Freitag 19. April 2024

Zukunftsweg der Katholischen Kirche in Oberösterreich: Spürbarer Mut zu Wandel und Veränderung

Viel Freude und Zuversicht beim 3. Diözesanforum am 15. Und 16. November 2019, auch bei Bischof Manfred Scheuer und Zukunftsweg-Leiterin Gabriele Eder-Cakl.

Zuversichtlich und positiv war die Grundstimmung am 15. und 16. November 2019 beim 3. Diözesanforum im Bildungshaus Schloss Puchberg mit Bischof Manfred Scheuer und über 200 haupt- und ehrenamtlichen diözesanen MitarbeiterInnen.

Im Fokus standen das vorgeschlagene Strukturmodell, das nochmals im Detail präsentiert wurde, und Überlegungen zu drei Schwerpunktthemen für eine künftige inhaltliche Ausrichtung der Katholischen Kirche in Oberösterreich.

 

Zum dritten Diözesanforum zum Zukunftsweg waren am 15. und 16. November 2019 über 200 Mitglieder des sogenannten „erweiterten Diözesanforums“ – im Wesentlichen bestehend aus Pastoralrat mit haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, Dechantenkonferenz, Priesterrat und weiteren Personen in diözesanen Leitungsfunktionen – ins Bildungshaus Schloss Puchberg gekommen. Mut und Zuversicht der kirchlich Engagierten prägten an beiden Tagen die Atmosphäre.

 

In seinen Begrüßungsworten betonte Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer: „Es ist wichtig, dass wir diesen Weg gehen aus der Wahrnehmung dessen, was Gott in uns wirkt. Ich hoffe, dass wir unser Leben und das Leben der Kirche in diesem Land letztlich als Heilsgeschichte Gottes mit uns buchstabieren und das Gute dankbar wahrnehmen.“ Darüber hinaus, so der Bischof, brauche es die von Papst Franziskus u. a. im Zusammenhang mit der Amazonien-Synode genannte „Konversion“: eine Umkehr in ökologischer, ökonomischer, kultureller, sozialer und spiritueller Hinsicht. „Unser Weg wird nie Frucht bringen, wenn wir uns nicht bekehren“, fand Scheuer klare Worte. Außerdem gehe es darum, Prozesse zu entwickeln im Vertrauen darauf, von Gott in eine gute Zukunft geführt zu werden. „Ich wünsche uns Vertrauen, ein gesundes Maß an Selbstkritik und die Erfahrung, dass wir Gesegnete sind“, so der Bischof zu den Anwesenden.

 

Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Leiterin des Zukunftsweges und Pastoralamtsdirektorin, knüpfte ebenfalls an die Amazonien-Synode an und Worte von Papst Franziskus an und ermutigte die TeilnehmerInnen zu echtem Zuhören und dazu, ihre Gedanken „überfließen“ zu lassen.

Um Kirche weit und tief zu denken, nahmen sich die Delegierten beim Diözesanforum bewusst Zeit für die Pflege ihrer Quellen. Den ersten Tag eröffnete ein spiritueller Impuls von Caritas-Seelsorgerin Mag.a Franziska Mair zum Thema „Weg“ mit biblischen Bezügen und persönlichen pastoralen Erfahrungen der Vortragenden, die zum Weitergehen ermutigten. Gemeinsames Beten und Singen am Freitagabend und Samstagmorgen und ein Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer am Ende des Diözesanforums machten deutlich, dass es ein gemeinsames Anliegen ist, den Zukunftsweg im Gebet zu begleiten.

 

 

Neue Strukturen für ein starkes Netzwerk Kirche

 

Am Freitagabend erläuterte Generaldechant Dr. Slawomir Dadas, Themenpate der Arbeitsgruppe „Option zeitgemäße Strukturen“, Details des Strukturmodells (pastorale Knotenpunkte, Personal auf Pfarr- und Pfarrgemeindeebene, Möglichkeiten für die Feier von Gottesdiensten, Aufgaben der Gremien etc.) beispielhaft an der fiktiven „Pfarre Freistadt“ – als weitere Version einer Konkretisierung des theoretischen Modells und als „kreativen Versuch ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Verpflichtung für das derzeitige Dekanat Freistadt“, wie Dadas meinte. Er wiederholte den Grundsatzgedanken hinter dem derzeit diskutierten Strukturmodell: Neue Strukturen seien notwendig, weil die Kirche in den alten Strukturen ihrem Auftrag, in der Spur Jesu zu gehen, immer weniger gerecht werden könne. Die neuen Strukturen sollten einen Rahmen bilden, damit Kirche für die Menschen von heute einladend erfahrbar sein könne, einen guten Rahmen für Spiritualität und Sakramentalität biete und in der Gesellschaft Präsenz zeigen könne, so Dadas. Daraus ergäben sich folgende Grundaussagen: Kirche ist ein starkes Netzwerk, gibt Freiraum für Eigeninitiative, hat einen realistischen Blick auf Ressourcen und klare Strukturen. Dadas unterstrich, dass es gemessen an der bisherigen Vorgehensweise für zukünftige Pfarrgemeinden innerhalb einer Pfarre finanziell zu keiner Besser- oder Schlechterstellung kommen werde.

 

Im Anschluss wurde im Plenum dazu intensiv diskutiert. Detailfragen, die an die Mitglieder der Steuerungsgruppe gerichtet wurden, betrafen vor allem die Anstellungsbedingungen für SeelsorgerInnen, neue Gremien wie den Pfarrlichen Pastoralrat, die Seelsorgeteams, Aufgaben und Anstellungsausmaß von Pfarrsekretärinnen und die Frage der Leitung von Pfarren, Pfarrgemeinden und Seelsorgeteams. Manches konnte vor Ort geklärt werden, anderes wurde zur Weiterbearbeitung mitgenommen.

 

Mag.a Gabriele Eder-Cakl meinte zur Besonderheit des Strukturmodells: „Das Attraktive an diesem Modell ist für mich, dass es das Kleine und das Große zusammendenkt: Einerseits werden die Gemeinden am Ort gestärkt, andererseits wird ermöglicht, dass wir als Kirche dort sind, wo Menschen Anknüpfungspunkte haben.“

 

 

Inhaltliche Ausrichtung für Lebendigkeit und Zukunftsfähigkeit der Kirche

 

Am Samstag präsentierte Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber, Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz und theologischer Begleiter des Zukunftsweges, einen Entwurf zur künftigen inhaltlichen Ausrichtung der Katholischen Kirche in Oberösterreich, ausgehend von den Überlegungen der Themengruppen des Zukunftsweges (Option Jugend, Option für die Armen, Liturgie – Sakramente – Kirchenjahr, Glaubensvermittlung neu, Option Bildung, Gastfreundschaft – Pilgerschaft – Spiritualität, Beziehungsmanagement Kirchenbeitrag).

 

Aus der vor einem Jahr präsentierten Fortschreibung der Pastoralen Leitlinien, den dazu eingegangenen Rückmeldungen und den Ergebnissen der Themengruppen erstellte eine Arbeitsgruppe unter Grubers Leitung Schwerpunktthemen für eine künftige inhaltliche Ausrichtung. Die Kernfrage, die sich stelle, so Gruber: Welche Aktivitäten muss die Katholische Kirche in Oberösterreich setzen, damit sie im christlichen Glauben lebendig und zukunftsfähig ist? „Was heißt ChristIn-Sein heute? Was ist der Auftrag der Kirche? Wie kann Kirche gelebt und organisiert werden?“ nannte Gruber drei Leitfragen, die letztlich zu drei Schwerpunkten führten, die die sich in allen Themenbereichen wiederfinden und die ineinandergreifen: Spiritualität, Solidarität und Qualität. Die drei Grundsätze dazu lauten: „Wir pflegen unsere Quellen und entdecken sie neu“ (Spiritualität); „Wir sind nahe bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft“ (Solidarität); „Als Gemeinschaft feiern, handeln und leben wir gut miteinander“ (Qualität).

 

Gruber zu den Schwerpunkten: „Nun geht es darum, die Pastoralen Leitlinien mit Leben zu erfüllen. Die genannten drei Schwerpunktthemen sollen in den kommenden zehn Jahren in der Katholischen Kirche in Oberösterreich durch konkrete Projekte und Initiativen Gestalt annehmen.“ Dabei gehe es nicht um zusätzlichen Arbeitsaufwand, sondern um die Ermutigung, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, führte Gruber aus. Zum Schwerpunkt „Qualität“ betonte der Dogmatiker, ein wesentlicher Aspekt sei die gelebte Einheit in der Vielfalt. „Es handelt sich dabei um ein Konzept, das mit einem geschlossenen Weltbild Schluss macht – es bedeutet, Anderssein und Dissens zu akzeptieren. Kirche kann hier ein Ort des Übens und Vorlebens für diese Frage sein, die die Gesellschaft massiv beschäftigt“, so Gruber.

 

Das Papier zu den drei Schwerpunktthemen für eine künftige inhaltliche Ausrichtung ist ein Entwurf, zu dem die TeilnehmerInnen des Diözesanforums in Arbeitsgruppen und im Plenum Rückmeldung gaben und dies noch bis 30. November auch per E-Mail tun können. Im Dezember wird eine Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufnehmen, die an der inhaltlichen Ausrichtung und konkreten Umsetzungen weiterarbeitet. Geleitet wird sie vom Vorsitzenden des Pastoralrats Mag. Wolfgang Froschauer, theologisch begleitet vom Dogmatiker Univ.-Prof. Dr. Franz Gruber und von der Pastoraltheologin Univ.-Prof.in Dr.in Klara Csiszar. Ergebnisse der Arbeitsgruppe werden am Pfingstsamstag, 30. Mai 2020 bei einem diözesanen Pilgertag präsentiert. Der Pilgertag ist gleichzeitig der Auftakt zur Umsetzung dessen, was in den letzten zwei Jahren geplant und erarbeitet wurde.

 

 

Bischof Scheuer: „Ich glaube an das Wunder, dass in der Diözese Linz ein guter Weg gelingt“

 

In seiner Predigt beim Gottesdienst zum Abschluss des dritten Diözesanforums betonte Bischof Manfred Scheuer, beim Zukunftsweg, bei Amt und Leitung gehe es nicht um Selbstverwirklichung, sondern „um das Teilen der Gaben, der Charismen, der Talente, letztlich um eine Fürsorge, um eine Kreativität, um den Aufbau von konkreten Personen, aber auch um den Aufbau von Gemeinschaft und Kirche“. Letztlich müsse die Intention lauten: „Damit mehr Liebe in die Welt kommt“. Dabei gehe es nicht einfach um Theorie oder eine Strategie, die man plane oder umsetze, sondern immer um personales Zeugnis und personale Beziehung. Was daraus letztlich an Gutem erwachse, habe man nicht in der Hand; das Resultat sei unverfügbar, so Scheuer. Deshalb brauche es auch die Grundhaltung des Betens für den Zukunftsweg, die bedeute, zu den Quellen zu gehen, aus der Quelle zu schöpfen und „den Atem des Lebens mitzuvollziehen“, wie Scheuer es formulierte. Das Gebet sei letztlich „ein Testfall der Hoffnung und des Glaubens“, ob man Gott und auch den anderen zutraue, dass etwas verwandelt und verändert werden könne. Der Bischof wörtlich: „Ich bitte euch durchaus, intensiv zu beten und die Diözese ins Gebet zu nehmen.“

 

Er glaube an das Wunder, so Scheuer, dass in der Diözese Linz ein guter Weg gelingen könne. Jedoch: „Das wird nicht unverwundet gehen – wir werden noch einiges ‚abkriegen‘ und noch viel voneinander lernen. Ich hoffe, dass es uns gelingt, dass wir dankbar sein können für den Glauben und die Gaben der jeweils anderen.“ Der Bischof dankte den Anwesenden für ihren Glauben und für ihr Zeugnis: „Zeugnis hat mit Zeigen, Zeugen und Ziehen zu tun. Zeigen meint das Hinweisen auf die eigenen geistlichen Quellen. Zeugen im Sinne von Erschaffen meint: kreativ sein, Wachstum fördern. Und Ziehen heißt, andere mitnehmen, mitziehen im Leben und im Glauben. Danke, dass ihr zeigt, zeugt und zieht.“

 

 

Ausblick: Weitere Schritte auf dem Zukunftsweg

 

Nach dem 3. Diözesanforum sind bis 30. November unter zukunftsweg@dioezese-linz.at noch Rückmeldungen zum Handbuch über das derzeit diskutierte Strukturmodell und den Entwurf zur inhaltlichen Ausrichtung möglich. Bei einem 4. Diözesanforum am 25. Jänner 2020 wird von den Delegierten ein Votum abgegeben. Danach wird sich der Bischof mit dem Konsistorium beraten und bis Ende Februar 2020 eine Entscheidung darüber treffen, ob das Modell umgesetzt wird oder nicht.

Die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der Katholischen Kirche in Oberösterreich aus den Themenfeldern des Zukunftsweges werden in der Zeit bis Pfingsten 2020 bearbeitet und festgelegt. Am Pfingstsamstag, 30. Mai 2020 werden im Rahmen eines großen gemeinsamen Pilgertages die bisherigen Ergebnisse des Zukunftswegs vorgestellt und die Umsetzung eingeleitet.

 

Vorausgesetzt, dass Bischof Manfred Scheuer bis Ende Februar 2020 eine Entscheidung für die weitere Ausfaltung des Modells und seine Übernahme in die territoriale Pastoral trifft, wird von März bis September 2020 in den einzelnen Dekanaten diskutiert, ob sie sich als „Pionierpfarren“ zur Verfügung stellen möchten. Beginnend mit ca. fünf „Pionierpfarren“, könnte die Umsetzung des Modells nach ersten Überlegungen in zwei Phasen erfolgen, die jeweils ein Jahr dauern: Im ersten Jahr (September 2020 – September 2021) ist eine Sensibilisierungs- und Konzeptphase geplant: ein Jahr der Vorbereitung und der Beschäftigung mit Veränderung, Entwicklung von Zukunftsbildern für die Pfarre, Bewerbungen für die Stelle des Pfarrers und die weiteren Pfarrvorstände, Suche nach den Seelsorgeteams, Finden des Pfarrnamens, Teambuilding-Prozesse etc. Darauf folgt im zweiten Jahr die Umsetzungsphase mit kirchenrechtlicher Pfarrgründung, Installierung der Leitungsteams, Begleitung und Schulung. Ein Vorschlag ist, dass 8 bis 14 Pfarren den Umsetzungsprozess pro Jahr starten könnten. Damit wäre ein Ende der Strukturumsetzung frühestens bis 2024 und spätestens bis 2026 erreicht.

 

Parallel dazu soll auch eine Strukturreform der diözesanen Ämter und Einrichtungen vorgenommen werden. Dazu wird eine Projektgruppe unter der Leitung von Generalvikar DDr. Severin Lederhilger eingerichtet.

 

Mehr Information unter www.dioezese-linz.at/zukunftsweg

 

 

Kontakt für Rückfragen:

Michael Kraml
Leiter Kommunikationsbüro der Diözese Linz / Presse
Herrenstraße 19, 4021 Linz
Tel: 0732/7610-1171
Mobil: 0676/87761171
mailto:michael.kraml@dioezese-linz.at

 

 

Presseunterlagen zum Download

 

Pressemitteilung zum Download (doc / PDF)

 

Pressefotos zum Download: © Diözese Linz / Mayr (honorarfrei)

 

Foto 1: Viel Freude und Zuversicht beim 3. Diözesanforum am 15. Und 16. November 2019, auch bei Bischof Manfred Scheuer und Zukunftsweg-Leiterin Gabriele Eder-Cakl.

 

Foto 2 und Foto 3: Generaldechant Slawomir Dadas erläutert Details zum vorgeschlagenen Strukturmodell.

 

Foto 4: ThemenpatInnen, Mitglieder der Steuerungsgruppe und Personalverantwortliche antworteten auf Fragen und Statements der Delegierten.

 

Foto 5: Franz Gruber, Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz und theologischer Begleiter des Zukunftsweges, präsentiert einen Entwurf zur künftigen inhaltlichen Ausrichtung der Katholischen Kirche in Oberösterreich.

 

Foto 6 und Foto 7: Intensives Diskutieren in Arbeitsgruppen zu den inhaltlichen Schwerpunktthemen.

 

Foto 8: Gemeinsamer Abschlussgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer.

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