Kleine Sensation: Unveröffentlichte Michael Haydn-Messe in Frankenmarkt entdeckt
Es ist eine kleine musikwissenschaftliche Sensation: Das Werk des Bruders des bekannteren Komponisten Joseph Haydn, Johann Michael Haydn, die „Messe in C-Dur“, die nicht in dessen Werkverzeichnis aufgenommen ist und als verschollen galt, wurde vor etwa einem Jahr im Archiv der Chorgemeinschaft Frankenmarkt gefunden und wird am Pfingstsonntag 2019 wiederaufgeführt.
Es handelt sich dabei um eine vollständige Abschrift, eine Handschrift, die vor 1800 zu datieren ist. Andere Abschriften gibt es beispielsweise in der Bibliothek des Benediktinerstiftes Lambach; diese sind jedoch unvollständig und älter (Lambach: ca. 1830). Dies ist auch der Grund, warum die „Messe in C-Dur“ nicht in das Werkverzeichnis von Michael Haydn aufgenommen wurde.
Die Tochter des Chorleiters Ing. Michael Kainberger, Magdalena Kainberger (17), fand das unveröffentlichte Werk bei der Sichtung des Chorarchives vor rund einem Jahr. Seither haben sich einige WissenschafterInnen mit der Begutachtung auseinandergesetzt und die Echtheit bestätigt. Das gesamte Material ist bereits digitalisiert und somit für die Nachwelt gesichert. Magdalena Kainberger besucht derzeit die 7M Klasse des Adalbert-Stifter-Musikgymnasiums in Linz und wird ihren Fund auch in einer Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) für die Matura verwerten.
Bezug Michael Haydns zu Frankenmarkt
Eigentlich wirkte Johann Michael Haydn hauptsächlich in Salzburg, nämlich seit dem Jahr 1763 als Hofkomponist in dieser Stadt. Er reiste aber immer wieder und besuchte so auch regelmäßig seine Cousinen und Cousins sowie seinen Onkel in Frankenmarkt, der dort das Wagnerhandwerk ausübte. So entging Michael Haydn auch nicht, dass die Frankenmarkter Kirche im Juli 1759 durch Blitzschlag fast völlig ausgebrannt war und zerstört wurde. Die Kirche wurde in zehnjähriger Arbeit auf dem gotischen Fundament wiederaufgebaut und barockisiert und schließlich im Jahr 1769 wiedereröffnet. Zu diesem Anlass dürfte Michael Haydn die „Messe in C-Dur“ geschaffen haben, die bei der Wiedereröffnung uraufgeführt worden sein soll, vermuten Musik-ExpertInnen.
„Haben es zuerst selbst nicht geglaubt“
„Dieser Fund bedeutet uns und vielen im Kirchenchor sowie in der Pfarre sehr viel“, sagt Michael Kainberger, der seit etwa einem Jahr den Kirchenchor in Frankenmarkt leitet. „Wir haben es zuerst selbst nicht geglaubt. Wir dachten, es handle sich halt um eine Abschrift, welche wir wieder zum Klingen bringen. Aber die Entdeckung ist schon eine Sensation.“
Vor allem, dass das Werk eine „Gebrauchsmusik“ der damaligen Zeit ist, das von jedem Landchor gesungen werden kann, begeistert Kainberger. Er sehe das Ganze aber auch sehr demütig: „Die Gestaltung des Gottesdienstes steht im Vordergrund. Wir werden jetzt nicht von Verlag zu Verlag gehen und die Komposition anbieten.“
Wiederaufführung zu Pfingsten in Frankenmarkt
Am Pfingstsonntag, 9. Juni 2019 um 19.00 Uhr gelangt die „Michael Haydn Messe in C-Dur“, die sogenannte „Frankenmarkter Messe“, nach 250 Jahren in der Pfarrkirche Frankenmarkt im Rahmen eines Festgottesdienstes zur Wiederaufführung. Beteiligt sind die Chorgemeinschaft Frankenmarkt (mit einigen SängerInnen aus der Rhythmusgruppe) und der Kammerchor Gmunden unter der Gesamtleitung von Michael Kainberger.
Presseunterlagen zum Download
Pressemitteilung zum Download ( docx / pdf )
Fotos zum Download - honorarfrei unter Verwendung der Quellenangabe
Foto 1: Titelblatt der Abschrift der „Missa in C“ von Johann Michael Haydn. © Pfarre Frankenmarkt
Foto 2: Ein Auszug aus der Sopranstimme des „Kyrie“ aus der „Missa in C“. © Pfarre Frankenmarkt
Foto 3: Magdalena Kainberger (17) wird den Fund auch in einer Vorwissenschaftlichen Arbeit für die Matura am Adalbert-Stifter-Musikgymnasium in Linz verwerten. © Pfarre Frankenmarkt
Foto 4: Die Pfarrkirche Frankenmarkt. © Pfarre Frankenmarkt / Michael Kainberger