Freitag 29. März 2024

Christliche Kirchen feierten gemeinsam Gottesdienst in Linz

Bischof Manfred Scheuer

Katholische Kirche als Gastgeberin

 

Den Gottesdienst feierten VertreterInnen von acht der neun christlichen Kirchen, die im Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich vertreten sind. Das Motto der diesjährigen Gebetswoche lautet: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Mt 2,2). Vertreten waren von der gastgebenden Römisch-katholischen Kirche Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser und Bischof Dr. Manfred Scheuer; von der Altkatholischen Kirche Pfarrer Mag. Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger; von der Evangelischen Kirche A. B. Superintendent Dr. Gerold Lehner und Pfarrer Dr. Wolfgang Ernst; von der Evangelischen Kirche H. B. ehem. Präsident der Synode der Evang. Kirche HB in Österreich Prof. Mag. Heinrich Benz; von der Evangelisch-methodistischen Kirche Pastor Martin Obermeir-Siegrist; von der Baptistengemeinde Pastor Alexander Strecker; von der Rumänisch-orthodoxen Kirche Pfarrer Dr. Sorin Bugner sowie von der Serbisch-orthodoxen Kirche Bischof Andrej Ćilerdžić und Diakon Nemanja Micic.


Musikalisch wurde der Gottesdienst von Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber und Domkapellmeister Mag. Josef Habringer gestaltet.

 

„Durch den Dialog Schranken niederreißen mit dem Ziel, zu mehr Gemeinschaft zu gelangen“

 

Inhaltlich steht die heurige Gebetswoche für die Einheit der Christen unter dem biblischen Motto der Weisen aus dem Morgenland, die zum Jesuskind nach Betlehem gezogen sind: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ (Matthäus 2,2).


Das Symbol des Sterns begleitete auch durch den ökumenischen Gottesdienst. Die VertreterInnen der christlichen Kirchen trugen beim Einzug in den Mariendom einzelne Sternzacken, die auf eine große Plakatwand gesteckt wurden. „Wir sind gekommen als einzelne Teile, als Segmente und wir fügen diese Teile zusammen. Wir gehen aufeinander zu. Die zerbrochene Einheit ist am Zusammenwachsen. Wir fügen uns zu einem Ganzen.“, erklärte Superintendent Gerold Lehner. Zunächst schauten die Zacken zueinander.

 

Pfarrer Samuel Ebner deutete diese Anordnung als Zeichen der Gemeinschaft, wies aber auch darauf hin, dass ein solcher „geschlossener Kreis“ problematisch sein könne: Er berge die Gefahr der Exklusivität und der Nabelschau. Häufig stehe dann nicht mehr das Zentrum des Kreises im Vordergrund, sondern die Abgeschlossenheit nach außen hin. ChristInnen wollten jedoch keine „geschlossene Gesellschaft“ sein, sondern eine lebendige, aufgeschlossene Gemeinschaft. Daher wurden in einem zweiten Schritt die Zacken umgedreht, sodass sie nach außen gerichtet waren, um zu zeigen: Wie die Lichtstrahlen eines Sterns von dessen Mitte her strahlen, möchten auch die christlichen Kirchen in ihrer je eigenen Art und Weise von Jesus Christus, ihrer Mitte, her in die Welt aus-strahlen und Zeugnis geben von seiner Liebe und Güte.

 

Bischof Andrej Ćilerdžić von der Serbisch-orthodoxen Kirche zog in seiner Predigt eine Parallele zwischen den Sterndeutern, die sich vom Morgenland auf den Weg ins ferne Jerusalem gemacht hatten, um den neuen König der Juden anzubeten, und der alttestamentlichen Erzählung von Abraham: Dieser werde von Gott in ein ihm unbekanntes Land gesendet und müsse sich dabei von seiner Verwandtschaft und seinem vertrauten Umfeld lösen. Ćilerdžić: „Der Weg Abrahams ist Urbild des Weges im Glauben an Gott und an seine Verheißungen. So auch die Nachfolge Jesu: Der neue Weg ist ein Schritt heraus aus den Bindungen. Und dies möge uns zur Lehre dienen, uns mehr in der ökumenischen Bewegung zu engagieren.“ Manche Kirchen schienen jedoch „überfordert von der breiten Diskussion über ein gemeinsames Verständnis der zwischenkirchlichen Beziehungen“. Ökumene sei für sie „höchstens eine Instanz, die sie als eigenständige Mitglieder der weltweiten Familie christlicher Kirchen anerkennt, von der sie aber oft nur Unterstützung und Hilfestellungen erwarten“. Es fehle also häufig ein „Mitgliedschaftsverständnis im Sinne einer ausdrücklichen Mitverantwortung für die Gestaltung der Gemeinschaft im nationalen oder weltweiten Kontext“, so der serbisch-orthodoxe Bischof.

 

Demgegenüber verfüge die christliche Tradition, die aus dem Evangelium entspringe, über ein Verständnis von wechselseitiger Verantwortung. Ćilerdžić wörtlich: „Verantwortung heißt dabei zunächst Rücksichtnahme und Fürsorge für andere. Die Ökumene will durch den Dialog Schranken niederreißen mit dem Ziel, zu mehr Gemeinschaft zu gelangen. Die ökumenische Bewegung weist sowohl auf die Überwindung der Spaltungen unter den Kirchen als auch auf die dringliche Beendigung wechselseitiger institutioneller Abgrenzung, weil noch zu oft das eigene Profil für manche wichtiger erscheint als das gemeinsame Zeugnis.“ Die Verantwortung der christlichen Kirchen umfasse nicht nur die Verantwortung für das Leben ihrer eigenen Mitglieder, sondern auch ein Verständnis dafür, dass die Besonderheiten jeder Kirche niemals gegen die umfassende christliche Gemeinschaft ausgespielt werden dürften. Indem die Kirchen zeigten, dass es möglich sei, „auch empfindliche Gegensätze zu überwinden und schwierigste ökumenische Fragen zu klären“, könne sich dies auf die sich verändernde Gesellschaft auswirken, die nach tragfähigen Formen menschlicher und friedlicher Gemeinschaft suche. Der abschließende Appell von Bischof Ćilerdžić: „Lasst uns in der Gemeinschaft mit allen einen Beitrag leisten auf der Suche nach menschlicher Solidarität und zur Erhaltung einer tragfähigen Lebensordnung.“

 

 

Weltgebetswoche für die Einheit der Christen


Von 18. bis 25. Jänner 2022 findet die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ statt. Während der Gebetswoche kommen weltweit Christen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten.
Sie wurde 1909 in den USA ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. mit einem Apostolischen Schreiben auf die ganze katholische Kirche ausgeweitet. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land, heuer stammen sie vom Rat der Kirchen im Mittleren Osten mit Sitz in Beirut/Libanon.
Für die Gebetswoche 2022 wählten die Christen des Nahen Ostens das Thema des Sterns, der im Osten aufgeht. Dies hat mehrere Gründe. Die Christen im Westen feiern Weihnachten, aber das ältere und für viele Christen des Ostens wichtigste Fest ist das Fest der Erscheinung des Herrn, an dem Gottes Heil den Völkern in Bethlehem und am Jordan offenbart wird. Diese Konzentration auf die Theophanie (die Erscheinung des Herrn) ist in einem gewissen Sinne ein Schatz, den die Christen des Nahen Ostens mit ihren Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt teilen können. 
Die Christen im Nahen Osten stellen diese Materialien für die Gebetswoche für die Einheit der Christen in dem Bewusstsein zur Verfügung, dass viele ihrer Mühen und Probleme auch in anderen Teilen der Welt erfahren werden und dass die Welt sich nach einem Licht sehnt, das auf den Weg zum Erlöser führt, der alle Finsternis überwinden kann. Die globale COVID-19-Pandemie hat eine Wirtschaftskrise ausgelöst, und es scheitern diejenigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, die dem Schutz der Schwächsten und am meisten Verletzlichen dienen sollten. „Das macht uns nachdrücklich bewusst, dass die Welt ein Licht braucht, das in der Finsternis leuchtet. Der Stern, der vor zweitausend Jahren im Osten, im Nahen Osten, erschien, ruft uns noch immer zur Krippe, an den Ort, an dem Christus geboren wird. Er führt uns dorthin, wo der Geist Gottes lebendig ist und wirkt, in dem wir getauft sind und der unsere Herzen verwandelt“, heißt es auf der deutschen Website zur Weltgebetswoche.


In der Diözese Linz wird seit vielen Jahren im Rahmen der Weltgebetswoche ein Gottesdienst mit insgesamt neun Konfessionen gefeiert, der jedes Jahr in einer anderen Kirche stattfindet. Die Gastgeber laden jeweils zur Vorbereitung und zur abschließenden Agape ein (in Corona-Zeiten ist dies nicht möglich). Ob katholisch, evangelisch, altkatholisch, methodistisch oder orthodox: Die beteiligten Kirchen bemühen sich, trotz aller Unterschiede und Stolpersteine das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen.


Weitere Informationen zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen unter:

www.oekumene-ack.de

 

Kontakt für Rückfragen zum ökumenischen Gottesdienst:
Mag.a Isabella Bruckner
Referentin für Ökumene und Judentum in der Diözese Linz
Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz
E: isabella.bruckner@dioezese-linz.at
M: 0676 87 76 32 56
 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Fotos: © Diözese Linz / Kienberger (honorarfrei)

 

Foto 1 zum Download: Ökumenischer Gottesdienst im Linzer Mariendom am 17. Jänner 2022.
V.l.: Pfarrer Mag. Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche), Diakon Nemanja Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Pfarrer Dr. Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Bischof Andrej Ćilerdžić (Serbisch-orthodoxe Kirche), Bischof Dr. Manfred Scheuer (Katholische Kirche), Superintendent Dr. Gerold Lehner und Pfarrer Dr. Wolfgang Ernst (Evangelische Kirche A. B), ehem. Präsident der Synode der Evang. Kirche H. B. in Österreich Prof. Mag. Heinrich Benz (Evangelische Kirche H. B.), Pastor Alexander Strecker (Baptistengemeinde), Dompfarrer Dr. Maximilian Strasser (Katholische Kirche).


Foto 2 zum Download: Das Symbol des Sterns begleitete durch den ökumenischen Gottesdienst. 


Foto 3 zum Download: Bischof Andrej Ćilerdžić bei seiner Predigt.


Foto 4 zum Download: Bischof Dr. Manfred Scheuer (Katholische Kirche in Oberösterreich) und Superintendent Dr. Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B. in Oberösterreich)


Foto 5 zum Download: Ökumenischer Gottesdienst im Linzer Mariendom

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