Montag 6. Mai 2024

Theologin Polak: „Krisen können zu Lernorten werden“

Krisen wie die gegenwärtige Corona-Krise sind nicht zwingend notwendig, um innezuhalten – sie können aber „Lernorte“ darstellen, um Ursachen und Folgen von Krisen auszuloten und politische und ethische Konsequenzen zu ziehen.

Darauf hat die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „miteinander“ des Canisiuswerkes hingewiesen. So hätten die Katastrophen des 20. Jahrhunderts etwa zur Gründung der Europäischen Union geführt und auch die Menschenrechtserklärung nach sich gezogen.

 

Gewiss, „notwendig ist an solchen Lernprozessen gar nichts“, so Polak, jedoch böten Krisen Momente zum „Innehalten, Nachdenken, theologisch: zur Umkehr“. Sie wolle aber zugleich ihre Hoffnung nicht aufgeben, „dass Menschen fähig sind, auch ohne Krisen, Katastrophen und Druck jene Veränderungen zu wagen, die für das Überlegen der Menschheit heute Not-wendig sind“, so Polak in dem Interview, das in einer Langfassung unter www.miteinander.at abrufbar ist.

 

Umdenken oder Neo-Biedermeier?

 

Gegenwärtig sei die Entwicklung aber völlig offen, führte Polak weiter aus: Ob es etwa gelinge, die Krise tatsächlich zu einem Umdenken etwa in der Öko-Politik zu nutzen sei nicht absehbar. Derzeit zeige sich vielmehr, was in Tendenzen bereits zuvor angelegt war, nun jedoch deutlich zu Vorschein trete: „Ich denke da an das Sichtbarwerden sozialer Ungleichheit innerhalb von Europa und global, die Vulnerabilität bestimmter sozialer Gruppen, die Ambivalenz der Globalisierung, die Frage, wer die Milliardenschulden, die derzeit gemacht werden, bezahlen wird, usw.“ Wünschenswert sei zwar, positive Schlüsse aus der Krise zu ziehen etwa in Richtung einer Stärkung öffentlicher Diskurse – ob es jedoch dazu kommen werde, oder ob nicht vielmehr ein „Rückzug in ein unpolitisches Neo-Biedermeier“ folgt, sei offen.

 

Ein Lernort sei die Corona-Krise im Übrigen auch kirchlicherseits gewesen, attestierte die Theologin: So seien bei Gläubigen wie bei Priestern und Leitungsverantwortlichen gleichermaßen pastoraltheologische Fragen wie „Wozu braucht es die Kirche? Welche Rolle kann, soll sie in der Gesellschaft spielen? Was bedeutet Seelsorge?“ aufgekommen. Offen sei indes, wie nachhaltig diesen Fragen kirchlicherseits nachgegangen werde.

 

Pathologische Folgen von Veränderungen

 

Krisen seien daher prinzipiell nicht nur negativ zu bewerten, da sie Veränderungen – gesellschaftlicher oder persönlicher Art – ermöglichten, betonte die Wiener Pastoraltheologin und Migrationsforscherin. Als Phänomen der Moderne bezeichnete sie jedoch die „Dynamisierung“ dieser Veränderungsprozesse und ihre Beschleunigung. Viele Menschen fühlten sich dadurch „unter gewaltigen sozialen und psychischen Druck“ gesetzt, „weil dadurch soziale Zusammenhänge zerbrechlich werden und der Leistungsdruck sowie die Erwartungshaltungen an das Leben ins Unermessliche steigen“, so Polak weiter. Gerade die Unterbrechung durch die Corona-Krise habe dies vielen Menschen wieder vor Augen geführt.

 

Pathologisch drohe der Veränderungsdruck immer dort zu werden, wo er auf Dauer gestellt sei und wo er auf eine „demografisch alternde Gesellschaft“ treffe. Zeitnot und die enorme Beschleunigung würden in solche Gesellschaften „Rivalität und Konkurrenz“ und einen Autoritarismus befördern, so Polak, da demokratische Prozesse schlichtweg Zeit benötigten. „Auf diese Weise geraten soziale Beziehungen und die Demokratie in Gefahr. Eine Gesellschaft unter permanentem Veränderungsdruck ist von emotionaler und menschlicher Verrohung bedroht“ und beraube sich somit zugleich ihrer Zukunftsperspektive.

 

Dies wisse im übrigen bereits die Bibel, die den Fortschritt im Sinne eines auf die Zukunft hin offenen „Fort-schreitens“ nicht an Tempo oder Leistung messe, „sondern an der spirituellen Reifung, der Orientierung an der Ethik und dem Gesetz Gottes sowie dem Aufbau einer gerechteren Welt“.

 

Quelle: kathpress

 

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