ins Stift Göttweig eingeladen und wird am 28. Februar 2018 bei der gesamtösterreichischen Jahrestagung für Höhere Oberinnen in Vöcklabruck sprechen, die sich aktiv mit dieser Thematik auseinandersetzen will.

 

 

Ordensfrauen solidarisieren sich

 

In Österreich engagiert sich seit 2010 eine Gruppe von Ordensfrauen unterschiedlicher Ordensgemeinschaften im Verein SOLWODI (Solidarity with women in distress) für Frauen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Dieser Verein wurde 1985 von Schwester Dr.in Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich mittlerweile auch in Deutschland, Ungarn und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Der Einsatz gilt besonders Frauen bzw. Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Durch kurzfristige Kriseninterventionen, mittel- oder langfristige Beratungsprozesse erhalten die Frauen Hilfe zur psychischen Stabilisierung, Stärkung des Selbstwertgefühls sowie Unterstützung bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven und selbstbestimmten Entscheidungen.

http://www.solwodi.at

 

 

8. Februar als Welttag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel

 

Das Datum wurde wegen des am 8. Februar weltkirchlich begangenen Gedenktages der hl. Josefine Bakhita (1869–1947) gewählt. Die Sudanesin wurde als Mädchen von Räubern verschleppt und insgesamt fünfmal auf Sklavenmärkten verkauft, zuletzt an den italienischen Konsul, der sie in seine Heimat mitnahm, wo sie befreit wurde. Nach ihrem Eintritt in die Kirche schloss sie sich dem Orden der Canossa-Schwestern an, wirkte in deren Kloster in Vicenza bis zu ihrem Tod und war hoch angesehen. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1992 selig und im Jahr 2000 heilig.

 

 

Terminvorschau: Veranstaltung gegen Menschenhandel am 18. Oktober 2018 in Linz

 

In Oberösterreich gibt es seit 2014 die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich“, die von der Salvatorianerin Schwester Maria Schlackl SDS ins Leben gerufen wurde. Anlässlich des Europäischen Tags gegen Menschenhandel, der alljährlich am 18. Oktober begangen wird, lädt die Initiative am 18. Oktober 2018 um 19.00 in die Redoutensäle des Landes Oberösterreich zu einer Veranstaltung ein, die sich gründlich mit dieser Thematik auseinandersetzen wird. Vorläufiger Titel: „Sichert das Gesetz Menschenwürde? Chancen und Grenzen von Gesetzen“. Vortragende sind die Kriminologin Dr. Katharina Beclin (Wien) und der Theologe Univ.-Prof. em. Dr. Martin Jäggle.

 

 

Aktuelles Beispiel zum Thema Menschenhandel aus Oberösterreich:

19-Jährige aus Gefangenschaft befreit (ORF online, 22.01.2018): http://ooe.orf.at/news/stories/2890922

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

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