Mittwoch 24. April 2024

Den stummen Schrei Ausgebeuteter hörbar machen: Ökumenische Gebetsfeier gegen Menschenhandel

Initiatorin Schwester Maria Schlackl SDS (Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“)

Am 8. Februar beging die Kirche den von Papst Franziskus 2015 eingeführten „Internationalen Reflexions- und Gebetstag gegen Menschenhandel“. Zu diesem Anlass lud die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“ zu einer ökumenischen Gebetsfeier im Mariendom Linz ein. 

Zum „Internationalen Reflexions- und Gebetstag gegen Menschenhandel“ am 8. Februar hat die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“ zu einer ökumenischen Gebetsfeier im Mariendom Linz eingeladen. Sie stand unter dem Thema „Der stumme Schrei am Sklavenmarkt Europas“. Initiatorin Schwester Maria Schlackl SDS, die den Gottesdienst mit Pater Hans Eidenberger SM organisiert hatte, in ihren einführenden Worten: „Gebet und konkretes Handeln sind die zwei unerlässlichen Säulen unseres Engagements gegen den Ausverkauf der Menschenwürde und gegen das Wegschauen. Wir wollen den stummen Schrei ausgebeuteter Frauen, Kinder, Männer mitten in Österreich, am Sklavenmarkt Europas und letztlich der ganzen Welt, vernehmbar machen.“ 


Unter den Mitfeiernden war auch Bischof Manfred Scheuer. Ihm persönlich ist es wichtig, für das Anliegen einzutreten. „Die österreichischen Bischöfe haben sich bei der Vollversammlung vor einem Jahr gemeinsam mit AktivistInnen und ExpertInnen mit den Ursachen von und möglichen Maßnahmen gegen Menschenhandel befasst. Österreich ist durch seine geografische Lage ein Transit- und ein Zielland für Menschenhandel. Schätzungen zufolge leben weltweit über 46 Millionen Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen, drei Viertel davon sind Frauen und Kinder. Sie sind Opfer vielfältiger Formen von Zwangsarbeit, Kinderhandel, Organhandel, oder werden zu kriminellen Handlungen gezwungen. Die Mehrheit von ihnen wird sexuell ausgebeutet“, wies Scheuer auf die prekäre Lage hin. 

 

Durch Einsatz gegen Menschenhandel Lebenswenden ermöglichen


In der ökumenischen Gebetsfeier wurde der Opfer von Menschenhandel in der ganzen Welt gedacht. Gewalt, Angst, Schmerz und Scham prägen deren Erfahrungen. Dass es Menschenhandel auch in Österreich gibt, verdeutlicht eine von drei Geschichten betroffener Frauen, die bei der Gebetsfeier vorgetragen wurden: Die Frau wurde in Nigeria geboren und lebte in sehr armen Verhältnissen. Nach der Schule verkaufte sie Bananen und Nüsse auf der Straße, um ihre Familie zu unterstützen. Als sie 17 war, sprach eine Frau sie nach der Schule an und fragte, ob sie nicht die Schule in Europa beenden wolle. Auch eine Arbeit könne sie ihr dort besorgen, mit dem Lohn könne sie später die Reisekosten und eine Provision zurückzahlen. Ihrer Mutter dürfe sie davon aber nichts erzählen. Vor der Ausreise musste die junge Frau schwören, dass sie alle Absprachen einhalten und niemandem davon erzählen würde. Mit Bussen ging die Reise bis ans Mittelmeer und dann mit einem Boot nach Italien. Sie hatte keine Dokumente, nur eine Telefonnummer von einer Frau, die sie in Italien anrufen sollte. Diese Frau brachte sie nach Österreich und gab ihr gefälschte Dokumente, die sie als volljährig auswiesen. Die Frau zwang sie, einen Asylantrag zu stellen und als Prostituierte Geld zu verdienen. 


In diesem Fall nahm die Lebensgeschichte der Frau letztlich eine positive Wende: Sie lernte einen Asylwerber aus Nigeria kennen und wurde von ihm schwanger. Ihre „Madam“ wollte sie zur Abtreibung zwingen – sie schlug sie und drohte, die Frau, das Kind und ihre Familie in Nigeria umzubringen, wenn sie nicht ihr Geld erhalten würde. Der Freund hatte schließlich den Mut, mit seiner Rechtsberaterin die Situation anzusprechen. So konnte die Betroffene eine Schutzwohnung beziehen und in die Betreuung von SOLWODI aufgenommen werden. Dort fasste sie den Mut, gegen ihre „Madam“ auszusagen, die inzwischen im Gefängnis ist. Die Frau hat inzwischen eine gesunde Tochter geboren, lernt Deutsch und wünscht sich nichts sehnlicher, als mit dem Vater ihrer Tochter als Familie zusammmenzuleben.


Möglich werden solche Lebenswenden durch die Unterstützung von Menschen, die Menschenhandel offen zur Sprache bringen, Betroffenen offen begegnen und sie begleiten. Schwester Maria Schlackl: „Wir wollen jeder und jedem dieser Menschen ins Gesicht schauen und ihnen zuhören. Gemeinsam, so meine Hoffnung, wird es möglich, die Ketten der Ausbeutung, die unsichtbaren Fäden der Abhängigkeit und der Sklaverei zu sprengen. Auf diese Weise werden ihre Lebensgeschichten zu Geschichten neuen Lebens, der Hoffnung und Würde.“ 

 

Menschenhandel sichtbar machen

 

Die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ“ hat sich zum Ziel gesetzt, gegen Gewalt an Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel zu kämpfen. Sie wurde 2014 von Sr. Maria Schlackl gegründet und möchte das Bewusstsein schärfen, dass diese moderne Form der Sklaverei in enormem Ausmaß existiert und Ausbeutung von Menschen – kaum bemerkt von der Öffentlichkeit – ein Milliardengeschäft darstellt. In Zusammenarbeit mit Ordensfrauen aus unterschiedlichen Gemeinschaften ist der Verein SOLWODI (Solidarity with women in distress) entstanden, aus dem heraus sich die Initiative in OÖ entwickelt hat. Gemeinsam engagieren sie sich für Frauen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. 

 

Am „Internationalen Reflexions- und Gebetstag gegen Menschenhandel“ will man einmal mehr auf die Ohnmacht von Betroffenen aufmerksam machen. Der Gebetstag wurde von Papst Franziskus am 8. Februar 2015 eingeführt. Gebetswachen, Besinnungstexte und Informationsveranstaltungen sollen über das Unrecht des Menschenhandels informieren und sensibilisieren. Initiatoren sind die Zusammenschlüsse der Ordensoberen von Männer- und Frauenorden; unterstützt werden sie vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, von der Vatikanischen Ordenskongregation und dem Päpstlichen Migrantenrat.  


Das Datum des Internationalen Reflexions- und Gebetstags wurde wegen des am 8. Februar weltkirchlich begangenen Gedenktages der hl. Josefine Bakhita (1869–1947) gewählt. Die Sudanesin wurde als Mädchen von Räubern verschleppt und insgesamt fünfmal auf Sklavenmärkten verkauft, zuletzt an einen italienischen Konsul, der sie in seine Heimat mitnahm, wo sie befreit wurde. Nach ihrer Taufe schloss sie sich dem Orden der Canossa-Schwestern an, wirkte in deren Kloster in Vicenza und durch Vorträge weit darüber hinaus bis zu ihrem Tod. Sie war als Anwältin für Menschenwürde hoch angesehen. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1992 selig und im Jahr 2000 heilig.

 

Tag des geweihten Lebens


Die oö. Ordensgemeinschaften begingen den Gottesdienst am 8. Februar 2022 zudem als Feier des „Tages des geweihten Lebens“. Eingeführt von Papst Johannes Paul II. am Kirchenfest „Mariä Lichtmess“ (2. Februar), soll die Wertschätzung von Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens in den Vordergrund gerückt werden. Die oö. Ordensgemeinschaften hatten sich heuer dafür entschieden, den „Tag des geweihten Lebens“ speziell der Menschenwürde zu widmen. Etliche Ordensangehörige nahmen an der ökumenischen Gebetsfeier im Mariendom Linz teil, um der Opfer von Menschenhandel zu gedenken. 

 

 

Kontakt für Rückfragen:
Sr. Maria Schlackl SDS
Tel. 0664/9369512

 

Hinweis: 
Die ökumenische Gebetsfeier kann als Video unter www.salvatorianerinnen.at nachgesehen werden. 

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (docx / PDF)

 

Pressefotos zum Download: © M. Eder (honorarfrei)

 

Foto 1: Initiatorin Schwester Maria Schlackl SDS (Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“) 

 

Foto 2: Auch Bischof Dr. Manfred Scheuer ist das Engagement gegen Menschenhandel ein besonderes Anliegen.

 

Foto 3 und Foto 4: In der ökumenischen Gebetsfeier im Mariendom Linz wurde der Opfer von Menschenhandel in der ganzen Welt gedacht.

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