Donnerstag 25. April 2024

Feierliche Altarweihe im Linzer Mariendom nach Innenraum-Neugestaltung

Altarweihe im Linzer Mariendom | 8. Dezember 2017

Am 8. Dezember 2017 wurde Österreichs größte Kirche nach einer mehrmonatigen Innenraum-Neugestaltung feierlich wiedereröffnet. Bei einem Festgottesdienst um 10 Uhr mit etwa 1.000 Gläubigen weihte Bischof Manfred Scheuer den neuen Altar.

Neuer Raum im Neuen Dom

 

Am 16. Juni 2017 hatten die Umbauarbeiten begonnen, ein gutes halbes Jahr später ist der „neue Raum im Neuen Dom“ fertiggestellt – der Mariendom fasziniert nun noch mehr als bisher durch einen neuen Raumeindruck und große Weite. Herzstück der Umgestaltung ist die erhöhte Altarinsel in der Vierung des Doms, auf der sich Altar, Ambo, Bischofssitz (Kathedra) und Priestersitz befinden. Alle vier Orte sind aus Jura-Kalkstein gefertigt, der in den Farben des Doms gehalten ist und aus der Nähe von Eichstätt (Bayern) stammt.

 

Die Verortung von Altar, Ambo, Kathedra und Priestersitz im Kreuzungsbereich von vielbegangenen Wegen des städtischen Umfelds weist darauf hin, dass die Welt „draußen“ auf das liturgische Geschehen einströmt und dass dieses sich umgekehrt auf den umgebenden Stadtraum auswirkt. Daher wurde die zentrale Zone zwischen Gemeindebänken, Leitungssitzen, Ambo und Altar so gestaltet, dass sie für BesucherInnen, TouristInnen und PassantInnen außerhalb der Gottesdienstzeiten begehbar ist: Das mittlere Drittel der Altarinsel kann in gottesdienstfreien Zeiten abgesenkt werden und ermöglicht es DombesucherInnen, „mitten im Dom“ zu stehen. Eine Ahnung jenes Mysteriums, das die christliche Gemeinde hier feiert, soll auch tagsüber wahrnehmbar bleiben – für die Gläubigen, die zum stillen Gebet kommen, aber auch für Menschen, die selbst keine Erfahrung mit Religion und Liturgie mitbringen.

 

Die Bankreihen sind auf drei Seiten um den Altar (nach hinten und im Querschiff) angeordnet. Nach dem sogenannten Communio-Verständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils ist die gesamte Feiergemeinde Trägerin der Liturgie. Ziel der Neugestaltung war daher, den TeilnehmerInnen der Gottesdienste den aktiven und möglichst nahen Mitvollzug der liturgischen Feiern zu ermöglichen. Das Ergebnis ist eine Altarraumgestaltung, bei der sich die gesamte Feiergemeinde sichtbar um den Altar und den Ort der Verkündigung des Wortes Gottes (Ambo) versammelt. Die Gemeindebänke wurden erhalten, optisch angepasst und in drei gleich großen Bankblöcken im Hauptschiff bzw. im Querschiff verortet. Die Mitfeiernden sitzen bzw. stehen in einem Halbkreis um den Altar. Durch die Communio-Raumgestaltung in der Vierung halbiert sich der Abstand von der letzten Bankreihe zum neuen Altar bei gleicher Sitzplatzanzahl um die Hälfte.

 

Ein neues Beleuchtungskonzept fördert die Wahrnehmung des Zusammenspiels von Altar, Ambo, Kathedra (Bischofssitz) und Priestersitz. Ebenso wurde die Lautsprecheranlage erneuert. Die Bestuhlung im Bereich hinter Kathedra und Priestersitz bietet Platz für mehr als 50 Priester, Diakone und weitere liturgische Dienste. Dahinter finden Chor und Orchester als wesentlicher Teil der Feiergemeinde eine optimale Aufstellung, wodurch auch die akustischen Verhältnisse im Mariendom deutlich verbessert wurden.

 

Die Positionierung der Altarinsel in der Längsachse unterstützt die optische Hinführung zum historischen Hochaltar und ermöglicht einen freien Blick auf den Hochaltar mit dem lebensgroßen Kruzifix und der Marienstatue sowie auf die Mosaike am Fuß des Altars, die gereinigt wurden und nun wunderschön zur Geltung kommen. Durch die (Rück-)Versetzung des restaurierten historischen Chorgestühls an seinen ursprünglichen Ort (vor dem Presbyterium) ist ein offener Raum entstanden, der für die Feier der Tagzeitenliturgie (Stundengebet) sowie für unterschiedliche Feiern und Andachtsformen zur Verfügung steht.

 

Auch das Pflaster wurde neu verlegt und die Pflüger-Orgel (Chororgel) gereinigt, versetzt und neu intoniert. Die historische Kanzel wurde an ihren an den ursprünglichen Ort zurückversetzt. Eingebaut wurde auch eine ökologische und kostensparende Infrarot-Heizung, die den derzeitigen Stromverbrauch deutlich reduzieren wird.

 

 

Festliche Altarweihe mit zahlreichen Ehrengästen

 

Bereits am Abend des 7. Dezember waren in einer feierlichen Vesper (Abendgebet) mit Lichtfeier die Pflügerorgel (Chororgel) nach ihrer Reinigung, Versetzung und Neuintonierung geweiht und das Chorgestühl im Bereich vor dem Hochaltar gesegnet worden. Am 8. Dezember 2017, dem Patrozinium des Maria-Empfängnis-Doms, der der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ geweiht ist, wurden in einem Festgottesdienst um 10 Uhr der neue Altar von Bischof Manfred Scheuer geweiht sowie Ambo, Kathedra und Priestersitz gesegnet.

 

Mit Bischof Scheuer feierten der emeritierte Linzer Bischof Dr. Maximilian Aichern OSB (Bischof em. Ludwig Schwarz SDB musste aus gesundheitlichen Grüßen kurzfristig absagen), Generalvikar DDr. Severin Lederhilger OPraem, die Bischofsvikare Mag. Maximilian Mittendorfer, Dr. Johann Hintermaier und Wilhelm Vieböck, die Mitglieder des Linzer Domkapitels, Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser sowie die Diakone Anton Birngruber und Peter Schwarzenbacher. Zum Festgottesdienst gekommen waren auch diözesane AmtsleiterInnen, Priester, Diakone, SeelsorgerInnen und Seminaristen aus der Diözese, Obere und VertreterInnen der oö. Frauenorden bzw. Männerorden, Mitglieder des Malteser Ritterordens, des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und des Deutschen Ordens. Der Orden der Kreuzschwestern hatte die Gemeinde der Dompfarre während der Umbauarbeiten im Dom mit großer Gastfreundschaft aufgenommen. Auch VertreterInnen der Ökumene waren unter den Mitfeiernden, u. a. der Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich Dr. Gerold Lehner und der Superintendent a. D. der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich Dr. Lothar Pöll.

 

Auch aus anderen österreichischen Diözesen und Partnerdiözesen im Ausland waren Gäste gekommen: der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen, aus der Partnerdiözese Budweis Bischof Dr. Vlastimil Kročil, der Passauer Dompropst Dr. Michael Bär, der Wiener Domdekan Dr. Rudolf Prokschi und der Salzburger Domkapitular Dr. Hans-Walter Vavrovsky.

 

Weiters unter den Gästen: Architekt Wilfried Kuehn und Thomas Güthler vom Berliner Architekturbüro KUEHN MALVEZZI und der Wiener Künstler Heimo Zobernig, deren Entwurf beim Wettbewerb im Vorfeld des Umbaus als Siegerprojekt hervorgegangen war und umgesetzt wurde. Ebenfalls gekommen waren Domhüttenmeister und Steinmetzmeister Gerhard Fraundorfer, Dombaumeister Architekt DI Wolfgang Schaffer, Dommeister Mag. Clemens Pichler, Mitglieder des Domvereins und der Bischof Rudigier Stiftung, VertreterInnen der am Umbau beteiligten Firmen sowie zahlreiche ehrenamtliche HelferInnen aus der Dompfarre.

 

Auch Ehrengäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft feierten den Gottesdienst mit, so u. a. Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer und Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Ratzenböck, Landeshauptmann-Stv. a. D. Franz Hiesl, der Erste Präsident des Oö. Landtages KommR Mag. Viktor Sigl in Vertretung von Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, der Zweite Präsident des Oö. Landtages DI Dr. Adalbert Cramer, Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer, MBA, Vizebürgermeister Mag. Bernhard Baier und Stadträtin Regina Fechter in Vertretung von Bürgermeister Mag. Klaus Luger. Unter den Gästen waren auch der Rektor der Johannes Kepler Universität Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas und der Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber.

 

Die Linzer Dommusik musizierte unter der Leitung von Domkapellmeister Mag. Josef Habringer. Es erklangen Teile aus der Messe in G von Franz Schubert, Bruckners „Locus iste“, Mozarts „Ave verum corpus“ und Gesänge aus dem Gesangbuch „Gotteslob“. Die Rudigierorgel spielte Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber, die Chor-Orgel Heinrich Reknagel.

 

 

Segnung von Kathedra und Priestersitz und Ambo

 

Nach der Begrüßung durch Bischofsvikar und Domdechant Maximilian Mittendorfer, dem Eröffnungslied und der Eröffnung des Festgottesdienstes durch Bischof Manfred Scheuer sprach Dompropst Wilhelm Vieböck das Segensgebet über Kathedra und Priestersitz: „Gieße nun deinen Segen aus über diese neu errichteten Orte. Gewähre unserem Bischof an dieser Kathedra und unseren Priestern an diesem Sitz, dass sie im Geist der Einheit der Gemeinde vorstehen und das Wort freudig verkünden. Stehe ihnen bei, ihren Dienst so zu vollziehen, dass sie mit den ihnen anvertrauten Brüdern und Schwestern vor den Thron deiner Herrlichkeit gelangen, der du lebst und wirkst in alle Ewigkeit.“ Danach nahmen Bischof Manfred Scheuer und Dompfarrer Maximilian Strasser dort ihren Platz ein.

Es folgte die Erneuerung des Taufversprechens, das die Gläubigen an ihre Würde und Berufung durch die Taufe erinnert, und die Besprengung der Gläubigem mit gesegnetem Wasser.


Vor der ersten Lesung segnete Bischof Manfred Scheuer den Ambo, den „Tisch des Wortes“ – jenen Ort, an dem das Wort Gottes aus der Heiligen Schrift in Lesung bzw. Evangelium verkündet wird. Bischof Scheuer sprach den Lobpreis über den Ambo und betete: „Für immer sei er der Tisch des Herrn, an dem dein Volk gestärkt und unterwiesen wird in der Kraft deines Wortes. Nie lass es leer zu dir zurückkehren, vielmehr erfülle uns mit Erkenntnis und Weisheit, die Welt zu gestalten nach deinem Willen.“ Danach besprengte der Bischof den Ambo mit Weihwasser.

 

 

„Neugestaltung ist starkes Zeichen dafür, dass die Kirche kein Museum ist, sondern Gegenwart und Zukunft hat“

 

Nach dem Evangelium, das die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria durch den Engel Gabriel schilderte, betonte Bischof Scheuer in seiner Festpredigt, Gott sei auf der Suche nach dem Menschen, deshalb habe er Maria von Anfang an erwählt. „Wir feiern heute das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria – Immaculata Conceptio. Das lateinische Wort ‚conceptio‘ verweist auf das Konzept, auf den Plan: In Maria wurde das ursprüngliche Konzept Gottes vom Menschen verwirklicht. Maria ist ohne Erbsünde empfangen, das heißt, die negativen Prägungen durch andere, die Ansteckungskraft der Sünde haben bei ihr nicht gegriffen. Sie stand im Kraftfeld der Gnade“, so Scheuer zum Patrozinium des Mariendoms, das am 8. Dezember gefeiert wird.

 

Gott frage jede/n Einzelnen: ‚Mensch, wo bist du?‘ Die Frage gelte aber auch der Kirche von Linz, betonte der Bischof. Der Weg der Kirche sei der Mensch, zitierte Scheuer Papst Johannes Paul II. Damit sei der Platz der Kirche „auf den Straßen und Wegkreuzungen, zwischen Dienstleistungen und Industrie, in den Kirchen und Kapellen, auf den Wallfahrten und Besinnungswegen, bei den Krippen und bei Asylwerbern und Flüchtlingen, in der Schönheit der Liturgie, der Kunst und der Natur, zwischen Brauchtum, Tradition und stillem Exodus, zwischen Heimat und Weltkirche“, wie Scheuer formulierte. Die Kirche von Linz müsse sich auch fragen lassen: ‚Wo bist du nicht (mehr)? Wer hat keinen Ort (mehr) in der Kirche? Welche Milieus erreichst du schon lange nicht mehr? Wer hat sich entfernt, wer ist zu kurz gekommen oder wird nicht wahrgenommen?‘ Die Kirchengestalt der vergangenen Jahrhunderte sei teilweise in Auflösung begriffen, auch was die Architektur und die Gebäude betreffe. Scheuer wörtlich: „Man kann darauf depressiv mit einer Fixierung auf eine heile Vergangenheit reagieren. Von der Architektur würde das heißen, dass wir die Kirchen, den Dom auf die Gestalt des 19. Jahrhunderts zurückführen. Ist es nicht aber auch möglich, diese gegenwärtige Situation anders zu deuten und zu leben? Die Krise bietet auch die Chance zum Exodus, zum Aufbruch. Es stellt sich die Frage, ob wir in der Kirche von Linz Probleme haben, um unsere Krisen kreisen, auf das Negative fixiert sind, oder ob wir eine Frohe Botschaft haben. Mit der Neugestaltung des Domes wollen wir ein starkes Zeichen dafür setzen, dass die Kirche kein Museum ist, sondern Gegenwart und Zukunft hat.“

 

Gott suche die Menschen nicht nur als Einzelpersonen, sondern als Gemeinschaft, stellte Scheuer klar. „Die Gemeinschaft der Getauften bildet eine Gemeinschaft, in der Ämter, Dienste und Aufgaben sichtbar werden. Das soll der Raum darstellen. Die Mitte ist Jesus Christus selbst. Er ist der Einladende, der Gastgeber, der Träger der Liturgie. Der communio-Raum, der Gemeinschaftsraum der Gemeinde, macht deutlich, dass die Gemeinde Trägerin der Liturgie im Sinne des Mittuns, des Mitliebens ist“, so der Linzer Diözesanbischof.

 

Bezugnehmend auf den gesegneten Ambo („Tisch des Wortes“) und den geweihten Altar („Tisch des Brotes“) betonte Scheuer, dass Brot und Wort grundlegende Lebens-Mittel seien: „Wenn wir das Wort Gottes ins Herz gelegt bekommen, dann wird in uns die Beziehung gestaltet, die Gott uns Menschen schenkt. In der Eucharistie versammelt Gott an den einen Tisch, um in seiner Liebe, in seiner Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit Menschen zusammenzuführen und Gemeinschaft zu prägen und zu stärken. Das ist auch das Geheimnis der Eucharistie: Gott gibt seinen Sohn in die Welt, der den Menschen zur Speise wird. Jesus Christus ist lebendiges Brot – er ist die Beziehungsgabe und Beziehungskraft Gottes, die uns begleitet, so wie wir die tägliche Nahrung brauchen, um (über)leben zu können.“

 

Der Mariendom solle aber auch ein Erfahrungsort sein für „Menschen, die unseren Glauben und unser Vertrauen in Christus Jesus nicht teilen oder nicht teilen können“, so Scheuer weiter. Die ästhetische Kraft des Raumes fördere möglicherweise eine Ergriffenheit, die den Menschen mit sich selbst konfrontiere, sodass er sich die eigentlichen Fragen des Lebens stelle: ‚Wer bin ich, wozu lebe ich, was ist das Ziel meines Lebens?‘ Scheuer: „Ein besonderer Raum erfüllt diese Aufgabe und lässt ruhig werden und möglicherweise auch Ruhe finden. Das soll dieses Haus sein: ein Ort der Ruhe, ein Schonraum, ein Ort, an dem Menschen ihr Leben neu ausrichten können.“

 

Neben der Sammlung brauche es auch den Aufbruch hin zu den Menschen, betonte Scheuer. Priester, SeelsorgerInnen und auch Ehrenamtliche in der Kirche seien Pilger und Kundschafter zwischen den Lebenswelten, zwischen Jungen und Alten, zwischen den Kulturen. Diese beiden Aspekte – Sammlung und Aufbruch bzw. Sendung – setzte der Diözesanbischof am Ende seiner Predigt in Beziehung zum neu gestalteten Mariendom: „Dieses Gotteshaus vereint zwei Grundkonzepte: den Gemeinschaftsgedanken, der nun neu in den Raum eingeschrieben ist, und den Wegcharakter – wir sind als pilgerndes Gottesvolk unterwegs. Sammlung und Sendung gehören zusammen. Wenn wir hier feiern, werden wir auch gesendet, aufzubrechen auf die Straßen, hin zu den Menschen. In beidem sind wir begleitet von der Zusage Gottes: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

 

 

Feierliche Weihe des neuen Altars

 

Der Altar, der „Tisch des Brotes“, ist Zentrum und Herzstück jeder Kirche. Am Altar feiert der Priester mit der Gemeinde die Eucharistie – nach katholischem Verständnis werden Brot und Wein in Leib und Blut Christi gewandelt. Am Altar wird also die Gedächtnisfeier begangen, die Jesus selbst seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl aufgetragen hat („Tut dies zu meinem Gedächtnis“). Jede Eucharistiefeier ist ein österliches Mahl; der Altar wird als Sinnbild für Christus betrachtet.

 

Der neue Altar im Linzer Mariendom ist ein knapp 7 Tonnen schwerer Steinquader (160 x 160 x 100 cm) aus Jura-Kalkstein – genauer: Solnhofner Plattenkalk aus dem Altmühljura der Fränkischen Alb –, der aus einem Steinbruch in der Nähe von Eichstätt (Bayern) stammt und ein Alter von 150 Millionen Jahren aufweist. Im Projektentwurf von KUEHN MALVEZZI und Zobernig war vorgesehen, dass bei der Neugestaltung jene Materialien aufgegriffen werden, die bereits im Dom vorhanden sind, also Jurastein, Bronze und Eichenholz. Deshalb war klar, dass für Altar, Ambo, Kathedra und Priestersitz Jurastein verwendet wird. Auch Ambo, Kathedra und Priestersitz wurden aus der gleichen Gesteinsschicht entnommen wie der Altar. Aufgrund seines Alters ist der Altartisch ein Zeichen der Überzeitlichkeit. Er verweist auf Gott, der von sich sagt: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.“ (Vgl. Offb 21,1–8)

 

Nach der Litanei mit Fürbitten wurden unter dem neuen Altar von Bischof Manfred Scheuer die Reliquien des seligen Engelmar Unzeitig und des seligen Josef Mayr-Nusser bestattet. Der Bischof leitete die Beisetzung der Reliquien mit folgenden Worten ein: „In der Feier der Eucharistie wissen wir uns in Christus verbunden mit allen Glaubenden, den lebenden und den verstorbenen. In besonderer Weise sind die Heiligen und Seligen Zeugen dieser Verbundenheit. Darum setzen wir nun die Reliquien des Seligen P. Engelmar Unzeitig und des Seligen Josef Mayr-Nusser unter diesem Altar bei.“ Danach wurde das Reliquiengrab von Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer verschlossen.
Im frühen Christentum wurden Kirchen und Altäre häufig über Gräbern von Märtyrern errichtet. Da dies nicht bei jeder Kirche möglich war, entstand der Brauch, in die Altäre Reliquien von Heiligen einzulassen. Der oö. Märtyrer Franz Jägerstätter hat vor 10 Jahren anlässlich seiner Seligsprechung bereits einen Gedenkort beim Märtyreraltar des Mariendoms erhalten. Engelmar Unzeitig und Josef Mayr-Nusser stehen für alle Märtyrerinnen und Märtyrer Österreichs und besonders für die GlaubenszeugInnen der totalitären und menschenverachtenden Systeme des 20. Jahrhunderts und der gegenwärtigen Zeit. Sowohl der Mariannhiller Missionar P. Engelmar Unzeitig (*1911, †1945, seliggesprochen 2016) als auch der Familienvater Josef Mayr-Nusser (*1910, †1945, seliggesprochen 2017) starben in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes wegen ihrer gelebten Treue zum Evangelium.

 

Danach besprengte der Diözesanbischof den Altar mit Weihwasser, das an die Taufe erinnert. An diesem Altar werden die Gläubigen gestärkt und im Glauben genährt. Hierauf salbte Bischof Scheuer die Mensa (Tischplatte) des Altars mit Chrisamöl; durch die Salbung wird der Altar zum sichtbaren Zeichen für das Geheimnis Christi und seiner Kirche („Christus“ bedeutet „der Gesalbte“). Auch hier wird der Bezug zur Taufe sichtbar: Täuflinge werden mit Chrisam gesalbt, als Zeichen für die Zugehörigkeit zu Christus und die damit verbundene „Königs-Würde“. An den Stellen der fünf eingemeißelten Altarkreuze, die für die Wundmale Christi und sein Leiden am Kreuz stehen, verbrannte Bischof Scheuer Weihrauch auf dem Altar. Die Weihrauchkörner, die auf glühende Kohlen gelegt wurden, erinnern an die Lebenshingabe Jesu und bringen gleichzeitig die Bitte der Gläubigen um die Verwandlung des Herzens zu Gott. Danach sprach Bischof Scheuer das Weihegebet, das an die Bedeutung der Altäre in der biblischen Geschichte erinnert und den neu errichteten Altar als Quelle der Liebe und des Segens preist. Schließlich wurden das Altartuch aufgelegt und die Lichter am Altar entzündet. Danach wurden Ambo und Altar hell beleuchtet.

 

Nach der Altarweihe folgte die Eucharistiefeier. Die Kommunion empfingen die Gläubigen erstmals an der Stufe der neuen Altarinsel.

 

Am Ende des Festgottesdienstes dankte Bischofsvikar und Dompropst Wilhelm Vieböck allen am Umbau Beteiligten: „Ich danke jenen, die die Neuerung angestoßen und begleitet haben, besonders dem Architekturbüro KUEHN MALVEZZI und dem Künstler Prof. Heimo Zobernig, den Mitarbeitern der Domhütte und den ausführenden Firmen, die sich alle sehr mit ihrer Aufgabe hier im Dom identifiziert haben. Ich danke den vielen freiwilligen HelferInnen und jenen, die den Umbau durch finanzielle Mittel unterstützt haben, sei es durch Spenden, durch Mittel der öffentlichen Hand oder durch Mittel aus dem Kirchenbeitrag. Gedankt sei auch allen, die zur Gestaltung des Festgottesdienstes beigetragen haben, sei es liturgisch oder musikalisch.“

 

 

 

Verbundenheit mit Christen im Irak

 

Die Kollekte (Kirchensammlung) zur Gabenbereitung kam dem Wiederaufbau der Immaculata-Kirche in Qaraqosh (Irak) zugute, die von IS-Terroristen zerstört worden war. Die Diözese Linz möchte dazu beitragen, dass die christlichen Gemeinschaften in der Ninive-Ebene und im ganzen Irak wieder Heimat und Geborgenheit in ihren Gotteshäusern finden können. Im Februar 2017 hatte Bischof Manfred Scheuer mit einer Delegation der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak einen Solidaritätsbesuch abgestattet – und dabei Zerstörung, aber auch Zeichen der Hoffnung erlebt. Ein solches Zeichen der Hoffnung soll auch der Wiederaufbau der Kirche in Qaraqosh sein.

 

Nach dem Festgottesdienst waren alle Mitfeiernden zu einer Agape und zum Beisammensein auf dem Linzer Domplatz eingeladen.

 

 

Festprogramm am Nachmittag

 

Zum Festtag gehörte nach dem festlichen Gottesdienst auch ein nachmittägliches Festprogramm. Ab 15 Uhr gaben der Linzer Domchor, das Vokalensemble, das Orchester und Solisten der Dommusik, das Collegium Vocale Linz, ein Ensemble für Gregorianik (Leitung: Andreas Peterl) und das Vokalensemble b.choired (Leitung: Hans Baumgartner) unter der Gesamtleitung von Josef Habringer ein Festkonzert, bei dem die neue Akustik durch die Neuverortung präsentiert wurde. Auch Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Heinrich Reknagel musizierten an der renovierten Pflüger-Orgel (Chororgel) und der Rudigierorgel.

 

Außerdem bestand die Möglichkeit, den neu gestalteten Innenraum persönlich zu erkunden: im Rahmen von Führungen oder bei Instrumentalmusik und Lesungen aus der Bibel. Beim Adventmarkt der Linzer Dompfarre, der auch am 9. und 10. Dezember noch geöffnet ist, konnten sich die BesucherInnen stärken und Selbstgemachtes für Leib und Seele erstehen. Der Erlös ist ein Beitrag zur Umgestaltung des Linzer Mariendoms.

 

 

Zahlen und Fakten zur Neugestaltung

  • Der Jura-Kalkstein, aus dem Altar, Ambo, Kathedra und Priestersitz bestehen, ist 150 Millionen Jahre alt.
  • Der Altar wiegt 6.970 kg, der Ambo 650 kg, die Kathedra 1.200 kg und der Priestersitz 660 kg. Gemeinsam bringen diese liturgischen Orte ein Gewicht von 9.480 kg auf die Waage.
  • 82 neue LED-Hängeleuchten wurden im Längs- und Querschiff montiert, 84 Scheinwerfer für den Altar- und Chormusik-Bereich angebracht. Dies ermöglicht eine viel bessere Lichtleistung bei gleichzeitiger Stromersparnis.
  • Sämtliche Unterverteiler und die Hauptversorgung – die Elektrotechnik stammte aus den 1950 Jahren – wurden getauscht. 10.500 Laufmeter Kabel und 2.250 Laufmeter Elektrorohre wurden verlegt.
  • 235 m2 Solnhofner Steinbodenplatten wurden neu verlegt.
  • Insgesamt stecken etwa 8.600 Mann- und Frauenstunden im Umbau (alle Gewerke zusammengenommen).
  • Das Budget von 1,2 Millionen Euro für die Umgestaltung konnte eingehalten werden.
  • Der Altarbereich und alle Kirchenbänke wurden mit einer Infrarot-Heizung ausgestattet, die den bisherigen Stromverbrauch deutlich reduzieren wird.
  • Eine besondere Herausforderung war die Anlieferung des knapp 7 Tonnen schweren Altarsteins – er wurde wie im Alten Ägypten mit einem Hubzug Zentimeter um Zentimeter auf einer Bahn aus Paletten und Rollen zum neuen Altarfundament bewegt. Dabei durfte das darunterliegende Solnhofner Steinpflaster nicht brechen.
  • Ebenfalls herausfordernd: die Windfänge für die fast 4,5 m hohen Rudigier- und Hafner-Torportale, die der Tischler in der Dimension eines zweigeschoßigen Schrebergartenhauses bauen musste.

 

Blick zurück: Procedere der Innenraum-Neugestaltung

 

Die Grundsteinlegung des im neogotischen Stil von Vincenz Statz erbauten Linzer Mariendom erfolgte 1862; am 29. April 1924 wurde der Dom feierlich eingeweiht. In den 1980er-Jahren erfolgte eine erste Umgestaltung, um im Mariendom die Gottesdienste gemäß dem Liturgieverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils(1962 – 1965) feiern zu können: Auf einem dem historischen Presbyterium vorgelagerten Podium wurden Volksaltar und Ambo platziert. Die neuen Gemeindebänke wurden in den Bereich der Vierung hinein erweitert. In Verbindung mit der neuen Chororgel fand die Dommusik ihren Ort im Presbyterium: Organist, Chor und Orchester sowie die Kantoren wurden dadurch als Teil der Feiergemeinde sichtbar.

 

Aufgrund von vermuteten Schäden unter dem damals geschaffenen Podium wurde ab 2009 eine Neugestaltung des liturgischen Raumes im Mariendom in Angriff genommen. Bischof Ludwig Schwarz beauftragte ein Gremium, zusammengesetzt aus Verantwortlichen von Domkapitel, Dompfarre, Kunstreferat und Bauamt der Diözese und einem Vertreter des Bischofs, einen Vorschlag für die liturgische Neugestaltung zu erarbeiten. Dazu wurden die vielen im Mariendom an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Gemeinschaften gefeierten Gottesdienste gesichtet. Um den Blick für mögliche neue Lösungen zu schärfen, fanden Erkundungsfahrten nach Deutschland und Italien statt: An Kathedralen und anderen wichtigen Kirchen wurde modellhaft studiert, was die neue Liturgie von alten Räumen fordert und welche Lösungen es dafür gibt. Zwei Konsult-Veranstaltungen mit internationalen Fachleuten beschäftigten sich mit der Architekturgeschichte des Mariendoms, mit der Bedeutung der künstlerischen Ausstattung eines Gottesdienstraumes sowie mit den liturgietheologischen Voraussetzungen und den liturgiepraktischen Erfordernissen.

 

Nach Abklärung mit dem Bundesdenkmalamt wurde im Dezember 2014 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Sieben Teams, bestehend jeweils aus KünstlerIn und ArchitektIn, wurden eingeladen, Projekte auszuarbeiten, in denen die architektonische Raummitte des Mariendoms – die Vierung – als Communio-Raum zu gestalten war. Diese Anordnung von Leitungsort, Verkündigungsort und Altar inmitten der Gemeinde folgt der kirchenamtlich gebotenen Regelung, dass der Altar „wirklich den Mittelpunkt des Raumes bildet, dem sich die Aufmerksamkeit der ganzen Gemeinde von selbst zuwendet“ (Messbuch, AEM 262). Sie macht räumlich spürbar, dass alle zum Gottesdienst Versammelten einen aktiven Anteil im Vollzug der Liturgie haben, und unterstützt die Feiernden darin, ihre jeweilige Rolle auszuüben. Hinzu kommt, dass die Positionierung des Altars in der Vierung der grundlegenden Raumidee des Statz‘schen Planentwurfs von 1859 entspricht. Sie war auf Empfehlung des Liturgikers Professor Hans Hollerweger auch schon im Zuge der Umgestaltung der 1980er-Jahre diskutiert worden. Die eingereichten Projekte sollten darüber hinaus auch die Fragen von Heizung und Beleuchtung bedenken, Chororgel und Chorgestühl neu verorten sowie die seitlichen Eingangsbereiche neu gestalten.

 

Die international besetzte Wettbewerbsjury kürte im Sommer 2015 das Projekt der Architekten KUEHN MALVEZZI aus Berlin und des Künstlers Heimo Zobernig aus Wien als Sieger. Nachdem die Finanzierung gesichert und eingebrachte Bedenken am Vorhaben angehört worden waren, erteilte Bischof Manfred Scheuer im Juni 2016 die Genehmigung zur Umsetzung.

 

Die Umbauarbeiten begannen Mitte Juni 2017 und dauerten knapp ein halbes Jahr. Sonn- und Feiertagsmessen wurden in anderen Linzer Kirchen gefeiert. Der Entwurf von KUEHN MALVEZZI und Zobernig arbeitet mit den bereits im Dom verwendeten Materialien Stein, Bronze und Holz. Es handelt sich um eine zeitlose, offene Formgebung in aktueller künstlerischer Formensprache, die für die Ausdrucksformen katholischer Liturgie in ihrer Vielgestaltigkeit geeignet ist. Die Umgestaltung harmoniert mit der bestehenden Architektur und wird der historischen Bausubstanz gerecht.

 

www.mariendom.at

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Pressefotos zum Download: honorarfrei (Credit siehe jeweiliges Foto)

 

Foto 1: Bischof Manfred Scheuer bei der Festpredigt am neu gesegneten Ambo. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 2: Bischof Manfred Scheuer besprengt den Altar mit gesegnetem Wasser. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 3: Bischof Manfred Scheuer salbt den Altar mit Chrisamöl. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 4: Bischof Manfred Scheuer hat auf den Stellen der 5 Altarkreuze (an den vier Ecken und in der Mitte) Weihrauch auf dem Altar entzündet. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 5: Bischof Manfred Scheuer spricht das Weihegebet über den Altar. © Diözese Linz / Appenzeller

 

Foto 6: Hochgebet (v. l.): Dompropst Wilhelm Vieböck, der Bischof der Partnerdiözese Budweis Dr. Vlastimil Kročil, Diözesanbischof Manfred Scheuer, Bischof em. Dr. Maximilian Aichern, Diakon Mag. Anton Birngruber (hinten) und Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 7: Hochgebet im neuen Altarraum. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 8: Hochgebet im neuen Altarraum. © Diözese Linz / Appenzeller

 

Foto 9: Bischof Manfred Scheuer beim Schlusssegen. © Diözese Linz / Wakolbinger

 

Foto 10: Die neue Altarinsel von oben. © Diözese Linz / Raffael Portugal

 

Foto 11: Die Altarinsel in der Vierung des Mariendoms. © Diözese Linz / Raffael Portugal

 

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