Gedenkfeier in Schloss Hartheim
Insgesamt nahmen fast 100 Personen an der Veranstaltung teil. Aufgrund der Covid-19-bedingten Schutzmaßnahmen fand die Gedenkfeier heuer ausnahmsweise in reduziertem Rahmen und nur im Außenbereich am Friedhof der Opfer statt. Auf die Einhaltung der
entsprechenden Richtlinien und Abstandsregelungen wurde größter Wert gelegt. Jenen Menschen, die nicht an der Gedenkfeier teilnehmen konnten, stand ein Livestream auf dem
YouTube-Kanal des Lern- und Gedenkorts zur Verfügung. Auf diesem Kanal kann eine Aufzeichnung der Gedenkfeier auch noch später angesehen werden.
Nach der Begrüßung durch die Obfrau des Vereins Schloss Hartheim, Konsulentin Dr.in Brigitte Kepplinger, betonte Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, dass die Gedenkfeier ein sichtbares Zeichen dafür sei, dass sich das Land Oberösterreich zu seiner Verantwortung aus der Geschichte bekenne. Die Einschränkungen des Lebens erforderten laut LH Mag. Stelzer Geduld und Gelassenheit, aber es sei wichtig, dass auch das kulturelle Leben einen Wiederanfang benötige und „zu diesem Wiederanfang des kulturellen Lebens gehört auch unsere Erinnerungskultur", so Stelzer. Das Land Oberösterreich stelle sich in Hartheim nicht nur der Vergangenheit, sondern versuche bewusst, aktuelle Themen rund um den „Wert des Lebens“ zu diskutieren. Dies sei laut Landeshauptmann Stelzer unbedingt nötig, „weil Gedenken erst dann in die Zukunft weist, wenn es mit dem Anspruch des Lernens verbunden ist“. Nicht zuletzt sollen dadurch Jugendliche, die erfreulicherweise in großer Zahl den Lern- und Gedenkort besuchen, in ihrer Lebenswirklichkeit abgeholt werden. Der Lern- und Gedenkort könne durch seine Themensetzungen vermitteln, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte „für ihr Leben viel Relevantes, nicht nur Wissenswertes, sondern auch Wissensnotwendiges“ beinhalte. Landeshauptmann Stelzer strich zum Schluss seiner Worte heraus: „Gedenken ist in unserem Land gelebte Praxis und gelebte Kultur. Ein Weg, den wir weiter gehen wollen.“
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. © Florian Schwanninger / Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Im Anschluss wurden von VertreterInnen der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Israelitischen Kultusgemeinde Gebete gesprochen. Darauf folgte die Kranzniederlegung. Die diplomatischen Vertreter aus 20 verschiedenen Ländern, die Kränze am Grabmal niederlegten, zeigten auf eindrucksvolle Weise den Stellenwert Hartheims als europäischer Erinnerungsort.
© Florian Schwanninger / Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Zum Ort und seiner Geschichte
In Schloss Hartheim in Alkoven (OÖ) war von 1940 bis 1944 eine NS-Euthanasieanstalt untergebracht, in der nahezu 30.000 Menschen ermordet wurden. Sie waren teils Bewohner von Heil- und Pflegeanstalten sowie Betreuungseinrichtungen, teils arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Dachau und Ravensbrück sowie ZwangsarbeiterInnen. 1995 wurde der Verein Schloss Hartheim gegründet, dessen Ziel es war, in Schloss Hartheim einen angemessenen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu schaffen. Im Jahr 2003 wurde aus Mitteln des Landes OÖ und des Bundes mit der Gedenkstätte und der Ausstellung „Wert des Lebens“ der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim errichtet.
Florian Schwanninger | Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim