Montag 6. Mai 2024

Wenn man sich nicht mehr vor-freuen kann

Das Covid-19-Virus hat unser Leben weiterhin voll im Griff. Nach einem etwas ruhigeren Sommer trifft uns die Pandemie nun wieder mit voller Wucht. Die Infektionszahlen steigen, ebenso die Anzahl der Beratungsgespräche in der TelefonSeelsorge – Notruf 142.

Das Jahr 2020 fordert von uns allen einen hohen Tribut. Kaum jemand mehr, der nicht genervt, gestresst, erschöpft oder ausgelaugt ist. Es wird immer klarer, dass es noch lange so weitergehen wird, dass kein Ende in Sicht ist. Diese bittere Erkenntnis führt bei vielen Menschen zu tiefer Verunsicherung, Entmutigung und Perspektivenlosigkeit, weiß Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142: „Die Hoffnung auf eine Rückkehr ins ‚normale‘ Leben schwindet, zudem macht sich das Gefühl breit, dass man selbst – außer der Einhaltung der Hygieneregelungen – nichts für die Beendigung dieses Ausnahmezustandes tun kann.“

 

Dazu kommt, dass eine gängige Motivationsstrategie für anstrengende Zeiten nicht mehr greift: die Vorfreude. War es 2019 noch möglich, sich in einer stressigen Arbeitswoche auf den Stammtisch, das Wellnesswochenende, die Großveranstaltung zu freuen, macht Covid-19 das zunichte. Nur noch vier Wochen bis zum lang ersehnten Winterurlaub? Heuer nur schwer denkbar. Sich als Belohnung für schwere Zeiten etwas gönnen und schon Wochen davor darauf freuen? Alles sehr ungewiss. „Dieser Zustand zermürbt und reduziert die Lebensqualität enorm, da Vorfreude Kraft geben und durch schwierige Zeiten tragen kann“, betont Breitwieser.

 

Perspektivlosigkeit

Wie wird es weitergehen? Die Ungewissheit gleicht einer Nebelwand. © pexels / www.pixabay.com CC0 1.0

 

Die eigene Lebensfreude stärken

 

Was tun, wenn Kraft und Lebensfreude auszugehen drohen? Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin bei der TelefonSeelsorge: „Erstens meine Gefühle, mögen sie auch noch so unangenehm sein, wahr- und ernstnehmen. Ja, die Krise laugt aus, sie verunsichert mich, sie ängstigt mich. Und ja, darüber darf ich traurig und wütend sein und mich beklagen.“

Zweitens gelte es zu sehen, was in dieser Phase guttun könnte: ein Spaziergang, eine Meditation, ein Telefonat etc. „Hilfreich ist auch zu überlegen, wie ich frühere Krisen gemeistert habe, wer oder was damals geholfen hat. Es geht darum, handlungsfähig zu bleiben: Was kann ich tun, um mich selbst wirksam zu erleben? Wo komme ich zu Kräften, wer bzw. was sind meine Tankstellen?“, so die Expertin.

 

Drittens könne die derzeitige Krise dafür genutzt werden, über Bisheriges und Gewohntes Resümee zu ziehen. Lanzerstorfer-Holzner: „Es gilt zu überlegen, was will ich weiterführen und was nicht? Welche Rituale brauche ich, um ‚lebensfreudig‘ zu bleiben? Auf welche (kleinen) Dinge kann ich mich auch jetzt freuen?“

 

 

Strategien im Umgang mit Ängsten und Sorgen

 

Unsicherheit und Perspektivenlosigkeit führen dazu, dass wir uns ängstigen und in sorgenvollen Gedanken verlieren. Wir werden passiv, resignieren, fühlen uns fremdbestimmt und verlieren so die Kontrolle über unsere Handlungsfähigkeit. Folgende Strategien können im Umgang mit Ängsten und Sorgen hilfreich sein.

 

1. Halten Sie eine Tagesstruktur ein!

Das vermittelt Sicherheit und hilft gegen (innerliches) Chaos. Stehen Sie zur gleichen Zeit wie sonst auf, essen Sie zu den üblichen Zeiten und gehen Sie zur selben Zeit ins Bett.

 

2. Planen Sie genau!

Mit Planung erlangen wir Kontrolle zurück. Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht werden weniger, denn wir merken, dass wir die Tage aktiv gestalten können.

 

3. Schränken Sie den Medienkonsum ein!

Ein andauernder Konsum in Bezug auf Covid-19 kann belastend sein. Gestalten Sie den Medienkonsum hinsichtlich des Virus bewusst und beschränkten Sie ihn z. B. auf eine halbe Stunde täglich. So bleiben Sie informiert, sind aber nicht permanent bestimmten Bildern und Schilderungen ausgesetzt.

 

4. Setzen Sie Grenzen!

In sozialen Netzwerken wie WhatsApp, Facebook etc. werden massenweise, zum Teil auch falsche Nachrichten und Meldungen in Bezug auf Covid-19 geteilt. Achten Sie auf Ihre Grenzen und verzichten Sie darauf, solche Nachrichten zu lesen.

 

5. Achten Sie auf Ihre Gedanken!

Fokussieren Sie Ihre Stärken. Richten Sie Ihren Blick auf das Positive, dies kann zur Beruhigung und Stabilisierung beitragen. Sprechen Sie mit Ihren Bezugspersonen auch über Erfreuliches. Vergessen Sie nicht, dass dieser erneute Ausbruch des Coronavirus‘ auch zu Ende gehen wird.

 

6. Grübeln Sie nicht zu viel!

Zu viel Grübeln kann zusätzlichen Stress verursachen. Falls Sie ins Grübeln verfallen, machen Sie etwas ganz Anderes, z. B. backen, lesen oder spazieren gehen. Sie können sich auch eine halbe Stunde bewusst Zeit nehmen, um alle Ihre Gedanken und Sorgen aufzuschreiben. Wenn Sie wieder ins Grübeln kommen, dann sagen Sie sich: „Stopp! Jetzt nicht! Es ist alles notiert.“

 

7. Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr und sprechen Sie darüber!

Unterschiedliche Gefühle (z. B. Angst, Stress) sind absolut verständlich. Bei einem Zuviel wird man von ihnen überflutet. Finden Sie Zeit, Ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, z. B. durch Malen, Musizieren oder Meditieren. Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, mit jemandem über Ihre Gefühle zu sprechen, dann wenden Sie sich an eine hilfreiche Bezugsperson. Sollte diese im näheren Umfeld nicht vorhanden sein, können Sie sich an die TelefonSeelsorge wenden.

 

8. Bewegen Sie sich!

Bewegung – vor allem an der frischen Luft – hebt die Stimmung und hält Sie gesund.

 

9. Entspannen Sie sich!

Entspannungsübungen reduzieren Ängste. Passende Übungen samt Anleitungen finden Sie im Internet.

 

10. Erhalten Sie Ihre sozialen Kontakte aufrecht!

Verbundenheit mit Familie oder Freundeskreis gibt Halt. Nutzen Sie dazu auch Telefon und Videochats.

 

 

Lichtstrahlen durchdringen den Herbstnebel.

Die eigene Lebensfreude stärken. © © jplenio / www.pixabay.com CC0 1.0

 

Ein Leuchtturm in schwierigen Zeiten: TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142

 

Wer das Gefühl hat, es alleine nicht zu schaffen, sollte nicht zögern und Unterstützungsangebote nutzen. Dazu ermutigt auch Silvia Breitwieser: „Die TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142 ist an allen Tagen des Jahres rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos erreichbar. Dies gilt natürlich besonders in der derzeitigen Krisensituation. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des amtlichen Notrufes sind für all jene da, die sich belastet fühlen, voller Angst sind, nicht mehr ein und aus wissen. Sie haben aber auch ein offenes Ohr für alle Menschen, die in diesen Tagen sozialen Kontakt, ein menschliches Gegenüber und ein Gespräch suchen. Unter dem Motto ‚Sorgen kann man teilen‘ bietet die TelefonSeelsorge OÖ ein niederschwelliges Beratungsangebot per Telefon, E-Mail und Chat.“

 

Telefonberatung unter der Notrufnummer 142

Chat- und Mailberatung: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at

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