Bischofskonferenz in Linz: Gottesdienst im Mariendom und Empfang im Landhaus
Mit den Mitgliedern der Bischofskonferenz feierten auch die beiden emeritierten Linzer Bischöfe Dr. Maximilian Aichern und Dr. Ludwig Schwarz, der Apostolische Nuntius in Österreich Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen, die Mitglieder des Linzer Domkapitels, etliche oö. Äbte und die Diakone Fridolin Engl und Mag. Anton Birngruber.
„Gastgeber“ Bischof Dr. Manfred Scheuer nahm in seinen Begrüßungsworten auf einen Satz aus dem Evangeliumstext Bezug: „‚Ich habe keinen Menschen‘, heißt es im heutigen Evangelium. Wenn ich keinen Menschen habe, der zuhört, stützt, teilt und trägt, macht das das Leben zur Hölle. Gemeinsam Gottesdienst feiern, das ist Teilen des Lebens, Teilen der Eucharistie, Teilen des Wortes Gottes.“
Kardinal Dr. Christoph Schönborn, der dem Gottesdienst vorstand, nahm in seinen einleitenden Worten den Internationalen Weltfrauentag in den Blick und lud ein, jener Frauen zu gedenken, „die unter Flucht zu leiden haben, Opfer von Gewalt sind oder missbraucht werden“.
Krautwaschl: Glaube bestes Mittel gegen Zukunftsangst
In seiner Predigt betonte der steirische Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl, der christliche Glaube und eine lebendige Gottesbeziehung seien die besten Mittel gegen jede Form von Zukunftsangst. „Dort, wo wir Menschen nur auf uns und unsere eigenen Kräfte vertrauen, laufen wir Gefahr, einander in den Kategorien von Macht und Machtausübung zu begegnen – die Geschichte lehrt uns dies immer wieder, in verschiedenen Fragestellungen“, so Krautwaschl.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt sei immer mehr bedroht, warnte Bischof Krautwaschl in seiner Predigt. „In unserer Gesellschaft tun sich zunehmend Spalten, mitunter Gräben auf, die Einzelne in fatale Unsicherheiten bringen: ‚Wer bin denn nun ich als Mensch in alledem, was sich so rasant ereignet? Wo bin ich wirklich zu Hause, worauf kann ich wirklich bauen?‘" Angst mache sich breit angesichts einer ungewissen Zukunft. Krautwaschl nannte einige drängende Fragen: „Wie wird das mit dem, was Familie heißt? Wie wird das mit der Welt – im Kleinen und im Großen? Wie wird das mit den Migrationsströmen, wie mit den verschiedenen Generationen, mit dem Bildungswesen, mit dem Gesundheitssystem weitergehen? Wie geht es angesichts der Tatsache weiter, dass es bei uns immer weniger Kinder gibt? Was wird aus Europa? Wie geht es mit unserer Kirche weiter?“
Das Vertrauen auf Christus biete Halt und Orientierung angesichts so vieler Fragen, sagte der steirische Bischof, gerade auch dann, wenn es auf die vielen Fragen keine fertigen Antworten oder Lösungen gebe. Mit dem Blick auf Christus „lernen wir Ja zu sagen zu unseren Begrenzungen, unserem Anstehen und unserem Nicht-Weiter-Wissen und müssen uns nicht als Löser aller Fragen präsentieren“, so Krautwaschl. In diesem Vertrauen sei es möglich, „trotz aller Unzulänglichkeiten und Komplexitäten den nächsten Schritt zu tun", betonte der steirische Bischof.
Flüchtlinge: Schönborn und Pühringer bekräftigen Zusammenarbeit
Im Anschluss an den Gottesdienst im Mariendom lud der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer zu einem Empfang ins Landhaus. Geladen waren neben den Bischöfen auch die oö. Ordensoberen der Männer- und Frauenorden, die Mitglieder des Domkapitels und des Konsistoriums und die Rektoren der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz und der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Ebenso nahmen Vertreter des oö. Landtags am Empfang teil.
© Diözese Linz / Kraml
Sowohl Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer als auch Kardinal Dr. Christoph Schönborn betonten, dass Politik und Kirche in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und nicht zuletzt in der Flüchtlingskrise eine gute Zusammenarbeit bewiesen hätten. Gleichzeitig verwies der Wiener Erzbischof darauf, dass eine „notwendige Spannung bleibt zwischen dem, was die Kirche im Blick auf Flüchtlinge wünscht und tut, und dem, was die Politik entscheiden muss“. Wichtig sei, dass Politik und Kirche dabei nicht in wechselseitige Schuldzuweisungen verfielen, sondern an einem fundamentalen Miteinander festhielten, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Im Blick auf die rund 90.000 Asylanträge, die im vergangenen Jahr in Österreich gestellt wurden, unterstrich Kardinal Schönborn die nötige Integration der Menschen. „Diese muss möglichst gut gelingen, sonst haben wir ein Potenzial für Konflikte.“
Der Wiener Erzbischof zeigt sich trotz der bleibenden Herausforderungen in puncto Flucht und Migration zuversichtlich: „Weil das Land stark ist und viele engagierte Menschen hat, sage ich: Wir können das schaffen“, so Schönborn in bewusster Abwandlung der viel diskutierten Worte der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Landeshauptmann Pühringer erwiderte, dass er dem zustimmen könne, wenn es zu einer europäischen Lösung komme. „Für Europa ist es machbar, für drei Länder ist es zu viel“, sagte Pühringer und betonte, dass auch die Bundesregierung den Willen habe, gute Lösungen zu schaffen.
Österreichische Bischofskonferenz in Linz
Die Vollversammlung der Bischofskonferenz im Seminarhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz-Elmberg dauert noch bis Donnerstag, 10. März 2016. Am Freitag, 11. März wird Kardinal Schönborn im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien über die Ergebnisse informieren. Der Pressetermin um 10 Uhr findet wieder im Stephanisaal (Stephansplatz 3, 1010 Wien) statt, weil in den üblicherweise für Pressetermine der Bischofskonferenz genutzten Räumen im „Club Stephansplatz 4“ derzeit Flüchtlinge untergebracht sind.
Presseunterlagen zum Download
Fotos: Diözese Linz / Kraml (honorarfrei)
Foto 1: Gottesdienst der Bischofskonferenz im Linzer Mariendom
Foto 2: Gottesdienst der Bischofskonferenz im Linzer Mariendom (v. l.: Erzbischof Franz Lackner, Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Manfred Scheuer)